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Kalkfelsen mit Felsspaltenvegetation [8210]

3.2 FFH-Lebensraumtypen

3.2.13 Kalkfelsen mit Felsspaltenvegetation [8210]

Erhaltungszustand des FFH-Lebensraumtyps Kalkfelsen mit Felsspaltenvegetation

a Anzahl der Erfassungseinheiten richtet sich nach der Nennung in Haupt- und ergänzenden Nebenbögen

Erhaltungszustand

A B C Gebiet

Anzahl Erfassungseinheitena 36 (+ 5 NB) 73 (+15 NB) 7 (+1 NB) 137

Fläche [ha] 10,80 13,29 0,56 24,65

Anteil Bewertung vom LRT [%] 43,8 53,9 2,3 100

Flächenanteil LRT am FFH-Gebiet [%] 0,3 0,4 <0,1 0,7

Bewertung auf Gebietsebene B

Kartierjahr 2009/2017 Beschreibung

Im Kartiergebiet kommen ausschließlich Kalkschichten des Weißjura vor, die v. a. an den Hängen des Schmiech- und Tiefentales zu Tage treten. Die Kalkschichten bauen sich aus Bankkalken auf, deren Schichtenfolge aus gebankten Kalksteinserien (Untere Felsenkalke, Obere Felsenkalke, Liegende Bankkalke) sowie Mergelsteinlagen (Zementmergel) bestehen.

Im Verband mit diesen gebankten Kalksteinen des Oberjuras treten auch massige Kalksteine auf, die auf der gesamten Schwäbischen Alb im höheren Oberjura dominieren, weshalb sie weite Teile der Albhochfläche bilden. Diese ragen teils als Schwammalgenmassenkalke felsig aus der Landschaft heraus.

Die Felsen erreichen bis nahe 50 m Höhe. Ein Teil der Felsen bildet große zusammen-hängende Ketten oder verschlungene, strukturreiche Bänder. Die kompakten Riffkalke können Kleinstrukturen wie Löcher, Spalten, Höhlen, Simse, Überhänge, Felsenfenster aufweisen, es kommen jedoch auch, gerade bei den großen Felsen, weitgehend glatte, strukturarme, fast unbewachsene schroffe Wände vor. Die meisten Felsköpfe sind an den Hang angebunden, einige Felsen besitzen jedoch auch unzugängliche turmartige Spitzen. Allgemein gilt, dass die größeren Felsen mit besonnten Wandteilen und Felsköpfen ein deutlich breiteres Artenspektrum aufweisen.

Beschattete, luftfeucht stehende Felsen sind sehr moosreich, meist kommt dazu der Schwarzstielige Streifenfarn (Asplenium trichomanes), seltener der Zerbrechliche Blasenfarn (Cystopteris fragilis) vor – noch seltener sind Hirschzunge und Grünstieliger Streifenfarn (Asplenium viride). Häufig ist hier auch die Sand-Schaumkresse (Cardaminopsis arenosa subsp. borbasii), ansonsten kommen unspezifische Arten der Laubwälder und Sträucher wie Rote Heckenkirsche (Lonicera xylosteum), Stachelbeere (Ribes uva-crispa) und Holunder (Sambucus nigra) vor. Die Alpen-Johannisbeere (Ribes alpinum) kommt im Gebiet dagegen nur zerstreut vor. Wärmegetönte Felswände sind eher flechtenreich und ansonsten meist wenig bewachsen, u.a. tritt als Farn die Mauerraute auf. Simse und die Felskanten sind von Arten der Felsspaltengesellschaften besetzt, dazu gehören Pfingstnelke (Dianthus gratiano-politanus), Trauben-Steinbrech (Saxifraga paniculata) und das im Gebiet relativ häufige Immergrüne Felsenblümchen (Draba aizoides. Letzteres besiedelt auch etwas beschattete Felsen oder Felsfüße. Als charakteristische Gehölzarten finden sich selten im Gebiet Embergers Felsenbirne (Amelanchier ovalis subsp. embergeri) und Gewöhnliche Zwergmispel (Cotoneaster integerrimus). Die Übergänge zu den Trockenrasen [6110*] und Trockensäumen [6210] sind fließend. Sie nehmen ebenfalls die Simsen und Köpfe ein (s. oben).

Die naturnahe Bestockung kann als Ahorn-Linden-Blockwald [9180*], als Seggen-(Blaugras)-Buchenwald [9150] oder auf extremsten Standorten als krüppelwüchsiger Steinsamen-Eichenwald ausgeprägt sein. Die meisten Felsen sind mäßig bestockt, einige Felsen mitunter auch zunehmend beschattet. Einzelne Felsen weisen auch im Bereich der Felsköpfe einen starken Bewuchs von Stickstoffzeigern wie Knoblauchsrauke (Alliaria petiolata) und Ruprechts-Storchschnabel (Geranium robertianum) auf, z. B. südlich von Schmiechen und am Sirgenstein.

Naturgemäß ist die Ausstattung der Felsen weit gestreut. Sie ist abhängig von Felshöhe und -breite, Exposition, Beschattung und Oberflächenstruktur.

Je nach Artenspektrum und Störzeigern ist das Arteninventar mit hervorragend – Wertstufe A (35 Erfassungseinheiten), gut – Wertstufe B (81) oder durchschnittlich – Wertstufe C (12) bewertet.

Auch bei den lebensraumtypischen Habitatstrukturen weisen die Felsen im Gebiet eine unterschiedliche Ausprägung auf. So sind auch die lebensraumtypischen Vegetations-strukturen stark unterschiedlich ausgeprägt, was oft aber nicht immer mit der Größe und Ausdehnung der einzelnen Felsen korreliert. Auch der Tritteinfluss zumindest im Bereich zu-gänglicher Felsköpfe führt zu unterschiedlicher Bewertung. So sind 34 Erfassungseinheiten mit hervorragend – Wertstufe A bewertet, 83 mit gut– Wertstufe B und 11 mit durchschnittlich – Wertstufe C.

Beeinträchtigungen liegen in den meisten Erfassungseinheiten nicht vor – Wertstufe A. In 11 Erfassungseinheiten bestehen Beeinträchtigungen im mittleren Umfang. In 3 weiteren Erfas-sungseinheiten bestehen starke Beeinträchtigungen. Zu den Beeinträchtigungen zählen

 zunehmende Beschattung durch Bestockungsänderung, Natürliche Sukzession oder fehlende Eingriffe/Pflege in bewirtschafteten Beständen,

 Freizeiterholung oder Sport (Klettern, für 12 Felsen besteht eine Kletterregelung),

 Ablagerungen von Müll und organischen Stoffen

 sowie Verkehrssicherungstechnik (Drahtgeflechte).

Teilweise sind einzelne Erfassungseinheiten mehrfach betroffen.

Viele der bekletterten Wände sind sehr artenarm. Eine Bewertung, ob die Wände durch das Beklettern artenarm wurden oder ob die Wände zum Klettern zugelassen waren, weil sie artenarm sind, ist im Nachhinein nicht möglich.

Eine akute Bedrohung seltener Pflanzenbestände konnte jedoch nicht festgestellt werden.

Durch die Verwendung von Umlenkhaken, werden die Köpfe nur wenig beeinträchtigt.

Bekannte Felsen/Köpfe werden auch von Wanderern begangen, die Beeinträchtigungen sind jedoch nur linear oder punktuell vorhanden. Besonders stark von Trittbelastung und örtlich auch Unrat sind Felsen in Siedlungsnähe betroffen.

Verbreitung im Gebiet

Der Lebensraumtyp [8210] kommt über das ganze FFH-Gebiet in großer Anzahl (über 650 Teilflächen) auf den steilen Hängen vom oberen Hangabbruch bis zum Hangfuß in allen Expositionen vor.

Kennzeichnende Pflanzenarten

Bewertungsrelevante, charakteristische Arten

Embergers Felsenbirne (Amelanchier ovalis subsp. embergeri), Mauerraute (Asplenium ruta-muraria), Schwarzstieliger Streifenfarn (Asplenium trichomanes), Grüner Streifenfarn (Asplenium viride), Zwerg-Glockenblume (Campanula cochlearii-folia), Gewöhnliche Zwergmispel (Cotoneaster integerrimus),Zerbrechlicher Blasenfarn (Cystopteris fragilis), Pfingst-Nelke (Dianthus gratianopolitanus), Immergrünes Felsenblümchen (Draba aizoides), Niedriges Habichtskraut (Hieracium humile), un-bestimmte Flechten (Lichenes), Trauben-Steinbrech (Saxifraga paniculata), Rasen-Steinbrech (Saxifraga rosacea), Kalk-Blaugras (Sesleria albicans), unbestimmte Laubmoose (Bryophyta)

Wanderfalke (Falco peregrinus)

den Lebensraumtyp abbauende/beeinträchtigende Arten

Espe (Populus tremula), Vogel-Kirsche (Prunus avium), Sal-Weide (Salix caprea), Vogelbeere (Sorbus aucuparia), Schwarzer Holunder (Sambucus nigra), Trauben-Holunder (Sambucus racemosa), Knoblauchsrauke (Alliaria petiolata), Acker-Horn-kraut (Cerastium arvense), Acker-Kratzdistel (Cirsium arvense), Gewöhnliche Wald-rebe (Clematis vitalba), Gewöhnliche Hundszunge (Cynoglossum officinale), Ruprechtskraut (Geranium robertianum), Efeu (Hedera helix), Wald-Vergißmeinnicht (Myosotis sylvatica), Spitz-Wegerich (Plantago lanceolata), Breit-Wegerich (Plantago major), Mittlerer Wegerich (Plantago media), Gewöhnliches Rispengras (Poa trivialis), Himbeere (Rubus idaeus), Große Brennnessel (Urtica dioica)

Arten mit besonderer naturschutzfachlicher Bedeutung

Zwerg-Glockenblume (Campanula cochleariifolia, RL 3), Pfingst-Nelke (Dianthus gratiano-politanus, §, RL 3), Immergrünes Felsenblümchen (Draba aizoides, §, RL 3), Rasen-Steinbrech (Saxifraga rosacea, §, RL 3)

Wanderfalke

Der Uhu als für das Vogelschutzgebiet gemeldete Vogelart kann einen Teil der vielfältigen Felsbiotopkomplexe als Teillebensstätte nutzen.

Bewertung auf Gebietsebene

Abwertungskriterien der meist naturnahen Fels-Lebensräume sind Artenarmut, Strukturarmut und Beeinträchtigungen. Insgesamt wird der Erhaltungszustand des Lebensraumtyps [8210]

auf Gebietsebene mit gut bewertet – B.