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3.3 Lebensstätten von Arten

3.3.8 Biber (Castor fiber) [1337]

Erfassungsmethodik

Nachweis auf Gebietsebene

Zur Klärung der Artpräsenz auf Gebietsebene wurden die vorhandenen Daten des Biber-managements ausgewertet und die örtlichen Biberberater des Landratsamtes Alb-Donau-Kreis befragt. Ergänzend wurde am 12.12.2017 noch eine Übersichtsbegehung durchgeführt.

Erhaltungszustand der Lebensstätte des Bibers LS = Lebensstätte

Erhaltungszustand

A B C Gebiet

Anzahl Erfassungseinheiten 1 1

Fläche [ha] 49,31 49,31

Anteil Bewertung an LS [%] 100 100

Flächenanteil LS

am Natura 2000-Gebiet [%]

1,5 1,5

Bewertung auf Gebietsebene B

Kartierjahr 2017 Beschreibung

Der Biber ist das größte Nagetier Europas. Nach seiner Ausrottung in Baden-Württemberg in den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts wird das Land derzeit aus Bayern, aus der Schweiz und aus dem Elsass wieder besiedelt. Der Biber ist ein Vegetarier und lebt vor allem von Wasser- und Uferpflanzen. Da er in der Lage ist, seinen Lebensraum aktiv umzugestalten, braucht er lediglich ein ausreichendes Angebot an Wasser und Winternahrung (Rinde von Gehölzen).

Gewässer mit geringer Wassertiefe werden durch den Bau von Biberdämmen aufgestaut. Im Mai kommen im Biberbau zwei bis drei Junge zur Welt. Der Eingang des Biberbaus liegt unter Wasser. Biber sind territorial und leben in Familienverbänden mit zwei Generationen Jungbibern zusammen. Mit der Geschlechtsreife werden die Jungtiere verstoßen und müssen sich ein eigenes Biberrevier suchen.

Das Gewässer ist über weite Strecken begradigt und weist hohe Strömungsgeschwindigkeiten auf. Abschnittsweise fehlen bachbegleitende Weichholzbestände fast vollständig. Die mittelfristige Eignungsprognose ist mit Wertstufe C zu belegen. Eine Verbundsituation zur Donau-Population ist zwar gegeben, durch die "Sackgassensituation" der Schmiech aber erheblich geschwächt. Die Habitatqualität ist daher insgesamt nur mäßig – Wertstufe C.

Zustand der Population

Innerhalb des FFH-Gebietes 7623-341 sind derzeit 7 Biberreviere bekannt (6 Familienreviere und 1 Paarrevier). Die Biberreviere im Schmiechtal stehen im Verbund mit weiteren Biber-revieren am Weiherbach westlich von Ehingen und an der Donau, wo das FFH-Gebiet mit der Schmiech südlich von Ehingen unmittelbar in das FFH-Gebiet 7724-341 "Donau zwischen Munderkingen und Erbach" übergeht. Der Zustand der Population ist damit mit Wertstufe A zu belegen.

Weitere Beeinträchtigungen sind nicht bekannt – A.

Verbreitung im Gebiet

Abbildung 9: Biberreviere im Schmiechtal mit Lage der Biberburgen

Das südöstlichste Revier liegt bereits im FFH-Gebiet 7724-341 "Donau zwischen Munderkingen und Erbach".

Ausgehend von der Donau ist die Schmiech auf ihrer ca. 25 km langen Fließstrecke mit etwa 8 Biberrevieren nahezu vollständig besiedelt. Das Biberrevier im Mündungsbereich ist bereits Bestandteil des FFH-Gebiets "Donau zwischen Munderkingen und Erbach". Das Stadtgebiet von Ehingen weist am südlichen und nördlichen Stadtrand je ein Biberrevier auf. Lediglich das stark ausgebaute Ortszentrum ist ohne Biberrevier. Zwischen Ehingen und Allmendingen folgt bereits das nächste Biberrevier im Bereich des NSG "Umenlauh". Oberhalb (nördlich) von Allmendingen weisen Biberdämme in der Kleinen Schmiech auf ein neues Biberrevier hin. Das nächste Biberrevier liegt zwischen Schmiechen und Teuringshofen in einem von Grünland geprägten Talabschnitt (ehemalige Wässerwiesen). Unterhalb von Hütten zeugt eine mächtige Biberburg im Staubereich einer Wasserkraftnutzung von einem weiteren Biberrevier, bevor oberhalb von Hütten das am weitesten ins Obere Schmiechtal vorgedrungene Biberrevier folgt.

Die Biberspuren beim Wasserwerk Gundershofen sind vermutlich auch noch diesem Revier zuzuordnen.

Bewertung auf Gebietsebene

Der Erhaltungszustand auf Gebietsebene kann als gut – B – angenommen werden (Experteneinschätzung).

Zum Umgang mit möglichen Biberkonflikten siehe auch Anmerkungen im Kap 6.2.1.

3.3.9 Grünes Besenmoos (Dicranum viride) [1381]

Erfassungsmethodik Stichprobenverfahren

Die Kartierungsarbeiten erfolgten von Ende Juli bis Anfang August 2016. Innerhalb des FFH-Gebiets wurden insgesamt 26 Waldstandorte, die als Habitate für das Grüne Besenmoos in Frage kamen, untersucht. Die erfassten Trägerbäume wurden in Absprache mit den zustän-digen Revierförstern mit einem grünen Punktsymbol an der Stammbasis markiert. Abweichend vom MaP-Handbuch wurden vereinzelt auch Laubwaldbestände untersucht, die laut Forsteinrichtungsdaten jünger als 90 Jahre waren, sofern im Bestand einzelne ältere Bäume auftraten, die als Trägerbäume in Frage kamen.

Die Lebensstätten wurden überwiegend aus Forsteinrichtungsdaten abgeleitet. Lediglich in der Teilfläche "Roter Berg" westlich von Allmendingen liegen diese nur für Teilflächen vor.

Unter anderem wurde hier bei der Kartierung ein früherer Fund des Bearbeiters an einem für die Art eigentlich wenig typischen Standort berücksichtigt (Umgebung des Nägelessteins).

Erhaltungszustand der Lebensstätte des Grünen Besenmooses LS = Lebensstätte

Erhaltungszustand

A B C Gebiet

Anzahl Erfassungseinheiten 1 1

Fläche [ha] 93,18 93,18

Anteil Bewertung von LS [%] 100 100

Flächenanteil LS

am Natura 2000-Gebiet [%]

2,8 2,8

Bewertung auf Gebietsebene A

Kartierjahr 2016 Beschreibung

Die Lebensstätte weist insgesamt eine hohe Habitatqualität auf – A. Das Grüne Besenmoos wurde überwiegend in naturnahen, strukturreichen Laubwäldern gefunden. Es handelt sich vor allem um buchenreiche Laubwälder (oft durchmischt mit Berg-Ahorn) in ebener Lage sowie in – teilweise in sehr steiler – Hanglage in W- bis SW und O- bis SO-Exposition. Bei den südlich exponierten Lebensstätten waren stets bewaldete Gegenhänge vorhanden, so dass die Standorte insgesamt als relativ luftfeucht einzuschätzen sind. Daneben wurde das Moos auch in luftfeuchten, felsigen Schluchtbereichen in ebener Tal- bis steiler Hanglage sowie einmal auch in einem niedrigwüchsigen, lichten Eichen-Buchen-Bestand in einem westexponierten Felskopfbereich (Nägelesstein im Bereich "Roter Berg") gefunden. Das Bestandsalter der Lebensstätte liegt – laut vorliegenden Forsteinrichtungsdaten – bei 110 bis 140 Jahren. Im Bereich von Bann- und Dauerwäldern dürften auch deutlich ältere Bäume vorhanden sein.

Der Zustand der Population kann als gut – B bewertet werden. Das Grüne Besenmoos wurde im FFH-Gebiet an neun Wuchsorten auf insgesamt 45 Substraten gefunden: An 42 Bäumen

Totholz (liegendes Totholz und morscher Laubbaumstubben). Die Trägerbäume wiesen einen BHD von (20) 30 bis 80 cm auf. Die Größe der Moosbestände schwankte je Baum zwischen 1 und 1.200 cm² (Mittelwert: ca. 100 cm²). Nur wenige Bestände waren kleiner als 10 cm², etwa ein Viertel größer als 100 cm². Die Anzahl der besiedelten Bäume und Totholzsubstrate lag je nach Wuchsort zwischen 2 und 11. Das umfangreichste Vorkommen mit 11 Trägerbäumen (nur Rotbuchen) wurde im Gewann "Geistal" südwestlich Schmiechen gefunden. Dabei handelt es sich um eine Ansammlung von Habitatbäumen in einem Dauerwaldbestand in der Verjüngungsphase auf einem SW-exponierten, schuttreichem Steilhang (siehe Bild 1 im Anhang). Die Vorkommen auf liegendem Totholz wurden in der Bärenschlucht (NSG und Kernzone) bei Hütten gefunden; es handelte sich dabei um einen umgestürzten Stamm und herabgefallene Äste (siehe auch Bild 2 im Anhang), was ein Auftreten des Mooses in höher gelegenen, vom Boden aus nicht einsehbaren Regionen der Bäume an diesem Standort belegt.

Beeinträchtigungen waren nicht erkennbar – A.

Verbreitung im Gebiet

Die erfassten Lebensstätten des Grünen Besenmooses liegen über das gesamte FFH-Gebiet verteilt. Die meisten Vorkommen (fünf von insgesamt neun) wurden im Schmiechtal und Umgebung gefunden. Im Tiefental wurde das Moos nur im südlichen Teil an zwei Stellen im Bannwald beobachtet.

Bewertung auf Gebietsebene

Die Erfassungsintensität umfasst lediglich die Klärung der Artpräsenz auf Gebietsebene sowie die Abgrenzung der LS auf Basis struktureller/standörtlicher Kriterien. Die Bewertung des Erhaltungszustandes erfolgt aufgrund der eingeschränkten Erfassungsmethodik lediglich als Einschätzung.

Das Grüne Besenmoos konnte an mindestens jeder dritten untersuchten Lokalität nachgewiesen werden. Alle begangenen Waldstandorte sind grundsätzlich strukturell als Lebensstätte geeignet. Es ist zu vermuten, dass das insgesamt nur zerstreute Vorkommen im Gebiet vor allem auf klimatische und/oder edaphische Gründe zurückzuführen ist. Trotz der Einschränkungen bezüglich des Hauptkriteriums "Zustand der Population" kann der Erhaltungszustand der LS insgesamt als hervorragend – A eingestuft werden.