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5.2 Entwicklung der Methodik

5.2.1 TLC Bewertung

5.2.1.2 Logistikkosten

Nach den Komponenten bildet die Logistik den nächsten großen Kostenblock der Total Landed Cost. Im Bereich von Standardtransporten sind Tarifmatrizen mit zwei-stelligen Postleitzahlengebieten für die Angabe von Quelle und Senke der Transport-relation mit Preisen nach Gewicht bzw. Volumen des Transportgutes die Regel. Der geringe Standardisierungsgrad der Schwertransportlogistik in der Windenergiebran-che und die zum Teil sehr abgelegenen Errichtungsstandorte maWindenergiebran-chen eine Anwen-dung solch pauschaler Kostensätze zumindest schwierig, häufig sogar unmöglich.

Daher bedarf es einer Transportkostendatenbank zur Bewertung der Logistikkosten, in der alle realisierten Preise eines Projektes je Abschnitt in der Transportkette konti-nuierlich und konsistent gepflegt werden.

Abbildung 29: Art und Abschnitt der Schwertransportkette Quelle: Eigene Darstellung

Die Abschnitte der Transportkette unterscheiden sich abhängig davon, ob der Trans-port multimodal auf dem Seeweg durchgeführt wird, oder ob er vollständig auf dem Landweg erfolgt. Der Seeweg besteht aus dem Vorlauf über die Straße, dem Um-schlag im Abgangshafen, dem Hauptlauf per Schiff, dem UmUm-schlag im Empfangsha-fen und dem abschließenden Nachlauf. Der Landweg hingegen besteht nur aus dem Hauptlauf auf der Straße. Das soll einen selten notwendig werdenden Austausch von Equipment aufgrund nationaler Gesetze nicht ausschließen, der einen Umschlags-vorgang erforderlich machen würde. Die Beladung beim Lieferanten liegt immer in dessen Hand und ist somit im Komponentenpreis enthalten. Die Entladung am Wind-parkstandort ist indes Bestandteil der Errichtungskosten, da hier kein lieferantenbe-dingter Unterschied vorliegt. Die beschriebenen Eigenarten nach Art und Abschnitt

der Schwertransportkette sind in Abbildung 29: Art und Abschnitt der Schwertransportkette graphisch zusammengefasst.

Nachdem die Abschnitte der Transportkette definiert sind, zu denen Kosteninformati-onen gesammelt werden müssen, ist weiterhin die Einheit festzulegen, in der die Kosten jeweils gepflegt werden sollen. Bei den Umschlagsvorgängen erfolgt die Leis-tungserbringung pro Turmsegment. Demnach sollten auch die Kosten entsprechend mitgeschrieben werden. Da sich sowohl die verschiedenen Segmente eines Turmtyps, als auch die gleichen Segmente verschiedener Turmtypen in ihren Ab-messungen und Gewichten unterscheiden2, können die Kosten besser auf der dar-über liegenden Ebene des Turmtyps erfasst werden, um ausufernde Datenbankdi-mensionen zu vermeiden.

Der Vorlauf vom Lieferanten zum Hafen folgt in der Regel immer derselben Route.

Ausnahmen wie bei dänischen Lieferanten, die für Lieferungen via Ost-, und Nordsee potentiell verschiedene Häfen nutzen, sollen hier vernachlässigt werden. Bei kon-stanter Distanz und eindeutiger Verknüpfung zum Lieferanten können die Kosten im Vorlauf entsprechend denen beim Umschlag gehandhabt werden.

Der Hauptlauf auf dem Seeweg ist der Schiffstransport. Vorausgesetzt der Wind-energieanlagenhersteller hat keine eigene Flotte im Einsatz, setzt sich die Kosten-struktur aus der zeitorientierten Komponente für die Charterung von Schiff und Mannschaft sowie dem Bunker als entfernungs- und geschwindigkeitsabhängige Komponente zusammen. Von einer einheitlichen konstanten Geschwindigkeit für alle Schiffstransporte ausgehend, verhalten sich Zeit und Entfernung linear zueinander.

Bei der Charterung ist ein Tag zumeist die kleinste Abrechnungseinheit. Daher muss eine Relation nicht zwingend im Detailgrad Versandhafen zu Empfangshafen erfasst werden, es reicht die Empfangsregion mit dem Durchmesser einer Tagesfahrt. Bei-spiele für die Dimension solch einer Region sind die Ost- und Westküste Englands inklusive der Anteile der Südküste und Schottland. Dieses Vorgehen vereinfacht ei-nerseits die Datenerfassung und andererseits die darauf basierende Transportkos-tenbewertung für neue Projekte, die zwar in der gleichen Region, aber an stets wechselnden Häfen abgewickelt werden können.

2 Weitergehende Informationen siehe Abschnitt 3.2 Die Supply Chain in der Windenergiebranche

Der Nachlauf des Seewegs ist in seiner Struktur das Äquivalent zum Hauptlauf beim Landtransport. Beide zeichnen sich durch projektabhängige Transportdistanzen aus, die beim reinen Landtransport zumeist länger ausfallen als beim Nachlauf vom nächstgelegenen Hafen. Die Kosten sind hier stark vom jeweiligen Land der Leis-tungserbringung mit seinen Kostenstrukturen und dem Umfang gesetzlicher Auflagen abhängig. Hauptkostentreiber ist hier das Spezialequipment. Zumeist ist ein degres-siver Kostenverlauf mit steigender Distanz und Anzahl Anlagen aufgrund der dadurch reduzierten Rüstkosten und dem verminderten Auslastungsrisiko beim Dienstleister zu erkennen. Demnach müssen für eine valide Kostenplanung neben dem bezahlten Preis das Land der Errichtung sowie die Transportdistanz in der Datenbank hinterlegt werden.

Abbildung 30: Bestandteile der Logistikkostendatenbank Quelle: Eigene Darstellung

Zusammenfassend bedarf es neben den reinen Kosten je Transportabschnitt also das Projekt charakterisierende Informationen wie dessen Anlagen- und insbesondere Turmkonfiguration, die Errichtungsregion und das -Land sowie die Distanz des Nach-laufs bzw. des landbasierten HauptNach-laufs. Darüber hinaus sind der Projektumfang so-wie die beteiligten Dienstleister relevant. Der Errichtungszeitpunkt wird insbesondere für die Eintaktung in die endlichen Kapazitäten der Lieferanten benötigt. Sofern eine Logistikkostendatenbank nach Abschluss eines jeden Projektes entsprechend ge-pflegt wird, bedarf es auch zur Berechnung neuer Projekte ausschließlich dieser fünf Informationsbausteine. Dadurch wird der Bewertungsaufwand in Grenzen gehalten, da die Berechnung nach Eingabe dieser wenigen Stammdaten automatisiert erfolgen kann.

Für weitergehende Analysen empfiehlt es sich darüber hinaus den Errichtungszeit-punkt, den Projektumfang mit der Anzahl installierter Anlagen sowie die genutzten Häfen und Dienstleister zu erfassen. Der Errichtungszeitpunkt sowie der Umfang ei-nes Projektes können aufgrund von saisonal schwankender Kapazitätsauslastung bzw. Skaleneffekten Auswirkungen auf die Konditionen von Logistikdienstleistungen haben. Die Erfassung der jeweiligen Dienstleister wiederum erlaubt neben überregi-onalen Preisvergleichen auch die Erfassung derer Leistung und Qualität. Diese Krite-rien können für die anschließende Risikokostenbewertung von Interesse sein. Eine abschließende Zusammenfassung zur Erhebung der Logistikkosten findet sich in der Abbildung 30: Bestandteile der Logistikkostendatenbank.