• Keine Ergebnisse gefunden

lll. Lilciiirischcs

Im Dokument Theologie «nd Kirche, (Seite 95-159)

1- H u ß und L u t h e r . Eine kritische Untersuchung von Eugen N o v i k o f f . 2 Theile. ( I n russischer Sprache.) Moskau 1859.

Ursprünglich eine philologisch-historische Pieisschrift über Huß erweiterte der Verfasser, der nicht Theologe ist, seine Schrift zu einer kritischen Untersuchung über Huß und Luther, die bereits 1848 fertig war. aber erst im I . 1859

"n Druck erscheinen konnte. W i r haben in dem Werke eine kritische Unter-suchung über Huß und Luther vom griechisch-katholischen und slavisch natio-nalen Standpunkte. Eine solche Beleuchtung der großen Zeit, welcher unsere evangelische Kirche ihren Ursprung verdankt, aus der Mitte der griechisch-katholischen Kirche, ist gewiß für jeden evangelischen Christen eine erfreuliche Erscheinung. Die evangelische Kirche darf von einer Kirche, zu der sie durch ihre Entstehungsgeschichte wenigstens nicht in unmittelbarem Gegensatze steht, e'Ne gerechtere Beurtheilung erwarten, als von römisch-katholischer Seite, Müssen wir uns nun auch gestehen, wir hätten eine objectivere Kritik er-Wartet, so wollen wir um deßwillen doch nicht vergessen, daß es immerhin

8 4 E. N o v i l o f f .

ein Fortschritt ist, wenn das gewohnte Schweigen gebrochen und ein Gegen-stand einer eingehenden Untersuchung werth geachtet wird, der biehcr mit einer gewissen Scheu im dichtesten Dunkel der vorgefaßten Meinungen ge-lassen wurde. Nicht als ein abschließendes Votum, sondern als einen ersten Versuch, der andere hervorrufen wird, begrüßen wir dieses Werk mit Freude.

Freilich müssen wir gleich z» Anfang tief beklagen, daß eine vorge-faßte Tendenz das ganze Werk beherrscht und eine uupartciische, objective Kritik unmöglich gemacht hat. Cs ist die, in Johannes Huß das Slaven-thuin zu verherrlichen, in Luther das Germanenthum als das Beeinflußte und Verächtliche darzustellen. Nach dieser durchgehenden Tendenz zeichnet der Verf. das B i l d Hussens mit blinder Vorliebe, das Luthers mit scharf-spähender Tadelsucht.

Huß war ein Czeche und als solcher ein Gegner der Deutschen; ob er aber auch nur ein halb so ausgeprägtes Slaveubewußtsein hatte, wie unser Verfasser zu erkennen giebt, läßt sich weder beweisen noch bestreiten.

Doch zugegeben. Nun aber will der Verf. Johannes Huß z» einem recht-gläubig griechisch-katholischen Christen machen, der nur aus temporären Gründen aus seiner Kirchcngemcinschaft nicht ausgeschieden und zu der der Mehrzahl der slavischen Stämme, der griechisch-katholischen, übergetreten sei, und giebt sich darum alle Mühe dieses mit Beweisen zu belegen. M a n fühlt cs dein Verfasser ab, wie sehr er bedauert, daß I . Huß seine Sym»

pathien mit der griechisch-katholischen Kirche nicht öfter und nicht deutlicher ausgesprochen hat. Aber auch die wenigen Aussprüche Husscns genügen dem Verfasser, ihm eine vollkommene Uebereinstimmung mit den confcssio-nellcn Lehren der griechisch-katholischen Kirche zuzuschreiben. Verfasser giebt z», daß Huß unter anderem auch besonders dessen von der römisch-katho-tischen Kirche beschuldigt wurde, daß er die Nothwendigkeit der Verehrung leugnete, will aber doch dabei behaupten, daß Huß die Heiligen-Verehrung, wie sie in der griechisch-katholischen Kirche gelehrt und geübt wird, nicht verworfen, sondern nur den crassen, abergläubischen Mißbrauch dcrsel-ben in der römisch-katholischen Kirche gemißbilligt habe. Troß allem Scheine leuchtet indeß doch nur das Eine ein, daß Huß allerdings den segensreichen Zusammenhang der streitenden und der tiiumphirenden Kirche nie geleugnet habe, kein einziger Ausspruch Hussens berechtigt aber zu der Annahme, daß er selbst die Anrufung der Jungfrau M a r i a und der Heiligen gelehrt habe.

Auch in Betreff der Reliquien- und Bildewerehrung kann nur bewiesen

Huß und Luther. Eine kritische Untersuchung. " "

Werden, Huß habe diese Gebräuche zwar geduldet, aber aufs entschiedenste und unermüdlichste gegeu ihren Mißbrauch gepredigt, durchaus aber nicht, W>c Verfasser w i l l , daß er in dieser Beziehung mit dm Satzungen der griechischen Kirche ganz einverstanden gewesen sei. Wenn Huß in diesem U"b in anderen Lchrpunktcn der orientalischen Kirche so nahe gestanden

^ l l e , so »mßteu doch mehr und klarere Zeugnisse in seinen Schriften

dar-"°er zu finden sein. Aber cs ist eben auffallend, wie wenig deren sind,

" l i r wo Hnß gegen die Präteusionen des Papstthums spricht, sagt er

ein-"'al, daß viele Christen in Indien und Griechenland des Papstes Regiment

" ' H l anerkennen. Dieser Ausspruch scheint unserm Verfasser von so durch-'Klagender Bedeutung zu sein, daß er ihn zum Motto seines Buches

gc-"lacht hat: ^ o n r e o u r r u l i t (^raooi acl P«,Miu, 6s HuiI)U8 al)t>it

oru-^ n , Huoä » i n oru-^ u i i 8int äurunliucli. Und doch beweist dieser Ausspruch

"»ssens für seine Stellung zur orientalischen Kirche rein nichte. Dieselben

^usspiüche finden sich bei Luther. Auf diese Prämissen glaubt Verfasser k>ne Behauptung gründen zu können, „daß Huß mir die bereits seit Cy r>lI„K u„h Mcthndius hier gepflanzten Ueberzeugungen, wie sie von der

"Nentalischen Kirche herübergekoinmcn waren, zusammengefaßt habe, woher

!'ch auch erkläre, daß er es für unnütz geachtet habe, sich eines Näheren

»der sciu Verhältniß znr orientalische» Kirche auszusprechen." Ganz anders

"ach des Verfassers Mrnmng die Lehre Luthers, „von der ihr Urheber selbst '°Üt, daß sie gleich nach den Aposteln ihre urspünglichc Reinheit verloren, 4"H Jahre laug immer mehr verfälscht und erst wieder durch ihn ans

" H l gebracht worden sei." Also bei Luther eine Anknüpfung an das a'tc

"'Nligelium und die apostolische Zeit ohne organischen Zusammenhang mit

^ inzwischen liegende» Zeit; bei Huß nur wissenschaftliche Zusammenfassung kl bereits im Volke lebenden Ueberzeugungen, N i e kann aber Verfasser gleich weiter sagen ( I . , S , 329), oaß Huß seinen Feinden, die ihn der lwerung beschuldigten, vortrefflich geantwortet habe: Ich folge nicht dm Ätzern, sondern der Wahrheit Jesu Christi und der Apostel, Also wie

"'ther beruft sich auch Huß auf den einigen Gruud aller Lehic, dao Wort

^es» Christi und der Apostel, Daß dieser Grund trotz des Unwesens der Zwischen Priesterwirlhschaft als lebendige Ueberzeugung, die nur wissen-'chnfUich zusammengefaßt zu werden brauchte, in Fleisch und B l u t des

Vul-»bergegangen war, ist eine Hypothese, die nicht bewiesen werden kann.

^!° auch H»ß mußte an Altes anknüpfen, er protestirt ,-cgen den Vorwurf

86 E. Novikoff,

der Neuerung weder mit mehr noch mit weniger Recht als Luther, Bei diesen Voruttheilen ist es kaum anders zu erwarten, als daß das ganze B i l d , das Vcrf, von Luther entwirft, ein unhistorisches geworden ist. I m Gegen-säße zu Luthers eigenen Geständnissen und dem cinstiiiimigen Zeugnisse sei-ncr Zeitgenossen und späteren Biographen, wagt Vcrf. die Behauptung, Lulher habe das Kloster aufgesucht, um der Friedlosigkeit seines Innern zu entgehen, welche ihm die unreinen Versuchungen seiner massiven fleischlichen Natur bereiteten, ( I , 200), anstatt die Ursache dieses Schrittes auf das tiefe Gefühl seiner Sündcnschuld und des göttlichen Zornes zurückzuführen, ein Gefühl, das er dem jungen Manne noch nicht zutraut. Dagegen aber ist zu bemerken, daß wir nicht alle zu Reformatoren begabt sind. Was daher in Naturen gewöhnlichen Schlages verfrüht oder übertrieben erscheint, ist deshalb bei denen nicht unwahr, denen es Gott giebt. Indessen wird aber auch der einfältigste Christ jeder Konfession, wenn er nur ein erweckter Christ ist, »ich! anders als auf dem Wege der Buße seinen Heiland erkannt zu haben zugeben müssen.

Vcrf, bezeichnet in der geistlichen Entwickelung Luthers drei Perioden und die Jahre 1508 und 1518 als Grcnzpunktc derselben. I n der ersten Periode ist Luther noch unter dem Einflüsse der judaisirenden Lehren vom Zorne Gottes, ( I . 206), die erst seit 1508 allmählich durch den Einfluß Staupißcns abgestreift werden. Seit 1518 ist Luther ganz in den cinsei-tigen Augustinischcn Prädestinatianismus hincingcrathen. Eine nähere Be-gründung seiner Ansicht giebt der Verfasser nicht. Luther hat bekanntlich nie aufgehört vom Zorne Gottes in derselben Weise zu lehren, wie er es bis 1508 gethan, wie denn diese Lehre der andern von dem wesentlich guten Gott, der die Liebe ist, gewiß nicht widerstreitet, vielmehr von ihr nothwendig postulirt wird. Was den andern Punkt anbetrifft, daß Luther seit 1518 ganz in den Augustinischen Prädestinatianismus hineingerathen sei, so geben wir gern zu, daß Luther in seinem theologischen Denken so wenig wie irgend ein anderer Theologe, oder irgend eine Kirchengcmeinschaft über den Widerspruch hinausgekommen ist, der in dem gegenseitigen Ver-hältniß der beiden gleich wahren, aber für unser menschlich beschränktes Denken nicht zu vermittelnden Sähe von der absoluten Freiheit Gottes und der gottgcsehten relativen Freiheit des Menschen zu liegen scheint, Luther ist sich dieses ungelösten Gegensatzes bewußt, er bemüht sich nicht ihn ein-seitiss zu lösen, wohl aber räumt er bei Gelegenheit dem einen oder dem

«>ch und ,^r,U)«, knie lrilychl! Nnlcri>,ch>mss, 8?

andern S a h ,^,^ , ^ „ ^ Konsequenz e,n; nur so erklärt sich, wie Lnlher zu leiten in seinem Werte ,,<!</ ^<>rvo ^ r ! > n r i a " die menschliche NiIIcnsfmhc>!

M lcugueu scheint uud audinscitt' in d>v uur l'ou ihm in der so eindring uchcn Weise geübten Predig von der allgemeinen Gnade in Christo dic Seelen zum Eintritt in das Reich Gottes einladet, als wenn alles nur von lhrcin Nullen Mmige. Wenn Luther in einzelnen Aussprüchen zum „Cal

^'lnischcn Fawlmnuo" zu neigen scheint, in andern zum PclagianiönmK, so

>!t das n m cin Beweis, daß Luther sich nicht so leichthin ezccrpircn und

"ltisiren läßt, er will in seiner ganzen leliensvollen Persönlichkeit erfaßt und

"Ngcschaut sein, Ciue Beschuldigung, wie dic I , 224, „dic beiden Ideen blr unerbittliche!! Cverechiigteit und der l'oüsmumcnen Gnade haben in der

"lclc Luthers nie die erwünschte Versöhnung gefunden, sondern ncrblcibcn 'n »»gelösten! Widerspruch, bald die Seele mit Verzweiflung schreckend, bald

!>c in süftc Sclbswcrgessenheit ciuschläferud," ist darum ungerecht und beruh!

"uf Mangel an Verständnis! sowohl für das alles menschliche Denken über-'mgeude Problem, das man sielös! zu haben sich allenfalls vorspiegeln kann, nls mich für den großen Orist des Reformators, der sich nicht mit einer

^crflächliehm Lösung dieses gewaltige» Problems, an dessen Lösung dic Gliche arbeitet, begnügen tonnte und sich wenigstens das Verdienst erworben M , die göttliche Tiefe desselben mehr als andere aufgedeckt zu haben.

Oc-^ hat sich dabei seine Anschauung an Augustinus geklärt, aber erwachsen '^ stc ihm aus der Schrift, nud weun Luther an einigen Stellen das Studium der Kircheiwäler als unfruchtbar bezeichnet, so ist darauf doch '"°HI nicht ciuc Beschuldigung der Undankbarkeit <I, 275) zu gründen, ändern eine Bestätigung der Grundrichtung des Reformators, daß iu S a -M>l des Glaubens die Schrift alleinige Lehrcrin und Meisterin ist. Der

^ " f . citirt ja selbst eine Stelle <I, 217), in wclchcr Luther „eben

Augu-!->nus auch des Chrysostomn? und Hierouymus lobend erwähnt.

Auch der Unauftichtigkcit wird Luther beschuldigt, ( I , 2 3 1 u, a,), er inbe mit seinem Eide gcspielt, ja sogar ihn frech gebrochen, Ls handelt l'ch nämlich nm den Lid, den Lutbcr als Duetor der heiligen Schrift Ici-itctc, dcr cnangclischcn Nahrhcit nnd der rümischcn Kirchcnlchrc trcu zu sei»,

" l s er diesen Eid leistete, war ihm dcr zweite Punkt nur cine Spccialisi-lung des ersten. Seine That, sein ganzes Wcrk war kcin C,dbrnch und l>Ne Revolution gegen dic Kirche, sondern m'clmchr eine von seinem Gc-'"lsscn und dem ersten Punkte scincs Eidcs geforderte Nothwendigkeit, Als

8 8 O, N o v i k o f f ,

ihiu Treue gegen Gottes Wort und gegen die bestehende Kircheulchie nicht inehr identisch waren und er mit reinem Gewissen mcht beiden Herren die' nen konnte, mußte er sich, dem Gesetze Gott mehr als dem Menschen fol>

gcnd, von dem zweiten Punkte seine? Eides losgesprochen halten, da er ihn doch nur sündigend halten konnte.

S o von vornherein gegen Rüthers Persönlichkeit eingmomme», ist Verf. in ähnlicher W^sc gegen die ganze A r t mid Arbeit der abendländi-schen Kirche, au? ivclcher Luther hervorgegangen ist, vorurthcil?voll und verblendet. Einen einigermaßen universellen Blick in die Entwickelung de?

Dogma? müssen wir ihm absprechen, wenn er c? al? einen Vorzug der orientalischen Kirche ,n Ansprnch nehmen will, das; sie die im engeren Sinne theologischen Dogmen bearbeitet, während die occi,>cn>alische sich nur in den niedern Sphäre!! der anthropologischen Fingen bewegt habe; jede Zeit nnd jede Pmode hat ihre besondere Aufgabe und Arbeit zugewiesen bekommen, auch war die orientalische Kirche zur Zeit ihrer fruchtbaren Arbeit von der occidcntalischeii mcht getrennt, so wenig die occidentnlische Kirche während der pelagmnischcn Streitigkeiten von der mient»!,scheu K^ichr urtnnni war.

Wa? eine Fügung Gottes nnd Gabe seines Geiste? gewesen ist, kann so wenig Grnnd der Ueberhclumg sein, als sich ein Glied über da? andere zu überheben berechtigt ist. Die Kirche hat sich von Osten nach Westen ver-breitet; wie natürlich ist es daher, daß die orientalische Kirche schon in voller dogmenbildender Arbeit stand, al? die oecidciitalische sich erst consoli-dirte, wie natürlich aber auch andererseit?. daß d,e dogmeiibildeude Arbeit der mieiltalischen Kirche bereit? eingestellt war, al? die der occidentalischen noch in voller Thätigkeit war; wie natürlich eben darni», daß die theologi-schen Dogmen der orientalitheologi-schen Kirche, die anthropologitheologi-schen der uccidenta-tischen Kirche zufielen.

I n gleicher parteiischen Befangenheit stellt Verf. principielle Behaup-tungen auf, die wir als ganz stibjcciiu nnd unwissenschaftlich bezeichnen müssen, so z, B, wenn er das Ineinandergreifen de? Ostens nnd Westens, der slavischen und germanischen Welt, mit dem Widerstreite der geistigen und physischen Kraft identificirt und dieses Verhältniß in H„ß nnd Luther per-sonificict darstellt (1,344). Luther ist ihm der Typ»? des neidischen Deut-schcn, mit seinen maßlosen, alles Fremde verachtenden Prätensionen auf Weltherrschaft. Daß Luther die Wenden (Slaven) tadelt, ist unverzeihlich;

( I , 363), daß Hnß die Deutschen nicht liebte, ist ein Verdienst; wenn

Lu-Huß und Luther. Eine kritische Untersuchung. 89

lbcr scinm Volksgenossen Uneinigkeit, Unniäßigkeit, Geiz vorwirft ( I I , 230), W wird dieses nur dazu benutzt, um eine Schniähuug gegen das deutsche

^nlk scheinbar aus de», Munde Luthers selbst zu bestätigen; erhebt Luther dennoch m, «„deren Stellen sein Volk über andere Völker, so ist es eine Schwachheit, die er seiner Zeit zum Opfer bringt; das; Luther nicht Völnuisch instand, wich getadelt; daß Huf; auch Deutsch sprach, wird als ein Lob

^wä'lmtz in Husscns Character wird der starke Zug zu»! Familienleben, als

^u>! slavischen Typus gehörend, lobend hervorgehoben; »an Luther wird ähnliche gesagt, „der nut schlecht verhehlter Tadelsncht, M i t geflissentlicher

^ l ü t f ü l l c wird Liithcrs Eharaeter aualysirt und als Gnindzng desselben kUir allzustnrke Eutwickelung der Prrsö!il!chkeit, eine leichi reizbare Eelbst-uebe bezeichnet, die i!m z» intoleranter Polemik trieb, ei» Cbaractrr, den

^ulh^' der ganze» „Iu!l>erischcn Orlhodorie" auf edrückt habe. Wenn Luther

"' freudigem Glaubenomuth sich wider die Welt auflehnt <I, 3'.!0j * j und sein Amt nli« ein solche rühmt, nni dessentwillen d>e Eugcl mit Wohlgefallen

"uf >h>, niederbücke»' so giebt dies de»! Verf, Veranlassung ihn mit M u -l>n»»ned auf eine Stufe zu stellen; und wenn Luther an anderen Stellen

!>ch n>5 ^,,c» armen Sünder bekennt, der nno dem Slaube zu Gott schreit:

"'banm'dich! so sieht Vers, doch eine gewisse Selbstzufriedenheit durchblicken ( I , 3!>l)). Auch auf L'ithere VlM'erhültniß wird ein zweideutigem L!cht gc-Torfen, indem so ucbenhi» ein Geheimnis; erwähnt wird, das bis jetzt noch e>n Geheimnis; geblieben sei ( I , 312), Die Geschichte weih hier von keinem

^heiuiniß da? das Licht zn fürchten hätte, »nd stellt mit gntei» Gewissen

^ntlx-rv Ehc nie eine löbliche, christliche Musterehe bin. Wenn Verf. gleich ucncmf uon Luthers scharfen Chegcsetzen spricht (er räth z, B. die Ehebrecher zu todten oder des Landes zu verweisen) »nd dazu bemerkt, Luther habe solch? barbarische Represswmaasregcln ergreifen müssen, um da? Feuer, das

^ durch srin? widerspruchsvolle Predigt von der christlichen Freiheit selbst

""gezündet hatte, zu dämpfe» ( I , 320), so erklärt sich solch einseitiges Ur-lheil ans der falschen Ansicht des Perf,, als ob der Ehebruch ganz beson-blre unter dem deutschen Volke und ganz besonders zn der Zeit im Schwange gewesen sei, als die Predigt von der christlichen Freiheit zu erschalle» begann, H>c Sünde» des Ehebruchs ncrn»rrinisscn das Menschengeschlecht zn jeder

*) Die Teitenzahlen 257—356 kommen zweimal vor, was bei etwaigem

"achschlagen zu beachten ist.

W <z. Novikoff,

Zeit und an allen Orten, das Evangelium allein, das wicdcrgcbornc Herzen schafft, heiligt auch die geschlechtlichen Verhältnisse, Daher, glauben wir, hätte Luther mit gleichem Recht oder Unrecht, darauf kommt es hier nicht an, jene Rcprcssivmaßrcgeln unter jedem andern Volke und zu jeder anderen Zeit für räthlich befinden können, jedenfalls ist der Schluß aus diesen da-mals von Luther für nothwendig erachteten Maßregeln anf den sittlichen Zustand jener Zeit voreilig und unberechtigt. A m allerwenigsten ist es statthaft, etwaige allgemein verbreitete sittliche Schäden der Predigt von der christlichen Freiheit zuzuschreiben, welche Luther mit gewaltiger Stimme er-schallen ließ. Diese Predigt erlöste die in den Fesseln des Papstthums gc-knechteten Gewissen: sollte sie nm desscntwillen verstummen, weil sie miß-verstanden werden kann? Nur weil Luther nun einmal keine Gnade finden soll, kann man es wagen, ihn der sittlichen Gebrechen zu beschuldigen, die vor Beginn seiner rcformatorischen Thätigkeit allgemein vorhanden waren und sein Auftreten veranlaßten. Aber in des Vcrf, Urtheil über Luther geht er noch weiter, wenn er folgendes Raisonncmcnt als wis-scnschaftlich begründetes Urtheil hinstellen kann." Wenn Luther seine Frau in Briefen seinen lieben Herrn, Frau Katharina Lutherin, Doctor und Pfarr-Herr zu Wittenberg litulirt »nd sonst auch seine innige, zärtliche Liebe zu ihr ausspricht, so findet Verfasser derartige Ausdrücke in dem Munde eines in Selbstsucht nüchtern und hart gewordenen Menschen seltsam ( I , 329); doch er erklärt sich die seltsame Erscheinung; unter dem friedlichen Dache ruhte der „wilde" Lehrer des Evangeliums von den Mühsalen des öffentlichen Lebens aus ( I , 329) und gab sich dem fröhlichen Treiben im Kreise seiner Freunde hin, obgleich die Riickerinnerung an die klösterliche Einsamkeit sich nicht selten wie ein dunkler Schatten über die lichten Augenblicke in dem Leben des Abtrünnigen legte, der den engen Pfad der evangelischen Gebote mit dem breiten Wege eines Knechtes der Welt vertauscht hatte."

Das sind Resultate, die der Verfasser aus der Betrachtung des Lebens-bildcs Luthers gewonnen hat; wie wird er seine ganze Wirksamkeit »nd insbesondere seine Lehre würdigen? Das zeigt uns der zweite Theil des Werkes, der in drei Abtheilungen zerfällt, von denen die erste „das hältniß Hussens und Luthers zu ihren Volksgenossen", die zweite „das Ver-hältniß Hnssens zum Volke und seine Lehre", die dritte den „Einfluß Husscns und der czechischcn confcssioncllen Bewegung auf Luther und die Deutschen"

behandelt.

Huh und Luther. Line kritische Untersuchung, 91

Es ist nicht leicht dem Verf. in seinen nicht eben klaren und conciscn

^Positionen zu folgen, wie denn auch schon die Einteilung m> Unklarheit uidet; doch müssen wir es dem Vers, hier noch mehr als im ersten Bande zu Gute halten, daß er nicht Theologe ist, ohne damit die vorgefaßte Tcn-öknz zu entschuldigen, welche mehr als alles andere ein falsches Licht auf die Objecte der kritischen Untersuchung wirft. Nachdem Verf, in dem ersten Capitel der ersten Abtheilung das Papstthum nach seinem Wesen und sei-ner geschichtlichen Erscheinung und Luther als einen esei-nergischen Ghibcllinen dargestellt hat, wendet er sich in dem zweiten Capitel zu Luthers Lehre, Eine tiefe Sittenlosigkcit in Verbindung mit einem bejammernswerthen Un-glauben kennzeichnet das deutsche Volk zu Anfang der Reformation ( I I , 77), bas ist das schmeichelhafte Resultat, zu dem Verf, gelangt ist. A n Stelle

°cs Glaubens an den Heiland lebte im Volke der Glaube an den Teufel und Luther theilte den Aberglauben seines Volkes vollkommen. Was bei

°cs Glaubens an den Heiland lebte im Volke der Glaube an den Teufel und Luther theilte den Aberglauben seines Volkes vollkommen. Was bei

Im Dokument Theologie «nd Kirche, (Seite 95-159)