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Eduard Pontus Haller,

Im Dokument Theologie «nd Kirche, (Seite 159-165)

weil. Pastor zu Rappel, geb. den 2. Nov. 1810; gestorben den 28. Jan. 16U4.

".'""> 28, Januar dieses Jahres verschied Eduard Pontus H a l l c r . Pastor zu

^"ppel, nach einem mchcre Monate langen Bnistleidcn. mit großer Freu-b ' M »nd im Frieden durch die Barmherzigkeit des Herrn Jesu Christi.

^ war der jüngste Sohn des Propstes der Insulai-Wicek. Pastors zu

Kei-"'s. Jacob Poutus H a l l c r , geboren den 2. November 181U, und verlor den Vater schon im Alter von « Jahren. Unter der Leitung der vcrwittwctm

^»tter wuchs er auf, ein kräftiger Knabe an Leib und Seele auf dein Wutwenhaken Lello. bis ihn der älteste Bruder, der pensionirte Hofrath

^ " I Magnus H a l l c r , als damaliger Hauslehrer in Krcuzhof zu sich

"«h'n. um ihn zu erziehen und zu unterrichten. Dort legte er den ersten tüchtigen Grund zu seinem fleißigen Arbeiten und Fortschreiten im Nissen

""d festigte seinen Character, 1824 im Januar trat er ins Gymnasium in Aenal und bezog, nach rühmlichst absolvirtem Schul-Cursus. im Anfange des wahres 1831 die Universität zu Dorpat mit dem Maturitäts Zeuguissc, und kniete sich dort eifrig und fleißig dem Studium der Theologie.

AIs sein Schwaqer. Pastor Heinrich Paucker zu S t . Simonis, '», November 1833 einen, langjährigen Leberübel erlag, eilte er nach beendigtem Universitäts-Cursus nach Simonis, um wie der entschlafene Schwager ce 'ch°n wegen seines Ernstes und entschiedenen Characters gewünscht hatte, der b e s t e r zu helfen, ihre Kinder zu erziehen und zu unterrichten. Obgleich

" >M Januar des Jahres 1834 in diese Stellung eintrat, und außer den

"Lenen Kindern der Schwester noch andere Knaben vertrauensvoll ihm über-2°ben waren, so absolvirte er »m Ostern desselben Jahres sein

Gradual-^lamen in Dorpat, nnd nachdem er mit der Schwester und de» Kindern

^ 5 im März auf das Kronsgut Laakt, wo sie die Wohnung gemiethet h'tten. übergesiedelt war. die beiden Consistorial-Elamina im Julius 1835.

^ w " hier nicht bloß em treuer und eifriger Lehrer der Kinder, sondern

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auch in jeder Beziehung eine rechte Stütze der Schwester und vertrat Vaterstelle an den Kindern, Er «erlangte wohl mit Strenge Ordnung, Mciß »nd Gehorsam, doch wußte er auch die Kinder durch hingebende Freundlichkeit gegen sie an sich zu ziehen, so daß alle seine Schüler ih>»

mit aufrichtiger Liebe ergeben waren und bis zuletzt blieben.

M i t Constantin W i n k l e i 1835 im Herbst auf die Wahl kam er in Nescubcrg. als Propst Nicolaus W i n k l e r seinen Abschied all« Pastor gl' Nllmmen hatte. Ersterer ward gewählt und H a l l c r blieb bei der Schwester bis er 1837 den 23, December nach Rappel als Pastor vocirt ward. Am 27, Febr, 1838 wurde er in Rappel vom GeneralSuperintendenten Dr.

R e i n urdmirt und introducirt »nd hat daselbst fast 26 Jahre aufs treuste und eifrigste als Prediget und Seelsorger gewirkt, bis ihn eine Entzündung ans Brtt fesselte, das er auch nicht mehr »erlassen sollte.

Vermählt seit dem 6. Julius 1838 war die Ehe eine sehr glückliche, nur kinderlos, aber desto mehr wendete er auch seine Liebe ganz auf seine Gemeinde, sowohl die Deutschen als die Ehsten, die er als seine ihm von»

Herrn gegebenen Kinder ansah Cr suchte ihne« sowohl in leiblichen Dingen, wie besondere in geistlicher Hinsicht ein rechter Vater und Berather zu sein, Als solchen ihn zu betrachten gewöhnten sich dir Bauern je länger je mehr, ebenso auf sein Wort zu achten »nd seinenRath zu befolgen. So hatte el die Freude, daß die B>niern seines Kirchspiels sich ganz richig verhielten unb in, Gehorsam verharrt,,,, als in der Nachbarschaft offene Widersetzlichkeit

»nd Rebellion ausbrachen.

Später nahm Haller noch zwei Waisen in der frühesten Kindheit, ein Mädchen »ud einen Knaben, als Pstegkinder an, für deren Erziehung n»d Ausbildung cr mit seinrr treuen Lebensgefährtin eifrigst bis zuletzt gesorgt und sie wie eigene Kinder geliebt und gepflegt hat. Den Jüngling ließ el auch zuletzt ins Ausland gehen, um ihn für die Landw,rthschaft sich gründ' üch ausbilden zu lassen, von wo er während seiner Krankheit zu seiner großen Freude zurückkehrte.

H a l l e r war mehr ein M a n n des Verstandes, als des Gefühls, und sein religiöser Standpunkt hat daher auch wohl mehr eine gesetzliche Rich' tung genommen, obgleich er fest hielt am Glauben an die rechtfer-tigende Gnade des Herrn Jesu Christi. Auch war er ein Gegner del Brüdergemeinde Hieselbst, welche grade in seinein Kirchspiele sehr stark vertreten war, weil er mit der ganzen Richtung derselben und ihrem T«>'

Eduard Pontus Hall«. 1 4 9 be». und namentlich auch mit dein gefühligen Wesen und dein besondern Hervortreten desselben bei ihren Anhängern nicht cinlierstandcn war, und es gelang ihre» Bemühungen nicht, ihn zu ihren. Freunde und wo möglich zu 'hreni Gliede zu »lache». Er ionntc sich nicht herbeilassen, sie öffentlich M der Predigt anzugreifen und mit bestimmtem Hinweis auf sie ihre Ver-'rrungen streng zu rügen, wenn er gleich ihre Irrthümer durch feste Aus-legung des Wortes Gottes im Allgemeinen bloßlegte und sie in allem

^nste, aber doch mit Freundlichkeit auf den einigen Grund des Glaubens '" bcr Rechtfertigung aus Gnaden leitete.

Er lebte ganz für seine Gemeinde und suchte ihr z» helfen, wo und

""e er konnte in aller Stille, auch mit den größten Opfern, So gründete

" cm Haus für verwahrloset«! Knaben und erhielt es auch so lange, bis s'ch in seinem Kirchspiele keine Kinder mehr fanden, welche dieser Hülfe

^'sonders bedurft hätten. Die Knaben wurden dort meist zu ordentlichen Knechten erzogen. Dazu verwandte er auch jährlich einen bedeutenden Theil seiner Einnahme, obgleich er zugleich sehr bereitwillig uon seiner Gemeinde, Hohen »nd Niedern, dabei unterstützt wurde. Zugleich half er auch seinen

^emeindegliedcrn dadurch, daß er ihnen sein Korn z» den niedrigsten Preisen

""kaufte, bis sie durch die allgemein eingeführten Pachten selbst wohlhaben-b" wurden und dessen nicht mehr so bedurften. Auf diese Weise hat unser

^ber Hauer wohl kein Vermögen gesammelt und hinterlassen, aber eine

"lchc Aussaat gemacht, welche gewiß auch eine reiche Ernte der Gnade zur 3°lge haben wird nach der Gnaden-Vcrhcißung unsers Herr».

Aber nicht bloß für ihre leibliche Existenz suchte er helfend und för-b"no zu wirken, so daß nie ein wirklich Hülfsbedürftiger sich 'hm nahte.

°l'»e willige Hülfe zu finden; sondern besonders suchte er für ihre geistigen Bedürfnisse zu sorgen und an ihnen zu arbeiten, und ermüdete dabei nicht,

""nn sie auch wohl manches M a l , wie namentlich bei den Krankenbesuchen.

s""e allzcitigc Bereitwilligkeit mißbrauchten - Uebcrall hielt er streng auf

^ Gesetz und war nicht leicht zu bewegen. Ausnahmen in besondern wällen zu gestatten, wodurch er bisweilen, wie auch durch sein offenes und N"°des Wesen Anstoß erregen mochte; doch muhten Unparteiische ihm

Gc-^chtigkeit widerfahren lassen und thaten es auch willig.

Zuletzt nahm ihn der Herr noch in eine ernste und schwere

Schule-^ hatte sich fte« einer festen und kräftigen Gesundheit während seiner Amtszeit erfreut, so daß er. ungeachtet sein so ausgedehntes Kirchspiel m

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hohem Grade seine körperliche Kraft und Gesundheit angriff, doch für sich keiner ärztlichen Hülfe bedurft hatte. Daher beachtete er denn ein Unwohl»

sein, das er schon vom Frühjahre 1863 mit sich herumtrug, nicht recht, auch dann noch nicht, als er am Tage seiner Silberhochzeit, wo er von einem großen Kreise von nächsten Verwandten und Kirchspiels'Eingepfarrten umgeben war, welche ihm ihre Liebe »nd Anhänglichkeit bezeugten, von heftigen Stichen in der Biust gequält, sich hinlegen mußte. Denn sobald das Unwohlsein in Folge angewandter Hausmittel sich etwas verringerten, raffte er sich wieder auf und fuhr zu seiner Kapelle, wo er einen angreifenden Ar»

beitstag hatte und von da »och zu einer brüderlichen Conferenz nach Nucköe.

Das Uebel war aber nicht gehoben, sondern mit Gewalt zeitweilig nieder-gehalten, und nach seiner Rückkehr brach die Entzündung von neuem so ernstlich aus, daß er nun auch ärztliche Hülfe suchen mußte. Aber durch die anfangs unbeachtete und später erneuerte Entzündung waren die Lungen angegriffen, dermaßen daß sich eine Zehrung ausbildete, an welcher er schwer und lange, 5 Monate, leiden mußte. Durch dieses Leiden wurde er aber immer mehr und inniger zu dem Herrn geführt, dem er sich von ganzem Herzen ergab. Jetzt bei bisher ungekannten Leiden lernte er recht die ganze Größe der Barmherzigkeit schmecken. Der Znstaud war oft wechselnd, manches M a l erreichte das Leiden einen solchen Grad, daß er sein Ende nahe glaubte und daher, besonders nachdem er zu seiner großen Freude bei einem Besuche des General Superintendenten von ihm das heil. Nacht-mahl empfangen hatte, ganz mit dem Leben abschloß, auch von Allen Ab>

schied nahm, sie dem Herrn empfehlend und segnend. Als dennoch für eine kurze Zeit das Leiden geringer schien, ward ihm der Gedanke schwer, daß er sich nun wieder dem Leben hieniedeu zuwenden müsse, denn er sehnte sich danach, daheim bei seinem Heilande zu sein. Aber er halte nun auch gelernt, sich ganz der Gnadenleitung seines erbarmenden Herrn zu ergeben. Seine größte Freude und seine tägliche liebste Beschäftigung war die Betrachtung des Wortes Gottes, welches er sich zuletzt vorlesen ließ und dann oft laut mit den Seinigen betete, wobei er sich immer mehr der überaus großen Gnade uud Barmherzigkeit Gottes in Christo Jesu freute und sie von Herzen lobete und pries. A m 28, Januar fühlte er endlich sein Scheiden wirklich herannahen, nahm nochmal? Abschied von den Seinen, suchte noch die Hände zum Segen zu erheben, venuochte es aber nicht mehr, sank zurück, betete noch still zum Herrn und verschied so

Eduard PontuS H a l l er. 1 5 1 luhig und still, im Frieden mit Gott durch den barmherzigen Herrn und Mland, Der theure Bruder hat treu und freudig gewirkt, so lange seine Kräfte reichten, im Namen des Herrn, und konnte auch zuversichtlich hoffen,

"ß seine Arbeit nicht vergcblick ,^'wcscn sei. Er hat einen guten Kampf Mampft, er hat den Lauf vollendet, er hat Glauben gehalten: so wird denn

"uch ihm die Krone der Gerechtigkeit aus Gnaden ertheilt werden an jenem

^"8e von dem gerechten Richter! — O Herr, mach's nur mit meinem Ende Hut! das war sein häufiger betender Hülferuf zu dem Herrn: Das schenke

" barmherzige treue Herr auch uns aus Gnaden! Amen,

Propst Pa ucker.

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