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Kirchliche Zustände in den skandinavischen Ländern Dänemark, Norwegen und Schweden

Im Dokument Theologie «nd Kirche, (Seite 79-95)

Von

H. N . Hansen, Pastor in Winterhausen.

^ s dürfte vielen Lesern dieser Zeitschrift von Interesse sein, über die kirch.

uchen Zustände in den skandinavischen Ländern, die sich bisher der theolo-g'Ichm Kenntniß leider n»r zu sehr entzogen haben, eingehendere Mitthei-ungen zu erhalten. Sind es doch für die Ostseeprovinzen neben Finnland.

>e nächsten lutherischen Genossen, die in jenen nordischen Landeskirchen manchen heißen Kampf mit krankhaften Richtungen verschiedenster A r t zu

M e n haben. Gelegenheit und Anhaltspunkt zu solcher Berichterstattung L ü t t k " ^ ° ^ " ^ neuerdings erschienene treffliche Buch von M o r i t z noch M b ' " ^ " " " " lebhafter Theilnahme gelesen, obwohl wir gerne Es sind ^ ' " ° ^ Eingehenderes und Umfassenderes gewünscht hätten.

^ . ö'"" Theil Personen und Verhältnisse, die vor mehreren Decennien d o c k ? d " . " ° ^ " Anschauung uns wohlbekannt und vertraut waren;

falls . ° ° " 5 "anchcs Neue und Unbekannte uns begegnet. Jeden-Schiff ^ ' ^ ^ GckgMhcit eine Hinweisung auf den Inhalt jener v o m / '" " " " ° " Kreisen von Interesse sein. Die Schrift ist her-in Bonn, welche den Zweck hat.

L ä n b e r n ^ ä n e m ^ " ^ ^ " " ° ' "Kirchliche Zustände in den skandinavischen Watt. Elb«feld ,«'«. ^ ° " """ Schweden"; Mittheilungen aus der

Gegen-»»,«« 4«o4. S . 144 in 8°.

" 8 H. N. Hansen, Pastor in Winterhausen,

von Zeit zu Zeit früheren oder gegenwärtigen Mitgliedern eines dort best?

henden theologischen Vereins ein Stipendium zu einer Reise zu gewähre«, die zur Förderung ihrer theologischen Ausbildung und zur Erweiterung ihrer kirchlichen Anschauungen dienen soll. Durch Hilfe dieser Stiftung find früher erschienen die kirchlichen Skizzen aus dem evangelischen Franl-reich von Theodor l^ink, nunmehr Pfarrer zu Coblenzz ferner die nieder»

ländische reformirte Kirche von August K ö h l e r , jetzt Professor in Jena;

außerdem in Gelzer's protestantischen Monatsblättcm die Mittheilungen über die piemontesische Presse gegenüber dem Papstthum und Katholicismus in den Jahren 1850—1858 von H e n r i c i , jetzt Pfarrer zu Cöln, An diese schließt sich die vorliegende Schrift des Candidnten Üüttke an, welche die Beobachtungen einer Reise im Sommer 1863 enthält. Der Schrift geht ein kurzes Vorwort von Professor D r . K r ä f f t in Bonn voran.

Die kirchlichen Zustände in Dänemark führt uns der Verfasser a»

den zwei wichtigen Persönlichkeiten G r u n d t v i g »nd S ö r e n Kierkegärb vor Augen. Nicht ohne Grund legt man diesen beiden Männern, die in der Hauptstadt Kopenhagen wirkten, eine solche Bedeutsamkeit bei, wie sie Häuptern und Führern einflußreicher Richtungen von ihren Anhängern oder auch von ihren Gegnern gemeiniglich beigelegt w i r d ; auch ist nicht z»

leugnen, daß sie den größten Einfluß auf die dänische Kirche nach den uec>

schiedensten Seiten ausgeübt haben und zum Theil noch ausüben; daran aber hat der Verfasser nicht wohl gethan, daß er die gesummten kirchlichen Zustände in Dänemark gleichsam in diese beiden Richtungen aufgehen läßt.

Zuerst wird G r u n d t v i g und seine Partei an der Hand der ew' gehenden Schrift von Christian H a n s e n : „Wesen und Bedeutung des Grundtuigianismus in der dänischen Kirche" charakterisirt. „Seine Bede«' tung liegt nicht sowohl in den Lehreigenthümlichkeiteü, welche derselbe nach und nach herausbildet, als vielmehr in dem historischen Verlaufe, den el genommen und in den Erfolgen, die er durch seine auf das practische Kir-chenwesen gerichteten Bestrebungen erzielt hat," Der Verfasser giebt eine historische Uebersicht über die Anfänge G r u n d t v i g ' s , seinen Kampf mit Professor Clausen und dem Rationalismus, seine schriftstellerische Wirt»

samkeit, seine Ausscheidung von der Staatskirche, dann von seiner Rück»

kehr und dem Bestreben, 5ie Staatskirche umzugestalten. Erst seit dem Jahre 1848, „ w o die Ereignisse ins Rollen kamen", führten die Best«-bungen G r u n d t v i g ' s und der Grundtvigianer zu wirklich entschiedenen

Kirchliche Zustände in den skandinavischen Ländern. " "

und erheblichen Resultaten, wie zum Gesetz übn Lösung des Parochialver-bände« 1855, zum Gesetz über Benützung der Kirchen durch nicht zuständige Geistliche 1862, zum Gesetz über Aufhebung des Taufzwanges 1857, Hand

>n Hand mit der weiteren Ausbildung des einseitigen Nationalelemem«

haben die Grundtvigianer ihre Triumphe gefeiert. So ist ans der luthe-uschen Kirche in Dänemark eine sogenannte V o l k S k i r c h c geworden, G r u n d t v i g sagt: „die Volksküche ist keine Glaubensgemeinschaft, sondern kann nur gebraucht werden als Mutterschooß für wirkliche Glaiibensgemein-schuften; und aller Wahrscheinlichkeit nach besonders für die christliche Glau-bensgemeinschaft mit lutherischem Character, welche offenbar in mehreren Jahrhunderten den meisten Dänen am besten gefallen hat," Wenngleich seine Partei in dieser erttemen Auffassung ihm nicht gefolgt ist, so hat doch

"Uch sie im Interesse möglichster Ungebundenheit bis jetzt einer jeden festeren Organisation der Volkskirche, wie sie mehrfach angestrebt wurde, sich durch-aus abhold gezeigt.

Die L e h r e i g e n t h ü i n l i c h k e i t e n des Grundtvigianismu« concentriren sich bekanntlich um die 3 Punkte: Taufe, apostolisches Symbol»»« und das sogenannte lebendige Wort. Der neue Mensch wird gezeugt durch die T a u f e als das Bad der Wiedergeburt, und zwar a l l e i n durch die Taufe M't Ausschluß alles Andern. Die Taufe ist mithin den Grundtvigianern ba« Fundament des Heils, ist für die Erlangung desselben das erste, wich-ligste, in gewissem Sinne einzige Mittel, alles Uebrige ist im Vergleich mit Hr sccundär, hat nur helfende und fördernde, keine grundlegende Bedeutung,

" a s apostolische S y m b o l u m seiner ganzen jetzt vorliegenden Form

"ach. wird geradezu auf den Herrn selbst zurückgeführt, als aus seinem

"ssenen Munde gekommen. Die Zeit, in welcher es vom Herrn der Ge meinde mitgetheilt worden, sind die 40 Tage zwischen der Aufeistehnng und H'mmelfahrt. Durch die Tradition, durch die lebendige mü idlichc Fart-Pflanzung in der christlichen Gemeinde, ist das Symbolum unverändert und unverfälscht bis auf uns gekommen. Die Grundtvigianer machen es zur hauptsächlichsten Quelle und alleinigen Norm des Glaubens, zu einer Norm, nach der sich auch die heilige Schrift normiren müsse, Darum gilt ihnen auch überall die heilige Schrift viel weniger als das Glaubenssymbol, Das e endige Wort ist das gesprochene Wort, „das Wort in leiblich lebendi-M , Zustande auf lebendi-Menschenlippen", im Gegensah zu dem geschriebenen

°"e, „dem Worte in leiblichtodtem Zustande als Buchstabe." Die t r »

-7N H. N, Hansen, Pastor in Winterhausen,

äitio äominica, im allereigentlichsten Sinne das Lebcnswort, und nament-lich das Symbolum heißt den Grundwigianern „der geistige Mutterfchooß der Kirche", während sie von der heiligen Schrift zu sagen sich nicht scheuen, sie sei eine „todte Mutter, und könne keine lebendigen Kinder gebären,"

Die practischc Bethätigung des christlichen und kirchlichen Lebens in den Grundtvigianischen Gemeinden gestaltet sich derart, daß die Alistrusitäten der Theorie hinter die bessere Präzis zurücktreten und daß im Allgemeinen in solchen Gemeinden sich ein gewisses Leben, Beweglichkeit, und Regsam»

keit findet. Der Gottesdienst ist meist sehr zahlreich besucht, die Commiinion wird in den größer« Gemeinden allsonntäglich gehalten, der Kirchengesang aus einem sehr trefflichen Gesangbuch ist durch den Einfluß der Grundt»

vigianer besser geworden und überhaupt findet sich bei ihnen eine eigen»

thümliche Frische und Freiheit des christlichen Lebens.

Eine ganz andere Natur als G r ü n d u n g war S ö r c n K i e r k e g ä r d , der im Jahre 1855 in Kopenhagen starb. Sein Feld ist das geschriebene Wort, er ist Schriftsteller und n u r Schriftsteller, hat nie ein Amt in der Kirche bekleidet, stellt sich daher auch immer dar als einen solchen, der „ohne Gewalt" d, h. ohne kirchliche Amtsgewalt zu den Leuten komme und zu ihnen rede. Keine Lehreigenthümlichkciten finden sich bei ihm, kein Anspruch dogmatische „Entdeckungen" gemacht zu haben, keine Tendenzen, die auf die äußerliche Gestalt der kirchlichen Dinge gerichtet wären. M a n kann bei ihm nicht, wie bei G r u n d t v i g , von einer Partei sprechen. Sein Wirken ist darauf gerichtet, im Gebiete des persönlichen Christenthums, der Christ»

lichkeit des Individuums, das Falsche zu vernichten, das Wahre zu pflanzen, zu beleben, zu fördern und zu stärken.- Was hält nun aber Kierkegard für das Wahre, das wahrhaft Christliche? M a n bezeichnet seinen Stand»

Punkt als den der S u b j e k t i v i t ä t , und richtig verstanden ist er's auch.

Die „Subjektivität ist die Wahrheit", das wird in seinem Sinne gesprochen sein-, die Wahrheit liege in der Innerlichkeit. Darum eifert er auch immer»

fort gegen jene falsche Objektivität, welche sich gewöhnt habe, das Christen-thum zu betrachten und zu behandeln als etwas vor und außer uns Ste»

hendes, K i e r k e g a r d hat eine Menge Schriften herausgegeben, die besonders von den Gebildeteren fleißig gelesen werden. Seine Lehre, wenn man überhaupt bei ihm von einer solchen sprechen kann, ist eine philosophische oder psychologische, aber keine dogmatische. Er unterscheidet nämlich inner»

halb der Entwickelung des menschlichen Bewußtseins drei Stadien, drei

Kirchliche Zustände in den slandinauischen Ländern, 7 1 eigenthümliche Lebensanschauungen' einen ästhetischen Standpunkt, einen eth'schm und einen religiösen. Der ästhetische Standpunct im weiteren Sinne ist derjenige, auf dem der Mensch wesentlich nach außen gerichtet lst, auf dem er ohne innere Selbstvertiefung die Außenwelt auf sich wirken laßt, die Eindrücke, die von außen an ihn herantreten, in sich aufnimmt und nur insofern zwischen ihnen wählt, als er sich davon Wohlgefallen oder Mißfallen, Genuß oder Leid versprechen darf. Der ethische Standpunct ist ber, auf welchem des Menschen Streben und Handeln wesentlich auf Pflicht-erfüllung gerichtet ist; er thut das Gute und unterläßt das Böse, sofern es sich ihm als eine moralische Nothwendigkeit, als Pflicht zu erkennen giebt,

°hne daß specifisch christliche Motive für dieß Thun oder Lassen wirksam find. Der religiöse Standpunct endlich ist der, auf dem der Mensch als ben absoluten Inhalt seines Lebens den Glauben erkennt, wo die aus-schliehliche Hingebung an Gott alle andere Rücksichten überwiegt, und wo wiederum aus dieser heraus das Verhältniß zur Außenwelt und das sittliche Handeln seinen Character empfängt. Jeder dieser drei Lebensanschauungen entspricht eine eigenthümliche Existenzform; nur in einer derselben kann man zu einer Zeit existiren, d. h. nur in einer derselben kann der Schwerpunct der individuellen Czistcnz liegen. S o hat K i e r k e g a r d auch, was seine literarische Thätigkeit nach ihrer Gesammtheit angeht, scheinbar in eigner Person jeden der drei Standpunkte durchgemacht; er entwickelt oft

Stim-"wngen und Anschauungen, die ihm selbst durchaus fern liegen, mit dem genauesten Eingehen und in der lebendigsten Darstellung, wie z. B. in semem ersten und hauptsächlichsten Werke: „Entweder - oder". I n der ätzten Zeit seines Lebens zerfiel er, wie es bei diesem einseitg subjektiven Standpunkte kaum anders sein konnte, immer mehr mit sich selbst und der Außenwelt, wurde grämlich, heftig und rücksichtslos in seiner Polemik gegen Alles, was ihm im Wege zu stehen schien. Seine Anhänger haben einer-Kits vielfach etwas Pietistisch - Aengstliches und sehr Gesetzliches an sich, in-dem sie die wahre Freiheit, die erst die Höhe des Christenthums bezeichnet.

W Libertmismus hatten; andererseits sind sie geneigt, von allem Objectiven u erHaupt zu abstrahiren. die Sacramentc und die Predigt des göttlichen

°rts gering zu schätzen im Vergleich mit dem subjektiven Erfassen des P n s. nut der subjectiven Gewißheit des Gnadenstandes. Die Anhänger 'er egärd's sind begreiflicher Weise in manchen Stücken entschiedene

7 2 H. N. Hansen. Pastor in Winterhausen,

Gegner der Grundtvigianer und so stehen diese beiden Richtungen in der dänischen Kirche einander gegenüber und reiben sich an einander gegenseitig, N o r w e g e n , das Jahrhunderte hindurch unter dänischer Oberhohheit gestanden hat, steht auch heute noch in kirchlicher Beziehung Dänemark näher als Schweden. Dieser Verkehr ist durch t>ie direkten Wasserstraßen, durch Gleichheit der Sprache, durch eine freiere Stellung Norwegens z»

Dänemark gefördert. Noch nicht allzulange ist es her, daß es im Lande in kirchlicher Hinsicht ziemlich traurig aussah. Seit den letzten zwei Jahr-zehnten aber hat es sich mächtig zu regen angefangen und es haben in manchen dieser Beziehungen sehr erfreuliche Veränderungen stattgefunden.

Der Verfasser redet zunächst von der theologischen Facultät in Christiania und dem wissenschaftlichen Treiben in ihr. Das Herüberkommen des Grundtvigianismus nach Norwegen und die allgemeine Regsamkeit, die er in allen christlichinteressirtcn Kreisen hervorrief, gab den ersten Anstoß zu einer Neubelebung der Facultät. Jetzt bilden die beiden Professoren C a s p a r i und J o h n s o n , die einander gegenseitig ergänzen, den Mittelpunct zur Leitung des neuerwachten kirchlichen Lebens. C a s p a r i , der als Haupt»

und Stimmführer der Faciiltät angesehen wird, ist ein M a n n von großer Beweglichkeit des Geistes, voll Leben und Feuer, dabei persönlich höchst liebenswürdig und entgegenkommend, sehr mittheilsam und durch die frische, fast sprudelnde Art seiner Rede, sowie durch die Menge der Gedanken, die er im Laufe des Gesprächs hinwirft, sehr anregend im persönlichen Bei-kehr. Er ist von Geburt ein Deutscher und hat noch in Christiania in deutscher Sprache geschrieben, wie z. B. seinen Commentar zum Micha.

Er hat sich die Bekämpfung des Grundtvigianismus zur Lebensaufgabe gesetzt, und ist gerade mit einem umfassenden Werke über das Apostolicum beschäftigt. Professor J o h n s o n ist eine von C a s p a r i ganz verschiedene Persönlichkeit; sehr still und schweigsam, scheint er eine in sich gekehrte, in-nerliche und innige Natur zu sein, dabei aber nicht ohne eine gewisse Eng»

Herzigkeit und mit Neigung zu einer etwas trübsinnigen Anschauung des Lebens und des Christenthums. Cr stellte sich an die Spitze einer specifisch-pietistischen, sogar etwas methodistisch gefärbten Bewegung, welche vor etwa 10 Jahren in Christiania auftauchte und von da sich zu verbreiten begann.

Von dieser specifisch-eztravagirmden Art seiner Wirksamkeit ist er indeß zu-lückgekommen, hauptsächlich durch den Einfluß des so andersgearteten und ihm so nahe befreundeten C a s p a r i. J o h n s o n vertritt in der Facultät

Kirchliche Zustände in den skandinavischen Ländern. <«

'k systematische Theologie, daneben aber nimmt er thätigen Antheil an C a s p a r i ' s Anti-Grundtvig'schen Bestrebungen; er ist seit Kurzem Re-dacteiir einer in Norwegen niclgclesenen kirchlichen Zeitschrift, der „lutheri-'chen Kk„lutheri-'chenzcitung", daneben c»,ch Leiter der Thätigkeit für innere Mission,

^uttke macht interessante 'Mittheilungen über die äußere Einrichtung der Universität »nd des Universitätslebens, die wir aber der Kürze halber über-3°hen müssen. Der Volksiinterricht, die sogenannten ambulatorischen Schulen, der Unterricht rwn Seiten der Eltern, die Vorbereitung auf das theologische Studium und auf das Studium überhaupt sind in Norwegen zum Theil N°ch etwas ursprünglich und den norwegischen Verhältnissen angepaßt. Das 'Wiche und christliches Leben hat in neuerer Zeit unleugbar durch die jüngere e>Mchkeit und ihre Bestrebungen einen nicht geringen Aufschwung gewonnen.

9er Thätigkeit mancher jungem Geistlichen geht eine ziemlich eingreifende

^ a i e n t h ä t i g k e i t zur Seite, welche theils darin besteht, daß die christlich belebteren sich zusammenschließen, um sich mit einander zu erbauen und s'ch dadurch für die Entbehrung des ordentlichen Gottesdienstes schadlos zu galten, theils auch darin, daß einzelne Laien, die zu dem Aufbau der Ge-memden beitragen möchten, aus eigenem Antrieb umherziehen. Bibelstunden halten und die Leute auf ihren Gehöften besuchen, um dadurch das Leben

^ wecken, zu erhalten und zu fördern. Das Volt sieht diese Laienprediger gern, sie stehen ihm ihrer Persönlichkeit nach näher als die Geistlichen und

" a n ,st deswegen besonders erfreut und dankbar, wenn ihrer Wirksamkeit

"°n Seiten der Geistlichen kein Hinderniß in den Weg gelegt wird.

Durch-«ehends wird in der Laienwelt Norwegens eine größere Vertrautheit mit östlichen und kirchlichen Dingen angetroffen, als man es in manchen an ein Ländern gewohnt ist. Ein Zeugniß für das Wachsthum des kirch-'chen Lebens ist ferner der neuerwachte regere Eifer für die Sache der p e i d c n m i s s i o n . Diese richtet gegenwärtig vorzüglich ihr Augenmerk auf e noch heidnischen Bewohner der nördlichsten Gegenden ihres Gebietes.

« Fmnen. eigentlich Lappen, oder wie sie selbst sich lieber nennen: Samen, norw s ' ^ ^ ^ ° " ^ ' W na« und nach in den Verband der allgemeinen Ne> l, l l, ^ ° W'nzuziehen. Einen großen Antheil an der christlichen noch b ^ ^ norwegische« Volkes hat ohne Zweifel seiner Zeit und L a i e n p n d ' ^ ^" ^ ' H " u g , ' " " ' s n n i s ^ H M , so gennnnt nnch dem stiller a e w ^ ^ ^ ° " ^ ° " ^ ' ^" " ° " " " ^ " ^ ^ l ° Thätigkeit

«den; jedoch besteht sie in ihrer geläuterten Gestalt uoch heute

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H. N. Hansen, Pastor in Winterhausen,

fort, allerdings beschränkt auf die ursprünglichen Districte und nur in kleinen Kreisen wirksam. Eine besondere hiervon unabhängige Bewegung ist inner»

halb der letzten 2 Jahrzehnte von L a m m e r s ausgegangen. Dieser Geist-liche in einer kleinen Stadt am Christiania-Fyörd, konnte sich mit der in der Staatskirche bestehenden Präzis der Sacramentsverwaltung nicht zu-frieden geben und namentlich stieß er sich daran, daß der Crtheilung des heil. Abendmahls eine so nichtssagende Beichte vorangehe. Er begann nun nicht nur überhaupt die Kirchcnzucht aufs Strengste zu üben, sondern unter-warf auch jeden Einzelnen seiner Communicanten einer förmlich inquisitori-schen Beichte. Sodann gerieth er aber auch in Bedenklichkeiten wegen der Kindertanfe und fing an, sie zu unterlassen, weil bei dem Kinde noch nicht die zur Taufe nothwendigen Bedingungen, Buße und Glaube, vorhanden seien. D a er nicht allein in seiner Gemeinde, sondern auch außerhalb der»

selben Beifall und Aufnahme fand, so sagte er sich sammt diesem Anhang von der Staatskirche los, um in einer non derselben unabhängigen freien Gemeinschaft seine Grundsätze zu verwirklichen. M a n nennt daher seine Partei in Norwegen kurzweg mit dem Namen der Freikirchlichen,

Nachgerade aber lenkte doch L a m m e r s selbst ein, trat für seine Per-son in die Staatskirche zurück und bewarb sich wieder sogar um ein Pfarr-amt. M a n scheint ihm indeß nicht zu trauen und stellt ihn nicht wieder an, obgleich man als Grund nur sein Alter angiebt, indem es kirchlicher Usus sei, einem über 60 Jahre alten Geistlichen nicht mehr eine Pfarrstelle zu verleihen. Die Partei hnt übrigens, seitdem sie ihr Haupt verloren, in ihrem Eifer merklich nachgelassen und breitet daher sich jetzt nicht mehr aus.

Unter den Secten, die in neuester Zeit von außen her ins Land eingedrungen sind, ist die gefährlichste der M o r m o n i s m u s , der bereits gegen tausend Anhänger gesammelt hat. Neben diesem dringt auch der M e t h o d i s m u s und der mit ihm verwandte sectirerische Pietismus ein und richtet hier und da Verwirrung in den Gemeinden an. A n der westlichen und südwestlichen Seite des Landes sind namentlich auch die Q u ä k e r thätig. Außer den Secten hat infolge der allgemeinen Religionsfreiheit auch der K a t h o l i c i s -mus sich eingebürgert und die Gemeinde in Christiania, obwohl nur etwa hundert Glieder stark, besitzt eine ziemlich große neugebaute Kirche,

Was die kirchliche V e r f a s s u n g Norwegens betrifft, so steht das Staatstirchenthum im Ganzen noch in unbeschränkter Herrschaft. Die schwedische Regierung bildet die oberste Instanz in allen Sachen des

tirch-Kirchliche Zustände in den skandinavischen Ländern. »5 ''He« Regiments und der kirchlichen Verwaltung, Nominell ist der König 'e Persönliche Spitze dieser Gewalt, factisch aber das Ministerium, Nicht etwa bloß ^ Cultusminister; wichtigere Angelegenheiten werden durch Ab-st'mmung sämmtlicher Minister entschieden. Die Besetzung der geistlichen bellen ist lediglich Sache der Regierung, Die Gemeinden als solche sind

"°ll>g unmündig; sie haben weder das Recht der freien Wahl ihres Geist-Hen, noch auch selbst nur ein v o t u m u L ^ a t i v u m . Von einer Vertretung urch Presbyterien oder in irgend einer andern Weise ist natürlich, dem ganzen System der Verfassung zufolge, keine Rede, Häufig sind sie sogar

"'Hl einmal im Besitz ihres Kirchengebäudes, da ein dänischer König des v°ngen Jahrhunderts, der viel Geld gebrauchte, eine große Anzahl von Kuchen an Privatpersonen verkaufte, die dann später in den Besitz des Maates übergegangen sind. Die Befugnisse des S t ö r t hing erstrecken sich 3w« zunächst nur auf die Verwaltung der ökonomischen Angelegenheiten er Kirche. Insofern aber alle Verordnungen der schwedischen Regierung, '° für Norwegen gesetzliche Kraft haben sollen, der Bestätigung des Storthing surfen, erhält dieses damit auch einen entscheidenden Emfluß auf die 3"nze Gestalt der kirchlichen Verfassung, Es hat nämlich nicht allein die Macht der Ablehnung von Gesetzesvorschlägen, sondern sogar eine selbst-standig.positwe Macht: nach dem Staatsgrundgesetz für Norwegen hat ein Storthing. Beschluß, der in 3 Jahren hinter einander ohne Veränderung nngenllmmen worden ist. gesetzliche Gültigkeit, auch ohne die Zustimmung

"'Hl einmal im Besitz ihres Kirchengebäudes, da ein dänischer König des v°ngen Jahrhunderts, der viel Geld gebrauchte, eine große Anzahl von Kuchen an Privatpersonen verkaufte, die dann später in den Besitz des Maates übergegangen sind. Die Befugnisse des S t ö r t hing erstrecken sich 3w« zunächst nur auf die Verwaltung der ökonomischen Angelegenheiten er Kirche. Insofern aber alle Verordnungen der schwedischen Regierung, '° für Norwegen gesetzliche Kraft haben sollen, der Bestätigung des Storthing surfen, erhält dieses damit auch einen entscheidenden Emfluß auf die 3"nze Gestalt der kirchlichen Verfassung, Es hat nämlich nicht allein die Macht der Ablehnung von Gesetzesvorschlägen, sondern sogar eine selbst-standig.positwe Macht: nach dem Staatsgrundgesetz für Norwegen hat ein Storthing. Beschluß, der in 3 Jahren hinter einander ohne Veränderung nngenllmmen worden ist. gesetzliche Gültigkeit, auch ohne die Zustimmung

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