• Keine Ergebnisse gefunden

Literatursuche für ein systematisches Review

2 Allgemeine Literaturübersicht

2.2 Definition und Durchführung eines systematischen Reviews

2.2.2 Durchführung eines systematischen Reviews

2.2.2.2 Literatursuche für ein systematisches Review

„Eine umfassende Literatursuche ist ein mehrstufiger, iterativer Vorgang“, bei dem „möglichst viele relevante Studien“ erfasst werden sollen, denn die „Genauigkeit und Validität der Ergebnisse eines Reviews steht in einem direkten Zusammenhang mit der Vollständigkeit der Literatursuche“ (Khan et al. 2004). Für eine systematische Literatursuche nach speziellen wissenschaftlichen Informationen sollte laut O’Connor et al. (2008) im gesamten Zeitraum ab dem Beginn der Veröffentlichung wissenschaftlicher Literatur des jeweiligen Themas gesucht werden, sofern nicht sicher bekannt ist, dass nur ein spezieller Zeitraum infrage kommt. Das Fachgebiet „Endokrinologie“, welches in dem hier verfassten systematischen Review zur Transitphase der Milchkuh erhoben werden soll, beginnt beispielsweise mit dem Anfang der „endokrinologische[n] Neuzeit […] [im] 16. Jahrhundert“

(Kleine und Rossmanith 2014). Vor allem aber ab dem „Ende des 19. Jahrhunderts […] [wo die] Beschreibung von Hormonwirkungen aus Drüsenextrakten […] [und] Hormonsynthese“

(Kleine und Rossmanith 2014) beginnt. Die Geschichte von veterinärmedizinischer Literatur allgemein beginnt in Europa aber erst im 18. Jahrhundert (Smith 1913), womit die veterinärmedizinische Endokrinologie in den von Kleine und Rossmanith (2014) beschriebenen Zeitraum integriert ist. Genau wie der Zeitraum sollten laut O’Connor et al.

(2008) weder die Sprache, noch das Dokumentenformat bei der Literatursuche beschränkt werden, um die Präzision des Reviews nicht zu mindern.

2.2.2.2.1 Informationsquellen

Als erster Schritt der Literatursuche werden laut Khan et al. (2004) relevante Datenbanken ausgewählt. Da es „keine Datenbank [gibt], die alle Publikationen aus sämtlichen medizinischen Fachzeitschriften enthält“ (Khan et al. 2004), sollte in mehreren Datenbanken, die sich in ihrer Indexierung ergänzen, recherchiert werden. Neben der Recherche in den elektronischen Datenbanken sollte Literatur aufgrund der oft „ungenaue[n] und unvollständige[n] Indexierung von Artikeln und Fachzeitschriften“ (Khan et al. 2004) auch in anderen Quellen gesucht werden. Dafür kommen laut Ressing et al. (2009) zum einen die Internetrecherche mittels Suchmaschine, die Handsuche in Kongressliteratur (Proceedings) und die Durchsicht der Literaturverzeichnisse bereits gefundener Artikel zur Anwendung.

Falls Studien relevant sein könnten, die „aus der Zeit vor dem Aufkommen elektronischer

9

Datenbanken stammen“ (Khan et al. 2004), sollten per Hand entsprechende Fachbibliografien durchsucht werden. Für eine erste Indexierung der veterinärmedizinischen Literatur ist diese Fachbibliografie der Index Veterinarius, in dem 1933 erstmals deutsch- und französischsprachige Literatur (sowie anderssprachige mit englischer Übersetzung) geordnet abgedruckt wurde (Blanchard und Farrell 1981). Schließlich stellt auch die Durchsicht von

„Diplomarbeiten und Dissertationen […] eine Möglichkeit dar, an unveröffentlichte Forschungsarbeiten heranzukommen“ (Khan et al. 2004).

Nachfolgend werden exemplarisch die Inhalte einer Auswahl an digitalen Informationsquellen dargestellt, die für diese Dissertation genutzt wurden:

1. Commonwealth Agricultural Bureaux (CAB)- Abstracts 1910- 1989: Diese bibliografische Datenbank umfasst Literatur der Bereiche Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Humanmedizin, Ernährung, Tiermedizin und Naturressourcen vom Jahr 1910 bis 1989 (Ovid Technologies 2016).

2. CAB- Abstracts ab 1990: In dieser Literaturdatenbank sind unter anderem Zeitschriften, Proceedings, Bücher, Thesen und Jahresberichte der Bereiche Biowissenschaften, Landwirtschaft, Tiermedizin, Lebensmittelwissenschaften, Ernährung und Umwelt ab dem Jahr 1990 indexiert (EBSCO Industries 2016a).

3. PubMed: Die Suchoberfläche PubMed umfasst biomedizinische Literatur der MEDLINE- Datenbank, sowie biowissenschaftliche Zeitschriften und Bücher der Felder Biomedizin, Gesundheit, Verhaltensforschung, Chemie und Biotechnik. Außerdem bietet Pubmed Zugang zu weiteren Webseiten und Links zu anderen molekularbiologischen Resourcen des NCBI (National Center for Biotechnology Information 2016).

4. Web of Science: Unter der Web of Science- Suchoberfläche können entweder einzelne Datenbanken oder durch Auswahl der Ressource “All Databases” gleichzeitig die Datenbank

„Web of Science Core Collection“ mit den Indizes “Science Citation Index Expanded (1945-present)” und “Social Sciences Citation Index (1956-present)“, sowie die Datenbanken „KCI-Korean Journal Database (1980-present)“, „MEDLINE® (1950-present)“, „Russian Science Citation Index (2005-present)“ und „SciELO Citation Index (1997-present)“ durchsucht werden. Diese Auflistung der Datenbanken umfasst die an der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover lizensierten beziehungsweise frei verfügbaren Ressourcen. Darin enthalten ist weltweit veröffentlichte Fachliteratur zum Beispiel der Naturwissenschaften, Biomedizin, Biowissenschaften und des Gesundheitswesens (Clarivate Analytics 2017).

10

5. VetSearch: Das Discovery- System VetSearch, das ein Zusammenschluss von Datenbanken und Katalogen ist, sucht gleichzeitig im Katalog, in Medline, CAB Abstracts ab 1990, Web of Science und weiteren Datenbanken. Dabei werden Einträge von Zeitschriften, Büchern und weiteren Quellen durchsucht (EBSCO Industries 2016b).

6. GVK Plus: Der Gemeinsame Verbundkatalog mit Online Contents, GVK- Plus, beinhaltet

„alle Titel des Gemeinsamen Verbundkataloges (GVK) sowie der Online Contents (OLC) Zeitschriften- und Aufsatzdatenbank in einer Datenbank mit einem gemeinsamen Index“

(GVK-PLUS 2016). Der Katalog enthält Inhalte der Bibliotheken mehrerer Bundesländer und in der Aufsatzdatenbank sind vor allem naturwissenschaftliche Zeitschriften und deren Inhaltsverzeichnisse seit 1993 gespeichert. Hinzu kommen die für die Veterinärmedizin spezifischen Online Contents. „Online Contents Veterinärmedizin ist ein fachbezogener Auszug aus der Datenbank Online Contents, der laufend durch ausgewählte Zeitschriftentitel der zuständigen Bibliothek der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover ergänzt wird.

Zurzeit werden 135 Zeitschriftentitel retrospektiv bis zum Erscheinungsjahr 1993 ausgewertet. […] Damit enthält die Datenbank derzeit ca. 292.200 Titeldatensätze zu Aufsätzen und Rezensionen aus dem Fachgebiet Veterinärmedizin/ Allgemeine Parasitologie“ (GVK-PLUS 2016).

7. Google Scholar: Die wissenschaftliche Suchmaschine Google Scholar sucht über ihren Index „Seminararbeiten, Magister-, Diplom- sowie Doktorarbeiten, Bücher, Zusammenfassungen und Artikel, die aus Quellen wie akademischen Verlagen, Berufsverbänden, Magazinen für Vorabdrucke, Universitäten und anderen Bildungseinrichtungen stammen“ (Google Scholar 2016).

2.2.2.2.2 Suchstrategie

Als zweiter Schritt einer umfangreichen Literatursuche werden „Suchbegriffe für elektronische Datenbankrecherchen“ (Khan et al. 2004) zu einer oder mehreren Suchstrategien verknüpft. Dazu sollten zunächst die einzelnen Komponenten der Reviewfrage (Population, Interventionen, Endpunkte, Studiendesign) mit Begriffen näher beschrieben werden und diese Begriffe dann anschließend durch verschiedene Schreibweisen und Synonyme ergänzt werden (Khan et al. 2004). Durch Nutzung der Thesauri der Datenbanken, können zum Beispiel wie auf der PubMed-Suchoberfläche die

11

einzelnen Begriffe ergänzend unter „Medical Subject Headings“ (MeSH) gesucht werden, um diese Indexbegriffe der Datenbank dann der Synonymliste hinzuzufügen (Khan et al. 2004).

Anschließend werden die gesammelten Suchbegriffe mittels Boole´scher Operatoren zu einer Suchstrategie verknüpft (O’Connor et al. 2008). Dabei werden Begriffe, „die für die Bezeichnung eines Sachverhaltes in Frage kommen könnten“ (Khan et al. 2004) und von denen mindestens einer im Literaturzitat vorkommen soll, mit dem Operator „OR“ verknüpft und Begriffe, die beide gleichzeitig vorkommen sollen, werden mit „AND“ kombiniert (Khan et al. 2004; O’Connor et al. 2008). Aus der Suche ausgeschlossen werden können Begriffe durch den Operator „NOT“, der allerdings nach Möglichkeit nicht eingesetzt werden sollte, um nicht unbeabsichtigt relevante Studien auszuschließen (Khan et al. 2004; O’Connor et al.

2008). Um Wortstämme mit verschiedenen Endungen parallel zu suchen kann zusätzlich mit Trunkierung gearbeitet werden, die zum Beispiel bei CAB Abstracts, PubMed, Web of Science, Vetsearch und GVK Plus durch ein an den Wortstamm angehängtes Sternchen (*) symbolisiert wird (EBSCO Industries 2016a; b; GVK-PLUS 2016; National Center for Biotechnology Information 2016b; Clarivate Analytics 2017).

2.2.2.2.3 Studienauswahl

Als dritter Schritt sollten laut Khan et al. (2004) Auswahlkriterien erstellt werden, um „aus den Literaturlisten alle Studien zu extrahieren, die sich eindeutig mit den Fragen des Reviews befassen“. Beim Festlegen dieser Ein- und Ausschlusskriterien sollte explizit beschrieben werden, welche Studien eingeschlossen werden und welche nicht (O’Connor und Sargeant 2015). Falls ein Mangel an methodisch hochwertigen Studien besteht und die Auswahlkriterien weiter gefasst werden müssen, um überhaupt auswertbare Studien zu finden, sollte die „Interpretation der Ergebnisse […] mit der gebotenen Vorsicht durchgeführt werden“ (Khan et al. 2004).

Bei der anschließenden Sichtung der Suchergebnisse werden laut Khan et al. (2004) potenziell relevante Publikationen zunächst nach Titel und Abstracts ausselektiert und anschließend im Volltext geprüft. Dieses Auswahlverfahren sollte nach Möglichkeit von mindestens zwei voneinander unabhängigen Reviewern durchgeführt werden, da Entscheidungen trotz fest definierter Einschlusskriterien subjektiv ausfallen könnten (Khan et al. 2004). Ein Problem kann bei der Literatursuche Publikationsbias sein, der auftritt wenn

12

„zwischen der Publikationswahrscheinlichkeit (und damit d[er] Zugänglichkeit für den Reviewer) und der statistischen Signifikanz ihrer Ergebnisse ein Zusammenhang besteht“

(Khan et al. 2004)