3.3 Ergebnisse
3.3.5 Lichtmikroskopische Untersuchungsergebnisse der Katzen
Zur Beurteilung des biologischen Verhaltens der Melanome der Katze wurde wie bei der Beurteilung des biologischen Verhaltens der Melanome der Hunde die in der Literatur am häufigsten benutzte Einteilung gewählt.
In der lichtmikroskopischen Untersuchung konnte nur ein Zelltyp dem Spindelzelltyp A zugeordnet werden. Vier Fälle sind als Spindelzelltyp B zu beschreiben, von denen aller-dings bei einem Fall Areale mit epitheloiden Zellen auftreten (Abb. 39). Bei insgesamt vierzehn Fällen findet sich ein reiner epitheloider Zelltyp (Abb.32) , während nur ein Mela-nom einen gemischten Zelltyp aufweist (Abb. 29).
Es kann kein Zusammenhang zwischen dem Zelltyp und der Ausbildung des Gehaltes an Retikulinfasern gefunden werden.
Insgesamt wurde der Gehalt an Retikulinfasern in zwölf Fällen als geringgradig, in sechs Fällen als mittelgradig und in zwei Fällen als mittel- bis hochgradig beschrieben. Dabei waren die beiden Fälle mit dem hochgradigen Retikulinfasergehalt in der Beurteilung des histologischen Zellbildes als Spindelzelltyp A bzw epitheloider Zelltyp eingestuft worden.
Von den zwölf Fällen mit einer geringgradigen Ausbildung von Retikulinfasern waren neun Fälle als epitheloider Zelltyp bezeichnet worden, einer als Spindelzelltyp B und einer als gemischtzelliger Typ. Die Zelltypen bei der mittelgradigen Ausbildung von Retikulinfasern waren in je drei Fällen vom Spindelzelltyp B und vom epitheloiden Zelltyp (Tab. 9).
Bei der Beurteilung des Pigmentgehaltes waren drei Fälle als amelanotisch zu beschrei-ben, sechs Fälle wiesen einen nur geringen Pigmentgehalt auf. In weitern sechs Fällen war der Pigmentgehalt als mittelgradig und in fünf Fällen als hochgradig zu bezeichnen.
Weitere Malignitätsanzeichen im Zellbild des primären okulären Melanoms, die hier un-tersucht worden sind, waren das Auftreten von Nekroseherden im Tumorgewebe und die Häufigkeit des Auftretens von Mitosefiguren (Tab. 9).
Bei sieben der 20 untersuchten Melanome konnten Nekroseareale gefunden werden. Von diesen Befunden traten in einem Fall multifokal Einzelzellnekrosen auf. Bei drei Fällen konnte fokal ein kleiner Nekroseherd gefunden werden, bei weiteren drei Fällen traten multifokal kleine und größere Nekroseherde auf. Bezüglich des Zellbildes konnte hier kei-ne Korrelation gefunden werden. Bei fünf Fällen, in dekei-nen Nekroseareale auftraten, lag der epitheloide Zelltyp vor, in den restlichen zwei Fällen handelte es sich um den Spindel-zelltyp B, einmal mit dem Vorliegen von epitheloiden Arealen.
Bei nur einem beurteilten Tumor fanden sich keine Mitosefiguren. Auffälligerweise war dies auch der einzige Tumor mit einem Zellbild vom Spindelzelltyp A. Die Verteilung der Mito-sehäufigkeit bei den anderen Fällen war elf mal mit geringgradig und je viermal mit mittel-bzw. hochgradig zu beschreiben. Dabei war ein Fall mit einem hochgradigem Auftreten von Mitosefiguren von der Zellbildeinteilung des Spindelzelltyps B mit Arealen von epithe-loiden Zellen. Die anderen drei Fälle mit einem hochgradigen Auftreten von Mitosefiguren waren vom epitheloiden Zelltyp.
Eine Korrelation der Häufigkeit der Mitosefiguren zum Auftreten von Nekrosearealen bzw.
Einzelzellnekrosen konnte nicht beobachtet werden.
Tabelle 9: Lichtmikroskopische Untersuchungsbefunde der Katzen unter besonderer Be-rücksichtigung von Malignitätszeichen.
Fall-Nr. E-Nr., Jahr Klassifizierung Retikulin faser 18 0313/00 epith. Typ ggr. amelan. multifokale
Ne-kroseherde
hgr.
19 0536/00 epith. Typ hgr. ggr. fokal kleiner Ne-kroseherd
ggr.
20 1424/00 epith. Typ ggr. amelan. multifokal Ne-kroseherde
ggr.
21 0523/99 epith. Typ ggr. ggr. - hgr.
22 0809/99 gemischt. ggr. hgr. - mgr.
23 1059/99 epith. Typ mgr. amelan. - ggr.
24 1950/99 epith. Typ mgr. ggr. - mgr.
25 2044/99 Sp. B mgr. ggr. - ggr.
27 2908/99 epith. Typ ggr. mgr. - ggr.
28 3134/99 epith. Typ ggr. ggr. - ggr.
29 2315/98 epith. Typ ggr. mgr. - ggr
30 4415/98 Sp. B mgr. ggr. fokal
Nekrose-herd
mgr.
31 4931/98 Sp. B ggr. mgr. - ggr.
32 6008/98 epith. Typ ggr. hgr. - hgr.
33 1591/97 epith. Typ mgr. hgr. - ggr.
34 2156/97 epith. Typ ggr. mgr. - ggr.
35 2925/97 Sp. A hgr. mgr. -
-36 5955/97 epith. Typ ggr. hgr. multifokal
Ne-kroseherde
mgr.
37 7022/97 epith. Typ ggr. hgr. fokal
Nekrose-herd
ggr.
Nach der immunhistologischen Diagnose sind die Fälle 18 und 26 als Sarkome eingestuft worden.
In der weiteren lichtmikroskopischen Beurteilung sind destruktive Veränderungen des Au-ges, die bei einem infiltrativen Wachstum des Melanoms auftreten, beurteilt worden. Hier-zu zählten Blutungen ins Gewebe, eine Infiltration der Sklera und die Destruktion der Descemetschen Membran (Tab. 10).
Blutungen traten bei 10 von den 20 untersuchten Tumoren auf. Es konnte dabei keine Korrelation zum Zelltyp des Tumors gefunden werden.
Eine Infiltration der Sklera mit Tumorzellen trat insgesamt fünf mal auf. Hierbei handelte es sich einmal um den Tumor vom Spindelzelltyp A, einmal um einen Tumor vom Spin-delzelltyp B mit Arealen von epitheloiden Zellen, bei den drei anderen Fällen handelte es sich um Tumore vom epitheloiden Zelltyp.
Die Descemetsche Membran war bei vier Tumoren destruiert. Alle diese Tumore wiesen einen mittelgradigen oder hochgradigen Mitoseindex auf und zeigten alle Blutungen. Drei dieser Tumore waren vom Spindelzelltyp B, zwei davon mit Arealen von epitheloiden Zel-len. Einer dieser Tumore war vom epithloiden Zelltyp.
Weitere Befunde der lichtmikroskopischen Untersuchung waren Symptome eines sekun-dären Glaukoms, welches häufig durch frei in der vorderen Augenkammer schwimmende Tumorzellen ausgelöst wird, die den Kammerwinkel verlegen. Dieser Befund fand sich 14 mal im Untersuchungsgut (Abb. 27).
Die in der Literatur beschriebene Pigmentepithelhyperplasie, die eine häufige Begleiter-scheinung beim primären okulären Melanom der Haustiere sein soll, ließ sich in diesem Untersuchungsmaterial an insgesamt 13 von 20 Tumoren nachweisen (Tab. 10).
In einem einzigen Fall fanden sich Anzeichen einer neuronalen Degeneration des Nervus optici. Dieser Tumor war vom Spindelzelltyp B mit Arealen von epitheloiden Zellen und zeigte in allen untersuchten Beurteilungskriterien Hinweise auf eine hochgradige Maligni-tät.
Tabelle 10: Lichtmikroskopische Untersuchungsergebnisse der Katzen unter besonderer Berücksichtigung der destruktiven Veränderungen.
Fall-Nr. E-Nr., Jahr Klassifizierung Blut. Sklera Descemet.
Membr.
18 0313/00 epith. Typ ja - destruiert nein nein
19 0536/00 epith. Typ nein - intakt ja ja
20 1424/00 epith. Typ ja - intakt ja ja
21 0523/99 epith. Typ ja infiltr. intakt ja nein
22 0809/99 gemischt. nein - intakt ja ja
23 1059/99 epith. Typ ja - intakt nein ja
24 1950/99 epith. Typ nein - intakt ja nein
25 2044/99 Sp. B nein - intakt ja ja
26 2838/99 Sp. B + epith.
Areale
ja infiltr. destruiert ja nein
27 2908/99 epith. Typ nein - intakt ja nein
28 3134/99 epith. Typ ja - intakt ja nein
29 2315/98 epith. Typ nein - intakt ja ja
30 4415/98 Sp. B ja - rupturiert ja nein
31 4931/98 Sp. B ja infiltr. intakt ja ja
32 6008/98 epith. Typ ja infiltr. intakt ja ja
33 1591/97 epith. Typ nein - intakt nein ja
34 2156/97 epith. Typ nein - intakt nein ja
35 2925/97 Sp. A nein infiltr. intakt nein ja
36 5955/97 epith. Typ ja - destruiert nein ja
37 7022/97 epith. Typ nein - intakt ja ja
Nach der immunhistologischen Diagnose sind die Fälle 18 und 26 als Sarkome eingestuft worden.
Abbildung 27: Fall-Nr. 30, Melan A, Vergr. 100x, ohne Angabe von Rasse und Geschlecht.
Deutlich positiv reagierende Zellen in der vorderen Augenkammer (dunkelrot gefärbt, Pfei-le).
Abbildung 28: Fall-Nr. 22, Melan A, Vergr. 50x, EKH, m.k., 5 Jahre.
Abbildung 29: Fall-Nr. 22, Melan A, Vergr. 50x, EKH, m.k., 5 Jahre.
Deutlich das Nebeneinander von epitheloiden und schlanken spindelzellförmigen Zellen beim gemischten Zelltyp.