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Landwirtschaft, Ernährungsgewerbe, Forstwirtschaft

3.2. Strukturierte Tabelle mit den Empfehlungen der Ex-ante-Bewertung und Maßnahmen zur Umsetzung der Empfehlungen Umsetzung der Empfehlungen

4.1.1.2 Landwirtschaft, Ernährungsgewerbe, Forstwirtschaft

Im Jahr 2011 wurden 1,174 Mio. ha landwirtschaftlich genutzt. Davon entfielen 1,002 Mio. ha (85,3 Prozent) auf Ackerland, 169 Tsd. ha (14,4 Prozent) auf Dauergrünland und gut 2 Tsd. ha (0,2 Prozent) auf Dauerkulturen. Für die landwirtschaftlich genutzte Fläche (LF) des Landes zeichnet sich konstant ein Ackerland-/ Grünland-Verhältnis von etwa 86:14 ab. Damit wird im Land Sachsen-Anhalt im Vergleich zum europäischen und nationalen Durchschnitt mit Abstand der größte Anteil der LF als Ackerland genutzt.

Der Viehbestand lag in Sachsen-Anhalt im Jahr 2011 bei rd. 424 Tsd. Großvieheinheiten (GV), der Viehbesatz bei 36 GV/ 100 ha LF. Der Besatz erreichte damit lediglich 46 Prozent des nationalen Durchschnitts (78 GV/ 100 ha LF). Der Rinderbestand insgesamt blieb in den letzten Jahren relativ konstant. Aufgrund des Milchpreisverfalls 2009 sowie des Auslaufens der Quotenregelung haben viele Milcherzeuger die Milchproduktion eingestellt. Der Schweinebestand ist im langjährigen Vergleich deutlich angewachsen.

In Sachsen-Anhalt gab es im Jahr 2011 rd. 4.200 landwirtschaftliche Betriebe. Die durchschnittliche Flächenausstattung ist von 241 ha LF/ Betrieb (2007) auf 278 ha (2010) angestiegen. Damit haben sich im Land Betriebsstrukturen herausgebildet, die sich gegenwärtig bezüglich der Flächenausstattung als wettbewerbsfähig erweisen. Während im deutschen Durchschnitt im Jahr 2010 jeder fünfte Betrieb

weniger als 5 ha bewirtschaftete, weisen in Sachsen-Anhalt nur 7 Prozent der Betriebe diese Flächengröße auf.

Der Anteil der Betriebe mit sehr geringer betriebswirtschaftlicher Leistung (Standardoutput unter 4.000 EUR im Jahr) belief sich im Jahr 2010 auf 3,1 Prozent (Bundesdurchschnitt: 2,7 Prozent). Aus den Daten des Testbetriebsnetzes für die Wirtschaftsjahre 2007/08 bis 2010/11 zur ökonomischen Situation der landwirtschaftlichen Betriebe in Sachsen-Anhalt ist erkennbar, dass es bei allen Betriebstypen zu starken jährlichen Schwankungen kommt. Grundsätzlich hat sich die wirtschaftliche Situation der Agrarbetriebe in Sachsen-Anhalt positiv entwickelt. Die Mehrheit der Betriebe ist wirtschaftlich solide aufgestellt. Sie produzieren zumeist rentabel, sind in aller Regel ausreichend liquide, verfügen über stabile

Betriebsstrukturen und einen zunehmend höheren Anteil an Bodenvermögen. Allerdings nahm die Volatilität der Märkte zu, so dass das Risikomanagement an Bedeutung gewinnt.

Einerseits ist der landwirtschaftliche Sektor in Sachsen-Anhalt durch gute natürliche

Standortbedingungen und vergleichsweise wettbewerbsfähige Produktionsstrukturen gekennzeichnet und wirtschaften die meisten Unternehmen rentabel. Andererseits liegt die Wertschöpfung je ha erst bei rd.

81 Prozent des Bundesdurchschnitts. Aus regionalwirtschaftlicher Sicht ist daher weiteres Wachstum wünschenswert und möglich.

Hierzu müssen die Unternehmen weiter investieren. Dabei ist die Eigenkapitalausstattung ein

limitierender Faktor. Sie ist gleichzeitig ein wichtiger Indikator für die wirtschaftliche Stabilität und die Fähigkeit, Risiken abzufedern. Nach den Daten des bundesweiten Testbetriebsnetzes lag die

Eigenkapitalausstattung der Landwirtschaftsbetriebe in Sachsen-Anhalt im Wirtschaftsjahr 2011/12 bei knapp 1.500 EUR je ha LF. Sie erreichte damit lediglich rd. ein Sechstel des gesamtdeutschen

Durchschnittswertes (rd. 8.400 EUR/ ha LF).

In der Land- und Forstwirtschaft sowie Fischerei sind etwa 2,5 Prozent aller Erwerbstätigen Sachsen-Anhalts tätig. Im Jahr 2012 arbeiteten in Sachsen-Anhalt 20.400 Arbeitskräfte in der Landwirtschaft, davon 8.622 Saisonarbeitskräfte (2010). Der Anteil männlicher Arbeitskräfte beträgt 66 Prozent. Bei den Beschäftigten in der Landwirtschaft zeigt sich eine ausgeprägte Überalterung. Auf die Altersgruppen unter 30 Jahren (einschließlich der Auszubildenden) entfällt nur ein Zehntel aller Beschäftigten.

Die Altersstruktur der Betriebsleiter in Sachsen-Anhalt ist bei einem Verhältnis von unter 35-Jährigen (200) zu über 55-Jährigen (1.244) mit 0,16 ungünstiger als im nationalen Durchschnitt, im Vergleich zum europäischen Durchschnitt von 0,11 (2007) aber noch immer gut. Problematisch ist hier die erwartete Entwicklung: Lediglich 31 Prozent der Betriebsleiter von Einzelunternehmen in Sachsen-Anhalt über 45 Jahre konnten im Rahmen der Landwirtschaftszählung 2010 auf einen Hofnachfolger verweisen. Bei größeren Betrieben ist die Aussicht auf einen Betriebsnachfolger deutlich günstiger als bei kleineren.

Das Qualifikationsniveau in den landwirtschaftlichen Unternehmen des Landes ist hoch. Von den Betriebsleitern haben 79,9 Prozent eine spezialisierte landwirtschaftliche Berufsausbildung absolviert.

Die Hälfte von ihnen verfügt über einen Fachhochschul- oder Hochschulabschluss.

Im Land Sachsen-Anhalt widmen sich über 380 landwirtschaftliche Unternehmen der

Direktvermarktung. Weitere 250 sind als Kleinstproduzenten aktiv, viele davon sind regionale Fleischereien oder Bäckereien. Seit der Einführung des Marktstrukturgesetzes im Jahr 1992 schlossen sich ca. 1.500 Erzeuger in 12 staatlich anerkannten Erzeugergemeinschaften zusammen.

Zur Sicherung der Qualität landwirtschaftlicher Produkte wurden in den letzten Jahren Deutschland- bzw.

EU-weit vielfältige Qualitätssicherungssysteme eingeführt. Nach vorliegenden Daten nehmen

Landwirtschaftsbetriebe, die zusammen über 25 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche des Landes Sachsen-Anhalt verfügen, an Qualitätssicherungssystemen teil.

Die Ernährungswirtschaft ist eine der strukturbestimmenden Branchen der Industrie des Landes

Sachsen-Anhalt. Die Branche ist überwiegend klein- und mittelständisch geprägt, allerdings gehören auch einige umsatzstarke Großunternehmen zum Cluster.

Im Land Sachsen-Anhalt bestehen umfangreiche Forschungs- und Innovationspotenziale mit Bezug zum landwirtschaftlichen Sektor. Dazu zählen insbesondere Fachbereiche bzw. Institute an der

Hochschule Anhalt und der Martin-Luther-Universität in Halle, die Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau des Landes Sachsen-Anhalt (LLG) sowie Institute der Helmholtz- und der

Leibnitz-Gesellschaft. Darüber hinaus bestehen technologieorientierte Netzwerke im Bereich Life Science sowie im Bereich Erneuerbare Energien. Die Dichte, Leistungsfähigkeit und Vernetzung der bestehenden Einrichtungen bieten sehr gute Anknüpfungspunkte für die Unterstützung von Innovationsprozessen im landwirtschaftlichen Sektor.

Mit einem Waldanteil von 24,1 Prozent gehört Sachsen-Anhalt zu den waldärmeren Bundesländern. Im langfristigen Trend wächst die Waldfläche; im Jahr 2013 gab es 500.000 ha Wald. Hauptbaumarten sind Kiefer, Fichte, Eiche und Buche. Die Waldeigentumsstruktur ist vielseitig: 54 Prozent der Waldfläche in Sachsen-Anhalt sind Privatwald. Es gibt ca. 50.000 Waldbesitzer, wobei der Anteil der Klein- und Kleinstwaldbesitzer mit durchschnittlichen Anteilen von rd. 5 ha. überwiegt. Weitere 27 Prozent der Waldfläche sind Landeswald, 10 Prozent Bundeswald und 9 Prozent Kommunalwald.

Gegenwärtig existieren in Sachsen-Anhalt Waldbewirtschaftungspläne für die Wälder im Eigentum des Landes Sachsen-Anhalt. Für Körperschaftswald und Privatwald liegen keine aktuellen

Waldbewirtschaftungspläne vor. Im Jahr 2014 hat Sachsen-Anhalt als Leitbild für die

Waldbewirtschaftung die „Leitlinie Wald“ neu in Kraft gesetzt. [Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt des Landes Sachsen-Anhalt: Leitlinie zur Erhaltung und weiteren nachhaltigen Entwicklung des Waldes im Land Sachsen-Anhalt – Leitlinie Wald 2014. Magdeburg 2014.] Diese Leitlinie ist für die nächsten zehn Jahre der Maßstab des forstpolitischen Handelns und damit Grundlage für die

Forstförderung. Sie weist eine hohe Koinzidenz mit der Forststrategie der EU auf.

Die wirtschaftliche Bedeutung des Holzes ist groß. Im Cluster Forst und Holz arbeiten in Sachsen-Anhalt rund 18.000 Beschäftigte (3 Prozent aller Beschäftigten) in 2.300 unternehmenssteuerpflichtigen Betrieben. Damit liegt die regionalwirtschaftliche Bedeutung des Clusters Forst und Holz für Sachsen-Anhalt im Bundesmaßstab über dem Durchschnitt. Die Arbeitsplätze im Forstsektor sind für die Entwicklung des Landes bedeutsam, da sie sich überwiegend im ländlichen Raum befinden und stabilisierend in strukturschwachen Regionen wirken.

Für den gesamten Wirtschaftssektor – und vor allem für die Aufrechterhaltung lokaler und regionaler Wirtschaftskreisläufe – bildet die nachhaltige Holznutzung die Grundlage. Der durchschnittliche Holzvorrat in Sachsen-Anhalt beträgt zurzeit 272 Vfm/ha. Der gegenwärtige Holzzuwachs liegt bei 9,5 Vfm/je ha und Jahr. Das derzeitige Nutzungspotential wird mit 6,5 Vfm/Jahr/ha beziffert. In Bezug auf das Ziel der Erhöhung der Bedeutung der Multifunktionalität in Wäldern kommt der Holznutzung jetzt und zukünftig besonders große Bedeutung zu. Für eine Mobilisierung der vorhandenen Reserven bedarf

es der Weiterentwicklung bestehender Konzepte, Produkte und Technologien auf allen Ebenen der Wertschöpfungskette.

Der Zustand der Wälder wird in Sachsen-Anhalt kontinuierlich analysiert, um entsprechenden

Handlungsbedarf abzuleiten. Gemessen an den Indikatoren "mittlere Kronenverdichtung" und "Anteil starker Schäden" ist in den letzten Jahren eine Stabilisierung festzustellen. [Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt: Waldzustandsbericht Sachsen-Anhalt 2013. Abschnitt "Forstliches Umweltmonitoring".

Göttingen 2013]

Versauerungserscheinungen im Boden insbesondere durch Ablagerung von Luftschadstoffen betreffen in Sachsen-Anhalt etwa ein Drittel der Waldfläche (180.000 ha). Regionale Schwerpunkte liegen im

sachsen-anhaltischen Harz auf Standorten mit Granit, Kieselschiefer und Quarzit als Ausgangssubstrat, sowie in den

Waldgebieten der nordwestlichen Altmark auf Standorten mit bestimmten Standortsformengruppen (Z2, Z3, M2, M3, K2 und K3). [zu Erhebungsmethoden und detaillierteren Informationen vgl:

Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt: Waldzustandsbericht Sachsen-Anhalt 2013. Abschnitt

"Bodenzustandserhebung (BZE II) und Standortkartierung". Göttingen 2013]

In der Dekade von 2004 bis 2013 gab es in Sachsen-Anhalt 614 Waldbrände, bei denen 170 ha Wald vernichtet wurden. Der Gesamtschaden betrug ca. 885.000 EUR. Besonders gefährdet sind

Nadelholzbestände, die von 80 Prozent der Waldbrände betroffen waren, insbesondere in den Kieferngebieten der Altmark und im Südosten des Landes (Landkreise Altmarkkreis Salzwedel, Landkreis Stendal, Landkreis Jerichower Land und Landkreis Wittenberg). Der Privatwald ist mit 60 Prozent aller Waldbrände am häufigsten betroffen.

Die Gebiete mit der höchsten Waldbrandgefährdung befinden sich im Norden und Osten Sachsen-Anhalts mit hohem Privatwaldanteil. Das resultiert aus sehr geringen Jahresniederschlägen, wasserdurchlässigen Sandböden und den weit verbreiteten und brandgefährdeten Kiefernwäldern.

Vorliegende Analysen und Prognosen zeigen für Sachsen-Anhalt eine deutliche Steigerung des

klimatischen Waldbrandrisikos auf. [Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt: Waldzustandsbericht Sachsen-Anhalt 2013. Abschnitt "Entwicklung des Waldbrandrisikos". Göttingen 2013.]

Weitere Informationen zur Beschreibung von Ausgangslage und Handlungsbedarf im Wald-/ Forstsektor enthalten Kap. 8.2.4.2 des EPLR sowie der Waldzustandsbericht Sachsen-Anhalt 2013.

4.1.1.3 Umwelt/ Klima