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Wichtig ist, dass ein intelligenter Vergleich stattfindet, d. h. unter anfänglicher aktiver Berücksichti-gung so vieler Umgebungsgrössen (d.h. Variablen, Indikatoren), wie möglich. Zudem weist das Schweizer Umfeld durch eine sehr grosse Anzahl (900+) von kleinen Verteilnetzunternehmen eine hohe Heterogenität auf, welche systematisch analysiert werden sollte: Erst eine vertiefte Analyse von vielen Verteilnetz-Unternehmen in der Schweiz kann helfen aufzuzeigen, ob eine Vergleichs-Gruppenbildung2 notwendig ist oder nicht, ob pro Gruppe unterschiedliche Output-Variablen definiert werden müssen oder nicht und ob dieselben Methoden[-Kombinationen] sich für alle Gruppen gleich gut eignen.

Wie in diesem Papier mehrfach erwähnt, ist Benchmarking bei Verteilnetzen weit mehr ist als ein einmalig angewendetes Arbeitsinstrument, sondern Teil eines Innovations- und Lernprozesses.

2 Dies könnte dann z.B. notwendig sein, wenn aufgrund unterschiedlicher Umgebungen ein Verteilnetz-Unternehmen A verglichen mit einem Verteilnetz-Unternehmen B auch über lange Zeit und auch durch Fusionen, Kooperationen, Kosten-senkungen, etc. keine Chance hat, die Effizienz des Unternehmens B zu erreichen.

In [9] werden zur Charakterisierung dieser Lernprozesse folgende Funktionen und Fragen formuliert:

Funktion [9] Zu beantwortende Frage (z.T. übernommen aus [9]) 1. Mess- und

Massstabs-funktion

- Wo stehe ich als Netzbetreiber im Vergleich zu den anderen ?

2. Erkenntnisfunktion - Was machen andere Netzbetreiber besser, was schlechter ?

- Welches sind die Ursachen dafür?

- Was können wir von anderen übernehmen?

3. Zielfunktion - Welche Veränderungen sind notwendig, um die Position der eige-nen Institution (möglichst dauerhaft) zu verbessern?

- Welche Ziele sind für die Verbesserung vorzugeben? Können und wollen wir selber Klassenbester werden?

- Welche Voraussetzungen müssen geschaffen werden, um den Verbesserungsprozess erfolgreich zu gestalten?

4. Implementierungs-funktion

- Welche Massnahmen sind notwendig, um die geplanten Verände-rungen zu realisieren?

- Auf welchen Gebieten bestehen besonders günstige Bedingungen für die Verbesserung der eigenen Position?

Da „Benchmarking“ als ein Prozess angesehen werden muss, der die Prozessteilnehmer von einem Anfangszustand über mehrere Jahre in einen neuen Zustand überführen will, sollten sowohl die Startbedingungen für diesen Prozess, die wesentlichen sich verändernden Umgebungseinflüsse des Prozesses, wie auch der Weg hin zum Zielzustand transparent analysiert und prognostiziert werden.

Ein Rahmen und Umsetzungsschritte für diese „Verbesserungsprozesse“ bei Netzbetreibern wird durch das Elektrizitätsmarktgesetz EMG [1] und die dazugehörige Verordnung EMV [2] festgelegt, bzw. deren Umsetzung durch die regulatorischen Behörden überprüft. Durch die Tatsache, dass

„Benchmarking“ einen über Zeit ablaufenden, dynamischen Prozess mit entsprechenden Risiken für alle Beteiligten darstellt, ist es wichtig, wenn neben klaren Rahmenbedingungen auch klare Zielgrös-sen vorgegeben werden. Gemeinsam legen diese den unternehmerischer Freiraum der Netzbetrei-ber fest.

Diese Rahmenbedingungen, gemeinsam mit technischen, betriebswirtschaftlichen und unternehme-rischen Freiheitsgraden, bedeuten aber auch, dass von den Netzbetreibern Zielgrössen gemessen und regelmässig in „normierter Form“ an die regulatorischen Behörden gemeldet werden sollten, bzw. die regulatorischen Behörden für die Einhaltung der Rahmenbedingungen verantwortlich zeich-nen müssen. Erreichte oder übertroffene Zielgrössen könzeich-nen zudem unternehmerisch belohnt wer-den, nicht erreichte Ziele jedoch in späteren Zeitperioden auch kompensiert werden.

7. Zusammenfassung

Benchmarking der Kosten von Verteilnetzen ist viel mehr als ein reiner eindimensionaler Kennzah-lenvergleich, da die Bewertung der Kosten von Verteilnetzen die Erfassung und den Vergleich meh-rerer Variablen als Notwendigkeit voraussetzt. Erst vernetzte Funktionen der Output-Variablen führen auf die Erklärung der Input-Output-Variablen (Kosten) und somit auf mehrdimensionale Effizienzvergleiche.

Benchmarking ist kein einmalig anzuwendendes Instrument, sondern ein andauernder Prozess mit einer integrierten Anwendung systematischer Methoden. Benchmarking von Verteilnetzen darf nicht als einmalige Aktion, sondern muss als kontinuierlicher Verbesserungsprozess verstanden werden.

Benchmarking muss sich durch ein stark strukturiertes Vorgehen auszeichnen. Es ist ein systema-tischer Informationssammlungs- und -verarbeitungsprozess, wobei das gleichartige Verständnis für die zu erhebenden Informationen und die Effizienz bei der Erhebung der Informationen von zentraler Bedeutung sind.

Benchmarking-Resultate sind abhängig von der Wahl der Vergleichsgruppen, von der Wahl der Variablentypen, von Methoden-Kombinationen und der Methodenvarianten-Wahl. Die Ein-schränkung auf nur eine Methode mit einem Output-Variablensatz von Anfang an könnte sich inso-fern als kritisch erweisen, als einerseits einige kostenverursachende Umgebungsbedingungen nicht

„fair“ erfasst würden und andererseits Schwächen und Stärken der gewählten Methode erst im Ver-gleich oder in der Kombination mit anderen Methoden erkennbar sind.

Benchmarking ist entscheidend durch die Frage nach den Ursachen der Abstände zu den Klas-sen- bzw. Gruppenbesten gekennzeichnet und den individuellen Strategien, wie diese Abstände reduziert werden können.

Benchmarking ist ein Lernprozess, der positive Bereitschaft zur Veränderung voraussetzt [9].

Benchmarking bedeutet Kommunikation mit vergleichbaren Netzbetreibern, gegenüber der Öffent-lichkeit, gegenüber den Mitarbeitenden und auch gegenüber Behörden. Es setzt Offenheit und Be-reitschaft voraus, die eigene Leistungsfähigkeit transparent gegenüber aussen darzustellen [9].

Literaturverzeichnis

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[1] Bundesamt für Energie, Bern, Schweiz: Elektrizitätsmarktgesetz (EMG) vom 15. Dez. 2000 www.energie-schweiz.ch/imperia/md/content/energiemrkteetrgertechniken/txtEMG_d.pdf) [2] Bundesamt für Energie, Bern, Schweiz: Elektrizitätsmarktverordnung EMV

(Vernehm-lassungsentwurf, Schweiz, Entwurf Version 5. Okt. 2001)

(www.energie-schweiz.ch/imperia/md/content/medienmitteilungen/14.pdf)

[3] Bundesamt für Energie, Bern, Schweiz: Erläuternder Bericht zur Elektrizitätsmarktverordnung EMV (Schweiz, Okt. 2001)

(http://www.energie-schweiz.ch/imperia/md/content/medienmitteilungen/15.pdf)

[4] N.O. Walti, Ch. Weber, PricewaterhouseCoopers, Schweiz: Benchmarking der Schweizer Stromnetze: Ein Pilotprojekt im Auftrag des Bundesamtes für Energie (Sept. 2001) Sonder-druck VSE, Nr. 1.4 d/01

[5] Bundesamt für Energie, Bern, Schweiz: BFE-Arbeitsbericht zum Benchmarking-Pilotprojekt (2001) (Web: http://www.ewg-bfe.ch ... Publikationen)

[6] Bundesamt für Energie, Bern, Schweiz: BFE Anhang zum Bericht Projekt Benchmarking-Pilot (2001) (Web: http://www.ewg-bfe.ch ... Publikationen)

[7] Bundesamt für Energie, Bern, Schweiz: (Deutsch) Bericht über das Benchmarking-Pilotprojekt (2001) (Web: http://www.ewg-bfe.ch ... Publikationen)

[8] Bundesamt für Energie, Bern, Schweiz: (Français) Rapport sur le projet pilote de benchmar-king (2001) (Web: http://www.ewg-bfe.ch ... Publikationen)

[9] Reto Steiner, Institut für Organisation und Personal der Universität Bern, Schweiz: Grundlagen und kritische Erfolgsfaktoren von Benchmarking im öffentlichen Sektor

http://www.iop.unibe.ch/Dateien/Publikationen%20Steiner/Beitrag%20Publikation%20Benchm arking.doc

[10] Antonio Giuffrida and Hugh Gravelle, National Primary Care Research and Development Centre, Centre for Health Economics, University of York, UK.: Measuring Performance in Pri-mary Care: Econometric Analysis and DEA (http://www-users.york.ac.uk/~econ32/9936.pdf) [11] Jörg Wild, Deregulierung und Regulierung der Elektrizitätsverteilung: Eine mikroökonomische

Analyse mit empirischer Anwendung für die Schweiz vdf, Hochschulverlag AG an der ETH, 1.

Auflage, 2001, ISBN 3-7281-2783-3

3 Alle Dokumente in der Literaturliste mit Web-Internet-Angaben wurde am 26. Oktober 2001 überprüft und waren zu die-sem Zeitpunkt abrufbar.