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Verbindungslinie der Funds teilen Hood und A. wurde ein Kantenstück von 4 cm Länge gefunden. Es wurden dort sofort 2 Ma.nn zur Feinsondierung eingesetzt, während die übrigen weiter suchten und beobachteten.

Unterdessen kam Wm. Hess mit seinem Lawinenhund auf der Unfallstelle an. Während ca. 150 m weiter oben noch abgesucht wurde, setzte er auf der schon erwähnten Abflachung seinen Hund Arco zum Revieren an, der das Opfer nach 3 Minuten ca. 3 m unterhalb der Fundstelle des Kantenstückes und in einer Tiefe von 50 cm fand. Gleichzeitig mit dem Beginn des Absuchens wurde 1 Of. nach der Station First kommandiert, um die restlichen Leute der sich im Kadervorkurs befindlichen Law. Kp. zu alarmie-ren. Er hatte auf First als Relaisposten zu wirken. Es wurden bestellt: Leute, Sondierstangen, Schaufeln, Beleuchtungsmaterial, Fanions, Funkgeräte, Beatmungsgerät, warme Kleidung, Verpflegung, Sämtliche Meldungen an den Rela.isposten First erfolgten schriftlich. Sowohl auf der Unfallstelle als auch auf First wurde eine Zeittabelle geführt. Ueber weitere getroffene Maßnahmen geben die Zeittabellen Auskunft.

Es sei hier speziell erwähnt, daß Bergführer A. die Unfallstelle erst verließ, als er vom Arzt und vom Kp. Kdt. dazu aufgefordert wurde. (Man hatte Schockwirkungen an ihm beobachtet.)

3. Untersuchung der Lawine

Drei Tage nach dem Unfall, am 21. 1. 59, erhielt der Schreibende den Auftrag, die Lawine zu unter-suchen. Infolge der seit dem Unfall verflossenen Zeit und wegen eines Schneefalls von 5 bis 10 cm Mäch-tigkeit konnten vielleicht gewisse Details nicht mehr festgehalten werden. Immerhin glauben wir, daß die Feststellung der Unfallursachen dadurch nicht verhindert wurde.

Dimensionen der Lawine Länge der Lawinenbahn:

Breite der Lawine:

Anrißhöhen: Ablagerungskegel:

Sturzbahn der Opfer am Hang gemessen:

ca. 1600 m 150- 400 m 0,5 bis über 2 m Länge: ca. 800 m Breite: 150-400 m

mittlere Schneehöhe: 2,5 m

ca. 800 m

Der Kessel der Schwarzharnflanke scheint von einzelnen Gräben und Rinnen durchzogen zu sein. Die Schneeanlagerung war deshalb sehr unterschiedlich. In der südlichen Hälfte des Kessels wurde eine starke Akkumulation von windverfrachtetem Schnee festgestellt. Auf Grund unserer Beobachtungen kam diese Anhäufung auf zwei Arten zustande:

a) durch Ablagerung im Leehang

b) durch bergwärtsstreichende Winde, welche den Schnee bis zu den Felsen fegen.

Dort wird er aber infolge der Aufsteilung abgelagert. So konnte am 21. 1. 59 eine innerhalb 2 Std. auf diese Art entstandene Ablagerung von ca, 30 cm Mächtigkeit festgestellt werden.

4. Feststellungen im Anrißgebiet

Als Gleitschicht diente eine oben leicht gefrorene, unten teils lockere, anderenorts ganz gefrorene Schwimmschneeschicht unterschiedlicher Mächtigkeit, Auf dieser, sehr wahrscheinlich aus dem Monat Okto-ber stammenden Schicht befand sich eine umgewandelte Reifschicht, die weitgehend als Schmierschicht

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c] Das Einzugsgebiet der Unglückslawine 1: Aufsliegsspur der SAC-Gruppe und der Unglücks-partie. 2: Abfahrtsroute der Unfallgruppe. 3: Ab-fahrtsroute SAC. 4: Verschütlungsstelle der beiden Gerelt ten. 5: Verschütlungsstelle der tödlich

verun-glückten Miss Thubron.

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d) Sturzbahn und Ablagerungskegel der Ung!ücks-lawine. Obere Kreise: Verschüttungsstellen der Ge•

retteten; K: Fundstelle Kantenstück: t: Fundort des Todesopfers.

(Photos Kurt Ammann, Bern)

diente. Auf dieser Schmierschicht befand sich der abgeglittene Schnee, dessen Schichtung auch am Anrill nicht mehr differenziert werden konnte. Die Mächtig keil des abgeglittenen Schnees betrug 0,5- 2,5 m, in Gwächten auf der Südseite des Kessels teilweise sogar mehr. Es konnte zwischen normaler Ablagerung und solcher durch Windverfrachtung kein Unterschied festgestelll werden.

Die Bildung von Kriechspalten auf der Unterseite der Felsen im älteren Schnee war teilweise weit

fort-geschritten (Kavernenbildung). In allen untersuchten Kavernen wurde Höhlenreif beobachtet.

5. Vermutliche Ursachen der Lösung des Schneebrettes

Die Partie A. war unter den Felsen durch abgefahren, als diese ziemlich erwärmt waren. (Um 12.00 Uhr hatten wir am Widderfeldgrätli bereits Schmelzwasser festgestellt.) Die Schneedecke war jedoch noch nicht genügend gesetzt. Die Vermutung liegt nun sehr nahe, daß infolge der Belastung durch die Skifahrer die Gewölbe zusammenbrachen und dadurch die Verankerung der Schneedecke riß, der Schnee kam auf der obenerwähnten Schmierschicht ins Gleiten, die Lawine wa1 gelöst. Durch eine Kettenreaktion scheint dann auch der ganze südliche Teil der Lawine gelöst worden zu sein.

Die Partie des SAC war in größerer Entfernung von den Felsen abgefahren (von unten gesehen links von den obersten Felsen). Dies dürfte in unserem Falle ein noch größeres Unglück vermieden haben.

Der Vollständigkeit halber sei der Warmlufteinbruch erwähnt, welcher am Vormittag des 18. l.

begann. So wurde um 09.00 Uhr vormittags - 11° C gemessen, während man um ca. 17.00 Uhr auf der Unfallstelle

+

4o C feststellte.

6. Zelttabellen a) Der Of. Gruppe auf der Unfallstelle

14.00 Uhr ca. Unfall (nach Aussage Bergführer A.) 14.45 Uhr Beobachtung der Unfallstelle

15.15 Uhr Eintreffen der Of. Patr. auf Lawine

15.20 Uhr Orientierung über den Hergang des Unfalles durch Herrn A. Einfahrt hoch oben, Reihenfolge: 1. Herr A., 2. Miss Thubron, 3. Herr Hood.

e) Die Gelände- und Schneeverhält-nisse in der Zone des primären An-risses.

14.15 tJhr Großalarm durch Herrn Bhend nach First

15.20 Uhr Absuchen des Lawinenfeldes im Fundberei::h der Leute. Fund eines Kantenstückes. Beginn der Feinsondierung und schaufeln

15.30 Uhr Oblt. Schwarz nach First mit Auftrag, Law.Kp. zu alarmieren

15.35 Uhr Eintreffen der Uof. Patr., nachdem diese um 14.40 durch Herrn Nencki alarmiert worden war (auf Oberläger); 3 Hunde in der Gruppe

15.50 Uhr Einsatz des Lawir.enhundcs Arco unter Wm. Hess 15.53 Uhr Opfer durch Anzeige des Hundes gefunden

16.00 Uhr Opfer ausgegraben und auf Skilager gebettet. (Coramininjektion durch Arzt.) Erste Fundstelle Kopf. Sorgfältiges Freilegen zeigte keine Schmelzhöhle vor dem Mund und Nase.

Lage des Opfers:

Bauchlage in Fließrichtung der Lawine, 50 cm unter Schneedecke, Skis an den Füßen, Sicher-heitsbindung, Hände in der Schlaufe.

16.00 Uru Meldung durch Läufer nach First: Opfer gefunden. Kein Material mehr außer Pulmotor und Beleuchtungsmaterial

Sofortiger Beginn der Herzmassage durch Kp.Az. und künstliche Atmung.

Warmhaltung durch aufgeheizte Teeflaschen.

Atmungstemperatur: 16.30 Uhr 16°

16.45 Uhr 21°

17.10 Uhr 20°

17.25 Uhr 20°

17.30 Uhr beide Augen trüb 18.00 Uhr Eintreffen des Sauerstoffgerätes

18.10 Uhr Arzt Dr. Meier auf dem Feld

18.15 Uhr Abbruch der künstlichen Beatmung nach Feststellung des Todes (durch beide Aerzte) 18.30 Uhr Abfahrt, ca. 18.45 Uhr Flugzeug über Talkessel von Grindelwald.

b) des nach First gesandten Oblt. Schwarz 15.30 Uhr Abfahrt von Unfallstelle 15,50 Uhr First an

15.55 Uhr Tf. mit Rettungsdienst von Grindelwald: von Rillte, Michel, Gertsch und Dr. Steiger. In Grin-delwald kein Beatmungsgerä ll

16.05 Uhr Tf. an Nr. 11 betr. Rettungsflugwacht. Erste Verbindungsaufnahme mit derselben, d. h. mit Oblt.

Kurz um 16.15 Uhr. - Angefordert wird Beatmungsapparat unter Ar.gabe der Lage der Unfall-stelle.

16.22 Uhr P. Graf meldet ab Egg, daß Verschüttete gefunden sei und kein Material mehr nach der Unfall-stelle gesandt werden soll.

16.35 Uhr Obige mündliche Meldung wird durch Meldeläufer schriftlich bestätigt.

16.36 Uhr Coiffeur Urbanek wird an KP gesandt mit Weisung, Materialtransport abzustoppen.

16.55 Uhr Rettungsflugwacht telefoniert f. Pulmotor, d:1..6 sämtliche angefragten Flugplätze keine Starterlaub-nis erteilen; ebenfalls erteilt Oberstbrig. Burkhard keine milit. StarterlaubStarterlaub-nisse.

17.10 Uhr A.uf KP 20 Stirnlampen und Zwischenverpflegung verlangt.

17.11 Uhr Pulmotor in Bezirkspital Interlaken verlangt. Sofortiger Transport mit Auto nach Grindelwald.

17.25 Uhr Tf. Rettungsflugwacht Oblt. Kurz: um 17.30 Uhr startet Flugzeug ab Kloten mit Nachtflugbewilli-gung.

17.45 Uhr Wm. Russi mit Stirnlampen ab First nach Unfallstelle.

18.07 Uhr Pulmotor von Interlaken bei Dr. Meyer eingetroffen.

18.20 Uhr Fluglärm

18.25-18.50 Uhr Tf. Verbindung mit Funkturm Kloten, zwecks Leitung des Rettungsfluges per Funk.

19.00 Uhr Abfahrt in First

19.30 Uhr Tf. mit Oblt. Kurz und Pilot Furier wegen der Rettungsaktion."

Nr. 15 21. Januar 1959:

Unglücksfall auf Baustelle im Val Nalps.

Todesopfer: Eduard Starzer, verh., geb. 10. 9. 33, Oesterreicher, aus Bürs-Bludenz, Vorarlberg. Josef Kraiger, geb. 21. 6. 28, Oesterreicher, aus Bludenz, Vorarlberg. Lino Pusterla, geb. 5. 9. 36, Italiener, aus Chiuro, Sondrio.

1.

Das Unfallgelände

Im mittleren Teil des rund 12 km langen Val Nalps, das bei Sedrun aus südlicher Richtung ins Vorderrheintal mündet, wird zur Nutzung der Wasse.rkräfte des Vorderrheins ein Stausee er-stellt. Die Baustelle liegt beim Engnis unterhalb der Alp Nalps auf ca. 1900 m und wird auch im Winter betrieben. Das Barackendorf befindet sich auf einem weitgehend lawinensicheren Ge-länderücken, während die Zugänge zu zwei Arbeitsstellen am Fuße eines relativ kurzen Steil-hanges liegen.

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a) Karte 1 :50 000

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b) Siluationsplan

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Fig. 20 Lawinenunglück auf der Baustelle Val Nalps, Vorderrheintal

Der nach W bis WNW gerichtete Hang weist vom An riß bis zum Einschnitt des Zufahrtsweges zum Stollenfenster Sta. Maria (

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obere Unfallstelle) eine schiefe Länge von ca. 140 m und ein ziemlich gleichmäßiges Gefälle von 37 Grad auf. Der Anriß liegt auf etwa 1900 m, die obere Un-fallstelle auf 1810 m und der Ablagerungskegel im Graben des Nalpserrheins (

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untere Unfall-stelle) auf 1770 m. Totale schiefe Länge der Lawine rund 220 m, Höhendifferenz ca. 130 m, durch-schnittliche Neigung der Sturzbahn 36,5 Grad. Bodenbedeckung im wesentlichen Geröll, z. T. Sträucher und Gebüsch, vereinzelt Fels (vgl_ Situationsskizze).

2. Die Lawinenverhältnlsse

lm Gebiet der Unfallstelle lag Mitte Januar eine unterdurchschnittliche Schneedecke, vor allem an den Westhängen. Ihr Aufbau erschien aber als sehr wenig tragfähig, weil das Fundament aus grobkörnigen , kohäsiea-sarmen Schwimmschneeschi-€hten bestanEi. Diese Situation li ß allerdings die Hoffnung zu, daß sich bei Ablagerung großer Schneemengen keine umfangreichen Lawinen bilden dürften, weil die frühzeitige Ueberlastung des Fundaments zum mehrmaligen, paketwei-sen Abgleiten der Schneemaspaketwei-sen führen würde. Andererseits konnten örtliche Schneebrettbil-dungen bereits nach kleinen Niederschlägen oder Verwehungen entstehen und plötzlich und ohne zwingenden Grund eine akute Gefahr heraufbeschwören.

c) Der untere Teil der Sturzbahn mit den obem und untern Arbeits- und Verschüttungsstellen der Opfer. Ansicht von Norden, talaufwärts.

Auf diese Weise kam es zum tragischen Unglück auf der Baustelle Val Nalps. Seit 10 Tagen hatte es praktisch kaum geschneit. Der Verbindungsweg zum Fenster Sta. Maria war ununterbro-chen benützt worden, ohne daß sich je eine Gefährdung gezeigt hätte. Dann folgte der Föhnsturm vom 20./21. Januar. Geländerücken, Kreten, ganze Talhänge wurden so stark vom Schnee befreit, daß vielerorts Steine, Gehölz und sogar die Grasnarbe zum Vorschein kamen. An ausgesproche-nen Leestellen lagerten wohl typische Triebschneeansammlungen; doch wo sie gut zu erkennen waren, hatten sie flächenmäßig eine nur unbedeutende Ausdehnung und lagen an Orten, wo sie keine Gefahr verursachten.

Auch der Unglückshang trug vor dem 21. Januar eine Schneedecke von nur rund 60 cm. Sträu-cher und Jungholz durchstießen überall die lockeren Schneeschichten. Auch nach dem Föhnsturm vom 20./21. Januar schien sich die Lage hier kaum verändert, jedenfalls nicht sichtbar verschärft zu haben. In Wirklichkeit hatte sich hinter der leicht ausgeprägten Geländeschulter, die sich in der Gegend des Stollenfensters Sta. Maria bergwärts zieht, über eine größere Hangfläche ein Trieb-schneedeckel ablagern können. Dessen Mächtigkeit war keineswegs beträchtlich; nur über einen kleinen Teil des Hanges - nämlich in der relativ flachen Südostecke des Schneebrettes - konn-ten Höhen von 30-40 cm festgestellt werden. Im allgemeinen erreichkonn-ten diese die 30-cm-Grenze aber nicht, sie blieben über große Flächen sogar unter 20 cm.

Es ist selbstverständlich, daß diese durch den Windtrieb stark verfestigte Schneeschicht auf