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nicht häufiger Lawinen zu beobachten sind, dürfte dafür die den dominierenden Westwinden aus- aus-gesetzte Lage des Hanges schuld sein; der Schnee wird hier vielfach weggeblasen, wodurch

c) Hangprofil der Lawinenbahn

b) Ansichtsskizze der Unfallawine 1: markierte Casanna-Hochroute

2: Aufstiegspur Vorunterrichtskurs, 27. Dezember vormittags 3: Abfahrtspur unbekannter Skifahrer, kurz vor dem Unglück 4: Abfahrtspur der Unfallpartie

5: Anriß cffirtl!Wlne 2330 m ü. M.

6: Standort des Opfers vor dem Lawinenniedergang 7: Funds teile des Opfers

8: Lage des geretteten William 9: Lage des verletzten Völlm

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nicht häufiger Lawinen zu beobachten sind, dürfte dafür die den dominierenden Westwinden aus-gesetzte Lage des Hanges schuld sein; der Schnee wird hier vielfach weggeblasen, wodurch genü-gende Mengen zur Bildung größerer Lawinen fehlen.

3. Herganig des Unglücks

Ueber den Hergang der Verschüttung gab ein Teilnehmer der verunglückten Skischulklasse, der Engländer W. Cook, im wesentlichen folgendes zu Protokoll:

„Gestern war ich mit der 3. Skischulklasse unter der Leitung von Herrn G.B. unterwegs. Wir machten eine lange Traverse und der Leiter ersuchte mich, am Ende der Kolonne zu bleiben. Kurz vor der Unfallgegend bat mich der Skilehrer, aufzuschließen. Von dieser Stelle an mußten wir einzeln, d.h. mit Abstand, fahren.

Ich traversierte den Hang ungefähr 50 m hinter der vordersten Person. Ich sah, wie der Skilehrer einen Schwung ausführte und anhielt, um die Klasse aufschließen zu lassen. Als ich noch etwa 25--30 m von dieser Stelle entfernt war, hörte ich unmittelbar über mir ein Donnerrollen, welches ich als von einer Lawine herrührend erkannte. Ich war sehr beunruhigt, doch erkannte ich die sich bietende Fluchtmöglich-keit. Ich setzte meine Fahrt fort bis zur Gruppe meiner Klassenkameraden. Als ich dort anhielt und rückwärts schaute, erkannte ich, daß die Lawine gerade dort niederging, wo ich kurz vorher gestanden bezw. durchgefahren war. In meiner Nähe glitt ein Skistock in den Schneemassen talwärts. Etwa 90 m weiter unten kam er zum Stillstand und der Skilehrer fuhr unverzüglich an diese Stelle. Dort räumte er den Schnee weg und stieß auf einen Verschütteten. Wir waren inzwischen auch an diese Stelle gerufen worden und ich erkannte, daß die Verschüttete Person Commander Richard war. Er war ganz grau im Gesicht, so daß ich ihn kaum wiedererkannte. Meiner Meinung nach hat ihm die Geistesgegenwart von Herrn B. das Leben gerettet. Unser Skilehrer rief, nachdem er das Fehlen einer Person festgestellt hatte, sofort einen andern Skilehrer herbei und organisierte

mit

unserer Klasse eine Suchmannschaft. Er instruierte uns, wie wir dabei die Stöcke handhaben sollten. Andere Skifahrer schloßen sich unserer Suche an. Wir suchten, bis eine Gruppe von Schweizern mit der richtigen Ausrüstung eintraf. Ich sah auch, daß eine andere Person, die nicht unserer Gruppe angehörte, verletzt war. Ich bin fest davon überzeugt, daß die Lawine sich auf große Distanz, hoch über unserer Partie loslöste, weil ich in der Zeit ihres Absturzes bis zu unserer Spur Zeit hatte, den Hang über eine Distanz von ca. 30 m langsam zu queren."

Der Lawinenniedergang ereignete sich um 15.30 Uhr. Bei der erwähnten verletzten Person

handelte es sich um einen einzelnen Skifahrer aus Zollikon ZH, der auf der Abfahrtsroute von

der Lawine erfaßt wurde bzw.

in

die unmittelbar vor ihm durchfließenden Schneemassen

hin-einfuhr. Er erlitt einen offenen Beinbruch, der seine Einlieferung in das Kantonsspital Chur noch

am gleichen Abend notwendig machte.

4. Verlauf der Rettungsaktion

(Nach dem Bericht des Chefs des Parsenndienstes)

15.34 Uhr geht auf der Rettungszentrale Weißfluhjoch von SOS-Casanna die Meldung ein, daß sich ob der Casannahochroute ein Lawinenunfall im großen Casannahang ereignete.

15.35 Uhr stellt der Chef Parsenndienst Rückfrage an SOS Casanna. Dort antwortet Skilehrer Hänny (SSS-Davos), welcher aber den Niedergang der Lawine nicht selbst beobachtete, sondern den Augen-zeugen Herrn Zimmermann, Hotel Meisser, Davos-Dorf ans Telephon ruft. Derselbe sagt uns:

„Von Kreuzweg kommend erreichte ich mit meiner Frau die Casanna-Alphütten. Von dort aus sah ich eine Partie von ca. 8- 10 Personen ob der Markierung der Hochmute den großen Hang anschneiden. Es schienen schlechte Fahrer zu sein, da die Spur von unten gesehen fast horizontal mit wenig Gefälle angelegt wurde.

Der erste Mann schien dann stehen zu bleiben, während der zweite mit Abstand folgte. Ich sagte zu meiner Frau, daß das ein unvorsichtiges Tun dort oben sei. Kurz darauf, während wir beide hinaufsahen, setzte sich, unter dem Fuß der Felswand und im Mittelcouloir anbrechend, die Schneemasse in Bewegung. Ich sah, daß Leute in der Lawine stürzten, während andere stehen blieben. Die Lawine zeigte nur geringe Staubentwicklung. Nach Stillstand derselben fuhr der erste Mann der Partie nach unten. Es schien, daß er dann einen Verschütteten ausgrub,"

15.41 Uhr wird von Casanna-Alp aus beobachtet, daß eine Anzahl Personen auf der Lawine herumsucht, 15.45 Uhr Auftrag an Bergstation Gotschnagrat: Sämtliche Skilehrer und Bergführer, die am Mähderlift,

sofort auf Rettungsposten Parsenndienst Patrouillenzimmer zum Materialfassen.

15.48 Uhr Meldung an Dr. med. Hi.rzel, Obmann der Rettungsstation SAC-Klosters um Hilfeleistung.

15.50 Uhr Lawinenhundeführer M. Schild, Eidg. Institut für Schnee- und Lawinenforschung orientiert.

15.51 Uhr Meldung von Herrn Raggenbass (Hotel Madrisa, Klosters-Dorf) von SOS Casanna aus: Ein Lawinenverunfallter mit Beinbruch lebend ausgegraben. Anforderung eines Rettungsschlittens für den Abtransport.

15.59 Uhr Skilehrer Cotti wird als Kolonnenchef mit Rettungsmannschaft von Posten Gotschnagrat aus auf Unfallstelle geschickt mit folgendem Material:

Rettungsschlitten mit 2 Wolldecken, 1 Scheinwerfer,

1 Paket mit Injektionsmaterial, große Kramerschiene,

Wiederbelebungsapparat Respiro mit Sauerstoff Lawinenschaufel

2 große Schaufeln und 10 Armeesondierstangen.

16.18 Uhr Rettungskolonne SAC Klosters mit Lawinenhundeführer Grenzwächterkorp. Graf und Wieder-belebungsgerät von LKP-Talstation Abfahrt nach Gotschnagrat und zur Unfallstelle.

16.20 Uhr Bergführer More! geht mit einer Equipe von Gotschnagrat unter Mitnahme von folgendem Rettungsmaterial auf die Uniallstelle ab: Markierflaggen, Beleuchtungsmaterial, Sondierstangen, Tee und Gummiwärmeflaschen.

16.42 Uhr Meldung des Unfalls an Kreisamt Klosters, Herrn Landammann L. Guler.

17.10 Uhr Kantonspolizist Stoffel mit 8 Mann von Gotschnagrat auf die Unfallstelle ab.

17.10 Uhr trifft Parsennpatr. Vogt A. auf der Unfallstelle ein. Dort hat man den aus der Lawine aus-gegrabenen Peter Völlm, geb. 1928, Zollikon ZH, Seestraße bereits auf den Rettungsschlitten verladen. Er hatte in der Lawine einen offenen Unterschenkelbruch erlitten. Dazu wurde Schock-wirkung festgestellt. Patrouilleur Vogt überführt den Verletzten vom Unfallort zu Dr. med. Egger in Klosters.

17.34 Uhr Meldung des Unfalles an Bezirksarzt Dr. med. Carl Frei, Davos-Dorf.

17.48 Uhr wird von Dr. med. Hirzel und Bergführer More!, welche die Suchaktion auf dem Unfallplatz leiten, eine neue starke Rettungskolonne mit Sondiermaterial und Beleuchtungsgeräten angefordert.

Diese Meldung erstattet Skilehrer Zingg von SOS Casanna aus. Derselbe meldet auch, daß total drei Mann verschüttet wurden, wovon einer unverletzt, einer mit Beinbruch ausgegraben wurden, während man nach dem dritten Opfer noch suche.

17.52 Uhr wird diese Meldung an die Rettungsstation Klosters übermittelt und dort sofort die

Hilfsmann-schaft aufgeboten.

17.54 Uhr Lawinenhundeführer M. Schild, Eidg. Institut für Schnee- und Lawinenforschung wird mit Taxi nach Klosters befördert zum Einsatz auf der Unfallstelle.

18.13 Uhr meldet Bergführer Neuhäusler von SOS-Casanna aus, daß der letzte Verschüttete ca. 17.30 Uhr mit Sondieren tot aufgefunden wurde. Der Verunfallte lag mit dem Kopf abwärts ca. 1,40 m unter der Schneeoberfläche. Vor dem Munde waren Blutspuren. Beide Handgelenke waren in den

Stockschlaufen, die Ski fehlten an den Füßen und waren unauffindbar. Die von Dr. med. Hirzel geleiteten Wiederbelebungsversuche mit dem Beatmungsgerät und Injektion blieben erfolglos.

18.50 Uhr erreicht die Rettungsmannschaft Klosterser-Schwendi. und Parsennpatr. Hartmann überführt den Toten auf dem Rettungsschlitten nach Klosters.

- - ----rZTiur-rtden Rettungsartreiten ist zu bemerken, daß sie schnell organisiert und mit einer usn me sachgemäß durchgeführt wurden. Diese Ausnahme betrifft den Einsatz des Lawinenhundes von U. Graf, den man - um die Arbeit der im primären Suchbereich arbeitenden zwei Sondierkolon-nen nicht unterbrechen zu müssen - im sekundären, hoch liegenden Teil des Lawinenkegels su-chen ließ. Hier zeigte der Hund eine intensive und 40 Minuten dauernde Suche, konnte jedoch nicht zum Erfolg kommen, weil der Vermißte im Suchbereich der Sondiermannschaften lag.

5. Bemerkungen

Das Unglück zog eine kreisamtliche Untersuchung nach sich. Es mußte die Frage abgeklärt werden, ob das Ereignis durch ein fehlerhaftes oder fahrlässiges Verhalten des patentierten Ski-lehrers verursacht worden sei. Unser Institut hat auf Verlangen des zuständigen Kreisamtes in dieser Sache eine Expertise ausgearbeitet. Für unsere Beurteilung, die wir weiter unten im Wort-laut wiedergeben, waren u. a. vor allem auf folgende Tatsachen von maßgebender Bedeutung:

a)

Frühere Begehungen des UnglückshilDi9es.

Aus den Akten geht hervor und ist durch eine Skizze von Herrn Chr. Jost, Chef Parsenndienst (vgl. Figur) belegt, daß der betr. Hang am gleichen Tage durch zwei weitere Partien begangen worden ist. So durchquerte ein Vorunter-richtskurs im Aufstieg diese Zone, während unbekannte Fahrer in unmittelbarer Nähe abfuhren.

Beide Spuren lagen oberhalb der Route von Skilehrer B. Leider ist nicht bekannt, ob die betr.

Partien mit Lawinenabständen aufgestiegen bzw. abgefahren sind.

b)

Abstände

in

der Unfallgruppe.

Die Aussage von Herrn E. Zimmermann, der den Hergang des Unglücks von der Casannaalp aus beobachtete, bestätigt, daß die fünf ersten Fahrer der Gruppe ,.ziemlich geschlossen" den Hang durchquerten. Erst in einem größeren Abstand folgten die bei-den Fahrer, welche von der Lawine erfaßt wurbei-den, sowie die beibei-den letzten der Gruppe.

c)

Dauer

Anriß-

Verschüttung.

Während die Skilehrer B. und Jägli vom Anriß der Lawine nichts gehört haben, erklären die Gäste Cook und Commander, ein Donnerrollen bzw. einen Knall vernommen zu haben. Cook konnte von diesem Augenblick an noch eine längere Strecke in lang-samem Tempo zurücklegen, bis die Lawine die Gegend der Durchquerungsspur erreichte. Er ist daher „fest davon überzeugt, daß die Lawine sich auf große Distanz, hoch über der Partie loslöste".

d)

Beobachtung einer Staubwolke.

Aus verschiedenen Beobachtungen geht hervor, daß die Schneemassen in Form einer Staublawine niedergegangen sind. Bei dem gradlinigen Gefälle und einer Neigung von 33

°

setzt die Entstehung einer stiebenden Lawine eine relativ lange Absturz-bahn voraus. Eine solche kann allerdings auch entstehen, wenn der Primäranriß tiefer im Hang, der Sekundärabbruch oben liegt; doch spielt sich bei einem so gestaffelten Niedergang das Unfaller-eignis anders ab, als dies im vorliegenden Falle geschehen ist.

e)

Sturz- und schwunglose Durchfahrt der Unglückspartie.

Aus den Akten geht nirgends her-vor, daß die Spur der Skisehulk.lasse im Bereich der Lawine eine Richtungsänderung aufgewiesen hätte, und ebenso fehlt jeglicher Hinweis, daß ein Fahrer einen Sturz verzeichnet hat. Somit dürf-ten diese Punkte als Auslösemoment ebenfalls ausscheiden.

Ueber die mutmaßliche Ursache zur Auslösung der Schneebrettlawine gelangten wir zu fol-gendem Schluß (Wortlaut der Expertise):

Die wesentlichste Frage in der ganzen Beurteilung des Unglücks geht zweifellos dahin, ob die Skilehrerpartie selbst den entscheidenden Impuls zur Auslösung des Schneebretts in den Hang getragen hat, oder ob das Niedergleiten ohne eine solche äußere Störung und somit rein zufällig in diesem Augenblick erfolgt sei. Bei Skifahrerla winenunfällen ist jenes die Regel, dieses die Aus-nahme.

Eine objektive Würdigung und Beurteilung aller Tatsachen muß zum Schlusse kommen,

daß