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Belastende Faktoren, hervorgerufen durch die Therapie

Teil II.............................................................................................................. 108

10 Darstellung der Ergebnisse

10.2 Auswertung der Interviews

10.2.2 Belastende Faktoren, hervorgerufen durch die Therapie

10.2.2.1 Befürchtungen und Ängste vor der Therapie

Wie im Abschnitt 6.1 ausgeführt ist Angst das zentrale Gefühl, dem sich Krebspatien-ten stellen müssen. Für die PatienKrebspatien-ten dieser Stichprobe kommt zu Angst durch die Er-krankung noch die Angst vor der Therapie hinzu. Aus anderen Untersuchungen ist be-kannt, dass die emotionale Belastung unmittelbar vor der Therapie von den Patienten am höchsten eingeschätzt wird. Hier spielt eine Überschätzung der Gefährlichkeit der Therapie eine wichtige Rolle. Hinzu kommt für die meisten Patienten eine neue statio-näre Aufenthaltssituation, unbekannte Personen (Pflegepersonal, Ärzte, Mitpatienten) und Unsicherheit in Bezug auf das Prozedere.

Die Patienten beantworten die Frage nach Ängsten und Befürchtungen wie folgt:

Tabelle 35: Ängste

Textzitate (Patientennummer) Kategorie N (%)

„Ich war völlig verunsichert und wusste vor Angst nicht, was ich tun sollte“. „Ich habe nur immer ge-hört, dass man an der Therapie sterben kann“. „Im-mer nur Tod“. „Alles wird auf Null gefahren, ich

Todesangst 9 (26)

wusste ja nicht, was das bedeutet“. (4)

„Trotzdem hatte ich sehr viel Angst, wie ich das wohl vertrage und ich war zwei Tage, bevor ich hier auf-genommen wurde, fix und fertig, hatte Alpträume und konnte nicht mehr schlafen. Angst habe ich auch vor dem Gift hier“. (19)

Angst vor aktuellen Neben-wirkungen

6 (17)

„Befürchtungen habe ich natürlich, Sekundärschä-den zu erleiSekundärschä-den. Soll ich Ihnen mal ein paar nennen ...“. (16)

Angst vor Spätnebenwirkun-gen

9 (26)

„Außerdem sagen viele, das hilft nicht. (1) Angst davor, dass die

Thera-pie nicht wirkt 2 (6)

„Über Befürchtungen habe ich mir nicht so viele

Gedanken gemacht, die habe ich verdrängt“. (12) Angst, die aktiv „verdrängt“

wird 6 (17)

„Habe keine Angst oder Befürchtungen. Angst habe ich nie gehabt, auch nicht zu Anfang“. (27)

Fehlende Angst bzw. kein Angsterleben

3 (8)

(bei den Prozentangaben wurde gerundet. Die Anzahl von 35 Textzitaten ergibt sich dadurch, dass ein Patient mit zwei Äußerungen in unterschiedlichen Kategorien vertreten ist)

Da die Frage von den Patienten eindeutig beantwortet wird, bedarf es hier keiner zu-sätzlichen Abstraktionsebene. Klinisch ist die Unterscheidung sinnvoll, ob sich Patien-ten den AngstaffekPatien-ten schutzlos ausgeliefert fühlen oder ob sie Angstaffekte nicht wahrnehmen (passiver Modus) oder ob ihnen die Kontrolle der Angstaffekte gelingt (aktiver Modus). Die Patienten, die den passiven Modus „wählen“ benötigen je nach-dem ob und wie die Angstaffekte wahrgenommen werden sehr unterschiedliche Unter-stützung. Nur einem kleineren Teil der Patienten gelingt die aktive Angstkontrolle so gut, dass sie sich nicht wesentlich beeinträchtigt fühlen.

Passiver Angstkontroll- Aktiver Angstkontroll-

Der größere Teil der Patienten (ca. 75%) leidet unter Angst und sieht sich Ängsten, zumindest zeitweilig, schutzlos ausgesetzt. Die Angst durch die Therapie sterben zu können, steht bei einigen Patienten im Vordergrund. Die meisten Patienten fürchten aktuelle oder spätere Nebenwirkungen. Übelkeit wird besonders dann gefürchtet, wenn frühere Therapien aus diesem Grunde als sehr belastend erinnert werden. Die Be-zeichnung „Gift“, die von mehreren Patienten verwendet wird, fasst die bedrohlichen Assoziationen zusammen.

Eine Patientin berichtet von einem Traum, in dem die Todesangst sehr präsent war:

„Die Befürchtung ist ganz klar, dass ich an der Behandlung sterben könnte. Ich trau mich nicht zu fragen, wie viele daran schon gestorben sind. Ich hatte einen Traum und da habe ich es Prof. X gefragt und er hat gesagt 23. Das hat mich ziemlich geschockt“. (Patient 9). Diese ho-he Zahl ist nicht zutreffend und entbehrt auch jeder realen Grundlage. Die Schilderung verweist jedoch darauf, wie die Patientin in ihren Angstphantasien die Gefahr überhöht.

Eine weitere Patientin, deren Freund vor einigen Monaten gestorben ist, steht der The-rapie äußerst ambivalent gegenüber. Sie äußert Todeswünsche, die ihr aber gleichzei-tig viel Sorgen machen und die nicht als Suizidalität im eigentlichen Sinne gewertet werden können: „Scheißspiel. Abends denke ich immer an J (den verstorbenen Freund), gebe ihm einen Kuss und sage: hol mich doch zu dir“. (Patient 7). Die Patientin unterzieht sich der Therapie, weil sie gesund werden will, gleichzeitig sehnt sie sich in ihrer Trauer nach Ruhe und Vereinigung mit dem Freund. Ihre Schilderung dient auch dazu, sich durch die Reaktion des Gegenübers auf die sichere Seite zu stellen, zu hören, dass ihre Wünsche durchaus „einfühlbar“ sind, um sich dann von diesen „Todeswünschen“ dis-tanzieren zu können.

Ein hoher Anteil von Patienten benötigt zur Angstkontrolle Hilfe von außen (holding function): Sichernde Andere, die eine beruhigende Wirkung haben und Regression gestatten, parallel dazu Informationen zur Stärkung von kognitiver Kontrolle, Konkreti-sierung der Angst, Verweis auf Möglichkeiten des medizinischen Personals und im Falle des Versagens dieser Hilfen oder wenn die Ängste ein „überflutendes“ Ausmaß erreichen, medikamentöse Hilfe (Anxiolytika, Sedativa) als kurzzeitige Schutz- und Hilfsmaßnahme.

Ebenfalls sehr große Schwierigkeiten haben die beiden Patientinnen, die an der Wirk-samkeit der Therapie zweifeln. In beiden Fällen sind diese Zweifel von außen induziert worden: „Außerdem sagen viele, das hilft nicht. Schwarze Gedanken tauchen immer wieder auf“. (Patient 1)

„Wichtig wäre, mir den Mut zu geben, dass ich mich ganz dahinter stellen kann, das ist schwer, das fehlt mir.“ (Patient 30)

Die Patientinnen beschreiben das, was, meist ohne Absicht, im klinischen Alltag pas-sieren kann, wenn es um experimentelle Therapien geht und diese Therapien nicht vom gesamten Behandlungsteam gut geheißen werden. Unausgesprochen werden Zweifel transportiert und unterminieren die Erfolgshoffnungen der Patienten. Hoffnung kann dann kaum als Gegengewicht zu den Zweifeln aufrechterhalten werden und für die Patienten ist die durch Zweifel an der Wirksamkeit der Therapie gekennzeichnete Situation äußerst quälend. Hoffnung auf Wirksamkeit ist der wichtigste Faktor in Bezug auf die Kontrolle der durch Krankheit und Therapie bedingten Ängste.

10.2.2.2 Seelische und körperliche Befindlichkeit während und nach der Therapie - Bewertung des eigenen Zustandes -

Die Äußerungen der Patienten auf die Frage nach ihrem Befinden werden für die jewei-ligen Untersuchungszeitpunkte zusammengestellt. Die ursprüngliche Absicht, jeweils psychische und körperliche Befindlichkeit zu differenzieren, hat sich, mit Ausnahme von T3, als unnötig herausgestellt. Die Angaben für beide Dimensionen stimmen relativ gut überein. Da die Symptome im quantitativen Teil beschrieben wurden, wird hier auf eine detaillierte Auflistung verzichtet. Lediglich für T2 wird zur Veranschaulichung eine ausführliche Schilderung der negativen Bewertung gewählt. Bei den weiteren Be-schreibungen soll der Erlebensaspekt der Beschwerden im Vordergrund stehen.

Tabelle 36: Bewertung der Befindlichkeit T2

Textzitate (Patientennummer) Kategorie N=34 (%)

„Es geht mir ganz gut, ich stehe auf, mache meine Spazier-gänge draußen, kann unbeeinträchtigt essen. Es geht mir psychisch und körperlich gut“. (15)

positiv 6 (18)

„Nach der Stammzellrückgabe ging es sofort mit der Übelkeit los... Schlappheit folgte sofort. Mit Magen und Darm ging es auch sofort bergab und es musste sofort gespritzt werden...

Abneigung gegen Essen wurde immer stärker, ging immer weniger. Ab dem 2. 7. musste ich künstlich ernährt werden.

Der Morphinperfusor wurde von 1 auf 2 auf 2,5 hochgestellt...

Manchmal hatte ich nachts alle 10 Minuten Durchfall...nachts hatte ich enorme Schlafschwierigkeiten. Fieber habe ich über die ganze Zeit, zwischen 37.0 und 38.0 Grad. Hatte große Angst, konnte weder sitzen, stehen, liegen. War in großer Unruhe. ...Bis dann diese große Ruhe kam mit den Tabletten, das fand ich einfach nur gut... Ich war zu fertig, um Angst zu empfinden, außer an diesem einen Vormittag, wo ich soviel geweint habe. Sonst war ich einfach so fertig, dass ich nicht mal über mich nachdenken konnte.“ (26)

negativ 14 (41)

„Eigentlich geht es mir körperlich gut, bis auf die ständige Übelkeit und den Durchfall. Seelisch habe ich zwischendurch ziemliche Tiefs“. (11)

ambitendent 14 (41)

Die Kategorisierung wurde dadurch erschwert, dass einzelne Patienten konstatierten, es ginge ihnen gut, dann aber eine ganze Reihe von schwerwiegenden Beschwerden (u.a. Angsträume, Durchfall, Erbrechen)schilderten. Diese Patienten wurden in die Kategorie „ambitendent“ eingeordnet. Viele Patienten berichten von Schlafproblemen.

Die Zunahme von Schlafstörungen, die ja auch als Indikator für innere Unruhe, An-spannung und allgemein emotionale Belastung gewertet werden, können auch mit an-deren Faktoren zusammenhängen: mehr nächtliche Störungen durch intensivere Ü-berwachung, häufigere Infusionswechsel, Schmerzen und Verlust von Tages- und

Nachtrhythmik, weil die meisten Patientinnen und Patienten ihre Tage überwiegend im Bett verbringen.

Tabelle 37: Seelische Befindlichkeit T3

Textzitate (Patientennummer) Kategorie N=34 (%)

„Mir geht es gut. Ich fühle mich zwar geschwächt und müde, aber mir geht es gut. Nachts kann ich zwar nicht schlafen ...Fühle mich stabiler und ausgeglichener“. (15)

positiv 16 (47)

„Eine Nacht habe ich dann die Tablette verlangt, musste ein-fach schlafen. Angst stand die ganze Zeit nicht zur Debatte. Ist das eine Form der Abwehr? Typisch, die ganze Zeit durch-gehalten und dann kam der Zusammenbruch. Während der 4 Wochen hätte ich nicht sagen können es war die Hölle, dann hätte ich das nicht durchgehalten. Also ich war letzten Freitag und Samstag richtig depressiv, das war ganz schön haarig.

Habe dann erst angefangen Freunden zu sagen, es war die Hölle...“ (13)

negativ 4 (11)

„Im Bett fühle ich mich am wohlsten. Der Appetitmangel be-lastet mich... Seelisch geht es mir recht gut. Bei der schlechten Prognose ist es ja auch schon viel, es soweit geschafft zu ha-ben.“ (18)

ambitendent 14 (42)

Tabelle 38: Körperliche Befindlichkeit T3

Textzitate Kategorie N=34 (%)

„Es geht mir wieder gut. Jetzt kann ich wieder alles essen und habe großen Appetit... Die Mundschleimhaut war total zerstört, Probleme mit dem Gehör, das Denken war verlangsamt“. (22)

positiv 11 (32)

„Die Schmerzen waren gestern grauenvoll. Hals und Po, bei-des. Der Schüttelfrost, das war ein solches Elend...Rotz und Wasser habe ich geheult“. (16)

negativ 8 (23)

„Mir geht es wieder besser...Leukos steigen wieder an. Aber ich sage mal, vom Rachenraum bis zum After war es ein Trümmerfeld, da ging mit Essen und Schlucken nichts mehr...“.

(20)

ambitendent 15 (45)

Seelisch geht es der Hälfte der Patienten gut. Ein Teil äußert Stolz darüber, die Thera-pie geschafft zu haben. Symptome werden in diesem Kontext nicht als so gravierend empfunden. Es gibt allerdings auch vereinzelt Äußerungen, dass die Belastungen jetzt erst richtig ins Bewusstsein rücken.

Zum vierten Zeitpunkt ändert sich der Trend. In den Interviews die meisten Patienten eine negative Befindlichkeit, nur wenige beurteilen ihre Befindlichkeit als gut. Die Be-findlichkeit wird schlechter bewertet als unmittelbar vor der Entlassung aus dem Kran-kenhaus. Vermutlich spielen hier Prozesse von Enttäuschung und Ungeduld eine Rol-le. Patienten äußern, dass sie mit einer so langen Zeit der Erholung nicht gerechnet haben.

Tabelle 39: Befindlichkeit T4

Textzitate (Patientennummer) Kategorie N=33 (%)

„Ich habe mich gut erholt, es sind keine Probleme aufgetaucht.

Sofort nach der Entlassung bin ich im Urlaub gewesen, bin nach Mallorca geflogen. Es ist alles gut gegangen und den Urlaub konnte ich genießen. Seit einem Monat gehe ich schon wieder arbeiten, Vollzeit und mache auch so wie früher Schichtdienst.“ (12)

positiv 3 (9)

„Angst!!! Psychisch im Moment ganz schlecht. Bin kurzatmig.

„Bin sehr viel müde, kaputt, fange an zu frieren, ich schlafe ganz viel. Wenn ich ein bisschen was mache habe ich Schmerzen, starke Hüftschmerzen. Geschmacksverlust.“ (4)

negativ 19 (57)

„Psychisch habe ich mich gut erholt, da bin ich eigentlich ganz gut drauf. Aber körperlich kann ich nicht so, wie ich gerne wür-de. Das macht mich dann wieder unzufrieden... Und dann habe ich jetzt ziemlich Rückenschmerzen, wo keiner weiß, woher die kommen. Na ja wenigstens ist jetzt der Port raus, der hatte ja so gedrückt und war nie richtig benutzbar... Insgesamt will man mehr als geht. Es geht schon aufwärts, aber man stößt perma-nent an seine Grenzen. Wenn ich vormittags einen Termin habe, dann brauche ich mir für den Nachmittag nichts mehr vorzunehmen, weil ich es sowieso nicht mehr schaffen würde...

(19)

ambitendent 10 (34)

Ein Jahr nach Behandlung ergibt sich wiederum ein neues Bild. Berücksichtigt werden nur die Äußerungen der Patienten ohne Rezidiv, da sich sonst Krankheitsauswirkun-gen und Therapieeffekte vermischen würden.

Nur 5 Patientinnen und Patienten (22%) beantworten die Frage nach dem derzeitigem Befinden mit eindeutig gut. 6 (28%) beklagen eine schlechte Befindlichkeit und 11 sprechen von einer differenzierten Befindlichkeit (50 %). Bei zwei Patientinnen war die Zuordnung zur letzten Kategorie außerordentlich schwierig. Zwar lautet die verbale Aussage „Sagen wir mal so: ich bin zufrieden“ oder im anderen Fall „Mir geht es ganz gut“, was danach folgt, ist aber ein Text, der ausschließlich Beschwerden enthält. Beim Le-sen bleibt der Eindruck zurück, dass esden Betreffenden nicht gut geht.

Tabelle 40: Befindlichkeit T5

Textzitate (Patientennummer) Kategorie N=22 (%)

„Mir geht es jetzt wieder gut...Aber, es hat wirklich ein Jahr gebraucht... Körperliche Beschwerden habe ich überhaupt nicht mehr.“ (13)

positiv 5 (22)

„Na ja, also körperlich geht es mir schlecht. Nicht ganz schlecht, das will ich nicht sagen, aber eben schlecht. Das ist so alles, an vielen Stellen. Am schlimmsten sind im Moment die Bronchien, die immer total zu sind. Die ganze Haut tut mir oft weh, die ist so ledrig. Mit den Schleimhäuten hab ich auch noch Schwierigkeiten; in den Händen hab ich oft so was wie Krämpfe, die Augen tun weh und mit den Zähnen kamen auch ab November noch Schmerzen dazu. Nur mit der Kraft, das ist nicht mehr so schlimm wie vorher... Seelisch geht es auch nicht so gut. Ich mache mir halt viel Gedanken, dass das alles so lange dauert. Unzufrieden ist das richtige Wort, ja, dass bin ich oft...aber ich werde dann nörgelig. Manchmal unduld-sam,...Es war und ist ein langes Warten, dass es besser wird.

Und dann vor allem nervt mich, dass immer noch was dazu kommt. Das Immunsystem ist kaputt.“ (17)

negativ 6 (28)

„Körperlich geht es mir ganz gut und psychisch auch. Natürlich bin ich nicht mehr so belastbar wie früher. Gelenkprobleme habe ich immer noch. Die Arbeit schaffe ich, aber es ist schwer. Man reißt sich ja zusammen...Das Hauptproblem ist die Mattigkeit.“ (12)

ambitendent 11 (50)

Untersucht man die Äußerungen zur Befindlichkeit im Hinblick auf die genannten Gründe, dann werden, neben den eigentlichen körperlichen Beschwerden, immer wie-der, mit ähnlichen Formulierungen, folgende Punkte genannt:

Tabelle 41 : Einflussfaktoren Befindlichkeit (Zitatausschnitte)

T2 T3 Unru-he, zu fertig um Angst zu empfinden

War ganz tief unten mit der Kraft und allem, schlimmste Nächte

Angst es nicht zu schaffen Durchhänger

Nicht fähig zu denken geschweige denn zu handeln. Ich bin wie im Trance

Viel Angst

Große Anspannung wegen der Untersuchung Kaum Kraft, bis zu Toilette zu gehen, hätte nie gedacht, dass es so schwer ist

Ging mir beschissen Wie durch den Wolf gedreht Permanente Übelkeit

Total träge, kein Hungergefühl

Gedanke, was ist wenn in zwei Jahren Metas-tasen kommen

Dreht sich wie ein Karussell: ob ich gesund bin...?

T4 T5 Gleiches Niveau wie 87jährige Mutter

Ging schlechter als in der Klinik Abgenommen

Viel Angst vor Rezidiv, Schmerzen

Mental runter, Atemnot, Leistungsfähigkeit ist ziemlich am Ende

Nicht so belastbar

Völlig fertig, weil Kontrolluntersuchung anstand, meist in Gedanken bei der Krankheit

Hitzewallungen wie in den Wechseljahren Schlafstörungen

Angstgefühle

Tiefes Loch, Schwächegefühl zu Hause beson-ders schlimm

völlig teilnahmslos: ich habe kaum gesprochen ..bin doch noch jung, ..damit werde ich nicht fertig (Leistungsschwäche)

schwer depressiv – suizidal Entzugserscheinungen

Enttäuscht, dass es nicht besser aufwärts ge-gangen ist

Mit dem Schwächegefühl kann ich mich nicht abfinden,

wieder massivste Ängste, immer müde – im-mer kaputt

Bin überhaupt nicht belastbar

Innere Ruhe fehlt.. ziemliche Ängste wieder ins Berufsleben rein zu gehen

..Beine wollen einfach nicht mehr, wie bei einer alten Frau

abgenommen durch Schmerzen nicht in der Lage zu arbeiten

wenn was überstanden ist, kommt hinterher der Zusammenbruch

Depression gehabt

Ausgeprägte Polyneuropathie als Folge

Zu allen Zeitpunkten ist Angst das am häufigsten benannte Gefühl. Zu den späteren Zeitpunkten wird die Angst, es nicht zu schaffen, abgelöst von der Angst vor einem Rezidiv. Nach dem Klinikaufenthalt steht neben der Angst für die meisten Patienten die spürbare Leistungseinbuße im Vordergrund. Die Enttäuschung über den langsamen Genesungsverlauf wird ebenfalls thematisiert.

Neben den hier genannten allgemeinen Beeinträchtigungen werden die spezifischen Beeinträchtigungen Fatigue und Sexualität im nächsten Abschnitt gesondert betrachtet.

10.2.2.3 Spezielle Beeinträchtigungen: Fatigue und Sexualität

Zu den persistierenden Beeinträchtigungen, die immer wieder von Patienten genannt werden, gehört an erster Stelle Fatigue.

Beschwerden über eine veränderte Sexualität werden in der Regel nur auf direktes Befragen geäußert.

Fatigue

Fatigue ist das Symptom, das ein Jahr nach Abschluss der HDC noch erhebliche Prob-leme bereitet. Die Ergebnisse in dieser Stichprobe stimmen mit den Literaturangaben überein.

Tabelle 42: Angaben über Fatigue

N=22 (gesamt)

Fatigue vorhanden N=15 (66%) Nicht vorhanden N=7 (34%)

Die folgenden Zitate sollen den „Charakter“ von Fatigue verdeutlichen:

Tabelle 43: „Charakter“ von Fatigue Textzitate (Patientennummer)

„Das ganze Leben ist völlig verändert, konnte durch Arbeit zwar anknüpfen aber... Ich brauche viele Pausen, meine Hausarbeit schaffe ich nicht alleine. Meine Schwester hilft mir z. Beispiel beim Fensterputzen. Wenn ich meine Arbeit durchhalte und nicht Zeitrente beantragen muss, nehme ich mir eine Putzhilfe, um zur Arbeit gehen zu können.“ (3)

„...Meine Arbeit kann ich auf keinen Fall mehr machen...meine alte Arbeit geht auf keinen Fall mehr... Wissen Sie, solange diese Schwäche da ist, bringt das doch nichts, bringt mir gar nichts, kann doch an nichts teilnehmen. ...Auto fahren kann ich nur kurze Strecke. ...wird schwierig, keine Kraft, auch wegen der Konzentration... “ (5)

„Natürlich bin ich nicht mehr so belastbar wie früher. Muss jetzt öfters Pausen machen.... Dann habe ich mit 4 – 6 – 8 Stunden wieder angefangen, die ersten Monate ohne Wochenend-schichten. Man hing schon sehr in den Seilen...Bin immer noch viel müde, schnell erschöpft.

Die Arbeit schaffe ich, aber es ist schwer. Man reißt sich ja zusammen. Habe schon auch noch Kraft für meine Freizeit, aber ich muss haushalten. Um 9 spätestens 10 Uhr muss ich ins Bett.

Erst dachte ich es wäre so eine Art Frühjahrsmüdigkeit. Aber es ist geblieben. Das Hauptprob-lem ist meine Mattigkeit.“ (12)

„Die Belastbarkeit ist schlecht und ich bin immer müde. Nach einem halben Jahr dachte ich, jetzt wird es besser. Aber, statt dass es besser ging, wurde es immer schlechter. Wenn ich Essen gekocht habe, bin ich fertig. ½, ¾ Stunde spazieren gehen, das war es. Aber das kann doch nicht angehen, das kann es doch nicht gewesen sein. ...An manchen Tagen ist es besser und ich denke, ich schaffe mehr. Aber nach 10 Min ist Schluss... Für den Betrieb falle ich ganz aus. Das schaffe ich einfach nicht mehr. Alles hat sich verändert, zum Negativen...“ (14)

„Ich habe Angst und Bange davor, dass ich wieder arbeiten muss und gar nicht kann. Ich bin doch in der Auskunftei bei einer Bank und da ändert sich immer auch so viel mit Computer und so; da komm ich doch gar nicht mehr hinterher. Ich hoffe so, dass die Berentung verlängert wird...“ (17)

„Es ist lang nicht so wie vorher... Das „gut erholt“ stimmt einfach nicht, davon kann keine Re-de sein! Ich mache zwar beruflich, was ich vorher gemacht habe, aber unter völlig anRe-deren Voraussetzungen. Mehr kann ich nicht leisten. Früher war ich oft 11 Stunden unterwegs. Das ist vorbei... Ich kann nie mehr erreichen, was einmal war...“ (28)

„Aber ich schone mich auch immer noch. Ich mache immer noch nicht alle Hausarbeiten und Schweres gar nicht so wie Staubsaugen oder Holz hacken. Also dass mit der Schonung

„Aber ich schone mich auch immer noch. Ich mache immer noch nicht alle Hausarbeiten und Schweres gar nicht so wie Staubsaugen oder Holz hacken. Also dass mit der Schonung