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Teil II.............................................................................................................. 108

10 Darstellung der Ergebnisse

10.1 Quantitative Ergebnisse

10.1.5 Gruppenunterschiede

Der klinische Eindruck legt (trotz der geringen Stichprobengröße) eine Differenzierung unter verschiedenen Gesichtspunkten (Geschlecht, Rezidiv/kein Rezidiv) nahe, auf die im folgenden Kapitel eingegangen wird.

Von großem Interesse war die Frage ob sich zwischen den Patienten, die im Verlaufe des ersten Jahres nach HDC ein Rezidiv erleiden und denen, die krankheitsfrei sind, Unterschiede zeigen. Wider Erwarten zeigt sich kein einziger signifikanter Effekt zwi-schen diesen beiden Gruppen obwohl die Mittelwerte tendenzielle Unterschiede fast aller Skalen ab T2 in der erwarteten Richtung (geringere Funktions- und höhere Sym-ptomwerte) zeigen. Lediglich die Skala PF liegt knapp unter der Signifikanzgrenze.

Signifikante Unterschiede für Männer und Frauen zeigen sich dagegen in den mehre-ren Skalen. Der Effekt der Variablen „Sex“ ist trotz der geringen Stichprobengröße nachweisbar.

10.1.5.1 Unterschiede zwischen den Geschlechtern

Der Vergleich zwischen Frauen und Männer ergibt für folgende Skalen einen signifi-kanten Haupteffekt „Sex“ (siehe Tabelle S. 145): EF, CF, SF, QL, FA, A-HADS, D-HADS und Karnofsky-Index. Generell liegen die Werte der Funktionsskalen des QLQ-C30 bei den Frauen niedriger als die Werte der Männer. Die Symptomwerte der Frauen sind dagegen tendenziell höher, aber nur die Werte der FA-Skala sind bei den Frauen signifikant größer. Zu welchen Zeitpunkten sich Männer und Frauen in den genannten Skalenwerten unterscheiden wird mit T-Tests für unabhängige Stichproben überprüft. Die Mittelwerte, Standardabweichungen und T-Werte sind in der folgenden Tabelle aufgeführt:

Tabelle 28: T-Tests Gruppenunterschiede Geschlecht

Variable Zeitpunkte MW (SD)

MW (SD) T-Wert df

T3 79.23 (19.62) 52.53 (26.34) 3.32 * 32

T4 59.79 (31.52) 44.44 (28.11) 1.36 30

FA

T5 47.06 (29.80) 41.11 (27.67) .40 20

In den folgenden Abbildungen sind die Mittelwertsverläufe der Skalen für Männer und Frauen dargestellt. Die Unterschiede betreffen alle Funktionsskalen (mit Ausnahme von PF) und die Symptomskala FA, sowie Angst und Depressivität (HADS-D) und den Karnofsky-Index:

Abb. 19: SF im Vergleich

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

T1 T2 T3 T4 T5

Zeitpunkte

Funktionswerte

Frauen Männer

Die Soziale Funktion wird von den Frauen durchgängig niedriger eingeschätzt. Aller-dings zeigt die Kurve der Frauen ab T2 eine steigende Tendenz und liegt zu T5 ten-denziell über dem Ausgangswert. Die Kurve der Männer fällt zu T3 ab, steigt nach der Entlassung steil an und fällt danach tendenziell unter das Niveau des Ausgangswertes.

Abb. 20: CF im Vergleich

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

T1 T2 T3 T4 T5

Zeitpunkte

Funktionswerte

Frauen Männer

Die Kognitive Funktion zeigt für beide Geschlechter bis zu T4 eine ähnliche Verlaufs-kurve, bei negativerer Beurteilung durch die Frauen. Zu T5 haben beide Gruppen wie-der fast das Ausgangsniveau erreicht.

Abb. 21: FA im Vergleich

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

T1 T2 T3 T4 T5

Zeitpunkte

Funtionswerte

Frauen Männer

Fatigue ist der einzige Symptomwert, der sich bei Frauen und Männern signifikant unterscheidet. Die Kurvenverläufe sind ähnlich. Die Erholung tritt bei den Männern früher ein, ist aber weniger deutlich. Die Frauen beschreiben zu T3 die höchste Sym-ptomausprägung (signifikant größer als die der Männer). Die Männer beschreiben zu T5 einen höheren Wert im Vergleich zu T1. Die Frauen erreichen zwar zwischenzeitlich höhere Werte, erholen sich aber offensichtlich besser.

Abb. 22: QL im Vergleich

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

T1 T2 T3 T4 T5

Zeitpunkte

Funktionswerte

Frauen Männer

Die Kurvenverläufe der Allgemeinen Lebensqualität sind ähnlich, allerdings auf signifi-kant unterschiedlichem Niveau (T1-T4). Männer bewerten ihre QL besser.

Abb. 23 : Karnofsky-Index im Vergleich

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

T1 T2 T3 T4 T5

Zeitpunkte

Funktionswerte

Frauen Männer

Beim Karnofsky-Index zeigt sich eine deutlichere Verschlechterung bei geringfügig niedrigerem Ausgangsniveau für die Frauen. Bei den Frauen steigt der Wert kontinuier-lich in der Rehabilitationsphase an, bei den Männern fällt er nach T4 wieder ab und wird fast so ungünstig beurteilt wie in der stationären Phase. Männer stellen offensicht-lich zu T5 ihre Funktionseinschränkungen stärker in den Vordergrund während Frauen die Erholungstendenzen betonen.

Abb. 24: EF im Vergleich

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

T1 T2 T3 T4 T5

Zeitpunkte

Funktionswerte

Frauen Männer

Die EF-Skala zeigt signifikante Unterschiede zwischen den Geschlechtern, aber keine Zeit abhängigen Unterschiede. Auffällig ist, dass die Frauen ihre emotionale Funktion generell als wesentlich schlechter beschreiben, aber eine deutlichere Erholungsten-denz zeigen.

Abb. 25: D-HADS im Vergleich

0 1 2 3 4 5 6 7 8

T1 T2 T3 T4 T5

Zeitpunkte

Werte Frauen

Männer

Der Verlauf des Depressionswertes ist zu den ersten vier Zeitpunkten ähnlich, wenn auch unterschiedlich steil. Zu T5 zeichnet sich ein gegenläufiger Trend ab: die Werte der Männer sind gestiegen, die der Frauen abgefallen.

Die Kurven der D-Werte liegen insgesamt im Bereich „unauffälliger“ Werte. Mit der ei-nen Ausnahme, dass zu T2 der Wert der Frauen im „fraglich auffälligen“ Bereich liegt.

Abb. 26: A-HADS im Vergleich

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

T1 T2 T3 T4 T5

Zeitpunkte

Werte Frauen

Männer

Die Mittelwerte der Angst verlaufen teilweise gegenläufig: vor der Behandlung zeigen die Frauen einen deutlich höheren Wert, der dann kontinuierlich abfällt. Nach der Ent-lassung steigt der Wert wieder an und fällt dann zu T5 wieder ab, bis unter das Aus-gangsniveau. Bei den Männern ist der Ausgangswert deutlich niedriger, er steigt nach der HDC an, fällt zum Entlassungszeitpunkt wieder ab auf den niedrigsten Wert, um dann kontinuierlich, bei unterschiedlich steilem Anstieg, wieder zuzunehmen bis auf das Ausgangsniveau. Die Mittelwerte der Männer liegen, im Gegensatz zu denen der Frauen, zu keinem Zeitpunkt im fraglichen/auffälligen Bereich.

Die Mittelwerte der Frauen ändern sich signifikant im Zeitverlauf während für die Män-ner kein signifikanter Zeiteffekt auszumachen ist. Die Hypothese der hohen Erwar-tungsangst lässt sich nur für die Gruppe der Frauen bestätigen.

Von den 17 Patientinnen und Patienten, die mit ihren Angstwerten zu T1 im fragli-chen/auffälligen Bereich liegen, sind 14 Frauen (82%). Drei Männer (18%) haben Wer-te, die fraglich/ auffällig sind. Die höchsten Angstwerte (N=10) haben ausschließlich Frauen.

• Ein Teil der Frauen nimmt ganz offensichtlich Angst stärker wahr (im Handbuch für den HADS-D wird auf dieses Ergebnis, das sich in verschiedenen Stichpro-ben nachweisen ließ, hingewiesen), während bei den Männern die Angstab-wehr besser gelingt bzw. Angst nicht geäußert wird.

Die unterschiedlichen Angstäußerungen von Frauen und Männern entsprechen dem klinischen Eindruck.

Dauer der stationären Unterbringung

Da die Symptomausprägung bei den Frauen tendenziell größer war, stellte sich die Frage, ob sich das in einem längeren Aufenthalt im Krankenhaus widerspiegelt. Die Frauen waren im Mittel 21,74 Tage stationär untergebracht, die Männer 19,82 Tage.

Der Unterschied von ca. 2 Tagen ist nicht signifikant.

Zusammenfassung

Geschlechtsunterschiede

Das unterschiedliche Antwortverhalten von Frauen und Männern ist bekannt.

Das gesundheitliche Paradoxon, das Frauen mehr Beschwerden und Ein-schränkungen beklagen, aber trotzdem länger leben, scheint sich auch in dieser Studie zu spiegeln. Ausgehend von den Ergebnissen, erleiden 26% der Frauen und 54% der Männer ein Rezidiv. Zu T5 sind 9% der Frauen und 18% der Män-ner gestorben. Dass diese Aussagen bei der kleinen Stichprobe mit der unglei-chen Geschlechterverteilung nur als Tendenz und Aufforderung zu genauerer Beobachtung verstanden werden kann, ist selbstverständlich.

Für diese Stichprobe legen die Daten, bei Berücksichtigung des gesamten Ver-laufes, nahe dass den Frauen die Krankheitsanpassung, relativ gesehen, bes-ser gelingt, auch wenn sie bei der Betrachtung der absoluten Werte ungünstiger abschneiden und z. T. stärkeren Schwankungen ausgesetzt sind.

10.1.6 Zusammenfassung der quantitativen Ergebnisse