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4.2 Lichtmikroskopische Ergebnisse

4.2.1 Kontrollfische

Das unveränderte, epaxiale Muskelgewebe des Karpfens ist aus quergestreifter Muskulatur und Bindegewebe aufgebaut. Die nach außen hin angrenzende Hypodermis besteht aus Bindegewebsfasern und Fettgewebe. Daran schließt sich die Dermis und letztlich die Epidermis an, welche ein mehrschichtiges, drüsenreiches, nicht verhorntes Epithel darstellt.

Die oberen Zellen der Epidermis bilden eine schleimige Kutikula aus (s. Abb. 7 u. 8). Mehrere Muskelfasern werden zu Myomeren zusammengefaßt und sind durch bindegewebige Myosepten voneinander getrennt (s. Abb. 7). In diesen verlaufen nutritive Gefäße und Nerven (s. Abb. 9). Im Querschnitt erscheinen die Zellgrenzen der Muskelfasern dreieckig, sechseckig oder polygonal. Die einzelne Muskelfaser besteht aus dem Sarkoplasma und den darin eingebetteten Myofibrillen. Unmittelbar unter dem begrenzendem Sarkolemm liegen exzentrisch angeordnete Zellkerne (s. Abb. 9). Jede Muskelfaser ist vom Endomysium umgeben, welches aus feinem Bindegewebe besteht und Fibroblasten sowie ortsständige Makrophagen enthält.

Die intramuskuläre Injektion von PBS hatte eine Zusammenhangstrennung des Gewebes zur Folge. Das Ausmaß der pathologischen Veränderungen war bei den Kontrollfischen etwa 4 Stunden p.i. lokal, auf den Bereich des Einstichkanals begrenzt. Als Zeichen der Degeneration war bei einzelnen Muskelfasern keine Querstreifung mehr erkennbar. Das glasig-eosinophil erscheinende Zellinnere war homogenisiert und schollenartig verteilt. In unmittelbarer Umgebung der Zusammenhangstrennung war eine geringgradige Ödematisierung des Muskelgewebes zu beobachten. Die in den Myosepten gelegenen Blutgefäße waren erweitert und mit Erythrozyten und Leukozyten gefüllt. Der traumatisierte Bereich erschien mittel- bis hochgradig hyperämisch und hämorrhagisch, letzteres war durch den Austritt von Erythrozyten aus den mechanisch geschädigten Gefäßen bedingt. Eine zelluläre Infiltration mit Leukozyten war histologisch zu diesem Zeitpunkt kaum auszumachen (s. Abb. 10). Die Differenzierung der Leukozyten auf den Tupfpräparaten des Muskelgewebes zeigte allerdings, daß in den Gefäßen des traumatisierten Bereiches unter den Leukozyten der prozentuale Anteil an Granulozyten mit etwa 50% überwog, gefolgt von 30 bis 40% Lymphozyten und 10 bis 20% Monozyten und Makrophagen (s. Abb. 5a u. 6a).

An den Peroxidase-gefärbten Tupfpräparaten des Muskelgewebes waren nach etwa vier Stunden p.i. deutlich Peroxidase-positive Zellen, deren Zytoplasma braun-schwarz erschien, zu beobachten. Diese als neutrophile Granulozyten charakterisierten Zellen dominierten bis etwa Tag 1 p.i. das Bild (s. Abb. 11).

Nach einem Tag p.i. erschien das hyperämische Muskelgewebe weiterhin akut entzündet. Der Anteil an degenerierenden Muskelfasern nahm zu. Im Bereich des Einstichkanals war das Gewebe geringgradig ödematisiert und mittelgradig hämorrhagisch infiltriert (s. Abb. 12).

Eine Vasodilatation war deutlich erkennbar. Etwa gleiche Anteile an mononukleären und polymorphkernigen Zellen trugen zu einer geringgradigen Infiltration des Muskelgewebes bei.

Es handelte sich zum einen um die im Endomysium der Muskelfasern lokalisierten Makrophagen und zum anderen um Monozyten, Lymphozyten und Granulozyten, die aus dem peripheren Blut in das geschädigte Gewebe migriert waren. Die Leukozyten waren in den bindegewebigen Septen zwischen den Muskelfasern und teilweise in den von scholligem Zerfall gekennzeichneten Zellen zu sehen (s. Abb. 13). Die prozentuale Verteilung der Leukozytenpopulationen auf den Tupfpräparaten zeigte ein ähnliches Bild. Dabei wurden

Granulozyten zu etwa 40% differenziert. Die Anteile an mononukleären Zellen unterschieden sich in der Hinsicht, daß bei den Trypanoplasma borreli-empfänglichen Kontrollfischen etwa 40% Monozyten / Makrophagen und 20% Lymphozyten vorlagen, bei den resistenten Fischen waren es 20% Monozyten / Makrophagen und 40% Lymphozyten (s. Abb. 5a u. 6a).

Der größte Anteil an Esterase-positiven Zellen, die ein rostbraun angefärbtes Zytoplasma auf Tupfpräparaten des Muskelgewebes zeigten und als Monozyten und Makrophagen charakterisiert wurden, war von Tag 1 bis etwa Tag 4 p.i. zu verzeichnen (s. Abb. 14).

Am zweiten Tag p.i. stellte sich das Muskelgewebe geringgradig ödematisiert und hyperämisch dar. Ein Fortschreiten der Muskelfaserdegeneration war zu beobachten, eingewanderte Makrophagen phagozytierten nekrotisches Muskelzellgewebe (s. Abb. 15).

Dilatierte Kapillaren sowie beginnende deutliche Gefäßsprossung waren in den bindegewebigen Zwischenräumen zu erkennen (s. Abb. 16). Die mittelgradige zelluläre Infiltration des Gewebes konzentrierte sich auf den Bereich der geschädigten Muskelfasern.

Dabei überwogen neben polymorphkernigen Granulozyten und Lymphozyten, Monozyten und Makrophagen. Diese Verteilung der Leukozyten spiegelte sich an den differenzierten Tupfpräparaten wieder (s. Abb. 5a u. 6a). Hier betrug der Anteil an Monozyten und Makrophagen etwa 60% bei beiden Kontrollgruppen. Die Granulozyten und Lymphozyten nahmen bei den T. borreli-empfänglichen Fischen Anteile von etwa 25 und 20% und bei den resistenten Karpfen 15 und 25% ein (s. Abb. 5a u. 6a).

In nach PAS-gefärbten Präparaten waren bei allen Fischen besonders bis zum zweiten Tag p.i.

deutlich PAS-positive Zellen zu erkennen, was aufgrund der charakteristischen Anfärbung auf im Gewebe vorhandene neutrophile Granulozyten schließen ließ. Im weiteren Verlauf konnten in dem traumatisierten Gewebe bis zum Versuchsende nur noch wenige, vereinzelt vorkommende PAS-positive Zellen ausgemacht werden.

In einem vorhergehenden Versuch wurden bei Karpfen, denen schwarze Tusche intramuskulär injiziert worden war, etwa ab dem zweiten Tag p.i. Monozyten und Makrophagen in dem traumatisierten Muskelgewebe beobachtet. Das Zytoplasma der Makrophagen erschien dunkel-grau bis schwarz, was vermuten ließ, daß neben der Phagozytose von nekrotischem Gewebe auch die inokulierten Tuschepartikel an dieser Stelle aufgenommen wurden (s. Abb.

17).

Vier Tage nach der i.m.-Inokulation von PBS waren bereits erste degenerierte Muskelfasern durch Myophagie vollständig von nekrotischem Zellinhalt befreit. An dieser Stelle waren nur noch die intakten Sarkolemmschläuche zu sehen. Gleichzeitig konnten in anderen geschädigten Muskelfasern noch phagozytierende mononukleäre Zellen beobachtet werden (s.

Abb. 18). Die lokalen Veränderungen beinhalteten weiterhin erweiterte Kapillaren, in das geringgradig ödematisierte, hyperämische Gewebe einsprossende Gefäße und eine geringgradige Infiltration mit vorwiegend mononukleären Zellen. Bei der Differenzierung der Leukozyten auf den panoptisch gefärbten Tupfpräparaten stellte sich heraus, daß der Anteil an Monozyten und Makrophagen bei den für T. borreli-empfänglichen Fischen zu diesem Zeitpunkt bei 70%, der der Granulozyten und Lymphozyten jeweils bei etwa 15% lag (s. Abb.

5a). Die T. borreli-resistenten Tiere dagegen wiesen etwa 60% an der zellulären Infiltration beteiligte Lymphozyten, 25% Monozyten / Makrophagen und 15% Granulozyten auf (s. Abb.

6a). Als erste Anzeichen der Muskelfaserregeneration wurden vielkernige Sarkoplasmaknospen in den noch intakten Sarkolemmschläuchen beobachtet.

Bei Karpfen, denen schwarze Tusche intramuskulär injiziert wurde, zeigten sich besonders deutlich nach fünf Tagen p.i. in der Milz Aggregate von Makrophagen, die Tuschepartikel phagozytiert hatten (s. Abb. 19).

Nach sieben Tagen p.i. war kaum noch nekrotisches Muskelgewebe zu sehen. Die traumatisierte Muskulatur zeichnete sich durch deutliche Neubildung von Muskelzellen aus (s. Abb. 20). Die Sarkoplasmaknospen nahmen an Größe zu und wiesen teilweise stark basophile Sarkolemmschläuche auf (s. Abb. 21). Die den Muskelfasern anliegenden Myosatellitenzellen zeigten eine Proliferation mit zentraler Anhäufung von Kernen (nicht gezeigt). Zwischen den einzelnen neugebildeten Muskelfasern waren Fibrozyten erkennbar (s.

Abb. 22). Auch zu diesem Zeitpunkt erschien der geschädigte Bereich gering- bis mittelgradig ödematisiert, hyperämisch und durch Gefäßsprossung und Vasodilatation gekennzeichnet. Bei der gering- bis mittelgradigen Infiltration mononukleärer Zellen wurden vorwiegend Lymphozyten beobachtet (s. Abb. 21 u. 22). Dieses zeigte auch die Differenzierung der Leukozyten auf den Tupfpräparaten. Bei beiden Kontrollgruppen machte der Anteil an Lymphozyten 75 bis 80% aus. Monozyten und Makrophagen kamen zu 12 bis 15% und Granulozyten zu etwa 8% vor (s. Abb. 5a u. 6a).

Zehn bis 14 Tage p.i. waren nur noch einige wenige degenerierende Muskelfasern zu erkennen. Diese zeichneten sich durch mononukleäre Zellen aus, welche nekrotisches Sarkoplasma phagozytierten. Bei den bereits größeren neugebildeten Muskelzellen verlagerten sich die zentral gelegenen Zellkerne an den Rand direkt unterhalb des Sarkolemms.

Neugebildetes Bindegewebe sowie Fibrozyten konnten zwischen den Myomeren und einzelnen Muskelfasern beobachtet werden. Insgesamt erschien das traumatisierte Muskelgewebe nahezu vollständig durch Muskelzellneubildung regeneriert. Die gering- bis mittelgradige Ödematisierung sowie Hyperämie und Vasodilatation zeigten sich weiterhin (s.

Abb. 23). Wie an Tag 7 p.i. beschränkten sich die pathologischen Veränderungen unmittelbar auf den traumatisierten Bereich, dabei beherrschten Lymphozyten bei gering- bis mittelgradiger Infiltration das Bild. Auf den Tupfpräparaten wurden zu 80 bis 85%

Lymphozyten differenziert. Der Anteil an Monozyten und Makrophagen lag zwischen 5 bis 8% und der der Granulozyten bei etwa 10% (s. Abb. 5a u. 6a).

Ab Tag 18 p.i. erschien das Muskelgewebe der Kontrollfische vollständig regeneriert. Es waren weder entzündliche Veränderungen noch degenerative Erscheinungen der Muskulatur zu beobachten. Das gesamte Gewebe unterschied sich nicht mehr von unverändertem Muskelgewebe (s. Abb. 7). Die prozentuale Verteilung der auf den Tupfpräparaten differenzierten Leukozyten verhielt sich wie an Tag 10 und 14 p.i. beschrieben, wobei in den histologischen Präparaten keine leukozytäre Infiltration beobachtet werden konnte (s. Abb. 5a u. 6a).