• Keine Ergebnisse gefunden

Beispiel 2. In einem weiteren Ansatz, der auf die Rückverfolgung von verdächtigen Lebens- Lebens-mitteln ausgerichtet war, konnten wichtige Erkenntnisse für die Bewertung der verschiedenen

4 Zusammenfassende Diskussion und Ausblick

4.3 Künftige Herausforderungen

4.3.2 Kontinuierliche Gewinnung von Daten mit hoher Qualität

In der hier vorliegenden Arbeit wurde ein Schwerpunkt auf die Aktivitäten in einem föderalen System unter Beachtung der Zuständigkeiten gelegt. Jeder Survey, jedes Monitoringpro-gramm und jedes Surveillance-ProMonitoringpro-gramm muss gut vorbereitet und kontinuierlich begleitet werden, damit das angestrebte Ziel erreicht werden kann.

- Strukturierte Konzeption. Basis ist hierfür eine präzise Planung und Beschreibung aller Studienelemente in einer standardisierten Arbeitsanweisung (Standard Operating cedure, SOP). Dies umfasst Studiendesign, Stichprobenplan, Probenahmeverfahren, Pro-bentransport, diagnostische Methoden, Datenerhebung, Datenübermittlung, Aus- und Be-wertung sowie Festlegung von Zuständigkeiten.

- Machbarkeit und Akzeptanz. Neben der Bereitstellung einer SOP, die für die Beteilig-ten in geeigneter Form alle wesentlichen Aspekte beschreibt, die bei der Durchführung zu berücksichtigen sind, muss die Machbarkeit unter Feldbedingungen ein wichtiger As-pekt sein. Im Unterschied zu gezielten Studien im Rahmen von Forschungsprojekten ist die Anzahl der zu beteiligenden Einrichtungen groß. Nur eine hohe Akzeptanz bei allen Beteiligten gewährleistet auch die korrekte Durchführung der SOPs. Die Aufgabenvertei-lung zwischen Behörde vor Ort, Behörden und Einrichtungen der Länder und des Bundes muss klar geregelt sein. Die Durchführung der Grundlagenstudien, Monitoring- und Be-kämpfungsprogramme in enger Zusammenarbeit zwischen Bund, Ländern, Untersu-chungseinrichtungen der Länder, NRLs und Behörden vor Ort mit klarer Aufgabenteilung hat sich hierfür bestens bewährt. Eine wesentliche Hürde der Akzeptanz ist bereits über-wunden. Die Frage der Beteiligten ist eher, welche Programme kommen im nächsten Jahr, und nicht „was wollen die von uns?“ Da die Fülle der Aufgaben bei immer knapper wer-denden Ressourcen zunimmt, muss aber auch künftig ein wesentliches Augenmerk auf die frühzeitige fachliche und organisatorische Einbindung aller Beteiligten gelegt werden.

- Vernetzung von Monitoring und Surveys. Dass die Zusammenarbeit bei der Durchfüh-rung von Surveys auf einem guten Weg ist, kann auch an der kooperativen Durchfüh-rung der Querschnittstudien zum Vorkommen von ESBLs bei Lebensmitteln im Rahmen des Forschungsprojektes RESET verdeutlicht werden (www.reset-verbund.de; Schmid et al., 2013). Hier arbeiten Landesuntersuchungseinrichtungen erfolgreich mit Universitäten und Bundesbehörden zusammen. Auch für eine erste orientierende Studie zum Vorkom-men von MRSA bei Mastschweinen konnte die bereits etablierte ZusamVorkom-menarbeit mit den verantwortlichen Stellen in den Ländern dahin gehend genutzt werden, dass schnell eine

gezielte explorative Studie mit neuen Methoden auf den Weg gebracht werden konnte (Tenhagen et al., 2009).

- Kommunikation und Management. Die derzeitigen Erfahrungen erlauben den Schluss, dass mit der gewählten Vorgehensweise die Zielstellungen gut erreicht werden können und die Ressourcen gut eingesetzt werden. Die Lastenverteilung fällt auf viele Beteiligte, und der gewonnene Mehrwert findet breite Anerkennung. Gerade die Diskussion um die Resistenzsituation in Deutschland konnte auf der Grundlage belastbarer Daten ver-sachlicht werden. Für die Überarbeitung des Arzneimittelgesetzes konnten die Schwer-punkte für gezielte Maßnahmen anhand der Datenlage definiert werden.

- Verstetigung und Nachhaltigkeit. Die methodische Zielstellung, ein System für die re-gelmäßige Beobachtung wichtiger Lebensmittelketten, um Änderungen in der Prävalenz verschiedener Zoonoseerreger, sowie der dominierenden Erregertypen und ihrer Resisten-zeigenschaften zu entdecken, konnte in Deutschland etabliert werden. Dies gilt es nun sys-tematisch zu konsolidieren. Bereits jetzt greifen Monitoring- und Überwachungsakti-vitäten eng ineinander. So werden z. B. Betriebsbesuche für amtliche Aufgaben dazu genutzt, auch Proben für andere Fragestellungen zu gewinnen. Auch bei krisenhaften Ge-schehen konnten die Vorteile derartiger Strukturen aufgezeigt werden. So konnte kurz nach der Identifikation des EHEC-Stamms des Serotyps O104:H4 im EHEC-Ausbruch 2011 mit seinen Resistenzeigenschaften den Untersuchungseinrichtungen der Länder ein gezieltes Screening-Verfahren für ESBL-bildende E. coli empfohlen werden.

- Datenmanagement. Die effiziente Gestaltung von Datenströmen bleibt eine große Her-ausforderung. So wird für die Erhebung der Daten zu Lebensmitteln in RESET auf etab-lierte Verfahren, die für das Zoonosen-Monitoring und die amtliche Überwachung ver-wendet werden, aufgebaut. Ein nächster wichtiger Schritt, der in Angriff genommen wer-den sollte, ist die Optimierung der Informationsströme sowie die Vernetzung der In-formationen aus verschiedenen Quellen. Auch der Nachnutzung primärer Datenquellen wird künftig vermehrt Aufmerksamkeit geschenkt werden müssen (Wendt et al., 2013).

- Datenqualität. Auch die Datenqualität sollte im Hinblick auf Vollständigkeit, Detailtie-fe und Aufwand für die Erfassung weiter verbessert werden. Hier zeigen sich auch Grenzen der Kennzeichnungsverpflichtungen auf. So kann z. B. nur durch aufwändige Recherche die Herkunft von Lebensmitteln im Einzelhandel oder in verzehrsfertigen Pro-dukten bis zu Ursprungsquelle rückverfolgt werden, was aber wegen der erheblichen

Aufwands krisenhaften Geschehen bzw. gezielten Sonderuntersuchungen vorbehalten bleiben muss.

- Strukturdaten. Bei der technischen Planung von epidemiologischen Studien bereitet ins-besondere Probleme, dass es z. B. keine zentralen Register für alle Tierbestände mit de-taillierten Angaben zur Nutzungsrichtung gibt und auch auf Landesebene häufig die Popu-lationsdaten nicht in der erforderlichen Struktur (z. B. nach Betriebsgrößenklassen) ver-fügbar sind. Ergänzend kommen Datenschutzaspekte hinzu, die den Zugang zu den zum Teil in den statistischen Ämtern der Länder vorhandenen Daten erschweren. Häufig kann dann auf kurzfristige Änderungen in den Strukturen (z. B. Schließung eines großen Schlachthofes) nicht adäquat reagiert werden, d. h. eine Umverteilung der anteilig zu ent-nehmenden Proben kann nicht realisiert werden.

- Diagnostik. Grundvoraussetzung für die Durchführung derartiger Programme ist die Ver-fügbarkeit geeigneter standardisierter und validierter diagnostischer Verfahren. Die-se sichern, bei Anwendung in den akkreditierten UntersuchungDie-seinrichtungen der Länder, dann auch die Vergleichbarkeit der Ergebnisse. Daher bleibt es eine große Herausforde-rung, gerade auch für neue Risiken geeignete Verfahren frühzeitig bereitzustellen. Die enge Zusammenarbeit zwischen den Nationalen Referenzlaboren unter Koordination des Europäischen Referenzlabors (EURL) kann hierbei wichtige Unterstützung leisten. Da der Validierungsprozess für eine neue Methode sowie die Etablierung als neue Referenzme-thode aber zeit- und ressourcenaufwändig sind, muss ggf. bereits vorher auf der Grundla-ge einer präzisen Methodenbeschreibung mit Surveys oder Monitoringprogrammen be-gonnen werden. Untersuchungen zum Vorkommen von MRSA, des Ausbruchsstammes O104:H4 anhand seiner ESBL-Bildungseigenschaften sowie von ESBL/AmpC-bildenden E. coli im Rahmen des Zoonosen-Monitorings sind hierfür aktuelle Beispiele. Ein be-schleunigtes Verfahren zur Bereitstellung neuer vorläufiger diagnostischer Metho-den für spezifische Zwecke sollte daher in Abstimmung mit Metho-den Untersuchungseinrich-tungen der Länder etabliert werden.

- Probenahmetechnik. Das Zurückgreifen auf gleichartige, wiederholt zu verwendende Probenentnahmetechniken, z. B. Sockentupferproben in Geflügelställen, Staubproben in Tierhaltungen, Blinddarm- und Dickdarminhalte am Schlachthof sowie die Beprobung von Tierkörpern mit Verfahren, die auch für die Überprüfung der rechtlich verankerten mikrobiologischen Kriterien verwendet werden, sichern eine hohe Akzeptanz bei den Probennehmern sowie eine Vergleichbarkeit zwischen den Ländern. Hierbei müssen ggf.

auch Einbußen in der Sensitivität des Verfahrens in Kauf genommen werden, insbesonde-re da nicht unbedingt für jeden Erinsbesonde-reger eine optimierte Probenahmetechnik vorgesehen werden kann. In Validierungsstudien sollten diese Techniken detailliert beleuchtet und ggf.

optimiert werden, so dass dies auch bei der Bewertung der Ergebnisse Berücksichtigung finden kann.