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Beispiel 2. In einem weiteren Ansatz, der auf die Rückverfolgung von verdächtigen Lebens- Lebens-mitteln ausgerichtet war, konnten wichtige Erkenntnisse für die Bewertung der verschiedenen

3 Durchführung und Ergebnisse von Surveys, Monitoring- und Surveillancepro- Surveillancepro-grammen

3.2 Ergebnisse der Surveys (Grundlagenstudien) beim Geflügel im Vergleich zu den Ergebnissen aus den Bekämpfungsprogrammen (Surveillance) oder anderen

3.2.4 Campylobacter bei Masthähnchen

Während für Salmonellen die Zahl der Humanerkrankungen im Laufe der letzten Jahre deut-lich rückläufig ist, wird für Infektionen mit Campylobacter beim Menschen seit Jahren ein kontinuierlicher Anstieg beobachtet. Hierbei dominiert insbesondere die Spezies C. jejuni mit ca. 90% aller typisierten Fälle (RKI, 2013).

Publikation 4 befasst daher sich mit den Ergebnissen aus einem Survey (Grundlagenstudie) zum Vorkommen von Campylobacter bei Masthähnchen im Vergleich zu den Monitoringer-gebnissen bei Mastputen. In der Publikation 4 wurde auch die Verbreitung von Campylobac-ter anhand der Daten aus der amtlichen Überwachung in den letzten Jahren unCampylobac-tersucht.

In der Grundlagenstudie (Survey) im Jahre 2008 wurde aus 48,6% der Poolproben von Zae-kuminhalt von Masthähnchen am Schlachthof Campylobacter isoliert (BfR, 2010). Die Auf-arbeitung der am BfR im Rahmen von Zoonoseberichten gesammelten Daten aus den Jahren 2004-2010 zeigt, dass Campylobacter insbesondere beim Geflügel häufig vorkommen. Die erfassten Prävalenzen schwanken hier im Bereich von ca. 30-40%, wobei auch erhebliche Schwankungen bei den mitgeteilten Nachweisraten auffallen. Dies muss insbesondere durch Einflüsse auf die Probenqualität begründet werden.

Im Rahmen des Zoonosen-Monitorings wurde Campylobacter bei ca. 10% der mittels Sockentupfer untersuchten Mastbeständen nachgewiesen, dagegen in Blinddarmproben am Schlachthof häufig (über 40 %) gefunden (BVL, 2010). Wie bereits in anderen Studien ge-zeigt (Humphrey et al. 1995) konnte auch in diesen Untersuchungen herausgearbeitet werden, dass für die Prävalenzschätzung von Campylobacter im landwirtschaftlichen Betrieb Socken-tupfer nicht geeignet sind. Wie anhand des hohen Eintrags von Campylobacter aus der Pri-märproduktion in den Schlachthof zu erwarten war, wurden in der Grundlagenstudie und im Rahmen des Zoonosen-Monitorings auf den Hähnchenkarkassen jeweils höhere Nachweisra-ten ermittelt (Abbildung 16). Die Ergebnisse bestätigen Untersuchungen anderer Forscher-gruppen, dass die Wahrscheinlichkeit für eine fäkale Kontamination bei der Schlachtung von Geflügel deutlich höher ist als bei Schweinen (Pearce et al., 2003; Wehebrink et al., 2008).

0 10 20 30 40 50 60 70 80

Zäkuminhalt Karkasse Zäkuminhalt Karkasse Zäkuminhalt Karkasse Zäkuminhalt Karkasse Survey 2008 Zoonosen-Monitoring 2011 Zoonosen-Monitoring 2010 Zoonosen-Monitoring 2012

Masthähnchen Mastputen

Herkunft

Anteil positiver Proben (%)

Abbildung 16. Prävalenz von Campylobacter spp. bei Masthähnchen und Mastputen am Schlachthof.

Ergebnisse der Grundlagenstudie (Survey) in 2008 sowie des Zoonosen-Monitorings 2010-2012 (Daten:

BfR, BVL 2010, 2011, 2013)

Aus den beobachteten Prävalenzen bei Masthähnchen und Hähnchenkarkassen kann abge-schätzt werden, dass voraussichtlich auch für Deutschland Schätzungen der EFSA zur Bedeu-tung der verschiedenen Herkunftsquellen des Erregers zutreffend sind. Die EFSA hatte ge-schätzt, dass ca. 30-50% der Infektion des Menschen direkt mit dem Verzehr oder der Hand-habung von Geflügelfleisch in Verbindung stehen (EFSA, 2011b). Als Hauptübertragungs-wege wurden hierbei der Verzehr von unzureichend erhitztem Geflügelfleisch sowie die Kreuzkontamination von verzehrsfertigen Speisen vermutet (Luber et al. 2006). Wenn zusätz-lich andere Expositionswege berücksichtigt werden, so werden ca. 50-80% aller Infektionen dem Reservoir Geflügel zugeschrieben (EFSA, 2011b). Bei diesen Infektionswegen spielen möglicherweise auch pflanzliche Lebensmittel eine Rolle (EFSA, 2011b, Verhoeff-Bakkens et al., 2011).

Mit der Grundlagenstudie (Survey) in 2008 wurden erstmals auch vergleichend Halshautpro-ben qualitativ und quantitativ untersucht. Mit der qualitativen Methode (ISO 10272-1) waren 55% der Proben, mit der quantitativen Methode (ISO 10272-2) 43% und mit mindestens einer Methode 62% der Karkassen positiv für Campylobacter. Somit wurden 58% der insgesamt positiven Karkassen mit beiden Methoden identifiziert, und weitere 30% nur mit der qualita-tiven bzw. weitere 12% nur mit der quantitaqualita-tiven Methode erkannt (BfR, 2010). Generell wird

erwartet, dass die qualitative Methode eine höhere Sensitivität besitzt als die quantitative Me-thode, da der Kultivierung ein Anreicherungsschritt vorgeschaltet wird. Allerdings kann dies auch dazu führen, dass die Begleitflora nicht hinreichend unterdrückt und somit Campylobac-ter überwuchert wird. Insbesondere in den letzten Jahren muss angenommen werden, dass die hohe Prävalenz von ESBL-bildenden E. coli den Nachweis von Campylobacter mittels quali-tativem Verfahren stört. In dem Anreicherungsmedium Bolton-Bouillon wird Cefoperazon zugesetzt, in diesem Medium können aber ESBL-bildende Keime gut wachsen. Daher wird eine Überarbeitung der ISO-Methode vorbereitet und für die Kultivierung von Proben mit hoher Begleitflora entweder die Nutzung der Preston-Bouillon mit ergänzendem Zusatz von Polymyxin B zur Hemmung von z. B. ESBL-bildenden Keimen oder der Direktausstrich, z. B.

von Blinddarmproben vorgesehen. Letzteres Verfahren wurde ab 2012 für die Untersuchung von Kotproben im Zoonosen-Monitoring verwendet, was sich in der hohen Prävalenz wider-spiegelt.

0 10 20 30 40 50 60 70 80

Qualitativ Quantitativ 10-39 40-99 100-999 1000-9999 >=10000

positiv CFU/g

Anteil positiver Proben (%)

Hähnchenkarkassen Putenkarkassen

Abbildung 17. Prävalenz von Campylobacter spp. bei Masthähnchen und Mastputen am Schlachthof ge-trennt für das qualitative und quantitative Untersuchungsverfahren. Ergebnisse der Grundlagenstudie bei Masthähnchen (Survey) in 2008 sowie des Zoonosen-Monitorings 2010 bei Mastputen (Daten: BfR, BVL 2012)

Vergleicht man die Ergebnisse aus der Grundlagenstudie bei Masthähnchen und aus dem Zo-onosen-Monitoring 2009 bei Mastputen, so zeigt sich, dass 15,5% der Hähnchenkarkassen

und 2,8% der Putenkarkassen Campylobacter-Gehalte von mehr als 1000 CFU/g trugen (Ab-bildung 17). Allerdings waren auch 68% der Putenkarkassen qualitativ Campylobacter-positiv.

Im Unterschied zu den Hähnchenkarkassen wurden fast alle Schlachtkörper mit dem qualita-tiven Verfahren identifiziert, nur 0,7% der Proben wurden ausschließlich mit dem quantitati-ven Verfahren nachgewiesen. Dies deutet darauf hin, dass hier weniger Probleme mit der Be-gleitflora bestanden und geht einher mit niedrigeren beobachteten Nachweisraten für Cepha-losporin-resistente E. coli bei Mastputen. Die Ergebnisse der Resistenztestung der Isolate aus dem Zoonosen-Monitoring der Jahre 2009 bis 2011 untermauern dies weiter (Schroeter u.

Käsbohrer, 2012; BVL, 2010, 2012, 2013; Käsbohrer et al., 2013f).

Während die Prävalenz von Campylobacter-positiven Karkassen und frischem Fleisch im Einzelhandel sich nicht signifikant unterschieden, kann anhand der Keimkonzentrationen doch ein Unterschied aufgezeigt werden. Dies kann möglicherweise dadurch erklärt werden, dass es sich um eine oberflächliche Kontamination der Karkasse am Schlachthof handelt, so dass bei der Entfernung der Haut auch die Campylobacter-Belastung deutlich gesenkt wird.

Da bekanntermaßen das Tiefgefrieren zu einer Reduktion der Keimzahl um ca. 2 log-Stufen führt, könnte auch von Berücksichtigung von tiefgefrorenen Proben im Einzelhandel zu der beobachteten reduzierten Keimzahl beigetragen haben. Studien konnten zeigen, dass bereits einer Lagerung von Geflügelfleisch für 2-5 Tage bei 4°C eine deutliche Reduktion (2 log-Stufen) der kultivierbaren Keimzahl auftritt (El-Shibiny et al., 2009).

Die Ergebnisse verdeutlichen, dass bei der Etablierung eines quantitativen mikrobiologischen Kriteriums, wie es derzeit als mögliche Reduktionsstrategie EU-weit diskutiert wird, ein ge-eignetes Verfahren und eine geeignete Matrix gewählt werden muss. Die bisherigen Ergebnis-se belegen, dass bei der Beprobung von KarkasErgebnis-sen am Schlachthof valide quantitative Ergeb-nisse erzielt werden können und sich dieser Untersuchungspunkt somit gut eignet.

Die EFSA hat – auch unter Nutzung unserer Ergebnisse - geschätzt, dass die Zahl der Human-fälle um 50% bzw. 90% reduziert werden könnten, wenn ein mikrobiologisches Kriterium von 1000 bzw. 500 CFU/g Halshaut festgelegt werden würde (EFSA, 2011b). Bei der Be-trachtung verschiedener Reduktionsstrategien wird insbesondere der verminderten fäkalen Kontamination vor bzw. während des Schlachtprozesses eine besondere Bedeutung zuge-schrieben. Insbesondere der Austritt von Kot aus der Kloake während der Entfederung scheint wesentlich zur Keimbelastung der Karkassen beizutragen (Berrang et al., 2001).