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DIE KOEHLEREI .1 Vorbemerkung

Im Dokument 196 Rapporti Reports (Seite 23-44)

Bereits vor vielen Jahren hatte Förster ERNST WILDI, Schafisheim, den Verfasser darauf hingewiesen, dass im Wald westlich und südwestlich des Dorfes viele "Kohlplätze"

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den seien. Er konnte einen Waldplan vorweisen, der an die 60 solcher Plätze eingezeichnet enthielt (31). Es bot sich nun Gelegenheit, den Spuren früherer Köhlerei in diesem Bereiche etwas näher nachzugehen. Im ehemals der Herrschaft gehörenden Teil des Hürne-Waldes, heute Gemeindewald Hunzenschwil (siehe S. 21), fanden E. WILDI und EDUARD ROHR, alt Gemeindeförster, Hunzenschwil, sechs weitere Kohlplätze. Diese sind in der nach-stehenden Betrachtung nicht berücksichtigt.

2.2 Das Handwerk der Köhlerei

Zunächst sei diese alte Waldnutzung kurz vorgestellt: Das Köhlen von Holz scheint - von aussen und obenhin betrachtet -eine recht einfache Arbeit zu sein. Sie erfordert aber mancher-lei Kenntnisse und viel Erfahrung. Das Verfahren bei der Holz-köhlerei ••• ist seit Urgrossvaters Zeiten unverändert geblie-ben und gilt bei den Köhlern als eigentliche Kunst die nicht aus Büchern, sondern in der Praxis bei einem erfahrenen Mei-ster erworben wird (32).

Einer alten deutschen Anleitung zum Verkohlen des Holzes (33) entnehmen wir:

Vom Holze im Allgemeinen.

Alle Holzarten sowohl als auch alle Holzsorten können in stehenden Meilern verkohlt werden. Das Holz sei so stark wie es wolle, oder so schwach wie es im Walde vorkommt, dessen Ver-kohlung ist möglich und auch unter besonderen Umständen vor-theilhaft. Selbst Tannenzapfen liefern noch eine, zu manchen Zwecken ganz brauchbare Kohle. Im Allgemeinen gilt die Regel, dass kein frisches, noch saftreiches Holz zur Verkohlung ab-gegeben werden darf. Trocknes Holz ist eine Hauptbedingung ei-nes guten Ausbringens ••• oft aber wird es zweckmässig seyn, das Holz gleich nach der Hauung zu verkohlen, weil es sehr leicht stockig wird und frisches Holz doch immer noch eine bessere Kohle und ein besseres Ausbringen gibt, als stockiges.

Diese Regel ist besonders bei Laubholz zu beachten, weil

die-ses eher stocket als Nadelholz, und dann noch weniger brauch-bar ist ..• Anbrüchiges oder gar faules Holz gibt immer eine schlechte, oft eine ganz unbrauchbare Kohle und muss eigent-lich gar nicht verkohlt werden. Wenn indessen die Umstände da-zu zwingen sollten, solches angefaultes Holz benutzen zu müs-sen, so ist es ganz unumgänglich nothwendig, dass sie faulen Stellen sorgfältig abgeputzt werden. Man bringt dann nur den noch ganz festen, innern Kern in den Meiler, welcher eine gute, brauchbare Kohle gibt •..

Vom Zurichten des Holzes.

Die verschiedenen Holzsorten bedürfen einer besondern Zurichtung, weshalb es erforderlich ist, sie speciell anzu-führen.

Stamm oder Scheitholz darf nicht in runden Klüften abge-geben werden. So wie es über einen Fuss im Durchmesser hat, muss es einmal gespalten werden; ist es stärker, so ist wohl ein 3 bis 4maliges Spalten nöthig. Die beste Scheitlänge ist 5 Fuss •.. Stock und Wurzelholz. In sehr vielen, ja in den mei-sten Ländern Deutschlands wird der grosse Schatz an Stock oder Wurzelholz (Stuckenholz, Stublenholz) noch unbeachtet der Erde gelassen, obgleich durch das Ausroden der Stöcke eine sehr be-deutende Menge des besten Kohlenholzes erspart und demnach also das nutzbare Scheitholz zu andern technischen Zwecken verwandt werden kann ••. Knüppel oder Prügelholz muss die bestimmte Län-ge haben, übriLän-gens aber ist es ziemlich gleichgültig, wie es zugerichtet wird. Die starken Knüppel müssen gespalten werden •

••• Astholz oder Reisig kann bis zur dünnsten Spitze zur Ver-kohlung ausgehalten werden, weil selbst die geringsten Zweige eine gute Kohle geben, welche Kohlen nur das gegen sich haben, dass sie beim ~eiteren Transporte durch Fahren, besonders auf schlechten Wegen, sehr leiden, oder zum Theil ganz unbrauchbar werden, und dass sie dann nicht zu allen technischen Zwecken verwendet werden können. Das Reisigholz, welches erst dann ver-arbeitet werden kann und darf, wenn das Reisig sein Laub oder seine Nadeln verloren hat ..•

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Von der Trennung der verschiedenen Holzarten.

Behuf der Verkohlung.

Eben so wichtig, wie sich die Trennung der verschiedenen Holzsorten darstellt, erscheint eine Trennung der Holzarten, und zwar in zweifacher Beziehung:

I. Rücksichtlich des Ganges bei der Verkohlung selbst und

II. Rücksichtlich des Gebrauchs der Kohlen.

1) Um einen möglichst gleichen, guten Gang bei der Ver-kohlung zu haben, ist es nöthig, Holzarten unter einander zu mischen, welche so ziemlich einen gleichen Grad von Festigkeit haben und also demnach auch einen ziemlich gleichen Hitzgrad bedürfen. Man darf daher nicht die weichen Holzarten mit den harten in einen Meiler einsetzen. Es eignen sich demnach zum Verkohlen in einem Meiler:

a) Eichen, Buchen, Hainbuchen, Ulmen, Eschen ec.

b) Birken, Erlen, Ahorn, Acazie ec.

c) Pappeln, Weiden, Espen, Sahlweiden, Rosskastanien, Linden ec.

d) Fichten, Weisstannen, Kiefern, Lerchen.

Muss man aber Nadelhölzer mit Laubhölzern zusammen ver-kohlen, so passen sich am besten zu den Nadelhölzern die Pap-peln und Weiden, weniger die Birken, Erlen und Ahorn, die zu-erst aufgeführten muss man aber nicht mit den übrigen Holzar-ten zusammen bringen. Die Kiefer steht den schwereren Laubhöl-zern am nächsten.

2) Auch in Beziehung auf den Gebrauch der Kohlen ist eine strenge Separation der Holzarten nöthig, weil nicht alle Koh-len auf eine gleiche Weise, bei den verschiedenen technischen Benutzungsarten, richtig und mit dem grössten Vortheil ange-wendet werden können. Es bedarf ein Eisen-Hochofen eine andere Kohle als ein Eisen-Frischfeuer, eine Silberhütte ebenfalls eine andere Kohle auf Schmelzofen als bei dem Frischen u.s.f.

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Ein Grobschmied kann eine andere Kohle gebrauchen, als ein Schlosser oder Gold- und Silber-Arbeiter u.s.w. Ein stärker wirkendes Gebläse kann eine dichtere, festere Kohle leichter zerstören als ein schwaches Gebläse, und eben so verschieden-artig, wie die Anwendung der Kohle ist, eben so verschieden muss auch die zweckmässigste, nützlichste Auswahl für diese verschiedenen Zwecke sein.

In Rücksicht auf die Anwendung im Grassen stehen sich folgende Kohlen-Arten am nächsten:

a) Eichenkohle, besonders von altem Holze, prasselt, zer-springt im Feuer, ist deshalb im offenen Feuer, bei feinen Arbeiten nicht wohl anwendbar; sie steht in dieser Bezie-hung allein, und nur die Lerchenkohle nähert sich ihr eini-germassen. Sie verträgt ein starkes Gebläse.

b) Buchen-, Hainbuchen, Ulmen- und Eschenkohle bedürfen ein stärkeres Gebläse, oder werden überhaupt langsamer durch das Gebläse gestört. Sie können übrigens zu allen techni-schen Gewerben und bei allen Hütten-Processen vortheilhaft angewendet werden.

c) Ahorn-, Birken-, Erlen-, Pappeln-, Weiden-, Linden-, Fich-ten-, Kiefer- und Weisstannenkohlen sind ziemlich von gleicher Beschaffenheit und Wirkung. Ihre Anwendbarkeit mögte wohl in jeder Beziehung fast gleich seyn. Die drei zuerst aufgeführten sind mit der Kiefer die, welche den sub b. bemerkten am nächsten kommen.

Danach sind also die verschiedenen Holzarten zu trennen und am leichtesten wird sich dieses in der Regel beim Hiebe derselben vornehmen lassen .•.

Von der Auswahl und Beschaffenheit einer Kohlstelle im Allgemeinen.

Eine Kohlstelle (Stätte, Stitte, Kohlgrube) [Kohl-, Mei-lerplatz] nennt man überhaupt einen Platz, der Behufs der Ver-kohlung besonders zugerichtet ist. Bei der Wahl dieses Platzes ist, ausser der besondern Beschaffenheit des Bodens und der

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Gebirgsart, vorzüglich zu berücksichtigen:

1) dass dieselbe so wenig Arbeit erfordert wie möglich, 2) dass das Kohlenholz wohlfeil herangebracht werden kann.

3) dass die Abfuhr der Kohlen möglichst leicht und wohlfeil ist.

4) dass die, zur Verkohlung nöthigen Bedürfnisse, als Wasser, Decke und Dreck zu den Meilern ec. so nahe wie möglich zu haben stehen und

5) dass der Meiler gegen den Wind so geschützt wie möglich liegt.

Die Stelle selbst muss nach der gewöhnlichen Unterschei-dung des Köhlers weder zu hitzig noch zu kalt seyn, sondern ist dann am besten, wenn sie einen Lehmboden mit Kies, Kalk und Dammerde vermischt hat. Reiner Lehmboden brennt sich

leicht fest und gibt dann einen zu schwachen Zug oder eine kalte Stelle; felsiger sandiger, kiesiger Boden sind hitzig, geben nicht allein einen starken, sondern auch in der Regel einen ungleichen Zug. Feuchter, sumpfiger oder gar_quelliger Boden gibt rohe (rothe) Kohlen und kann nur gebraucht werden, wenn er vorher trocken gelegt worden. Ueberall ist es aber immer noch besser, einen zu scharfen, oder einen zu geringen Zug auf der Stelle zu haben, als einen ungleichen, der durch-aus vermieden werden muss. Ein zu geringer Zug ist immer bes-ser, als ein zu scharfer, weil der erste nur auf den langsa-men Gang der Kohlung einwirkt, letzterer aber auch gewöhnlich

leichte Kohlen liefert. Ersterem ist auch leichter zu begeg-nen als Letzterem. Alte, schon verkohlte Stellen sind unter sonst gleichen Umständen immer am besten, und es ist vortheil-hafter, diese selbst dann zu wählen, wenn sie auch durch den Weitern Transport des Holzes, oder der andern Erfordernisse

etwas höhere Kosten machen. Dieser Vorzug der alten Stellen gründet sich darauf, weil selbst mit dem grössten Fleisse neue Stellen nicht so angelegt werden können, dass sie nicht an manchen Puncten einen ungleichen Zug haben. Dieser muss und wird erst durch mehrmaliges Bekohlen gehoben werden. Aus

diesem Grunde ist bei der Bekohlung von neuen Stellen immer ein Holzverlust, der durch sorgfältige Behandlung zwar vermin-dert, doch aber nie ganz gehoben wird . . .

Man darf annehmen, die Köhlerei sei in Schafisheim unge-fähr gleich vor sich gegangen und den Köhlern wären alle die-se Kenntnisdie-se bekannt gewedie-sen. Bei deren Anwendung mussten sie sich aber damit abfinden, dass die Waldnutzung auf Bau- und Brennholz den Vorrang hatte und die Holzkohlegewinnung eine durchaus nachgeordnete Nutzung war. Dieser Umstand schränkte die Arbeit der Köhler zweifellos ein; sie mussten sich hin-sichtlich der Baumarten und Holzsortimente wohl mit dem be-scheiden, was man ihnen übrig liess.

Kohlplätze, d.h. Stellen, an denen in Meilern Holz ver-kohlt wurde, liegen im allgemeinen - aber keineswegs aus-schliesslich - in den vom Dorf abgelegenen, unter den damali-gen Wegverhältnissen schlecht zugänglichen Waldorten. Dort, wo der Transport des Holzes schwierig war, brachte man die leichte, in Säcken verpackte Holzkohle noch weg. Für die Len-kung des Abbrandes des Meilers brauchte man Wasser, die Nähe eines Gewässers wurde angestrebt. Auch achteten die Köhler darauf, dass heftige Winde keinen Zugang zum Meiler hatten.

Es ist offensichtlich, dass auch in Schafisheim die meisten Kohlplätze mehrfach - allerdings in vielleicht gros-sen Zeitabständen - benutzt wurden. Ein einmal eingerichteter Platz erleichterte die Arbeit.

Wie aus der Form der Kohlplätze hervorgeht, ist durchwegs mit stehenden Meilern gearbeitet worden. Hinweise auf die alte Grubenverkohlung wurden nicht gefunden.

Abbildung 2: Die Verteilung der Kohlplätze im Gemeindewald Schafisheim und im Bettetaler Privatwald.

Rote Punkte= festgestellte Kohlplätze.

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2.3 Das Erkennen von alten Kohlplätzen

2. 3 .1 Die Merkmale

Woran erkennt man die Kohlplätze? Es sind, am Hang be-sonders gut zu sehen, mehr oder weniger kreisrunde, ausgeeb-nete Flächen von etwa 5-10 m Durchmesser. Die Schafisheimer Meiler waren damit eher klein und hielten um 20-60 Ster Holz.

Unter einer geringen Bodenüberdeckung liegt über den ganzen Platz hinweg eine meist nur wenige, oft aber über 10 cm mäch-tige schwarze Schicht Feinerde, die "Löschi" als einem Ge-misch von Kohlenstaub und Erde. Darin liegen häufig auch grös-sere, bis faus~grosse Stücke von Holzkohle. In den Maushau-fen werden Kohlestücke an die Oberfläche gebracht. Am hang-seitigen Rand des Kohlplatzes ist die Ueberdeckung mit zuge-schwerrunter heller Erde stärker, und die Kohlestücke sind weni-ger zahlreich. Auf der Talseite ist dagegen meist reichlich Kohle vorhanden und oft noch mehrere Meter hangabwärts zu finden.

2.3.2 Probenentnahme

Von allen Kohlplätzen wurde eine grössere Anzahl Kohle-stückchen (30-150 Stück) gesammelt. Dabei war es wichtig, von der ganzen Meilerfläche aufzulesen, sei es von der Ober-fläche, sei es durch Nachgraben. Es sind nur Kohlplätze als solche aufgenommen worden, die alle die vorstehend erwähnten Merkmale aufwiesen. Die Verwechslung von Kohlplätzen mit ähn-lichen Geländeformen und Resten von zufälligen Feuerstellen ist möglich.

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2.4 Vorkommen und Verteilung der Kohlplätze

2.4.1 Die Lage der Kohlplätze

Es wurden gefunden im Gebiete

Lotte-Hürne (24,4 ha) 12 Plätze Binzen (47,2 ha) 3

Mertleberg ( 49, 8 ha) 1 Salberg (51, 0 ha) 36 Bettetal ( 3 8, 0 ha) 11

Insgesamt 63 Plätze

Die Verteilung der Kohlplätze ist recht ungleich; es gibt Gebiete, wo sie ausgesprochen häufig sind, wie am Lotten, auf dem Tannsalberg, im Langholz, und Areale, in denen nur eini-ge wenieini-ge oder gar keine Meilerplätze erkannt werden können, wie auf dem Binzen, dem Mertleberg und auf der Höhe des Sal-berges.

Verglichen mit den benachbarten Wäldern ist das verbrei-tete Vorkommen von Meilerplätzen in den Schafisheimer Waldun-gen auffällig; es wurde in diesem beschränkten Raume während langer Zeit recht intensiv geköhlt. Hiefür mögen folgende Gründe eine Rolle gespielt haben:

Zu jedem Kohlplatz gehörte ein Einzugsgebiet. Aus den Schlag-flächen wurde das Holz zum nächsten geeigneten Kohlplatz gebracht. War ein alter Platz zu weit weg, musste ein neuer hergerichtet werden. Das begrenzte Einzugsgebiet erklärt wohl auch die kleinen Meiler. Wenn zwei Kohlplätze nahe beieinander liegen, darf man annehmen, es wäre auf beiden gleichzeitig gearbeitet worden. Während der eine Meiler brannte, wurde der zweite aufgebaut.

Schafisheim war, im Gegensatz zu den umliegenden Gemeinden, eine private Gerichtsherrschaft und stand damit ausserhalb des Geltungsbereiches der bernischen Forstordnungen, die

das Köhlen zu beschränken trachteten. In den eigentums-rechtlich als Hochwaldungen bezeichneten Wäldern nutzten in üblicher Weise der Gerichtsherr und die berechtigten Gemeindegenossen. Zu dieser Nutzung gehörte neben dem Rü-sten von Bau- und Brennholz offensichtlich auch die Holz-kohlegewinnung. Diese wurde auch vom Gerichtsherrn veran-lasst. 1705 beklagte sich die Gemeinde über den Gerichts-herrn Beck neben anderem, dass er dem Schmid zu Schafis -heim [Holz] zum Kohlen und noch Saaghöltzer abgegeben ha-be. Der Angeschuldigte entgegnete auf diesen Vorwurf: Auch dieses ware nichts anderes, als ein unnützes Gestrüpp, was [war] eine Ryte [Rüte] (34).

Es wäre möglich, dass der Gerichtsherr zu Schafisheim von dem ihm (vor der Waldteilung) an der Holznutzung zustehen-den Drittel, soweit er ihn nicht selbst brauchte, Holzkohle herstellen liess. Das könnte die gerade in Schafisheim in-tensiv geübte Köhlerei wenigstens zum Teil erklären.

Des weiteren mag die Aufteilung der Nutzungsorte zwischen dem Gerichtsherrn und der Gemeinde die Lage der Kohlplätze beeinflusst haben. 1749 wurde nach langen Streitigkeiten der Wald zur Nutzung aufgeteilt und dabei der Herrschaft die Hürne (etwa 125 Jucharten) und ein Teil des Lenzerts zugewiesen. Aller andere Wald ging zur alleinigen Nutzung an die Gemeinde. Diese Teilung dürfte wohl der bestehenden gewohnheitsrechtlichen Regelung entsprochen haben. Trifft diese Vermutung zu, so wäre auch in dem der Gemeinde zu-stehenden Waldteil am südwestlichen Salberg intensiv ge-köhlt worden. Die Waldungen im Bereiche des Bettetaler

(Steck-)Hofes waren diesem zugehörig.

Grosse Areale innerhalb der Schafisheimer Waldung waren während Jahrhunderten im Wechsel offenes Land und wurden als Acker- und Mattland unterschiedlich lang genutzt (sie-he

s.

67 hienach). Die landwirtschaftliche Zwischennutzung war bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts üblich. Im offenen Land wurden keine Meiler angelegt. Sehr deutlich ist das für die Höhe des Salberges festzustellen. Es kommt indessen

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vor - so am Lotten - dass auf ehemaligen Ackerfeldern Kohl-plätze zu finden sind. In diesem Falle war die ehemals of-fene Flur demnach wieder bewaldet, im Lotten wohl seit dem Anfang des 18. Jahrhunderts, denn bei der Waldteilung 1749 war das ganze Gebiet bestockt. Weshalb auf der Binze und dem Mertleberg nur wenige Kohlplätze zu finden sind, ist nicht zu erklären.

Wenn die in der Dorff- & Holtzordnung 1623 erwähnte Absicht:

Demnach ist auch sonnderlich für nothwendig unnd nutzlich erachtet und fürgenommen, das ein zimliche wythe vom hoch-walldt, wo kommlikheit unnd nutzliche gelegenheit ze finn-den, solle inn bahn unnd schirm gelegt unnd ohne mein unndt der gemeindt vorwüssen, guotthem gunst, willen unnd gefal-len nitt mehr usgelegt oder inn demselbigen einich holltz gehauwen werden. Es were dann sach (darvor der allmechtig Gott genedig sein wolle), fühwr oder anderer zuofelliger schaden einfiele, das von hocher nothwendikheit holltze manngelbar, solle alldann inn sollchem eingefrideten holltz ze fellen unnd ze hauwen an meinem unnd der gemeindt willen unnd gefallen stahn (35), verwirklicht wurde, mithin ein leider nicht zu lokalisierender Teil des Waldes von der Nutzung ausgenommen und damit von der Nieder-/Mittelwald-form in einen möglicherweise nadelbaumreichen Hochwald überführt wurde, dann wäre der Schluss erlaubt, in jenem gebannten Waldteil sei zu jener Zeit auch nicht geweidet und geköhlt worden.

2.4.2 Wer köhlte?

Die Handwerker im Dorfe, welche in grösseren Mengen Holz-kohle brauchten - der Schmid, der Schlosser - werden minde-stens zeitweilig diese selbst hergestellt haben. In der Regel dürften aber wandernde Köhlergruppen oder -familien, die ihr Gewerbe im Lohnauftrag ausübten, die Arbeit besorgt haben; man ging auch hier auf die Stör im Land herum. Um köhlen zu dürfen, brauchte es eine Bewilligung der Obrigkeit, in Schafisheim war der Gerichtsherr zuständig.

37 2.4.3 In welcher Zeit wurde geköhlt?

Altersbestimmungen an der Kohle wurden keine durchgeführt.

An sich wäre es möglich, dass viele Jahrhunderte alte Kohle hätte gefunden werden können. Aus dem Zustand der Meilerplät-ze und der Erhaltung der Kohle-(Löschi-)schicht sowie der ein-zelnen Kohlestücke - beides allerdings unzuverlässige Merkma-le - ist aber anzunehmen, dass es sich zumeist um Kohlplätze aus dem 17. bis 19. Jahrhundert handelt. Konkrete schriftli-che Zeugnisse über die Holzverkohlung in Schafisheim gibt es nur ganz wenige. Neben der vorstehend angeführten Erwägung aus dem Jahre 1705 (siehe

s.

35) enthält eine Prozessschrift aus dem Jahre 1746 einen Hinweis: Ob nicht der Dorff-Schmidt, der Nagler, der Schlosser [die alle Holzkohle brauchten], der Gerwer, der Wirth, der Brodtbeck, der Kohlenbrenner und ein jegliches Individuum der Dorff-Gemeind •.• prätendiert haben würden, einen ••• Gebrauch aus den Waldungen zu ziehen? (36). Ein weiterer, auch in anderer Hinsicht interessanter Hinweis stammt aus dem berühmten "Matterprozess" (37): Ein diesbezüg -liches Zeugenverhör mit einem gewissen Sandmeier von Egliswil, genannt Köhlerfranz, der in der Pinte des Samuel Dietschi in Lenzburg behauptet hatte, Matter sei in der Woche nach dem Klausmarkt 1853 in Begleitung von zwei Räfenthalern von der

"Heuelmühle" hergekommen, um sich an seinem Kohlenmei ler zu wärmen, verläuft ergebnislos. Köhlerfranz erinnert sich näm-lich nicht mehr, dass dieser "Unbekannte" Matter geheissen haben soll; er sah nur, "dass dieser mehrere Fingerringe trug und eine goldene Uhrkette über der Weste hat te. Die drei brach -ten Schnaps, Käse, Wurst und Brot, woran sie sich in der Hütte zu viert gütlich taten. Si e kamen um halb neun Uhr und gingen wieder um elf; gesprochen haben sie nicht viel". Der Bezirks-amtmann verzichtete auf eine weitere Untersuchung dieses roman-tischen Stelldicheins in der nächtlichen Köhlerhütte.

Die Holzköhlerei ist im schweizerischen Mittelland in der zwei ten Hälfte des 19. Jahrhunderts aus verschiedenen Gründen

Die Holzköhlerei ist im schweizerischen Mittelland in der zwei ten Hälfte des 19. Jahrhunderts aus verschiedenen Gründen

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