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GRUNDPLAETZE, GRUBEN UND STEINBRUECHE

Im Dokument 196 Rapporti Reports (Seite 80-94)

Die Gewinnung von Walderde und Mergel zu Düngezwecken, von Kies für den Wegbau, von Lehm sowie von Kieselbollen und ge-brochenen Steinen für Bauzwecke aus dem früheren Hochwald und späteren Gemeindewald hat zwei Voraussetzungen:

Das Vorkommen der genannten Materialien ist an eine bestimm-te geologische oder geographische Situation gebunden;

das Material soll wenn möglich "allgemein zugängl~ch" sein, das heisst, in der Allmend und der Wald war Teil davon -zur Verfügung stehen.

In den Schafisheimer Waldungen findet sich eine ganze Reihe von früheren Ausbeutungsstellen der angeführten Materi-alien. Es war auch hier Herr E. WILDI, der solche Plätze

aus-Abbildung 5: Die Waldflächenveränderungen im 19. und 20. Jahrhundert.

Rot gestrichelt= Aufforstungen im Gemeindebann Gränichen, rote Fläche= Aufforstungen im Gemeindebann Schafisheim.

ruck: Bunde$amtfür Landestopographie 3084 Wabern 1979

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findig machte. Alle Ausbeutungsstellen sind zum Teil bereits seit langem stillgelegt und heute zumeist völlig überwachsen.

Mit W a 1 d e r d e wurden die Aecker und Gärten verbessert. Grund - so lautet die mundartliche Bezeichnung -ist an verschiedenen Orten gegraben worden. Am bedeutendsten war die Ausbeutung am Hangfuss in der Längge, unmittelbar.

nordwestlich des unteren Dorfteiles von Schafisheim. Das Bo-denprofil ist hier ausserordentlich mächtig. Es handelt sich um einen humosen, sandig-lehmigen Boden hoher Fruchtbarkeit.

Dass oberhalb des ehemaligen Rebberges auf dessen ganzer Breite alte Grundplätze vorhanden sind, gehört zum Bild. Es war naheliegend, durch Abschwemmen verlorengegangene Erde aus diesen Grundplätzen zu ersetzen. Die Erde wurde in Hutten in den Rebberg hinunter getragen.

Mit Q u e 1 1 t u f f , wie er im Steindler, west-lich der Bettetaler Höfe gewonnen wurde, sind wohl vorab kalk-arme Wiesen- und Ackerböden gedüngt worden. Fester Tuff mag auch als Baumaterial verwendet worden sein. Die Grube ist völ-lig zerfallen, die letzte Ausbeutung dürfte Jahrzehnte zurück-liegen.

Für Waldwegbauten wurde eine Reihe von kleinen K i e s g r u b e n geöffnet. Diese liegen durchwegs im Niveau der bunten Nagelfluh und ergaben nur wenig und überdies schlechtes Material. Die Kiesgruben sind wohl im 19. und in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts genutzt worden.

Der L e h m fand vielfältige Verwendung. Er wurde vor allem gebraucht für Tennsböden, - soweit unter Dach - für Hausplätze, früher auch zu Küchenböden sowie zum Ausstreichen der Strickwände, der Oefen und Kamine. Der im Waldplan nicht enthaltene Flurname "In der Nietgrueb" im nordöstlichen Teil des Mertleberges verweist auf eine während langer Zeit ausge-beutete Lehmgrube. Eine Ziegelei hat es in Schafisheim offen-bar nicht gegeben.

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Von Bedeutung waren die S t e i n b r ü c h e im Muschelsandstein der Meeresmolasse. Der grösste Bruch lag auf 540 m ü. M. am Nordwestrand der Binze. Weitere Ausbeu-tungsstellen lagen am nordostwärts fallenden Rücken der Bin-ze, sodann auf der Westflanke des Steigrien am Mertleberg.

Die Bettetaler holten ehedem ihre Steine auf der Kuppe nörd-lich des Geissgrabe. Die plattig brechenden Steine sind in den alten Häusern zu Mauerwerk benutzt worden. Für grössere Werkstücke, etwa Gesimsen, Trögen und ähnlichem taugte das Muschelsandsteinlager allerdings nicht, es war zu wenig

mäch-tig und auch stark zerrüttet. Es gibt nur einen konkreten Hinweis darauf, wann die Brüche ausgebeutet worden sind. In einer gedruckten Procedur entzwüschen E.E. Gemeind Schaffis-heim ••• contra E.E. Herrschafft [Brutei] daselbst ••• (105) aus dem Jahre 1746 heisst es: ••• Endlichen weilen der alte Steinbruch-Weg durch vieles Stein führen zu vorbemelten Ge-bäuen [neue Indienne-Fabrik] ist unbrauchbar gemacht worden, so befindet sich ein neuer Weg 190 Schritt lang und 3 Schritt breit durch ein wohl besetzter Buchwald [und] anderen Holtz-wachs durchgehauen und dardurch mit Steinen gekarrt worden.

Man darf annehmen, es hätte sich um den Steinbruch auf der Nordwestseite der Binze gehandelt. Bis vor wenigen Jahren

(etwa 1950) ist Schroppenmaterial aus Muschelsandstein für Steinbette in Waldwegen verwendet worden.

Die alten Ausbeutungsstellen sind auf der nachstehenden Karte eingetragen.

Abbildung 6: Ehemalige Grundplätze, Gruben und Steinbrüche im Gemeinde-wald Schafisheim.

Rot= Ausbeutungsplätze E Walderde

T Quelltuff

K Kies (sehr kleine Ausbeutungsstellen sind nicht eingezeichnet)

L Lehm

St Muschelsandstein S Sand(-stein).

91 5 DAS WALDWEGNETZ

5.1 Vorbemerkung

Wege sind ein unentbehrliches Mittel zur Nutzung des Waldes. Ihre Anlage und der Ausbaustandard steht in Zusammen-hang mit den Formen und der Intensität der Waldnutzung. Zu berücksichtigen ist auch die Art der verwendeten Transport-mittel. Alle genannten Gesichtspunkte haben sich im Verlaufe der letzten Jahrzehnte tiefgreifend gewandelt.

In der alten Forstwirtschaft mass man den Waldwegen eine merkwürdig geringe Bedeutung zu. Die Forstordnung 1805 sagte in§ 40 lediglich: Die Forstbedienten sollen gleich Anfangs bei Anweisung des Holzes auf die bequemste Abfuhr des Holzes bedacht sein, um auf alle Weise des Nachwuchses zu schonen •••

§ 65 lautete: Alle unnütze Schleich- und Nebenwege in den Wäldern sind verboten, bei nachdrücklicher Ahndung. - Al-le übrigen in Wäldern verbotenen Fahrwege sollen an einem durch ihre Mitte aufgeworfenen Graben ••• bezeichnet werden

(106a).

Demgegenüber bestimmt§ 42 des Forstgesetzes 1860: Die Abfuhrwege im Walde sollen zweckmässig angelegt, in guten Zustand gebracht, entbehrliche Wege bepflanzt, dagegen die bleibenden mit Sorgfalt unterhalten werden ••• (106b). Die Waldreglemente verboten das Befahren der Erdwege - und ande-re gab es kaum - bei schlechtem Wetter und bei Nacht.

Die Veränderungen des Waldwegnetzes im Verlaufe der Jahrzehnte lassen sich anhand der Waldpläne und der topo-graphischen Karten erkennen. Im folgenden wird der Versuch unternommen, die Entwicklung des Wegnetzes im Gemeindewald Schafisheim während der vergangenen 150 Jahre nachzuzeichnen.

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5.2 Die Wegverhältnisse im 19. Jahrhundert

Im Gemeindearchiv Schafisheim liegt ein Waldplan aus dem Jahre 1824 im Massstab l:2'000, umfassend die Revierteile Bin-ze, Mertleberg und Salberg (107). Er ist vermutlich im Zusam-menhang mit einem leider nicht mehr auffindbaren Bewirtschaf-tungsregulativ erstellt worden. Es sind in diesem Plan nur die wenigen, wichtigeren Verbindungswege eingezeichnet. Die wohl vorhandenen, sehr einfachen Wege in die Bestände hinein dagegen fehlen.

In der Michaeliskarte 1837/1843, 1:25'000 (108), ist das Waldwegnetz offensichtlich recht vollständig eingetragen;

es deckt sich im grossen und ganzen mit jenem des Waldplanes 1824, enthält aber zusätzliche Wege und Pfade. Man darf an-nehmen, dieses Wegnetz habe weitgehend jenem der vergangenen Jahrhunderte entsprochen. Von einer systematischen Erschlies-sung des Waldes ist nichts zu erkennen; das ständige Wegnetz ist auf das landwirtschaftlich genutzte Land im Mülital und auf dem Salberg sowie auf die Steinbrüche ausgerichtet. Diese häufiger benutzten Wege waren mehr oder weniger deutlich tras-siert, die Gefälle blieben aber unausgeglichen. Ein Ausbau, etwa Bekiesung oder genügende Entwässerung, fehlte. Der Unter-halt war wie bei den anderen Gemeindewerksarbeiten mangelhaft.

Auf solchen Wegen wurde der Transport grösserer Lasten mit Ochsen und Pferden zur Tierschinderei. Daneben gab es zeit-weilig benutzte, ganz einfache Erdwege, die den Schlagorten folgten und eigentlich nur aus Wagenspuren bestanden. Bei Regenwetter waren diese alten Wege unbenützbar, die Holzfuh-ren mussten eingestellt werden. Wenn Schnee lag, wurde das Holz mit Schlitten heimgefahren. An Hängen entstanden aus solchen "Wegen" bald einmal tiefe Gräben, die "Holen". Wenn es gar zu schlimm wurde, legte man daneben eine neue Spur.

Mit der Zeit bildeten sich unter Umständen ganze Geflechte solcher Wegspuren.

Wie der Ausschnitt aus Blatt 153 der Siegfriedkarte l:25'000, Ausgabe 1878 (109) zeigt, war auch damals die Wald-erschliessung noch wenig geplant. Die Zahl der trassierten

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Wege hatte zwar zugenommen, ein zusammenhängendes, rationell angelegtes Netz bestand aber nicht. Nach heutigen Normen aus-gebaute Wege gab es erst ab 1930. Der Wirtschaftsplan 1879 stellt fest: Das Wegnetz ist im allgemeinen ziemlich vollstän-dig ••• (110). Das mag, bezogen auf die damaligen forstwirt-schaftlichen Verhältnisse, durchaus zutreffend gewesen sein, denn die Holznutzung im Kahlschlag- bzw. Mittelwaldbetrieb, der stark überwiegende Brennholzanteil, die vorzugsweise Ver-wendung des Holzes im Dorf und der Transport bescheidener Lasten im Tierzug verlangten gar kein anderes Wegnetz. Be-zeichnenderweise wurde aber der schlechte Zustand der Wege sehr gerügt (110). Zwischen 1878 und 1902 sind - nach den Siegfriedkarten beurteilt - lediglich die zwei Wegstrecken am NO-Hang der Hürne und am Angelrain gebaut worden; in den Jahren 1902-1931 ist im Wegbau anscheinend gar nichts mehr geschehen.

5.3 Die Wegbauten der letzten Jahrzehnte

Die Umstellung vom Kahlschlag auf den anfänglich recht kleinflächigen Femelschlag, die Aufgabe des Mittelwaldbetrie-bes und die Ueberführung der StockausschlagMittelwaldbetrie-bestände in Hoch-wald führten zu einer zunehmend grösser werdenden Nutzung, gleichzeitig aber auch zu einer Vermehrung bzw. Vergrösserung der Schlagorte. Der Stammholzanteil nahm zu; mit der Erhöhung der Umtriebszeit auf hundert und mehr Jahre wurden die Stäm-me.auch schwerer. Als Transportmittel traten neben den

Tier-zug je länger je mehr die Motorfahrzeuge. Das alles hatte seine Konsequenz: den Bau eines leistungsfähigen Waldwegnet-zes. Es dauerte aber noch eine ganze Weile, bis hiefür die Einsicht allseits vorhanden war. Als ein entscheidender Schritt kann die Erstellung des generellen Wegprojektes in den Jahren 1930/1931 für die Revierteile Binze, Mertleberg und Salberg gelten; es wurde um 1950 für die Hürne ergänzt.

Beabsichtigt war der Bau eines verhältnismässig dichten, wenn möglich geschlossenen Netzes von mit Lastwagen befahrbaren

Strassen. Die vorhandenen trassierten Wege wurden nur soweit

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übernommen, als sie dem Erschliessungskonzept entsprachen.

In den folgenden Jahrzehnten ist die moderne Walderschlies-sung bis auf wenige noch zu bauende Wegzüge erstellt worden.

Der Ausschnitt aus der Landeskarte l:25'000, Ausgabe 1970 (111}, zeigt das neue Wegsystem; die Veränderungen gegenüber dem alten Zustand sind augenfällig.

Abbildung 7: Das Wegnetz im Gemeindewald Schafisheim zu Beginn des 19. Jahrhunderts.

Rot gestrichelt= Fahrwege, rot getupft= Pfade.

Abbildung 8: Das Wegnetz im Gemeindewald Schafisheim gegen Ende des 19. Jahrhunderts.

Rot ausgezogen= wichtigere Fahrwege (Strassen dritter Klasse), rot gestrichelt= Erdwege (Strassen vierter Klasse).

Abbildung 9: Das Wegnetz im Gemeindewald Schafisheim um 1970.

Rot ausgezogen= ausgebaute Waldstrassen, rot gestrichelt= Erdwege.

Jck: Bunde$amtfür Landestopographie 3084 Wabern 1979

101 6 SCHLUSSBEMERKUNGEN

Die vorstehenden Ausführungen wollten zeigen, wie inten-siv und vielfältig der Wald ehedem genutzt worden war. Es konnte unter den herrschenden Umständen nicht ausbleiben, dass der Wald dabei übernutzt wurde, dass er in einen schlim-men Zustand geriet. Ursachen hiefür waren vorab der unpfleg-liche, nicht am Ertragsvermögen der Bestände orientierte, sondern allein auf den Bedarf ausgerichtete Holzbezug, die intensive Köhlerei, sodann die Waldweide und die Rodungen zu oft langjähriger landwirtschaftlicher Nutzung grosser Waldflächen.

Um 1800 dürfte - wie andernorts im Aargau - in den Scha-fisheimer Waldungen die Misere am grössten gewesen sein. Die Bestockung war zumeist ungenügend. Im recht kleinen Hochwald-anteil mangelte das alte Holz; dem Mittelwald fehlten Ober-ständer, die Bezeichnung Niederwald wäre wohl zutreffender gewesen. Der Holzvorrat je Hektare wird 75 m3 nicht überschrit-ten haben. Dem entsprach eine niedrige Nutzung, die kaum mehr als etwa 3 m3 je ha und Jahr betragen haben mag; bezogen auf die Bestände war sie aber gleichwohl noch zu hoch. Es macht uns Mühe, sich den damaligen Waldzustand vorzustellen.

Die Tatkraft und Konsequenz, mit welcher die Behörden im jungen Kanton Aargau den Aufbau des Staates und dabei auch die Wiederherstellung der Wälder an die Hand genommen haben, verdient Bewunderung. Der Erlass einer tauglichen Forstgesetz-gebung bot die Grundlage für die Schaffung einer Forstwirt-schaft im modernen Sinne; das war Voraussetzung für die Ver-besserung der Waldverhältnisse. Es entstand eine leistungs-fähige Forstdienstorganisation mit fachlich zunehmend kompe-tenterem Personal. Die Zschokkeschen Bewirtschaftungsregula-tive, später die Wirtschaftspläne, gründend auf einer genauen Waldvermessung, erlaubten nunmehr zielgerichtete und auch kontrollierte Arbeit im Walde. Die Waldweide verschwand bald nach 1805, ohne dass deren Ablösung grosse Schwierigkeiten verursacht hätte. Mit den sich rasch einstellenden finanziel-len und waldbaulichen Erfolgen wich in den Gemeinden die

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fängliche Zurückhaltung gegen die neue Arbeitsweise im Wald, es entstand in der Bevölkerung eine Waldgesinnung.

Nach dem ersten Wirtschaftsplan 1879 über die Gemeinde-waldungen Schafisheim betrug der Holzvorrat pro Hektare be-reits 118 m3. Von den insgesamt 169,52 ha Wald waren etwa ein Drittel Hochwald, vorzugsweise mit Nadelbäumen, und zwei Drittel Mittelwald, das heisst Laubbaumbestände. Dessen Um-wandlung in Hochwald war in vollem Gange. Betriebsform war der Kahlschlag. Die jährliche Nutzung belief sich auf 5,3 m3 pro Hektare.

Und heute? Der Wirtschaftsplan 1974 bestimmt den Holzvor-rat zu 329 m3/ha. Auf der ganzen Fläche von nunmehr 190,30 ha stockt Hochwald, zusammengesetzt aus 61 Prozent Nadelbäumen und 39 Prozent Laubbäumen. Die Bestände sind gut, ja zum Teil nur zu gut geschlossen. Die jährliche Nutzung liegt bei 9,5 m3 pro Hektare. Das Waldbild hat sich tiefgreifend gewan-delt, die nüchternen Zahlen vermögen selbst dem Kundigen die Veränderungen nur anzudeuten.

Was hier für Schafisheim gesagt wurde, gilt in den Grund-zügen für einen grossen Teil des Aargauer Waldes. Während 175 Jahren hat eine lange Reihe von Forstleuten, Bannwarten und Waldarbeitern fleissig und beharrlich gearbeitet. Der heute erfreuliche Waldzustand, die schönen Waldbilder und das durchwegs stark verbesserte Ertragsvermögen der Bestände ist ihr Werk.

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7 ANMERKUNGEN, ZUGLEICH LITERATURVERZEICHNIS

Im Dokument 196 Rapporti Reports (Seite 80-94)