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2 Literatur

2.4 Klauenmerkmale

Für den Winkel der Dorsalwand mit dem Boden (Dorsalwandwinkel, DWW) wurden Heritabilitäten von h² = 0,15 (Choi und McDaniel, 1993) bis h² = 0,54 (Distl et al., 1982) geschätzt. Huber et al. (1984) stellten einen Anstieg des DWW vom 6. bis zum 12. Lebensmonat fest. Vermunt und Greenough (1996) ermittelten ein alters-abhängiges Absinken des Winkels bei Färsen. Ebenso fand Russke (2001) heraus, dass der DWW in den ersten 250 Lebenstagen kleiner wurde.

Boelling und Pollott (1998a) untersuchten ausgewachsene Tiere und fanden keine signifikanten Unterschiede zwischen Kühen verschiedener Laktationen, woraus sie folgerten, dass der DWW mehr von Management und Haltung als vom Alter beeinflusst wird. So führte zum Beispiel die Haltung auf der Weide zu einem kleineren DWW. Diese Erkenntnis kann nützlich sein, da man aus der Messung des DWW in der ersten Laktation in gewissem Rahmen Vorhersagen für die Werte in den folgenden Laktationen machen kann. Es ist bekannt, dass ein steiler DWW mit gesunden Klauen und langer funktioneller Nutzungsdauer korreliert ist (Baumgartner et al., 1990b; Boelling und Pollott, 1998b).

Die Länge der Diagonalen (DL) zeigt ebenfalls eine Abhängigkeit vom Alter. Boelling und Pollott (1998a) sowie Russke (2001) stellten einen Zuwachs der Diagonalen mit dem Alter fest. Russke (2001) berichtete, dass DH-Kälber und -Färsen signifikant längere DL aufwiesen als Tiere der Rasse Deutsches Braunvieh (DBV). Die Heritabilitäten für die DL liegen zwischen h² = 0,37 (Baumgartner und Distl, 1990) und h² = 0,50 (Reurink und Van Arendonk, 1987). Die DL zeigte eine deutliche Korrelation (0,20 bis 0,79) zu anderen Klauenmaßen (Smit et al., 1986; Reurink und Van Arendonk, 1987; Boelling und Pollott, 1998a; Russke, 2001): Je kürzer die DL, desto kürzer ist auch die Dorsalwandlänge (DWL) und desto kleiner die Trachtenhöhe (TH). Daher ist die DL ein sehr nützliches Merkmal, um die Klauenform und –größe von Milchrindern zu ermitteln. Eine lange DL wurde bei Kühen mit verschlechtertem Gehvermögen in Verbindung gebracht (Boelling und Pollott, 1998a).

Die Dorsalwandlänge (DWL) wächst mit zunehmendem Alter, besonders bei Weidehaltung (Vermunt und Greenough, 1996; Boelling und Pollott, 1998a). Die Wiederholbarkeit bei der Messung der DWL ist mit über 0,8 hoch. Baumgartner et al.

(1990a) schätzten für die DWL eine Heritabilität von h² = 0,17 bis h² = 0,37 je nach der gemessenen Gliedmaße und Klaue. Müller et al. (1975) fanden Korrelationen zwischen der DWL und der Länge der Fußungsfläche einer Klaue. In einem Nachkommenstest mit Bullentöchtern fanden Baumgartner et al. (1990b) heraus, dass die Selektion auf die DWL der Hintergliedmaßen der Bullen im Vergleich zur direkten Selektion auf Klauengesundheit einen relativen Zuchtfortschritt in Bezug auf Klauenerkrankungen von 42 % ergab.

Die Trachtenhöhe (TH) weist eine Heritabilität von h² = 0,22 an den Vorderglied-maßen und h² = 0,41 an den HintergliedVorderglied-maßen auf (Baumgartner et al., 1990a).

Hohe Trachten wurden mit einer Verschlechterung der Beweglichkeit bei Kühen (Boelling und Pollott, 1998a) und mit dem gehäuften Auftreten von Klauener-krankungen (Smit et al., 1986; Baumgartner, 1988) in Verbindung gebracht.

Die Trachtenlänge (TL) wird oft zur Bildung eines Quotienten mit der DWL verwendet (Huber et al., 1984), weist jedoch relativ niedrige Heritabilitäten (h² = 0,17) auf (Baumgartner et al.,1990a) und birgt ein relativ hohes Risiko von Messfehlern, da die Tracht sich in Abhängigkeit von den Bewegungen der Kuh und dem Belastungsgrad der Gliedmaße verändert und der obere Messpunkt häufig aufgrund von Schmutz und Haaren nicht eindeutig zu identifizieren ist (Hahn et al., 1984; Boelling und Pollott, 1998a).

Die Klauenhornqualität spielt ebenfalls eine große Rolle in der Anfälligkeit eines Rindes für Klauenerkrankungen. Dunkle Klauen mit guter Hornqualität sollen generell weniger empfänglich für Klauenkrankheiten sein (Dietz und Prietz, 1981; Bech Anderson et al., 1991).

Die Härte des Klauenhorns kann innerhalb kurzer Zeitabstände mit recht hoher Wiederholbarkeit gemessen werden, bei längeren Abständen zwischen den Messungen verursachen Umwelteinflüsse jedoch Schwankungen in den Werten (Huber et al., 1984).

Generell muss beachtet werden, dass die meisten Untersuchungen sich nur auf Informationen über die Hintergliedmaße stützen. Die Eigenschaften der Klauen an den Vordergliedmaßen werden teilweise deshalb nicht mit einbezogen, weil angenommen wird, dass deren Variationen keinen oder nur geringen Einfluss auf die Entstehung von Klauenkrankheiten haben. Jedoch sind die Heritabilitätsschätzwerte für Merkmale der Vorderklauen meist höher als für die entsprechenden Maße an der Hintergliedmaße, so dass empfohlen wird, jeweils mindestens eine Vorder- und eine Hintergliedmaße in die Messungen aufzunehmen (Baumgartner et al., 1990a;

McDaniel, 1995).

Obwohl viele Autoren (de Jong, 1994; McDaniel, 1995; Boelling und Pollott, 1998a/b) für die Selektion auf Klauengesundheit einen Lokomotionsindex vorschlagen, ist dies schwierig umzusetzen und daher mit hohen Kosten verbunden (McDaniel, 1995).

Weiterhin stellt es eine Schwierigkeit dar, die Mittelwerte der Lokomotionswerte in einen Zuchtwert umzusetzen. Die Selektionsantwort ist eher zu vernachlässigen, weshalb zum jetzigen Zeitpunkt das Bewertungssystem nur dafür genutzt werden kann, die wenigen Bullen mit sehr schlechten Werten herauszufinden und aus der Zucht zu entfernen (Boelling und Pollott, 1998b).

McDaniel (1995) vermutete, dass im nächsten Jahrzehnt die Messungen von Körper- und Klauenmaßen zur Vorhersage von Krankheitsresistenz oder besonderer Anfällig-keit von großer Bedeutung in der Zucht sein werden, bis Tests entwickelt werden, die einfach und genau anhand der Stoffwechsellage eines Tieres seine Prädisposition für Klauenerkrankungen feststellen können.

Die Selektion auf der Basis des tatsächlichen Vorkommens von Klauenerkrankungen ist nicht sinnvoll, da es zu viele, vor allem subklinische und daher unentdeckte Fälle gibt. Außerdem wäre für die Erhebung aller auftretenden Klauenkrankheiten ein erheblicher Mehraufwand an Personal nötig, während nur wenige gut ausgebildete Untersucher im Rahmen der normalen Nachzuchtbeurteilungen nötig sind, um die Merkmale an der großen für eine sichere Selektion benötigen Anzahl von Tieren zu erheben (McDaniel, 1995).

Die Wiederholbarkeiten für die Klauenmaße liegen alle über 0,8 (Hahn et al., 1984;

Huber et al., 1984; Boelling und Pollott, 1998a). Die benötigten Instrumente sind außerdem vergleichsweise kostengünstig und leicht zu handhaben. Nur wenig Übung ist erforderlich, um sehr hohe Wiederholbarkeiten zu erreichen (Hahn et al., 1984).

Ein weiterer Vorteil der Klauenmessungen ist die Ähnlichkeit der kontralateralen Gliedmaßen (Boelling und Pollott, 1998a), so dass Messungen an nur einer Hinter- oder Vordergliedmaße ausreichend sind.

Huber et al. (1984) stellten fest, dass für alterskorrigierte Werte sehr hohe Wiederholbarkeiten vorlagen. Daraus folgerten sie, dass Messungen an jungen Tieren durchgeführt werden und dann auf das weitere Leben der Kühe extrapoliert werden können. Dies ist sehr bedeutsam, da es die Messungen zu einem Zeitpunkt im Leben erlaubt, an dem die Tiere noch nicht so vielen Einflüssen durch Umwelt, Management, Haltung, Trächtigkeit und Laktation ausgesetzt waren.

2.5 Korrelationen zwischen Klauenmaßen und funktioneller Nutzungsdauer