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Kinderland Sonnenschein“ in Letschin

Im Dokument OPUS 4 | Entdeckendes Lernen (Seite 111-114)

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Kinder als Konstrukteure ihrer Entwicklung

Unser Dorf Letschin liegt östlich von Berlin mitten im Oderbruch.

In unserer Kita sind zurzeit 103 Kinder ange-meldet, die in 3 Häusern betreut werden.

Unser Team besteht aus 10 Erzieherinnen und der Leiterin. Davon arbeiten 3 Erzieherin-nen im Hort und in der Verlässlichen Halbtag-schule.

Etwas abseits vom Dorfzentrum am „Fonta-ne-Park“, in unmittelbarer Nähe der Gesamt-schule, genießen wir eine ruhige, naturbelas-Anschrift: Schwarzer Weg / Fontanepark

15324 Letschin Tel. 033475/677705 Träger: Gemeinde Letschin Ansprechpartnerinnen: Frau Gitta Klemm

Frau Heike Schnabel

WAS – WANN – WO 111 sene Umgebung. Träger unserer Einrichtung

ist die Gemeinde Letschin. Seit 2005 sind wir Konsultationskita.

Unser Team hat seit Mitte der 90er- Jahre die Arbeit nach dem Situationsansatz in den Mit-telpunkt des pädagogischen Handelns ge-stellt, und wir haben uns in zahlreichen Fort-bildungen und Teamgesprächen mit dessen konzeptionellen Grundsätzen vertraut ge-macht.

Es war uns wichtig, dass die Kinder in die Gestaltung des Tagesablaufes einbezogen werden. Sie bekamen Mitbestimmungsrechte und Freiräume. So lernten sie, eigenständig und selbstverantwortlich mit Situationen des täglichen Lebens umzugehen, z.B. Konflikte mit Gleichaltrigen gewaltfrei im demokrati-schen Miteinander zu lösen, Absprachen zu treffen, Regeln aufzustellen und anzuwen-den. Die Kinder in altersgemischten Gruppen tauschten ihre unterschiedlichen Erfahrungen aus.

Die Projektarbeit hielt bei uns Einzug. Nicht Feste und Feiern waren Inhalt unserer Pro-jekte, sondern Lebenssituationen der Kinder.

Die Kinder hatten viele Fragen. Sie interes-sierten sich für Themen wie die Baustelle nebenan, die Geburt eines Geschwisters, die Angst vor der Dunkelheit, den Tod des Opas usw. ... Hier machte sich die Erzieherin gemeinsam mit den Kindern auf die Suche nach Antworten, Erklärungen und Lösungen.

Die Rolle der Erzieherinnen nahm neue For-men an. Sie orientierten sich an den Interes-sen der Kinder. Das bedeutete für uns erst einmal zu beobachten und herauszufinden, worüber Kinder berichten, was sie bewegte und welche bedeutsamen Situationen in der

Kita oder in den Familien gelebt wurden. Das war Grundlage unseres pädagogischen Han-delns. Durch Anregungen und Begleitung hal-fen wir, den Kindern ihre Ideen umzusetzen.

Wir ermunterten sie nachzudenken, selbst Erklärungen zu finden oder jemanden zu fra-gen, der es wissen könnte. Die Erzieherin bot natürlich auch an, gemeinsam z.B. in Büchern nach Antworten zu suchen, oder öffentliche Einrichtungen wurden genutzt. Die Erziehe-rinnen waren Lehrende und Lernende zu-gleich. Aus den Lebenssituationen der Kinder wurden Lernsituationen.

Wir setzten uns bewusster mit dem Bild vom Kind auseinander.

Es anzunehmen, dass Kinder Konstrukteure ihrer Entwicklung sind, im Tätigsein sich selbst bilden und von Anfang an eigenständi-ge Persönlichkeiten mit eieigenständi-genen Rechten sind, hatte dazu geführt, dass wir den Kindern mehr zutrauten und ihnen im Tagesablauf mehr Freiräume gaben. Die Kinder wurden bei uns ernst genommen, und wir bemühten uns, die Entwicklung der Kinder nicht zu behindern. Was die Kinder aus eigener Kraft tun können, muteten und trauten wir ihnen zu.

Das bedeutete für uns, alte Wege zu verlas-sen.

Um unsere fachlichen Kompetenzen als Erzieherin zu erweitern, wurde es für jeden von uns eine Selbstverständlichkeit, sich regelmäßig fortzubilden. Wir nutzten auch mehrmals die Möglichkeit, Fortbildner in unser Haus zu laden, um allen Erzieherinnen die Teilnahme an besonders wichtigen The-men zu ermöglichen, z.B. Anne Heck zum Thema „Kindersituationen erkennen, Hand-lungsmöglichkeiten entwickeln“.

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Ab Dezember 2001 nahm unser gesamtes Team über mehrere Monate an einem Pro-zess im Projekt „Forschendes Lernen“ mit Carola Wildt vom SPFW teil. Unser Ziel war es, die Qualität in der Arbeit mit dem Situati-onsansatz zu verbessern. Jede Erzieherin stellte sich eine Forschungsfrage. Die Fragen drehten sich um Themen Beobachtung, Dokumentation, Raum- und Gruppenkonzep-te, Beteiligung von Hortkindern bis zur Ver-mittlung der Arbeit nach dem Situationsansatz an Eltern und Öffentlichkeit.

Wir erfuhren, der Kita-Alltag kann und muss verändert werden, und entwickelten neue Strukturen für Teamkommunikation, die bis heute Bestand haben. So trennten wir die fachlichen von den organisatorischen Dienst-beratungen und trafen uns im 14-tägigen Rhythmus. Zeitressourcen am Vormittag (z.B.

Spielplatzzeiten) und Formen der Dokumen-tation wurden gefunden. Der Dienstplan wurde effektiver gestaltet.

Im November 2002 begann unsere Mitarbeit im „10 Stufen-Projekt-Bildung“. Neue fachli-che Herausforderungen stellten sich uns, und es wurde uns bewusst, dass unser Raum-und Materialangebot erweitert werden muss-ten. Wir entdeckten Stärken an uns, die wir bisher noch nicht nutzten, und richteten im Juli 2003 Bildungsbereiche in unseren Grup-penräumen ein. Dort fanden Kinder vielfältige materielle Impulse für ein breites Betätigungs-feld.

Einmal wöchentlich boten wir den Kindern einen Interessentag an, wo die Erzieherinnen ihre Themen einbrachten.

Die Raumgestaltung und die Materialien reg-ten zu individuellen und gemeinsamen

Tätig-keiten jüngere und ältere Kinder an. Das Material stand den Kindern jederzeit zur Ver-fügung. Kuschelecken luden zum Verweilen und Alleinsein ein.

Das Beobachten wurde zur Selbstverständ-lichkeit, und durch regelmäßige fachliche Reflexion schulten wir unseren Blick, individu-elle Lernprozesse der Kinder zu erkennen.

Nun war es auch in unserem Interesse zu erfahren, welche Qualität unsere Arbeit hatte.

Wir begaben uns im Januar 2004 in den Qua-litätsprozess mit PädQuis. Während der intensiven Auseinandersetzung mit uns und unserer Arbeit merkten wir, dass die offene Arbeit mit Kindern unumgänglich wurde.

Durch die Öffnung hatten die Kinder in den altersgemischten Gruppen weitere Möglich-keiten, Freundschaften unterschiedlichen Alters und Geschlechts einzugehen. Jedes Kind traf seine Entscheidung selbst, was es wann mit wem und wie lange tat. Es ging sei-nen Interessen nach. Auch uns als Erziehe-rinnen bot die offene Arbeit zahlreiche Mög-lichkeiten, den Entwicklungsweg und das Sozialverhalten der Kinder zu beobachten.

Im Mai 2005 hatten wir unseren Qualitätspro-zess abgeschlossen. Nun sind wir auf das Ergebnis gespannt.

Auf unserem langen Prozess der Verände-rung hat jeder Einzelne von uns einen ganz persönlichen Entwicklungsweg durchlebt. Der eine zeigte Begeisterung und Euphorie, der andere versank auch mal in Selbstzweifel und Pessimismus.

Wir haben aber gemerkt, dass man jedem Raum und Zeit geben muss, um sich mit Neuem auseinander zu setzen.

BEOBACHTEN –

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