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Kennzahlen zum obersten Unternehmensziel

4 Kennzahlen des unternehmerischen

4.1 Kennzahlen zum obersten Unternehmensziel

Nachfolgend wollen wir uns Beispiele für die wichtigsten unterneh-merischen Maßgrößen ansehen. Meist sind es globale Werte, die für die generelle Beurteilung von großer Bedeutung sind. Sie lassen aber in der Regel keine Beurteilungen einzelner Vorgänge des Un-ternehmens zu und sie lassen keine Ursachen erkennen.

Wir können – wie bereits gesagt – nur eine Auswahl behandeln.

Wirtschaftlichkeit

In Kapitel 2.1 haben wir das ökonomische Prinzip erläutert, das allem wirtschaftlichen Handeln zugrunde liegen sollte.

DieWirtschaftlichkeit gibt Auskunft darüber, wie erfolg-reich dieses Prinzip im betrachteten Unternehmen umgesetzt werden konnte.

Sie stellt eine Output-Input-Beziehung dar und sie sagt aus, in welchem Verhältnis der Output zum Input, bzw. der Ertrag zum Aufwand steht – und zwar in Werteinheiten gemessen.

Wirtschaftlichkeit ist das Verhältnis einer erbrachten Leistung zu den dafür eingesetzten Mitteln – in Werteinheiten gemessen.

Abbildung 4.2: Praktische betriebliche Kennzahlen

Oder in einer Formel ausgedrückt:

Wirtschaftlichkeit =

DasErgebnis dieser Formel ist dimensionslos und es sollte ver-ständlicherweise größer als 1 sein, da damit ein erzielter Über-schuß ausgedrückt wird.

DieAussage dieser Kennzahl ist wirtschaftlich interessant aber unpräzise, da keine Zusammenhänge über die Ursachen der Wirtschaftlichkeit erkennbar sind.

DieUrsachen für einen Anstieg der Wirtschaftlichkeit können z.B.

– in einer besseren Nutzung der eingesetzten Produktionsfak-toren oder

– in Veränderungen der Marktpreise auf den Beschaffungs-märkten oder

– in Veränderungen der Marktpreise auf den Absatzmärkten zu suchen sein.

Übungsaufgabe 1.5

Eine Studentin der BWL näht in ihrer Freizeit Stofftiere. Im vorletztes Jahr benötigte sie zur Herstellung von 100 Teddy-bären insgesamt 300 Stunden. Sie nutzt ihre BWL-Kenntnis-se und ermittelt ihre Gesamtkosten mit 55,- DM/Std. Die Teddys verkauft sie zu 200,- DM das Stück.

Im letzten Jahr benötigte sie aufgrund gewonnener Er-fahrungen nur noch 250 Stunden für 100 Teddybären, mußte die Arbeitsstunde aber mit insgesamt 65 DM/Std ansetzen, da sie nicht mehr zu Hause nähen konnte und einen kleinen Raum mieten mußte. Die Bären kosten im-mer noch 200 DM das Stück.

Ermitteln Sie die Wirtschaftlichkeit dieser Tätigkeit für beide Jahre.

Produktivität

DieProduktivität hat große Ähnlichkeit mit der Wirtschaftlich-keit.Auch sie ist eine Output-Input-Beziehung. Der große Unterschied besteht darin, daß hierbei Mengeneinheit ins Ver-hältnis gesetzt werden.

Produktivität ist das Verhältnis einer

erbrachten Leistung zu den dafür eingesetzten Mitteln – in Mengeneinheiten gemessen.

Ertrag Aufwand

In einer Formel ausgedrückt liest sich das wie folgt:

Produktivität =

Die Produktivität ist ein Maß für die mengenmäßige Ergiebigkeit des Einsatzes der Produktionsfaktoren. Sie hat unterschiedliche Dimensionen, je nachdem, in welcher Mengendimension die Ausbringung erfaßt wird und je nachdem, auf welchen Produkti-onsfaktor sie bezogen wurde.

Da die eingesetzten Produktionsfaktoren sehr unterschiedlich sind, können wir die Ausbringung hierbei nicht auf die Summe der Produktionsfaktoren beziehen, wie das bei der Wirtschaft-lichkeit möglich ist.

Wir müssen Teilproduktivitäten bilden:

Arbeitsproduktivität

Die Produktivität läßt als einzelne Maßzahlen keine Aussage zu.

Erst durch den Vergleich mit anderen Produktivitäten, z.B. aus der Vergangenheit oder von vergleichbaren Betrieben, wird die Aussage der Produktivität verständlich.

So ist für einen Nicht-Fachmann die Feststellung, daß für die Herstellung eines bestimmten Pkw 25 Arbeitsstunden notwen-dig sind ohne jeglichen Aussagewert, bis er erfährt, daß für ei-nen anderen Pkw nur 15 Arbeitsstunden aufgewendet werden.

Die Produktivität kann also jeweils immer nur für einen Einsatzfaktor ermittelt werden, und sie ist ausschließlich ein Vergleichswert.

Beispiel:

Vor einiger Zeit erschien in der Presse eine Meldung, daß es in Großbritannien ca. 50 Stunden dauert, einen Pkw zu bauen, während in der Bundesrepublik das gleiche Auto in 25 Stunden gebaut würde. Die Japaner hingegen benötigten für ein Auto nur 15 Stunden. In einer anderen Meldung wurde angeführt, daß das neue Smart-Auto nur in Deutsch-land gebaut werden könne, wenn es in weniger als 10

Stun-Ausbringungsmenge

Übungsaufgabe 1.6

Ermitteln Sie für die Übungsaufgabe 1.5 die Produktivität.

Erläutern Sie die unterschiedlichen Aussagen von Wirt-schaftlichkeit und Produktivität.

Gewinn

Selbstverständlich ist auch der Gewinn und natürlich genauso der Verlust eine Kennzahl und zwar eine absolute Kennzahl.

Diese Werte gewinnt der Unternehmer aus der Bilanz oder aus der Erfolgsrechnung.

Gewinn = Ertrag – Aufwand oder anders ausgedrückt:

Gewinn = Erlös – Kosten

Die genauen betriebswirtschaftlichen Unterschiede zwischen Erlös und Ertrag sowie zwischen Kosten und Aufwand müssen spätestens im Rechnungswesens geklärt werden.

Wenn ein Unternehmer als oberste Zielsetzung die Gewinnma-ximierung anstrebt- wie wir oben ausgeführt haben – , dann bedarf es keiner weiteren Erläuterung, daß der Gewinn eine der wichtigsten Kennzahlen in einem Unternehmen ist.

In vielen Unternehmen wird der Gewinn bzw. der Verlust bereichsweise ermittelt, um als Maßzahl für die Effizienz dieser Bereiche zu dienen.

Übungsaufgabe 1.7

Ermitteln Sie den Gewinn der beiden Jahre aus Übungsauf-gabe 1.5.

Rentabilität

Die Kennzahl Rentabilität beruht ebenfalls auf dem Gewinnstre-ben. Sie berücksichtigt, daß es nicht sehr sinnvoll ist, Gewinn-maximierung um jeden Preis zu betreiben. Man muß vielmehr den erzielbaren Gewinn einer Periode in Abhängigkeit von dem dafür eingesetzten Kapital sehen.

Rentabilität ist das Verhältnis des Erfolges zum dafür eingesetzten Kapital

Die Rentabilität drückt somit aus, in welcher Höhe sich das eingesetzte Kapital in der betrachteten Periode verzinst hat.

(In diesem Zusammenhang wird häufig der Begriff Rendite verwendet. Er bezeichnet im Prinzip dasselbe wie der Begriff Rentabilität, meint aber vorrangig die Effektivverzinsung von Wertpapieren.)

Die Rentabilität läßt sich in ihrer allgemeinsten Form in folgen-der Formel darstellen:

Rentabilität = · 100

Da sich das gesamte in einem Unternehmen eingesetzte Kapital sowohl aus dem Eigenkapitalder Unternehmer als auch aus Fremdkapitalvon außenstehenden Kapitalgebern zusammen-setzt, können wir auch verschiedene Rentabilitäten unterschei-den und zwar:

– Gesamtkapitalrentabilität, – Eigenkapitalrentabilität und – Fremdkapitalrentabilität.

In Formeln ausgedrückt können wir diese Rentabilitäten wie folgt schreiben:

Gesamtkapitalrentabilität =

· 100

Eigenkapitalrentabilität =

· 100

Fremdkapitalrentabilität =

· 100

DieGesamtkapitalrentabilität oder Unternehmens-Rentabili-tät gibt darüber Auskunft, wie sich das gesamte im Betrieb ein-gesetzte Kapital – unabhängig von seiner Herkunft – verzinst hat. Es wird also ausgesagt, wie gut der Betrieb mit dem einge-setzten Kapital gewirtschaftet hat.

Mit diesem gesamten Kapitaleinsatz muß der Betrieb zu-nächst die für das Fremdkapital zu zahlenden Zinsen erwirt-schaften. Alles was danach übrig bleibt, ist der auf das Eigenka-pital entfallende Gewinn.

Gewinn Kapital

Gewinn + Fremdkapitalzinsen Gesamtkapital

Gewinn Eigenkapital

Fremdkapitalzinsen Fremdkapital

Abbildung 4.3: Die kapital-bezogenen Rentabilitäten

DieEigenkapitalrentabilität oder Unternehmer-Rentabilität ist die für den Unternehmer selbst interessanteste Größe. Sie gibt darüber Auskunft, wie sich das im Betrieb eingesetzte Kapital des oder der Unternehmer verzinst hat. Dieser Wert dient dem Unter-nehmer als Vergleichsgröße zur jeweiligen marktüblichen Kapital-verzinsung und stellt in der Marktwirtschaft eine der größten Triebfedern dar, die die Wirtschaft am Laufen halten.

DieFremdkapitalrentabilität wird – wenn es sich beispielswei-se um einen Kredit handelt – in der wirtschaftlichen Praxis zwi-schen Kreditgeber und Kreditnehmer ausgehandelt und als Pro-zentsatz vereinbart. Aus ihr errechnen sich dann die in be-stimmten Zeitabständen zu zahlenden Fremdkapitalzinsen.

Beispiel

– Die statistische Gesamtkapitalrentabilität deutscher Un-ternehmen war im Jahre 1988 durchschnittlich 5,75 %.

– Die statistische Eigenkapitalrentabilität deutscher Unter-nehmen war im Jahre 1988 durchschnittlich 16,5 %.

Übungsaufgabe 1.8

Ein Anlageberater Ihrer Bank ruft Sie an und redet auf Sie ein, er habe eine ausgezeichnete Kapitalanlagemöglichkeit für Sie. Sie bräuchten selber nur 100.000 DM einzuzahlen.

Das Objekt würde jährlich 25.000 DM abwerfen. Sie müß-ten dabei zwar ein laufendes Darlehen übernehmen, das aber nur mit 9 % zu verzinsen sei. Ihre Rendite sei 20 %.

Sie sitzen nun zu Hause, sind von dem Wortschwall noch ganz beeindruckt und fangen an zu denken.

Als erstes stellen Sie sich jetzt die Frage, wie hoch denn nun eigentlich der jährliche Gewinn ist und was für ein Darlehen Sie zu übernehmen haben, wenn mit 20 % – die Gesamtkapitalrentabilität oder

– die Eigenkapitalrentabilität gemeint ist.

Bei der Anwendung des Begriffs Rentabilität erfolgt keine Be-grenzung auf die Grundidee, daß die Rentabilität die Beziehung zwischen Gewinn und eingesetztem Kapital darstellt. Es kann vielmehr auch eine Erweiterung auf den Begriff der Umsatz-rentabilität erfolgen.

DieUmsatzrentabilität zeigt den Gewinn des Unternehmens im Verhältnis zum erzielten Umsatz:

Umsatzrentabilität = Gewinn · 100 Umsatz

Beispiel

Die statistische Umsatzrentabilität deutscher Unternehmen war im Jahre 1988 durchschnittlich 2,1 %.

Zwischen der Kapitalrentabilität und der Umsatzrentabilität besteht folgende Beziehung:

· · 100

Umsatzrentabilität · Kapitalumschlag · 100

Auch wenn der Gewinnanteil am Umsatz gering ist, kann ein Unternehmen eine günstige Kapitalrentabilität erwirtschaften.

Voraussetzung ist allerdings, daß mit dem Kapitaleinsatz ein hoher Umsatz erwirtschaftet wird:

· =

Die großen Verbrauchermärkte handeln beispielsweise nach diesem Erfolgsrezept.

Bei der Bildung dieser Kennzahl wird davon ausgegangen, daß der Gewinn aus dem Umsatz resultiert und hierbei die Frage beantwortet, wie gewinnträchtig die Umsatzaktivitäten des Un-ternehmens sind.

Die Umsatzrentabilität ist ein wichtiger Maßstab für die Beurtei-lung der Unternehmenssituation am Markt: Eine hohe Umsatz-rentabilität ist ein Zeichen dafür, daß das Unternehmen gut im Markt etabliert ist. Die Kundschaft akzeptiert die geforderten Preise.

(Wird der Gewinn auf das Betriebsergebnis und der Kapitalein-satz auf das betriebsnotwendige Vermögen beschränkt, so be-zeichnet man diesen Zusammenhang auch als Return on In-vestment (ROI) oder auf deutsch als „Rückfluß des investierten Kapitals“.

Bei dieser amerikanischen Betrachtungsweise ist aber zu be-achten, daß das Ergebnis anders als oben dargestellt nach Abzug der Fremdkapitalzinsen auf das Gesamtkapital bezogen wird.)

Zu beachten ist bei allen diesen Kennzahlen, daß die Ursachen für gute oder schlechte Ergebnisse nicht aus den Kennzahlen selber abzulesen sind.

Diese Kennzahlen können ausschließlich über einen Status Auskunft geben.

Gewinn

Übungsaufgabe 1.9

Welchen Wert haben die Aussagen – der Eigenkapitalrentabilität, – der Gesamtkapitalrentabilität und – der Umsatzrentabilität

für einen Unternehmer.

Übungsaufgabe 1.10

Welche der folgenden Behauptungen sind richtig?

– Die Produktivität eines Betriebes kann sinken, seine Wirtschaftlichkeit kann gleichzeitig steigen.

– Die Eigenkapitalrentabilität kann bei gleichzeitig sinken-der Produktivität steigen.

Erläutern Sie jeweils kurz die Zusammenhänge.

4.2 Kennzahlen zu operationalen