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Kammmolch (Triturus cristatus) [1166]

3 Ausstattung und Zustand des Gebiets

3.3 Lebensstätten von Arten

3.3.9 Kammmolch (Triturus cristatus) [1166]

Erfassungsmethodik Stichprobenverfahren.

Hierzu wurden im Rahmen einer Übersichtsbegehung potenzielle Laichgewässer im FFH-Gebiet oder unmittelbar daran angrenzend erhoben. Insgesamt wurden dabei gemeinsam mit den Erhebungen für die Gelbbauchunke (Bombina variegata) [1193] etwa 66 Gewässer bzw. Gewässerkomplexe, davon neun mit Habitateignung für den Kammmolch (Triturus

87 cristatus) [1166] ermittelt. Die Gewässer wurden von Mai bis Ende Juli jeweils mehrfach auf Vorkommen von Kammmolchen (Triturus cristatus) [1166] untersucht. Die gezielte Suche nach Laich und Larven wurde durch Kescherfänge, Reusenfänge und nächtliches Ausleuch-ten der Uferzonen ergänzt. In allen der Gewässer(-komplexe) wurde der Bestand über Ke-scher- und Reusenfänge halbquantitativ erhoben.

Erhaltungszustand der Lebensstätte des Kammmolchs (Triturus cristatus) LS = Lebensstätte

Erhaltungszustand

(mindestens B) (mindestens C) C Gebiet

Anzahl Erfassungseinheiten - - 2 2

Fläche [ha] - - 5,5 5,5

Anteil Bewertung von LS [%] - - 100 100

Flächenanteil LS am FFH-Gebiet [%] - - - 0,2

Bewertung auf Gebietsebene - - - C

Beschreibung

Der Kammmolch (Triturus cristatus) [1166] nutzt ein breites Spektrum an besonnten Gewäs-sertypen zur Reproduktion (v.a. Tümpel, Weiher, Teiche etc.). Bedeutsam ist die Absenz von Fischen oder bei gut ausgeprägter submerser bzw. Verlandungsvegetation allenfalls geringe Fischvorkommen. Die Gewässer sollten ganzjährig Wasser führen oder erst spät im Jahr austrocknen. Landlebensräume und Winterquartiere in extensiv genutztem Offenland oder in Wäldern im Umfeld von Laichgewässern sind ebenfalls wichtig.

Der Kammmolch (Triturus cristatus) [1166] besiedelt aktuell das NATURA 2000-Gebiet nur in zwei Bereichen:

Lebensstätte Oberriexingen: Im Gewann Au liegen als Fragment eines ehemaligen Altarms bzw. einer Hochwasserrinne in einem Wäldchen neben der Enz mehrere kleine Über-schwemmungstümpel. Sämtliche Gewässer führten zum Zeitpunkt der Begehungen nur in geringem Umfang Wasser oder waren ganz ausgetrocknet. Die Flächen sind überwiegend stark beschattet, so dass sich keine submerse Vegetation ausbilden kann. Sie sind überwie-gend stark verlandet und weisen teilweise sehr umfangreich Faulschlamm auf. Fische wur-den aktuell nicht registriert, können aber durch Hochwasserereignisse eingetragen werwur-den.

Der Abstand der Gewässer zum Siedlungsbereich von Oberriexingen liegt nur bei etwa 400 m. Das nähere Umfeld ist jedoch bewaldet, nach Westen, Norden und Nordosten schließen die überwiegend frischen Wiesen der Aue und in die südlich und östlich angren-zenden Flächen die Enz mit ihrem Begleitgehölz an. Sie stellt ein bedeutsames Vernet-zungselement für den Kammmolch (Triturus cristatus) [1166] dar. Durch die Aue selbst führt nördlich der Enz nur ein Feldweg, erst südlich der Enz verläuft mit der K 1685 eine stark befahrene Straße. Die Habitatqualität ist trotz eines vergleichsweise gut strukturierten Um-feldes aufgrund der pessimalen Struktur der Laichgewässer durchschnittlich bis schlecht (C).

Bei den Erhebungen wurden in den verbliebenen, kaum mehr wasserführenden Resttümpeln lediglich einige wenige Larven des Kammmolchs (Triturus cristatus) [1166] registriert, die zudem wahrscheinlich noch aus dem Vorjahr stammten. Alttiere wurden nicht festgestellt. Im Rahmen des Monitorings von FFH-Arten der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW) wurde 2010 eine maximale Aktivitätsdichte von 6 ermittelt (schriftl. Mittlg. DÜMAS 2010). Dies kennzeichnet eine individuenarme Population. Je nach Witterung und Hochwasserereignissen ist eine alljährliche Reproduktion nicht gesi-chert. Der Zustand der Population ist daher schlecht (C).

88 Die genannten Beeinträchtigungen – am gravierendsten erscheint die mangelnde Wasser-führung - sind stark (C). Grundsätzlich sind wegen der natürlichen Hochwasserereignisse und wegen der eingeschränkten Verfügbarkeit von Laichgewässern in der Aue individuenrei-che Bestände nicht zu erwarten.

Lebensstätte Flößerkanal Bissingen: Die Habitatqualität im Bereich der Lebensstätte des etwa 200 m langen Kanals war wegen der starken Beschattung durch die benachbarten Ge-hölze im Untersuchungsjahr 2011 trotz eines guten Umfeldes schlecht (C). Eine ganzjährige Wasserführung ist jedoch gegeben, wenngleich die Wasserstände teilweise sehr niedrig waren und 10 bis 20 cm meist nicht überschritten. Die Gesamtstrecke mit Wasserführung betrug im Untersuchungsjahr allenfalls 30 bis 40 m. Wegen der starken Beschattung kann sich auch hier keine submerse Vegetation ausbilden. Die vorhandenen Wasserflächen wie-sen dagegen eine geschloswie-sene Lemna-Decke auf. Das Gewässer hat eine sehr mächtige Faulschlammschicht, die örtlich bis zu einem Meter tief sein kann. Entsprechend schlecht ist die Wasserqualität. Fische sind nicht vorhanden. Im unmittelbaren Umfeld des Gewässers liegen das Feldgehölz des seit langem verfüllten südlichen Kanalabschnitts sowie ausge-dehnte Wiesen. Sie erstrecken sich sowohl auf die südlichen Hanglagen als auch auf die Aue bis zur Enz mit ihrem Begleitgehölz, das auch hier zu Vernetzung beitragen kann. Die Ortslage von Bissingen beginnt etwa 250 m nordöstlich und der Siedlungsbereich von Un-termberg etwa 150 m nordwestlich des Gewässers, letzter ist jedoch durch die Enz abge-trennt. Fragmentierende Straßen sind rechtsufrig nicht und linksufrig nur mit der K 1684 vor-handen. Der Kanal liegt außerhalb des Überschwemmungsgebietes der Enz. Die Habitat-qualität im Bereich der Lebensstätte des etwa 200 m langen Kanals war wegen der starken Beschattung durch die benachbarten Gehölze im Untersuchungsjahr 2011 trotz eines guten Umfeldes schlecht (C).

Bei den Kescherfängen wurden weder im Jahr 2011 noch bei einer Nachsuche im Jahr 2012 adulte Kammmolche (Triturus cristatus) [1166] oder Larven registriert. Auch die gezielte Su-che nach Laich erbrachte keine Hinweise auf Vorkommen. Aufgrund der dicken Faul-schlammschicht sind Kescherfänge an diesem Gewässer allerdings nicht zielführend. Daher wurden im Mai 2011 in einer Nacht Reusenfänge durchgeführt, bei denen zwei adulte, sehr große (und damit vermutlich ältere) Kammmolche (Triturus cristatus) [1166] nachgewiesen wurden. Der geringe Bestand kennzeichnet in Verbindung mit der Absenz von Laich oder Larven einen schlechten Zustand der Population (C).

Entsprechend hoch sind die genannten Beeinträchtigungen der Habitatqualität (C). Am gra-vierendsten ist dabei die pessimale Struktur des vorhandenen Gewässers, die offensichtlich keine erfolgreiche Reproduktion mehr ermöglicht.

In der Zwischenzeit wurden aus Mitteln der Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg finanzierte Maßnahmen für die Art durchgeführt. Im Winterhalbjahr 2011 wurden die umge-benden Gehölze zurückgeschnitten und im September 2012 der Flößerkanal entschlammt.

Verbreitung im Gebiet

Der Kammmolch (Triturus cristatus) [1166] kommt im FFH-Gebiet nur noch in der Aue bei Oberriexingen und im Flösserkanal bei Bissingen vor.

In anderen potentiell geeigneten Gewässern im NATURA 2000-Gebiet bzw. in seinem unmit-telbaren Umfeld wurden keine Kammmolche (Triturus cristatus) [1166] (mehr) festgestellt:

• Teilgebiet Enz mit Seitentälern: Altarm neben der B 10 bei Vaihingen/Enz, Tümpel im Gewann Eichhäldle westlich von Flacht, Folienteich im Glemstal, zwei Altwäs-ser im Gewann Lachenwiesen bei Bissingen und ein Tümpel im Gewann Roten-acker.

• Teilgebiet Heutalwald und Hühnerberg: Tümpel im Gewann Laih

• Teilgebiet Stahlbühl: Folienteich bei Flacht

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• Teilgebiet Hurst: Ein ehemaliges Vorkommen wird auch aus dem „Mondsee“ bei Tamm gemeldet (www.glemstal.info). Aktuell ist das Gewässer aber vollständig verlandet und trocken. Auch der anschließende Andelbach führt nur temporär Wasser, so dass die dort aus der Renaturierung hervorgegangenen Tümpel eben-falls regelmäßig austrocknen. Möglicherweise senkte sich in den letzten Jahren das Grundwasser in diesem Talraum stark ab.

Außerhalb des NATURA 2000-Gebiets erfolgte ein Screening in einem Fischteich östlich von Mönsheim, in einem Teich im Gewann Langwiesen zwischen Bissingen und Bietigheim und im Steinbruch Markgröningen, ebenfalls mit negativem Ergebnis. Zumindest für diesen Steinbruch werden ältere Vorkommen des Kammmolches (Triturus cristatus) [1166] aus dem Jahr 2007 vom NABU Markgröningen genannt (www.glemstal.info), so dass aktuelle Vor-kommen hier nicht ausgeschlossen werden können.

Bewertung auf Gebietsebene

Die Bewertung des Erhaltungszustandes erfolgt aufgrund der eingeschränkten Erfassungs-methodik lediglich als Einschätzung. Da die Art im Gebiet nur lokal und in sehr geringer Häu-figkeit vorkommt, entspricht die Bewertung der Lebensstätten der Art auf Gebietsebene (C).

Ohne Gegenmaßnahmen ist mit dem baldigen Erlöschen der Vorkommen zu rechnen.

Abbildung 3: Untersuchungsgewässer der Kammmolch- und Gelbbauchunkenerhebung im NATURA 2000-Gebiet 7119-341 „Strohgäu und unteres Enztal“ (n=66).

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