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Auenwälder mit Erle, Esche, Weide [91E0*]

3 Ausstattung und Zustand des Gebiets

3.2 FFH-Lebensraumtypen

3.2.15 Auenwälder mit Erle, Esche, Weide [91E0*]

Erhaltungszustand des FFH-Lebensraumtyps Auenwälder mit Erle, Esche, Weide

a Anzahl der Erfassungseinheiten richtet sich nach der Nennung in Haupt- und Nebenbogen Erhaltungszustand

Bewertung auf Gebietsebene B

Beschreibung

Unter dem Lebensraumtyp [91E0*] werden die Waldgesellschaften des Schwarzerlen-Eschenwaldes und des Silberweiden-Weichholzauewaldes zusammengefasst. Zum Lebens-raumtyp zählen außerdem galeriewaldartige bachbegleitende Gehölze, bei denen keine Zu-ordnung zu einer Waldgesellschaft möglich ist. Die Auenwälder im Offenland des NATURA 2000-Gebiets sind überwiegend als schmale ein- bis zweireihige gewässerbegleitende Gale-riewälder ausgebildet.

Die Ausprägung des Lebensraumtyps innerhalb des Bearbeitungsgebiets ist sehr vielfältig.

Schwarzerlen-Eschen-Auewälder wurden im gesamten Gebiet erfasst. Es bestehen aber erhebliche Unterschiede zwischen den Auewäldern der kleinen Waldbäche und den Auewäl-dern an größeren Fließgewässern wie Enz oder Glems. Entlang der Enz ist die Artenzu-sammensetzung fast nur in Rückstaubereichen (unnatürliches Überflutungsregime) charakte-ristisch, während die Uferbereiche der frei fließenden Enz (Erosion und Eintiefung des Flussbettes, Uferbefestigung) außerhalb eines natürlichen Überschwemmungsregimes lie-gen. An der Enz kommen daneben auch einzelne Weichholzauenwälder vor.

Im Wald nimmt der Lebensraumtyp in der Regel die vollständige Biotopfläche ein. Die häufig ebenfalls im Biotop enthaltenen Biotopstrukturen der Bäche und Quellen waren jeweils kei-nem Lebensraumtyp zuzuordnen und wurden mit dem Auewald überlagert. In Einzelfällen sind in den Biotopen kleine Flächen enthalten, die nicht dem Lebensraumtyp [91E0*] zuzu-ordnen sind. Hierbei handelt es sich um Felsanschnitte [8210] oder Röhrichte (kein FFH-Lebensraumtyp).

Die Baumartenzusammensetzung unterscheidet sich aufgrund der Standortvielfalt deutlich.

Meist sind Schwarz-Erle (Alnus glutinosa) und/oder Gewöhnliche Esche (Fraxinus excelsior) die dominierenden Baumarten. In seltener überfluteten Bereichen (mit Übergängen zum Ahorn-Eschenwald) hat der Berg-Ahorn (Acer pseudoplatanus) z. T. höhere Mischungsantei-le. In den Weichholzauewäldern dominieren Baumweiden wie Bruchweide (Salix fragilis), seltener Silberweide (Salix alba). Als nicht gesellschaftstypische Baumart treten in einigen Biotopen Hybrid-Pappeln (Populus x canadensis) auf und beeinträchtigen bei höheren Antei-len die Naturnähe. Hinzu kommen nicht gesellschaftstypische Baumarten wie Spitz-Ahorn (Acer platanoides) sowie gebietsfremde Arten wie Roßkastanie (Aesculus hippocastaneum) oder Robinie (Robinia pseudacacia). Beigemischte Nadelbäume spielen dagegen nur eine geringe Rolle. In der Naturverjüngung treten v. a. Gewöhnliche Esche (Fraxinus excelsior) und z. T. Berg-Ahorn auf. Schwarz-Erlen (Alnus glutinosa) und Weiden (Salix sp.) verjüngen sich dagegen viel seltener und meist nur aus Stockausschlägen. Die Bodenvegetation ist ebenfalls inhomogen. Teilweise ist sie sehr typisch ausgebildet mit nässezeigenden Arten wie Sumpfsegge (Carex acutiformis), Mädesüß (Filipendula ulmaria) oder Sumpfdotterblume (Caltha palustris). Vielfach dominieren aber auf im Wasserhaushalt gestörten Standorten auch stickstoffzeigende Arten oder Neophyten (v. a. Indisches Springkraut (Impatiens

glan-65 dulifera)). Da im Gebiet das Feinsubstrat eher sandig ist, dränieren die Uferanschnitte auch rasch, wodurch nicht unbedingt eine feuchtezeigende Vegetation vorherrschen muss. Selbst unter Baumreihen auwaldtypischer Zusammensetzung wird sich im Offenland aufgrund wei-terer Einflüsse (besonders Lichtklima, Landwirtschaft) selten eine auwaldtypische Bodenve-getation einstellen. Aus diesem Grund werden die Bestände selbst bei günstiger Baumarten-zusammensetzung und günstigem Wasserhaushalt nur mit B bewertet. Auch in Rückstaube-reichen und einer Böschungshöhe von maximal einem Meter bestand die krautige Vegetati-on häufig aus Trockenheit ertragenden Arten wie Gewöhnlicher Quecke (Elymus repens), Wald-Zwenke (Brachypodium sylvaticum), Echtem Rotschwingel (Festuca rubra) und Ge-wöhnlichem Klettenkerbel (Torilis japonica). Das Arteninventar wird dennoch insgesamt mit gut (B) bewertet.

Meist handelt es sich um Baumhölzer, teilweise auch um jüngere Sukzessionsbestände. Vor allem im Bachuferbereich sind die Bäume vielfach aus Stockausschlägen hervorgegangen (insbesondere die Schwarz-Erlen). Die Totholzanteile bewegen sich jedoch zumeist im nied-rigen bis mittleren Bereich. Die Anteile an Habitatbäumen schwanken stark. Baumweiden weisen besonders häufig Habitatstrukturen wie Spechthöhlen, Pilzkonsolen oder Fäulnishöh-len in alten Stöcken auf. FäulnishöhFäulnishöh-len finden sich ebenfalls häufiger in alten Schwarz-ErFäulnishöh-len- Schwarz-Erlen-Stockausschlägen. In Folge des Weinbaus spielen Kopfweiden, z. T. sehr alte Exemplare, entlang der Enz eine bedeutende Rolle. Habitatbäume sind daher ufernah an der Enz fast durchgängig vorhanden. Insgesamt ist der Anteil der Habitatbäume im Wald geringer als im Offenland. Der Wasserhaushalt ist überwiegend verändert, aber noch als günstig für den Lebensraumtyp anzusehen. An der Glems liegen einzelne Gehölzstreifen durch die starke Eintiefung des Gewässerkörpers jedoch mittlerweile über 1,5 m oberhalb des Mittelwassers, so dass sie nur noch bei starken Hochwasserereignissen kurzfristig überspült werden. Neu-erdings auftretende Baumarten, wie z. B. der Spitz-Ahorn (Acer platanoides) weisen bereits auf diese standörtlichen Veränderungen hin. Da die Bestände im Wald überwiegend außer-halb der regelmäßig bewirtschafteten Flächen liegen, werden sie alle dem Dauerwald zuge-ordnet. Die Habitatstrukturen sind in der Summe daher ebenfalls mit gut (B) bewertet.

Beeinträchtigungen bestehen im mittleren Umfang (B) durch Düngung, Artenveränderung Neophyten, Entwässerung, Abwasserbelastung, Entwässerung, Gewässeraus-bau/Verbauung und Müll. Davon sind über die Hälfte aller Flächen betroffen.

Zusammenfassende Beschreibung des FFH-Lebensraumtyps Erlen- und Eschenwälder

Lebensraumtypisches Arteninventar gut B

Baumartenzusammensetzung Anteil gesellschaftstypischer Baumarten <95 % B Verjüngungssituation Anteil gesellschaftstypischer Baumarten an der

Verjüngung 100 % A

Bodenvegetation deutlich verarmt C

Lebensraumtypische Habitatstrukturen gut B

Altersphasen Dauerwaldphase 70 % A

Totholzvorrat 1,5 Festmeter/ha C

Habitatbäume 3,6 Bäume/ha B

Wasserhaushalt verändert, für den Waldlebensraumtyp noch günstig

B

Beeinträchtigungen gut B

Bewertung auf Gebietsebene gut B

66 Verbreitung im Gebiet

Der Lebensraumtyp wurde fast durchgehend entlang der Fließgewässer im Nordosten des NATURA 2000-Gebiets nachgewiesen.

Kennzeichnende Pflanzenarten

Bewertungsrelevante, charakteristische Arten

Berg-Ahorn (Acer pseudoplatanus), Schwarz-Erle (Alnus glutinosa), Grau-Erle (Alnus incana), Gewöhnliche Esche (Fraxinus excelsior), Gewöhnliche Traubenkirsche (Pru-nus padus), Silber-Weide (Salix alba), Bruch-Weide (Salix fragilis), Roter Hartriegel (Cornus sanguinea), Gewöhnliche Hasel (Corylus avellana), Gewöhnliches Pfaffen-käppchen (Euonymus europaeus), Schlehe (Prunus spinosa), Artengruppe Schlehe (Prunus spinosa agg.), Rote Johannisbeere (Ribes rubrum), Purpur-Weide (Salix purpurea), Korb-Weide (Salix viminalis), Schwarzer Holunder (Sambucus nigra), Ge-wöhnlicher Schneeball (Viburnum opulus), Giersch (Aegopodium podagraria), Wald-Frauenfarn (Athyrium filix-femina), Wald-Zwenke (Brachypodium sylvaticum), Sumpf-Dotterblume (Caltha palustris), Bitteres Schaumkraut (Cardamine amara), Sumpf-Segge (Carex acutiformis), Gewöhnliches Hexenkraut (Circaea lutetiana), Rasen-Schmiele (Deschampsia cespitosa), Mädesüß (Filipendula ulmaria), Rührmichnichtan (Impatiens noli-tangere), Gelbe Schwertlilie (Iris pseudacorus), Rohr-Glanzgras (Pha-laris arundinacea), Schilf (Phragmites australis), Scharbockskraut (Ranunculus fica-ria), Kratzbeere (Rubus caesius), Wald-Ziest (Stachys sylvatica), Wald-Sternmiere (Stellaria nemorum).

LRT abbauende/beeinträchtigende Arten

Innerhalb des Lebensraumtyps [91E0*] kommen folgende Neophyten und Störzeiger vor:

Robinie (Robinia pseudoacacia), Kanadische Pappel (Populus canadensis), Roß-kastanie (Aesculus hippocastanum), Indisches Springkraut (Impatiens glandulifera).

Neophytische Gehölze finden sich häufig in den flussbegleitenden Baumbeständen speziell von solchen, wo ein hoher Samendruck herrscht (große Bestände in aufge-lassenen Weinbergen), wie Eschen-Ahorn (Acer negundo) (direkt am Wasser) und Robinia pseudoacacia. Häufigste fremdländische Taxa sind Pappelhybriden (Populus x canadensis). Bei Besigheim wurden einige Exemplare von Schmalblättriger Esche (Fraxinus angustifolia) gefunden.

Arten mit besonderer naturschutzfachlicher Bedeutung

Sumpf-Weidenröschen (Epilobium palustre, RL BW V, RL NG V), Feuersalamander (Salamandra salamandra, RL BW 3), Grasfrosch (Rana temporaria, RL BW V), Erd-kröte (Bufo bufo, RL BW V), Pirol (Oriolus oriolus, RL BW V).

Darüber hinaus nutzen die unter dem Lebensraumtyp Fließgewässer mit flutender Wasservegetation [3260] genannten Arten in der Regel auch den angrenzenden Au-wald mit.

Bewertung auf Gebietsebene

Der Erhaltungszustand im FFH-Gebiet „Strohgäu und unteres Enztal“ wird insgesamt mit gut (B) bewertet. Die Artenzusammensetzung ist hier oft weniger typisch; dies gilt sowohl für die Bodenvegetation als auch für die Baumschicht. Der Wasserhaushalt ist z. T. durch Gewäs-serausbau gestört, zudem sind die Auwälder teilweise durch Gewässerverschmutzung, Eutrophierung, Gewässerausbau, Neophyten oder Müll gestört.

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