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Erhaltungs- und Entwicklungsziele für die Lebensstätten von FFH-Arten

5 Erhaltungs- und Entwicklungsziele

5.2 Erhaltungs- und Entwicklungsziele für die Lebensstätten von FFH-Arten

Generelles Erhaltungsziel ist die Erhaltung der Lebensstätte in ihrer derzeitigen räumlichen Ausdehnung sowie in ihrem gegenwärtigen Erhaltungszustand.

5.2.1 Grüne Flussjungfer (Ophiogomphus cecilia) [1037]

Erhaltungsziele:

• Erhaltung des derzeitigen durchschnittlichen (C) Erhaltungszustands an der Enz durch Gewährleistung der natürlichen Morphodynamik einschließlich der Umlagerung von Sandbänken, der Ausbildung differenzierter Strömungsver-hältnisse und einer abwechslungsreich strukturierten Uferzone.

Entwicklungsziele:

• Stabilisierung und Vergrößerung der derzeitigen Population der Grünen Flussjungfer (Ophiogomphus cecilia) [1037] an der Enz.

5.2.2 Spanische Flagge (Callimorpha quadripunctaria) [1078*]

Erhaltungsziel ist der Erhalt von geeigneten Habitatflächen innerhalb der bestehenden Le-bensstätte durch:

• Erhaltung von Waldrändern mit ihren Säumen und angrenzendem Grünland.

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• Sicherung hochstaudenreicher Säume entlang der Waldwege und Waldlich-tungen.

• Erhaltung von Magerrasen und mäßig feuchten (mesophytischen) Säumen.

Entwicklungsziel ist die Verbesserung der Habitatflächen innerhalb der bestehenden Le-bensstätte durch:

• Entwicklung von bestehenden Waldinnen- und Waldaußensäumen.

• Entwicklung besonnter, hochstaudenreicher Säume entlang von Waldwegen.

• Wiederherstellung blütenreicher Grünlandbestände in der näheren Umge-bung.

• Wiederherstellung von verbuschten Magerrasen und mäßig feuchten (me-sophytischen) Säumen.

5.2.3 Hirschkäfer (Lucanus cervus) [1083]

Erhaltungsziele:

• Erhaltung des derzeitigen Flächenanteils der Eiche (Quercus sp.) an der Baumartenzusammensetzung.

• Erhaltung der aktuellen Altholzanteile und des Totholzangebotes, vor allem liegender Stammteile und Stubben im bisherigen Umfang.

• Erhaltung der im Gebiet vorhandenen Eichen (Quercus sp.) mit Saftfluss.

Entwicklungsziele:

• Erhöhung der Anteile von Eichen mit Saftfluss und des Totholzangebotes, vor allem liegender Stammteile und Stubben.

• Erhöhung des Eichenanteils an der Baumartenzusammensetzung.

• Förderung der Lichtexposition von (potenziell) besiedelten Brutstätten und Alteichenbeständen, insbesondere in wärmebegünstigten Lagen.

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5.2.4 Eremit (Osmoderma eremita) [1084*]

Erhaltungsziele:

• Schutz durch Bewahrung der lokalisierten Brut- und Verdachtsbäume als frei stehende Altbäume.

• Schonung und Belassung von weiteren Kopfweiden mit Höhlenbildung.

• Pflege der Kopfweiden durch Rückschnitt von Reisern oder bereits vorhan-denen stärkeren Zweigen und Ästen.

• Schaffung eines dauerhaften Angebots von Kopfweiden durch Nachpflanzun-gen im Bereich des lokalisierten Eremitenvorkommens.

• Schaffung eines Verbunds von Kopfweiden durch Nachpflanzungen in Zeilen oder Gruppen auf weiteren Flächen und Abschnitten entlang der Enz.

5.2.5 Strömer (Leuciscus souffia) [1131]

Erhaltungsziele sind die Sicherung und Vernetzung der Strömerbestände durch

• Sicherung der Wandermöglichkeiten innerhalb des Gewässers sowie zur Vernetzung mit anderen Populationen (für den Strömer (Leuciscus souffia) [1131] durchlässige Gestaltung der Querverbauungen, einschließlich ihrer Staubereiche).

• Vermeidung von Querbauwerken jeder Art, auch niedrige Sohlschwellen.

• Erhaltung des derzeitigen Gewässergütezustandes.

• Erhaltung naturnaher, strukturreicher Gewässerabschnitte.

• Erhaltung einer an die Ansprüche des Strömers (Leuciscus souffia) [1131] in allen Lebensphasen angepassten Fließgeschwindigkeit und einem kleinräu-migen Wechsel aus strömungsberuhigten, stark strömenden Gewässerab-schnitten und strukturreichen UferabGewässerab-schnitten mit geringer Fließgeschwindig-keit.

• Erhaltung von überströmten Kiesbänken als Laichhabitat.

Entwicklungsziele sind die Ausbreitung und Vernetzung der Strömervorkommen in den Fließgewässern durch

• Entwicklung naturnaher, strukturreicher Gewässerabschnitte und Wiederher-stellung einer naturnahen Gewässersohle mit kiesigem bis steinigem Sohl-substrat an bislang langsam fließenden Abschnitten.

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• Initiierung eigendynamischer Prozesse, die zur Ausbildung natürlicher Ge-wässerstrukturen führen.

• Entwicklung einer vielfältig strukturierten, naturraumtypischen Ufervegetation an Enz, Glems, Metter und Leudelsbach.

• Verbesserung der Wasserqualität und Minimierung von Nährstoff- und Schadstoffeinträgen.

• Vermeidung des Eintrags von Feinsedimenten, die zu einem Zusetzen des Kieslückensystems führen.

• Entwicklung von Gewässerrandstreifen entlang der Fließgewässer bei an-grenzenden intensiv genutzten landwirtschaftlichen Flächen zur Minimierung von Nährstoff- und Schadstoffeinträgen.

5.2.6 Bitterling (Rhodeus sericeus amarus) [1134]

Erhaltungsziele sind die Sicherung und Vernetzung der Bitterlingbestände durch

• Erhaltung von strömungsarmen Nebengewässern, Seiten- und Altarmen mit Anschluss an die Enz und Schutz vor einer zu starken Verlandung.

• Sicherung der Wandermöglichkeiten innerhalb des Gewässers sowie zur Vernetzung mit anderen Populationen (Für den Bitterling (Rhodeus sericeus amarus) [1134] durchlässige Gestaltung der Querverbauungen).

• Sicherung eines ausreichend hohen Teich- und Flussmuschelbestandes.

• Vermeidung von Querbauwerken jeder Art, auch niedrige Sohlschwellen.

• Erhaltung des derzeitigen Gewässergütezustandes.

• Erhaltung von strukturreichen Uferabschnitten mit geringer Fließgeschwindig-keit.

Entwicklungsziele sind die Optimierung und Vernetzung der Bitterlingvorkommen in den Fließgewässern durch

• Neuschaffung von Habitaten durch die Anlage von Neben- und Seitengewäs-sern mit Anschluss an die Enz.

• Duldung eigendynamischer Prozesse, die zur Ausbildung natürlicher Gewäs-serstrukturen führen.

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• Renaturierung und Anbindung ausgebauter, langsam fließender Zuflüsse oder Gräben auch außerhalb des NATURA 2000-Gebiets.

5.2.7 Groppe (Cottus gobio) [1163]

Erhaltungsziel ist die Sicherung der individuenreichen Groppenvorkommen durch:

• Erhaltung naturnaher, strukturreicher Gewässerabschnitte mit kiesigem bis steinigem Sohlsubstrat.

• Zulassen eigendynamischer Prozesse, die zur Ausbildung natürlicher Ge-wässerstrukturen führen.

• Erhaltung der Wasserqualität und des derzeitigen Gewässergütezustandes (bedeutende Groppenhabitate sind i.d.R. nicht oder nur gering belastet - Gü-teklassen I, I-II).

• Vermeidung gewässerbaulicher Maßnahmen, die zum Verlust einer struktur-reichen Stromsohle mit kiesigen Substraten und größeren Steinen führen.

• Vermeidung von Querbauwerken jeder Art, auch niedrige Sohlschwellen.

Entwicklungsziele sind die Optimierung, Vernetzung und Ausbreitung der Groppenvorkom-men in den Fließgewässern durch:

• Entwicklung naturnaher, strukturreicher Gewässerabschnitte und Wiederher-stellung einer naturnahen Gewässersohle mit kiesigem bis steinigem Sohl-substrat an bislang langsam fließenden Abschnitten.

• Sicherung der Wandermöglichkeiten innerhalb des Gewässers sowie zur Vernetzung mit anderen Populationen (für die Groppe, Cottus gobio [1163]

durchlässige Gestaltung der Querverbauungen, einschließlich ihrer Stau-bereiche).

• Initiierung eigendynamischer Prozesse, die zur Ausbildung natürlicher Ge-wässerstrukturen führen.

• Entwicklung einer vielfältig strukturierten, naturraumtypischen Ufervegetation an Enz, Glems, Metter und Leudelsbach.

• Vermeidung des Eintrags von Feinsedimenten, die zu einem Zusetzen des Kieslückensystems führen.

• Verbesserung der Wasserqualität und Minimierung von Nährstoff- und Schadstoffeinträgen insbesondere in Glems und Leudelsbach.

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• Entwicklung von Gewässerrandstreifen entlang der Fließgewässer bei an-grenzenden intensiv genutzten landwirtschaftlichen Flächen zur Minimierung von Nährstoff- und Schadstoffeinträgen.

5.2.8 Kammmolch (Triturus cristatus) [1166]

Erhaltungsziele

• Erhaltung von geeigneten Aufenthalts- und Laichgewässern (Tümpel, Teiche und Weiher) und ihre Offenhaltung vor allem im Teilgebiet Enz mit Seitentä-lern.

• Schutz der Gewässer vor Verlandung und Eutrophierung, Vermeidung von Beschattung.

• Erhaltung der Uferstruktur, insbesondere der Flachwasserzonen.

• Wiederherstellung einer Unterwasservegetation an vorhandenen und geeig-neten Laichgewässern.

• Vermeidung von Störungen durch Freizeitaktivitäten.

• Erhaltung und Sicherung von Wanderungen und Austauschbeziehungen zwi-schen verschiedenen Teilgebieten.

Entwicklungsziele

• Verbesserung des Angebots an gut besonnten und mit ausreichend submer-ser Vegetation ausgestatteten Laichgewässubmer-sern innerhalb des Aktionsradius der bestehenden Population sowie zur Vernetzung mit weiteren Teilflächen des FFH-Gebiets.

• Wiederherstellung der Landlebensräume und Wanderkorridore zwischen den jeweiligen Teillebensräumen zur Laichzeit und im Sommer.

5.2.9 Gelbbauchunke (Bombina variegata) [1193]

Erhaltungsziel ist die dauerhafte Sicherstellung von Gelbbauchunkenvorkommen im Gebiet durch

• Dauerhafte Sicherstellung und regelmäßige Wiederherstellung einer kontinu-ierlichen Verfügbarkeit und einer ausreichenden Anzahl von Aufenthalts- und Fortpflanzungsgewässern einschließlich der Landlebensräume und der Wan-derkorridore zwischen den jeweiligen Teillebensräumen und Vorkommen

120 auch außerhalb des NATURA 2000-Gebietes (Berücksichtigung bei Rekultivie-rungen von Abbaugebieten).

• Sicherstellung eines Gewässermosaiks mit ausreichender Sonneneinstrah-lung (z.B. Rückschnitt oder Rodung von Gehölzaufwuchs im Bereich von Laichgewässern).

• Schutz und Erhaltung von nicht ganzjährig wasserführenden Kleingewässern und Gewässerkomplexen auch im Wald und an Waldwegrändern.

• Erhaltung von naturnahen Wäldern im Umfeld von Gewässern als Winter-quartier.

Entwicklungsziele sind die Optimierung und Ausbreitung der Vorkommen im Gebiet durch

• Entwicklung von besonnten Kleingewässern innerhalb des Aktionsradius be-stehender Populationen und zur Vernetzung.

• Berücksichtigung von nicht ganzjährig wasserführenden Kleingewässern und Gewässerkomplexen im Rahmen der ordnungsgemäßen Waldbewirtschaf-tung, indem Möglichkeiten zur Neuanlage von Kleingewässern zielbewusst genutzt werden.

• Verzicht auf den Ausbau von Erschließungslinien und Beschränkung auf das zwingend erforderliche Maß: Vor der Durchführung von Arbeiten zum Ausbau oder zur Unterhaltung von Forst- und Maschinenwegen sowie von Arbeiten zur Erhaltung der dauerhaften Befahrbahrkeit von Rückegassen, sind diese Bereiche auf Vorkommen der Gelbbauchunke (Bombina variegata) [1193] zu prüfen. Dabei sollte berücksichtigt werden, dass temporäre Habitate der Gelbbauchunke erst ein bis zwei Jahre nach ihrer Entstehung verfüllt werden, da diese schnell verlanden und dann in der Regel nicht mehr von der Gelb-bauchunke benutzt werden.

5.2.10 Großes Mausohr (Myotis myotis) [1324]

Erhaltungsziele

• Dauerhafte Sicherung des Sommerquartiers in den Evangelischen Kirchen von Mönsheim und Bissingen und möglicher weiterer Sommer- und Winter-quartiere, auch in Stollen und Höhlen.

• Erhaltung und ggf. Wiederherstellung aller für die Art wichtigen Habitatele-mente (Quartiere, Jagdhabitate, Flugrouten) in ausreichender Qualität und Größe.

• Erhaltung des funktionalen Zusammenhangs zwischen Winter- und Sommer-quartieren, Wochenstuben, Flugrouten, Versammlungsplätzen und Jagdhabi-taten.

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• Erhaltung einer gesunden, in ihrer Vitalität und Reproduktion nicht durch In-sektizide beeinträchtigten Population.

• Erhaltung von zusammenhängenden, unzerschnittenen und großflächigen Habitatkomplexen mit Quartier- und Nahrungshabitaten (insbesondere Laub- und Mischwaldgebiete, Extensivgrünland, Obstbaumwiesen und deren höh-lenreichen Altbäumen in der Nähe der Sommerquartiere).

• Erhaltung von wichtigen Flugrouten zwischen den Quartieren und den Jagd-habitaten, auch zwischen den verschiedenen Teilgebieten des FFH-Gebiets sowie zwischen diesem und benachbarten FFH-Gebieten.

• Erhaltung geeigneter Sommerquartiere und Wochenstuben in Gebäuden im Umfeld des FFH-Gebiets.

Entwicklungsziele:

• Entwicklung eines weiteren Quartierangebotes auch außerhalb des FFH-Gebiets.

• Entwicklung geeigneter Jagdhabitate im räumlichen Verbund zum FFH-Gebiet.

• Entwicklung von laubbaumreichen Mischbeständen mit gering entwickelter Kraut- und Strauchschicht als Jagdhabitate (Bodenjagd).

• Entwicklung und räumliche Vernetzung der Jagdhabitate innerhalb der ein-zelnen Gebietsteile sowie mit angrenzenden FFH-Gebieten.

5.2.11 Grünes Besenmoos (Dicranum viride) [1381]

Erhaltungsziele:

• Erhaltung der Trägerbäume und Erhaltung konstanter Verhältnisse in ihrer Umgebung.

• Erhaltung günstiger Bestandesstrukturen im Bereich der abgegrenzten Le-bensstätte wie mehrschichtig, ungleichaltrig aufgebaute Bestände mit u.a.

schiefwüchsigen Bäumen und einem hohen Altholzanteil.

Entwicklungsziele:

• Erhöhung der Populationsgröße innerhalb bestehender Vorkommen (u.a.

über die Anzahl der Trägerbäume).

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