• Keine Ergebnisse gefunden

3 Ausstattung und Zustand des Natura 2000-Gebiets

3.2 FFH-Lebensraumtypen

3.2.8 Kalk-Magerrasen mit bemerkenswerten Orchideen [*6210]

Kalk Magerrasen [6210]

Erhaltungszustand des FFH-Lebensraumtyps Kalk-Magerrasen mit bemerkenswerten Orchi-deen

a Anzahl der Erfassungseinheiten richtet sich nach der Nennung in Haupt- und Nebenbogen

Erhaltungszustand

A B C Gebiet

Anzahl Erfassungseinheitena 1 3 1 5

Fläche [ha] 1,37 11,22 4,86 17,45

Anteil Bewertung vom LRT [%] 7,84 64,31 27,85 100

Flächenanteil LRT am FFH-Gebiet [%] 0,05 0,39 0,17 0,61

Bewertung auf Gebietsebene B

Erhaltungszustand des FFH-Lebensraumtyps Kalk-Magerrasen

a Anzahl der Erfassungseinheiten richtet sich nach der Nennung in Haupt- und Nebenbogen

Erhaltungszustand

A B C Gebiet

Anzahl Erfassungseinheitena -- 7 2 9

Fläche [ha] -- 3,04 0,23 3,27

Anteil Bewertung vom LRT [%] -- 93,00 7,00 100

Flächenanteil LRT am FFH-Gebiet [%] -- 0,11 0,01 0,12

Bewertung auf Gebietsebene B

Kartierjahr 2016 Beschreibung

Die Kalk-Magerrasen im Gebiet sind dem Untertyp „6212 Submediterrane Halbtrockenrasen (Mesobromion)“ zuzuordnen. Sie stellen aufgrund ihres Artenreichtums und ihrer Vielfalt an seltenen und gefährdeten Pflanzenarten ein besonders hochwertiges Schutzgut dar.

Bestände dieses Lebensraumtyps sind überwiegend an den mageren Böschungen des Rheinseitendamms, des Rhein-Hochwasserdammes und den Dämmen am Sandbach aus-gebildet. Dabei bestehen fließende Übergänge zum magersten Flügel der Flachland-Mähwiesen, mit denen die Kalk-Magerrasen meist auch räumlich eng verzahnt sind. Insbe-sondere in den nährstoffreicheren Ausprägungen von Kalk-Magerrasen finden sich etliche Arten der Mageren Flachland-Mähwiesen. Daneben sind Vorkommen des Lebensraumtyps in ebener Lage in den Pflegeflächen der Gewanne Alter Kopfgrund und Korbmachergründe zu finden. Als wichtige Trennarten dienen im Gebiet die Arten Arznei-Thymian (Thymus

pulegioides), Frühlings-Segge (Carex caryophyllea), Echtes Labkraut (Galium verum), Schopfige Kreuzblume (Polygala comosa) und Steppen-Wolfsmilch (Euphorbia seguieriana) sowie eine Reihe von Orchideenarten.

Als prioritärer Lebensraumtyp werden Kalk-Magerrasen mit mehr als sechs Orchideenarten oder mit besonders großen Beständen einiger seltener Orchideenarten ge-sondert abgegrenzt. Die Einstufung der meisten Erfassungseinheiten beruht dabei zumeist auf den individuenreichen Vorkommen (mehr als 50 blühende Sprosse) der Hundswurz (Anacamptis pyramidalis), die vor allem an bestimmten Stellen des Rheinseitendamms regel-rechte Blühaspekte ausbildete. Mehr als sechs Orchideenarten weist ein Abschnitt des Rheinhochwasserdamms bei der Kläranlage Hügelsheim auf. Hier kommen Helm-Knabenkraut (Orchis militaris), Hundswurz, Bienen-Ragwurz (Ophrys apifera), Bocks-Riemenzunge (Himantoglossum hircinum), Hummel-Ragwurz (Ophrys holoserica) und Spin-nen-Ragwurz (Ophrys sphegodes) vor; der Abschnitt besitzt daher für das Gebiet eine her-ausragende Bedeutung. Während die drei erstgenannten Arten im gesamten Gebiet verbrei-tet vorkommen und stellenweise bis in die Mageren Flachland-Mähwiesen ausstrahlen, ha-ben die drei letztgenannten nur noch wenige andere Fundorte im Gebiet.

Insgesamt wurden fünf Erfassungseinheiten als prioritärer Lebensraumtyp kartiert. Dabei kann der Parameter Arteninventar für die genannte Erfassungseinheit am Hochwasserdamm bei Hügelsheim mit hervorragend eingestuft werden – Wertstufe A. Der Abschnitt des Rhein-seitendamms zwischen Ortslage Greffern und Natorampe Söllingen kann aufgrund der ho-hen Anteile von hochwüchsigen Störzeigern sowie dem Aufkommen von Brachezeigern nur mit durchschnittlich bewertet werden – Wertstufe C. Alle anderen Erfassungseinheiten wei-sen eine gute Ausprägung des Parameters auf – Wertstufe B.

Beim Parameter Habitatstrukturen ergibt sich ein ähnliches Bild. Der Bestand bei Hügelsheim wird auch bei diesem Parameter mit hervorragend – Wertstufe A eingestuft. Die Erfassungseinheiten des Rheinseitendamms von der Ortslage Greffern bis zur Staustufe Iffezheim besitzen aufgrund der hochwüchsigen Vegetation und der nicht optimalen Pflege durch einen späten Mulchschnitt nur einen durchschnittlichen Zustand – Wertstufe C. Bei den beiden anderen Erfassungseinheiten wird der Parameter mit gut – Wertstufe B bewertet.

Nicht prioritäre Bestände von Kalk-Magerrasen besiedeln die gleichen Standorte weisen allerdings nur wenige oder keine Orchideen auf. Oft treten von Aufrechter Trespe und Fie-derzwenke dominierte, blütenarme Bestände auf, andere Bestände sind enger verzahnt mit den Magerwiesen und weisen eine floristische Nähe zu den trespenreichen Salbei-Glatthaferwiesen auf.

Von den neun erfassten Einheiten des Lebensraumtyps weisen sechs beim Parameter Ar-teninventar einen guten Zustand – Wertstufe B auf. In drei Einheiten ist der Parameter durchschnittlich ausgeprägt – Wertstufe C. Dabei handelt es sich zum einen um eine kleine von Wald umgebene Fläche im Gewann Jägerkopf bei Hügelsheim, die durch ein hohes Auf-kommen von Saumarten und Gehölzen geprägt ist. Auf der anderen Seite stehen Abschnitte des Rheinseitendamms mit sehr hohen Anteilen von hochwüchsigen Störzeigern oder Ab-schnitte des Rheinhochwasserdamms westlich von Hügelsheim mit artenarmen Kalk-Magerrasen, die von hohen Anteilen der Aufrechten Trespe geprägt sind.

Insgesamt sieben Erfassungseinheiten weisen beim Parameter Habitatstrukturen einen gu-ten Zustand auf – Wertstufe B. Aufgrund der Nutzungsauflassung wird die oben genannte kleine Fläche im Gewann Jägerkopf mit durchschnittlich – Wertstufe C bewertet. Die gleiche Wertstufe erhalten Abschnitte auf dem Rheinseitendamm zwischen der Fähre Greffern und der Ortslage Greffern. Hier wirkt sich die ungünstige Pflege nachteilig auf die Struktur der Flächen aus.

Darüberhinausgehende Beeinträchtigungen sind in beiden Ausprägungen des Lebensraum-typs nicht oder nur in geringem Umfang zu beobachten – Wertstufe A.

Verbreitung im Gebiet

Auf weiten Strecken des Rheinseitendammes finden sich prioritäre Kalk-Magerrasen, sel-tener sind sie am Rheinhochwasserdamm, hier nur im Bereich westlich von Hügelsheim.

Nicht prioritäre Kalk-Magerrasen finden sich im Schwerpunkt am Hochwasserdamm XXI, am Sandbachdamm und auf den Pflegeflächen der Gewanne Alter Kopfgrund und Korbma-chergründe.

Kennzeichnende Pflanzenarten

Bewertungsrelevante, charakteristische Arten

Behaarte Gänsekresse (Arabis hirsuta), Fiederzwenke (Brachypodium pinnatum), Aufrechte Trespe (Bromus erectus), Frühlings-Segge (Carex caryophyllea), Skabio-sen-Flockenblume (Centaurea scabiosa), Zypressen-Wolfsmilch (Euphorbia cyparissias), Schafschwingel (Festuca ovina agg.), Echtes Labkraut (Galium verum), Hufeisenklee (Hippocrepis comosa), Schopfige Kreuzblume (Polygala comosa), Früh-lings-Fingerkraut (Potentilla neumanniana), Tauben-Skabiose (Scabiosa columbaria), Karthäuser-Nelke (Dianthus carthusianorum, RL V), Großes Schillergras (Koeleria pyramidata), Futter-Esparsette (Onobrychis viciifolia), Steppen-Wolfsmilch (Euphorbia seguieriana, RL 2)

LRT abbauende / beeinträchtigende Arten

Einjähriger Feinstrahl (Erigeron annuus), Riesen-Goldrute (Solidago gigantea), Ge-wöhnliches Johanniskraut (Hypericum perforatum), Kratzbeere (Rubus caesius), Waldrebe (Clematis vitalba)

Arten mit besonderer naturschutzfachlicher Bedeutung

Hundswurz (Anacamptis pyramidalis, RL 3), Bocks-Riemenzunge (Himantoglossum hiricinum, RL 3), Helm-Knabenkraut (Orchis militaris, RL V), Bienen-Ragwurz (Ophrys apifera, RL V), Hummel-Ragwurz (Ophrys holoserica, RL 3), Spinnen-Ragwurz (Ophrys sphegodes, RL 2), Skabiosen-Sandbiene (Andrena marginata, RL 2), Silberhaarige Wes-penbiene (Nomada argentata, RL 2)

Bewertung auf Gebietsebene

Die fünf orchideenreichen, prioritären Erfassungseinheiten der Kalk-Magerrasen nehmen im Gebiet eine Fläche von 17,4 ha ein. Drei der fünf ausgewiesenen Magerrasen sind in einem guten Erhaltungszustand, sie nehmen eine Fläche von 11,2 ha ein. Auf einer Fläche von 4,8 ha sind die prioritären Bestände nur in einem durchschnittlichen Erhaltungszustand. Auf 1,4 ha ist der Lebensraumtyp in einem hervorragenden Zustand.

Insgesamt ist der Erhaltungszustand der prioritären Kalk-Magerrasen im Gebiet damit als gut – Wertstufe B einzustufen.

Nicht prioritäre Magerrasen sind auf 3,3 ha Fläche vorhanden, die in neun Erfassungseinhei-ten zusammengefasst wurden. Nur zwei davon weisen einen durchschnittlichen Zustand auf, die übrigen sind in einem guten Zustand.

Insgesamt ist der Erhaltungszustand der nicht prioritären Bestände des Lebensraumtyps Kalk-Magerrasen im Gebiet damit als gut – Wertstufe B einzustufen.