• Keine Ergebnisse gefunden

5.2 Alters- und Geschlechtsverteilung

5.3.1 Körpergewicht und Body Condition Score

Bei den untersuchten Kaninchen konnte in Übereinstimmung mit Nastarowitz-Bien (2008) und Sweet et al (2013) eine deutliche Größenvariation festgestellt werden, wodurch das Gewicht allein wenig Aussagekraft über den Ernährungszustand des Tieres lieferte. So lässt sich auch erklären, warum in der Kontrollgruppe das leichteste Tier einen BCS von 4 aufwies, während das insgesamt schwerste Tier dieser Gruppe mit einem BCS von 3,5 noch als normalgewichtig eingestuft wurde.

Auch bei den erkrankten Kaninchen war das leichteste Tier nicht gleichzeitig auch das am schlechtesten ernährte, wenngleich der schwerste Patient hier als übergewichtig eingestuft werden konnte.

In der eigenen Studie konnte gezeigt werden, dass die von Harnblasengrieß betroffenen Patienten einen signifikant höheren BCS besaßen als die an Urolithiasis erkrankten Tiere. In Übereinstimmung mit dem von Varga (2013) beschriebenen „fat lazy pet rabbit syndrome“, geben auch Quesenberry (2004), Eckermann-Ross (2008) und Tschudin et al (2011) Bewegungsmangel und Adipositas als eine Prädisposition für Harnblasengrieß und weitere Erkrankungen des Harntraktes an. Auch das in dieser Untersuchung auftretende Untergewicht einiger Urolithiasispatienten deckt sich mit der vorhandenen Literatur, insbesondere wenn zusätzlich, wie bei den hier betroffenen Kaninchen, eine Niereninsuffizienz besteht (Eddy et al 1986; Bas et al 2002, 2004; Harcourt-Brown 2007, 2013).

5.3.2 Harntraktspezifische Symptome

Ebenso wie bei Hassan et al (2012) zeigten die Kaninchen mit Nephrolithiasis eher unspezifische Symptome wie Bauchschmerzen, verminderte Futteraufnahme und reduziertes Allgemeinbefinden. Die Tiere mit Harnblasen- und Harnröhrensteinen zeigten ebenfalls unspezifische Symptome, allerdings mit harntraktspezifischen Symptomen kombiniert (Hämaturie und Strangurie). Da bei den vorliegenden

Untersuchungen zwei Tiere zum Untersuchungszeitpunkt symptomlos waren, gibt es auch hier eine Übereinstimmung mit der Literatur in der Tiere mit einer Urolithiasis durchaus nicht immer klinisch auffällig sein müssen (Hlouskova 1993). Allerdings hatten auch die beiden in dieser Studie zum Untersuchungszeitpunkt klinisch unauffälligen Kaninchen in der Vergangenheit immer wieder Phasen unspezifischer Symptome gezeigt, sodass eine vollständige Symptomlosigkeit hier nicht bestätigt werden kann. Analog zu den von Harcourt-Brown (2013) beschriebenen Komplikationen einer Nephrolithiasis, welche sowohl in einer Verlegung des Nierenbeckens als auch einem Abschwemmen der Konkremente in den Ureter bestehen können, ist es vorstellbar, dass bei den beiden beschwerdefreien Tieren zum Zeitpunkt der Untersuchung keinerlei Behinderung des Urinflusses stattfand und somit keine schmerz-assoziierten Krankheitsanzeichen erkennbar waren. Eine mögliche Erklärung für das in dieser Studie seltenere Auftreten von Zufallsbefunden könnte darin liegen, dass nahezu alle Tiere mit Urolithiasis unspezifische Symptome wie Fressunlust und herabgesetztes Allgemeinbefinden zeigten. Im Zuge der auf Heimtiere spezialisierten Allgemeinuntersuchung wurde stets eine vollständige Abdomenpalpation (White 2001; Köstlinger 2014; Varga 2014) wie auch eine Urinprobe (so deren Gewinnung ohne Stresserhöhung möglich war) durchgeführt (Hein 2015), welche weitere Hinweise auf den Ursprung der Beschwerden liefern sowie einen Überblick über den Gesamtstatus des Tieres bieten. Da Inappetenz beim Kaninchen stets eine zugrundeliegende Ursache hat und als Notfall betrachtet werden sollte, sind in diesen Fällen weiterführende Untersuchungen angezeigt (Harcourt-Brown 2002a, 2002b; Hein 2009; Köstlinger 2014). In allen Fällen dieser Untersuchung konnte so der Harntrakt als Grundursache bestätigt werden.

Bei den Harnblasengrießpatienten wurde ein Drittel der Tiere mit harntraktspezifischen Symptomen vorgestellt. Im Gegensatz zu den Ergebnissen von Hassan und Kollegen (2012), wo 54% der Kaninchen mit hochgradigem Sediment harntraktspezifische Symptome aufwiesen, überwogen hier die Tiere mit unspezifischer Symptomatik mit 67%. Auch bei den Patienten mit besonders hohen Grießscores konnte in der vorliegenden Arbeit kein Übermaß an Tieren mit spezifischen Symptomen festgestellt werden. Da auch Harnabsatzstörungen stets

mit einer Beeinträchtigung des Allgemeinbefindens einhergehen (Varga 2014), ist es denkbar, dass dem aufmerksamen Besitzer schnell auch eine verminderte Futteraufnahme und ein ruhigerer Habitus auffallen und somit das Schildern unspezifischer Symptome erklärt werden kann. Da es sich bei einem Drittel der Harnblasengrießpatienten zudem um ein bekanntes rezidivierendes Problem handelte, waren die Patientenbesitzer schon sensibilisiert bei der kleinsten Verhaltensänderung vorstellig zu werden, um folgenschwere Komplikationen durch Inappetenz und Verdauungsstörungen sowie Sekundärinfektionen der Harnblase zu vermeiden. Unter dem Gesichtspunkt des „fat lazy pet rabbit syndromes“

(Quesenberry 2004; Varga 2014) ist auch die Chronizität der Erkrankung nicht verwunderlich, da insbesondere Veränderungen in Bewegungsmöglichkeiten, angemessene Gewichtsreduktion und Futterumstellung einige Zeit bedürfen bis sie tatsächlich beginnen Wirkung zu zeigen.

5.4 Röntgenuntersuchung

5.4.1 Qualitative Beurteilung der Röntgenbilder

Die Nieren der gesunden Tiere waren im Gegensatz zu Niebergall (2003) in allen Fällen abgrenzbar, wenn auch bei drei Kaninchen rechtsseitig nur in einer der beiden Standardebenen. Entsprechend der Beschreibungen von Hinton und Gibbs (1982) sowie Wingerd (1985) waren sie homogen bei etwa mittlerer Schattendichte, was annähernd der Röntgendichte der langen Rückenmuskeln entsprach (s. 4.4.1). Sie waren wie von Böhmer (2005a) und Hein (2009) veröffentlicht beidseits etwa gleichgroß und ließen sich überwiegend gut vom umliegenden Gewebe abgrenzen.

Übereinstimmend mit Fisher (2006b) und Reese und Hein (2009) waren die Ureteren röntgenologisch nicht erkennbar.

In Bezug auf die Darstellung der Harnblase der gesunden Tiere ergaben sich röntgenologisch erhebliche Unterschiede. Bei der Hälfte der Tiere war die Harnblase, wie von Hlouskova (1993) publiziert, gut abgrenzbar. Sie entsprach mit ihrer Weichteil-ähnlichen Dichte der Wiener Definition eines unauffälligen Befundes (Hassan et al 2012). Da in der eigenen Arbeit das Fettgewebe als Vergleichsgewebe genutzt wurde und die Dichte der Harnblase bei diesen fünf Tieren etwas hyperdens

zum Fettgewebe erschien, wurde sie im eigenen Scoring System als geringradig verdichtet eingestuft (s. Tab. 5). Bei drei Kaninchen war die Differenzierung vom umliegenden perivesikalen Fettgewebe nicht eindeutig möglich. Ein anderer Patient zeigte zusätzlich zu der nicht klaren Abgrenzung der Harnblase vom umgebenden Gewebe im ventralen Bereich eine inhomogene vermehrt röntgendichte Verschattung, welche wie das von Hinton und Gibbs (1982) sowie Hein (2009) erwähnte physiologisch vorkommende Sediment aus Kalziumverbindungen interpretiert wurde.

Entsprechend der Aussage von Reese und Hein (2009) war auch die Urethra in keinem der untersuchten Fälle röntgenologisch darstellbar.

Während in der Gruppe erkrankter Tiere bei Niebergall (2003) nur in 20% der untersuchten Kaninchen beide Nieren röntgenologisch beurteilbar waren, konnten in der vorliegenden Studie bei 80% beide Nieren beurteilt werden. Ähnlich wie auch bei den gesunden Tieren war die linke Niere stets in beiden Projektionen darstellbar. Die rechte Niere konnte in zwei Fällen gar nicht und bei drei weiteren Kaninchen nur in einer der beiden Standardebenen abgegrenzt warden (s. Abb. 67 und 68). Entgegen der Angabe von Hassan et al (2012), bei deren Studie nur in fünf der zehn Patienten mit sonographisch nachgewiesener Nephrolithiasis ein röntgenologischer Verdacht darauf bestand, waren hier röntgendichte Nierensteine in allen sechs Fällen röntgenologisch und sonographisch sichtbar.

Abbildung 67 Laterolaterale Projektion mit mäßig abgrenzbarer, aber ausmessbarer rechter Niere

Abbildung 68 Ventrodorsale Projektion mit nicht ausmessbarer, vom Magen (Pylorus) teilweise überlagerter rechter Niere

Die Ureteren waren in ihrem Verlauf wie auch bei den gesunden Kaninchen nicht darstellbar. Allerdings befanden sich bei drei Tieren im möglichen Ureterverlauf die auch von White (2001) beschriebenen röntgenologisch auffälligen mineralisierten Verschattungen, welche hinweisend auf, aber nicht beweisend für Ureterkonkremente sein könnten. In drei Verdachtsfällen konnte die Präsenz eines bzw. mehrerer Uretersteine sonographisch bestätigt werden. Bei einem anderen Tier war das Röntgenbild eher verdächtig für eine Zystolithiasis, das Konkrement konnte allerdings sonographisch ebenfalls dem Ureter zugeordnet werden, wenngleich dieser Ureterolith sehr harnblasennah lokalisiert war. Bei einem weiteren Patienten konnte durch die Sonographie gezeigt werden, dass sich der röntgenologisch nachgewiesene Nephrolith unmittelbar vor dem Ureteraustritt befand und somit die Gefahr einer Verlegung des Abflusses aus dem Nierenbecken bestand.

Anders als bei Niebergall (2003), in deren Untersuchungen auch bei den erkrankten Tieren die Harnblase stets gut zu differenzieren war, traf dies nur bei vier Tieren (20%) zu. Bei zwei weiteren Tieren war der Übergang zum kaudalen perivesikalen Fettgewebe nicht ganz eindeutig, sodass Hlouskovas (1983) Aussage, dass die Harnblase durch die Kontrastgebung des umliegenden Fettgewebes meist gut röntgenologisch darstellbar ist, in diesen Fällen nicht mit einer guten Organabgrenzbarkeit einherzugehen scheint. Auch in einem weiteren Fall eines sehr schlanken Kaninchens konnte durch die Abwesenheit von knochendichtem Harnblaseninhalt keine eindeutige Aussage getroffen werden, ob es sich bei der

fettgewebedichten Abbildung in der Harnblasenregion um die Harnblase selbst oder das sich dort befindende perivesikale Gewebe handelt. In Bezug auf die Röntgendichte der Harnblase wurde bei sieben Tieren ein mindestens der Röntgendichte von Knochen entsprechender Harnblaseninhalt festgestellt. Hinton und Gibbs (1982) beschreiben röntgendichtes Sediment in der Harnblase ebenso wie Hein (2009) als physiologischerweise vorkommend. Röntgenologisch erscheint es nach Auswertung der vorliegenden Untersuchungen schwierig zu sein zu unterscheiden, ob es sich bei dem Harnblaseninhalt in der Röntgenaufnahme um kalziumreiches Sediment oder pathologischen Harnblasengrieß handelt. Auch die Autoren der Studie aus Wien unterstützen diese Aussage. Darin wird angeregt Patienten mit kontrastmitteldichter Harnblasenregion als hochgradig von Harnblasengrieß betroffen zu bezeichnen (Hassan et al 2012).

Bei dem Kaninchen mit Urethrasteinen waren im laterolateralen Strahlengang vier Urolithen im Verlauf der Harnröhre sichtbar, in der ventrodorsalen Projektion konnten aufgrund der Überlagerung zweier Konkremente nur drei sehr röntgendichte Konkremente dargestellt werden. Die Urethraschleimhaut konnte entsprechend der Literatur nicht dargestellt werden (Reese und Hein 2009a).

5.4.2 Beziehung zwischen der Länge des zweiten Lendenwirbels und der