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1.3 Vermittlung von Landeskunde im Fremdsprachenunterricht

1.3.3 Interkulturelle Landeskunde

Der interkulturelle Ansatz ist eine Weiterentwicklung des kommunikativen Ansatzes.

In diesem Ansatz handelt es sich um die Entwicklung von Fähigkeiten, Fertigkeiten und Strategien im Umgang mit fremden Kulturen. Ebenfalls sollen die Lernenden auf diese Art und Weise fähig werden, also in der Lage sein, sich in andere Menschen hineinzuversetzen, Empathie entwickeln und mit ihnen mitzufühlen. Die Lehrenden wählen interdisziplinären Lehrstoff aus. Stereotype werden thematisiert, Vorurteile sollen abgebaut werden.

Nach Bleyhl (1994:9) ist jedes fremdsprachliche Lernen interkulturell. Also Sprache ist in dieser Hinsicht Kulturträger. Es gibt eine eindeutige Beziehung zwischen einer fremden Sprache und der ihr zugehörigen Kultur. Beim interkulturellen Ansatz geht es um den Vergleich von Gemeinsamkeiten und Differenzen zwischen eigenkulturellen und fremdkulturellen Inhalten.

15 Eine weitere Definition wird von Krumm (1995:158) erstellt. Demnach betrifft interkulturelles Lernen die Zielsetzungen des Fremdsprachenunterrichts insgesamt wie auch die individuelle Entwicklung der Lernenden und Lehrenden. Krumm betont auch, dass interkulturelle Kompetenz bis zur Jahrtausendwende als ein Lernziel interkulturellen Lernens betrachtet wurde. Das Wahrnehmen, Denken, Fühlen, das Kommunikationsverhalten, die Werte und die Tabus der Menschen werden bestimmt durch jede Kultur und durch Sprache geprägt. In multikulturellen Gesellschaften sind solche Kontaktsituationen so alltäglich, vielfältig und unvorhersehbar. Interkulturelle Kompetenz heißt die Fähigkeit, sich mit Angehörigen einer anderen Kultur möglichst sensibel, respektvoll und konfliktfrei zu engagieren. Es geht also hier um eine Persönlichkeitsbildung, die Bereitschaft, die eigenen Maßstäbe und Vorurteile zu reflektieren, das eigene Selbst und Fremdbild zu überdenken, andere Kulturen als ebenbürtig und mit Toleranz anzuerkennen. Interkulturelles Lernen heißt die deskriptive und analytische Beschäftigung mit Lernprozessen und Lernprogrammen in multikulturellen, mehrsprachigen Gesellschaften. Als grundlegendes Ziel des interkulturellen Lernens wird das friedliche Zusammenleben unterschiedlicher Ethnien, Religions- und Sprachgemeinschaften sowie sozialer Gruppen in multiplen Gesellschaften formuliert (vgl. Krumm 1995:159).

Nach Beneke (1996:40) beinhaltet die interkulturelle Dimension des Fremdsprachenlernens die Fähigkeit zur aktiven Gestaltung der Kommunikationsprozesse unter Einbeziehung der kulturspezifischen Variation in Bezug auf Kommunikationsregeln, Arbeitsstile, Wertvorstellungen mit dem Ziel, möglichst große Synergie-Affekte in der internationalen Zusammenarbeit zu erreichen.

Der interkulturelle Ansatz bezieht sich auf Erfahrungen, Kenntnisse und Einstellungen der Lernenden, die im Vordergrund stehen. Die Lerninhalte werden nicht mehr aus Gegenständen der Zielkultur gewonnen. Themen werden aus sogenannten „Grunddaseinsfunktionen menschlichen Lebens” gewonnen (Zeuner 1999:10).

Hieraus ergibt sich, dass der interkulturelle Fremdsprachenunterricht seine Bedeutung dadurch gewinnt, dass die Lernenden aus der Vergangenheit in der eigenen Kultur heraustreten. Ebenfalls sind sie in der Lage, jedenfalls bis zu einem gewissen Grade,

16 die Erlebnisse und Erfahrungen anderer nachzuvollziehen (Bredella/Delanoy 1999:30).

Die Kommunikationsfähigkeit wird als übergreifendes, insbesondere auch interkulturell zu interpretierendes Lernziel des Fremdsprachenunterrichts verstanden.

Es wurde heutzutage beobachtet, dass Schulklassen, in denen fremdsprachliches Lernen stattfindet, in den modernen multikulturellen Gesellschaften aus Kindern oder Jugendlichen mit höchst unterschiedlichen sprachlich-kulturellen Vorerfahrungen zusammengesetzt sind. Hier geht es also vielmehr darum, Differenzerfahrungen explizit zu machen.

Welche sind aber die Lehr- und Lernziele im Bereich der interkulturellen Kommunikation? Nach Knapp-Potthoff (1997) sind:

a) affektive Ziele wie Empathiefähigkeit und Toleranz Voraussetzung dafür, in eine Kοmmunikation mit Angehörigen einer anderen Kultur einzutreten und die Grundlagen für eine neue Kommunikationsbasis auszuhandeln.

b) Kulturspezifisches Wissen dient als Basis für eine adäquatere Deutung von kommunikativen Akten der Angehörigen anderer Kulturgemeinschaften und zur Reparatur von Missverständnissen.

c) Allgemeines Wissen über Kultur und Kommunikation zu erwerben.

d) Strategien zu entwickeln, d.h konkrete sprachliche und nichtsprachliche Verfahren der Bewältigung von Kommunikationssituationen mit Partnern aus einer anderen Sprach- und Kulturgemeinschaft sind dafür nötig. Diese von Knapp-Potthoff schon 1991 formulierten Zielsetzungen haben ihre Gültigkeit nicht verloren.

Zunächst sind nach Zeuner Lernziele die sprachliche und kulturelle Handlungsfähigkeit in der Zielsprache und Zielkultur und die Entwicklung von Einstellungen wie Offenheit, Toleranz und Kommunikationsbereitschaft gegenüber der Zielkultur. Es geht um das Gelingen sprachlicher Handlungen im Alltag und um das Verstehen alltagskultureller Phänomene (vgl. Zeuner 1999:11).

Bredella und Delanoy (1999:11) verstehen die Situation des Fremdsprachenunterrichts als interkulturell, denn es müsse darauf Rücksicht

17 genommen werden, „dass die Lernenden die fremde Sprache und Kultur aus ihrer eigenen Perspektive wahrnehmen und dass es daher darauf ankommt, diese Differenz nicht zu überspielen, sondern ins Bewusstsein zu heben“.

Während des Fremdspracheunterrichts erweitern die Lernenden ihre Handlungskompetenz in der Fremdsprache durch die Landeskunde, indem sie sich in einer deutschsprachigen Umgebung bewegen. Ein Landeskundeunterricht ist ein Unterricht mit authentischen Materialien und hier spielt die Recherche die wichtigste Rolle, denn sie ist ein grundlegender Baustein einer zeitgemäßen Landeskundedidaktik. Landeskunde orientiert sich auch am DACH (L)Prinzip, denn auf diese Art und Weise wird die Vermittlung der deutschen Sprache, nicht nur auf ein Land, sondern auch auf den gesamten deutschsprachigen Raum erweitern (vgl.

Schweiger/Haegi 2015).

Ebenfalls spielt bei der Themenfindung die Alltagskultur eine sehr wichtige Rolle.

Landeskunde soll vor allem den Alltag der Menschen des Zielsprachenlandes zeigen.

Darüber hinaus ergibt sich, dass Gefühle, Empathie und Akzeptanz gegenüber anderen von zentraler Wichtigkeit sind. Es geht um Alltagserfahrungen und universale Lebensbedürfnisse z.B. Essen, Wohnen, Liebe, Streit. Alle diese Themen sollen die Brücke von Eigenem zum Fremden bilden. Landeskunde wird in diesem Ansatz „Leutekunde“. Im Kontext von Sprachenlernen und -lehren geht es um den Vergleich zwischen Phänomenen der eigenen, bekannten und der neuen Kulturräume, wobei es zu bedenken gilt, dass der Kulturvergleich immer von einem kulturellen Standtort aus stattfindet. Eine bewusste Reflexion muss immer im Fremdsprachenunterricht stattfinden, damit der Lerner/die Lernerin seine/ihre interkulturelle Kompetenz entwickeln kann (vgl. Barkowski/Krumm 2010:178).

Gemäß dem Gemeinsamen europäischen Referenzrahmen (2001:51) ist die interkulturelle Kompetenz die Fähigkeit, in der sich Fremdsprachenlernende von monolingualen Muttersprachlern unterscheiden. Dabei geht es um die Vermittlung von Empathiefähigkeit und den Vergleich zwischen eigener und fremder Kultur. Das Beste ist, Homogenisierungen und Essentialisierungen zu vermeiden. Die Lernenden sollen sich auf interkulturelle Begegnungen im Sprachraum sozial vorbereiten.

18 Nach Röttger (2004:26) wird interkulturelles Lernen als übergeordnetes fremdsprachendidaktisches Konzept gesehen. Hier steht der Wissenserwerb über die fremde Kultur neben der Reflexion und Relativierung eigenkultureller Wissensbestände im Vordergrund.

Eine weitere Definition wird von Treichel/Mayer (2011:272) erstellt. Die interkulturelle Kompetenz beinhaltet kognitive, affektive, persönliche und soziale Fähigkeiten zur Nutzung kultureller Ressourcen. Es handelt sich um den Vergleich zwischen Kulturen und Werte, Kulturen, Lebensweisen und Einstellungen. Man sollte in der Lage sein, die Ähnlichkeiten und die Unterschiede zu erkennen und zu verstehen, also die Gemeinsamkeiten und Differenzen zur eigener Kultur und zu eigenen Ressourcen und Interessen definieren, Methoden und Techniken entwickeln, um sich in anderen Kulturen und Handlungen engagieren zu können.