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Index of Sustainable Economic Welfare - ISEW

Im Dokument DIPLOMARBEIT. Titel der Diplomarbeit (Seite 69-74)

3. Alternative Indikatoren

3.2. Index of Sustainable Economic Welfare - ISEW

Der ISEW wurde 1989 erstmals von Hermann Daly, Clifford Cobb und John Cobb veröffentlicht. Es war ein früher Versuch, das Bruttoinlandsprodukt als Maßstab für Lebensqualität und Wohlstand abzulösen. Aus diesem Grund knüpft er auch an viele Kritikpunkte des BIPs direkt an. Später wurde er zum Genuine Progress Index (GPI) weiterentwickelt, da es sich dabei jedoch ausschließlich um leichte Modifikationen des Grundkonzeptes handelt, wird dieser nicht als eigenständiger Index bearbeitet.

Der ISEW stellt ein methodisches Konstrukt für die Berechnung des Index zur Verfügung, die Gewichtungen können sich jedoch von Land zu Land, beziehungsweise auf einer unteren Aggregationsebene von Region zu Region, unterscheiden, wodurch eine internationale Vergleichbarkeit des Index erschwert wird. (vgl. Daly, Cobb J. und Cobb C., 1989, S. 3ff;

Lawn, 2003, S. 105f).

Seite 60 3.2.1. Berechnung

Obwohl der Ausgangspunkt für die Entwicklung des ISEW in der Kritik an der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung und dem BIP liegt, bildet die Ausgangsgröße für die Berechnung eine Größe aus der VGR. Der private Konsum wird von den Entwicklern als Voraussetzung für Wohlstand betrachtet, sie weisen jedoch darauf hin, dass es auch dadurch zu Problemen bei der Berechnung des Wohlstandsindex kommt. Einerseits beinhaltet der Konsum einige Ausgaben, die lediglich der Beseitigung der vom Wirtschaftssystem erzeugten Schäden dienen. Andererseits diene der Konsum der Befriedigung von Bedürfnissen, die erst durch die Werbung in den Menschen geweckt werden und lenke zudem von den wahren Dingen des Lebens ab. (vgl. Hochreiter et. al., 1995, S. 18; Lawn, 2003, S. 106f;

Stockhammer, 1997, S. 20f)

Da der Durchschnittskonsum keine Aussagen über die tatsächlichen Konsummöglichkeiten der breiten Bevölkerung zulässt, wurde dieser mit dem Index der Einkommensverteilung gewichtet. Somit ist bei ungleicher Verteilung des Einkommens in der Bevölkerung der Wert dementsprechend niedriger. Zudem werden aus dem ISEW die Ausgaben für langlebige Konsumgüter abgezogen und in einem zweiten Schritt der jährliche Nutzen durch den Gebrauch dieser Güter wieder hinzuaddiert. Dies ist vor allem aus der ökologischen Betrachtungsweise sinnvoll, da nicht allein der Verkauf eines Produktes in den Index einfließt, sondern vor allem die Nutzungsdauer über den Wert des Produkts entscheidet.

Ausgehend davon werden in Folge wohlstandssteigernde Variablen, welche nicht im BIP inkludiert sind, hinzugefügt und wohlstandsmindernde Faktoren abgezogen. (vgl.

Diefenbacher, 2001, S. 137ff; Hochreiter et. al., 1995, S. 126)

Dem Wert von unbezahlter Hausarbeit und ehrenamtlicher Tätigkeit wird im ISEW Bedeutung gegeben. Die Hausarbeit wird hierbei monetär wie die gleichen zu erwerbenden Tätigkeiten am Markt bewertet und mit der Schätzung des Ausmaßes über Zeitbudgetstudien multipliziert hinzugefügt. Eine exakte Definition dieses Bereiches wird jedoch nicht vorgenommen, wodurch sich auch die genaue Zusammenstellung der errechneten Stunden nicht eruieren lässt. Zudem wird je nach Land hierbei auf einige Bereiche, wie zum Beispiel die Pflege alter und kranker Menschen, aufgrund fehlender Daten verzichtet. (vgl.

Diefenbacher, 2001, S. 137ff; Hochreiter et. al., 1995, S. 168ff)

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Subtrahiert werden im Rahmen des ISEW zum einen all jene Faktoren, die im BIP inkludiert sind, jedoch nicht als wohlstandssteigernd angesehen werden. Dies betrifft alle Ausgaben zur Verbesserung von Lebensqualität, die nur dadurch notwendig geworden sind, weil sich durch eine vorangegangene Tätigkeit die Lebensqualität vermindert hat.

Zudem werden all jene Faktoren subtrahiert, die eine Minderung der Lebensqualität für die Bevölkerung bedeuten, jedoch nicht im BIP inkludiert sind. Dabei werden auch künftige Lebenschancen kommender Generationen im Sinne der Nachhaltigkeit berücksichtigt. Dies bedeutet, dass schon jetzt künftige Schäden, die durch unser aktuelles Handeln verursacht werden, von unserem jetzigen Einkommen abgezogen werden und somit ein tatsächliches aktuelles Einkommen errechnet wird. (vgl. Diefenbacher, 2001, S. 135ff; Hochreiter et. al., 1995, S. 168ff; Lawn, 2003, S. 108)

Eine Übersicht über den Ablauf der Berechnung des ISEW bietet die folgende Abbildung 5.

Dieses Grobschema ist im Rahmen der Erstellung der nationalen ISEW ident, die Gewichtungen in diesen Kategorien können jedoch wie erwähnt von Land zu Land variieren.

Abb. 5: Das Konzept des ISEW Indikators

Quelle: Stockhammer, 1997, S. 22

Seite 62 3.2.2. Analyse

Wirtschaft

Ausgangspunkt zur Berechnung des ISEW ist, wie in Abbildung 5 ersichtlich, der private Konsum, der wiederrum einen Teil der VGR darstellt. Ausgehend davon werden alle wesentlichen Kritikpunkte am BIP in diesen Index mathematisch eingearbeitet. Diese Basis stellt einen guten Indikator für den tatsächlichen Wohlstandgewinn der Bevölkerung dar, da der steigende oder sinkende Verbrauch von Waren und Dienstleistungen im direkten Zusammenhang mit den zur Verfügung stehenden finanziellen Mitteln der Personen steht.25 Somit ist dieser Bereich gut im ISEW abgebildet.

Verteilung

Der ungleichen Einkommensverteilung wird durch die Gewichtung bei der Berechnung des Indikators beigekommen. Eine ungleiche Einkommensverteilung wirkt sich somit direkt negativ auf die Höhe des Index of Sustainable Economic Welfare aus, je höher die ungleiche Verteilung im Einkommen der Bevölkerung ist, desto niedriger ist der Wert des ISEW.

Umwelt

Bei der Erstellung des ISEW wurden die nicht im BIP enthaltenen ökologischen Folgen am heftigsten kritisiert. Da im Inlandsprodukt weder der Abbau der Ressourcen, noch die Verschmutzung und Zerstörung der Umwelt einbezogen wurde, wird im Rahmen des ISEW diesen ökologischen Kosten ein Wert zugerechnet. Die „environmental defensive costs“

werden, wie in Abbildung 5 ersichtlich, vom gewichteten Konsum subtrahiert wird. Dabei werden vor allem die Luftverschmutzung, die Schäden des Treibhauseffektes, die Kosten der Abholzung, die Schäden durch Boden- und Wasserverschmutzung, der Verlust von Ackerböden und der Abbau nicht erneuerbarer Ressourcen inklusive der Fischbestände berücksichtigt.

Gesundheit

Der Bereich Gesundheit ist zu weiten Teilen ebenso im ISEW repräsentiert, wie dieser auch im Rahmen der Erstellung des Bruttoinlandsprodukts erhoben wird. Zudem werden jedoch erhöhte Gesundheitsausgaben in Folge der negativen Auswirkungen der wirtschaftlichen

25 siehe Kapitel 2.2.2.3.

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Entwicklung als wohlstandsmindernd subtrahiert. Kommt es zum Beispiel in Folge einer steigenden Arbeitslosigkeit zu einer schlechteren medizinischen Grundversorgung der Bevölkerung, werden die dadurch entstehenden Kosten abgezogen. Dies stellt jedoch keine deutliche Verbesserung in diesem Bereich dar.

Bildung

Ebenso wie bei der Gesundheit ist der Bereich Bildung auf ähnliche Art wie bei der Erstellung des BIP inkludiert. Die Berechnung in diesem Bereich folgt ebenso der einfachen Logik, dass höhere Ausgaben im Bildungsbereich eine bessere Ausbildung der Bevölkerung bedingt. Bei dieser Variable wird jedoch, im Gegensatz zur Einkommensverteilung, verabsäumt, die Ungleichverteilung in der Bevölkerung einzubeziehen. Somit ergibt sich in diesem Bereich keine Verbesserung der Situation.

Freizeit

Die Work-Life-Balance wird im ISEW berücksichtigt. Ausgehend von einer 37,5 Stunden Woche für Australien und Neuseeland, andere Länder verwenden hier mögliche alternative Werte, werden alle an Mehrarbeit geleisteten Stunden als Überstunden bewertet. Diese werden anschließend mit dem Durchschnittslohn multipliziert und vom Konsum abgezogen.

Auf die Problematik des Grenznutzens in diesem Bereich wurde schon im Kapitel 2.5.4.

hingewiesen. Da jedoch durch diese Art der Berechnung viele Tätigkeiten außer Acht gelassen werden, die nach wie vor mehrheitlich von Frauen geleistet werden, wird diese Kategorie aus Gründen der Gendergerechtigkeit in einzelnen nationalen Erhebungen ausgelassen. (vgl. Hochreiter et. al., 1995, S. 107ff)

3.2.3. Übersicht

Tab. 6: Bewertung des ISEW je Bereich

Wirtschaft Verteilung Umwelt Gesundheit Bildung Freizeit

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