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Happy Planet Index

Im Dokument DIPLOMARBEIT. Titel der Diplomarbeit (Seite 78-82)

3. Alternative Indikatoren

3.4. Happy Planet Index

3.4. Happy Planet Index

Der Happy Planet Index (HPI) wurde von der New Economics Foundation in London entwickelt. Dabei handelt es sich um einen Zusammenschluss mehrerer britischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit dem Ziel, die soziale, ökologische und ökonomische Gerechtigkeit zu fördern.26 Der erste Report wurde 2006 veröffentlicht und wird seit dem alle drei Jahre aktualisiert. Dieser Index ist ein Indikator für die ökologische Effizienz einer Nation, da er die drei Variablen subjektives Wohlbefinden, Lebenserwartung und ökologischer Fußabdruck miteinander vereint. (vgl. Abdallah et al., 2009, S. 1f)

3.4.1. Berechnung

Die Formel zur Berechnung des Index lautet:

𝐻𝑃𝐼 = 𝑆𝑢𝑏𝑗𝑒𝑘𝑡𝑖𝑣𝑒𝑠 𝑊𝑜ℎ𝑙𝑏𝑒𝑓𝑖𝑛𝑑𝑒𝑛 ∗ 𝐿𝑒𝑏𝑒𝑛𝑠𝑒𝑟𝑤𝑎𝑟𝑡𝑢𝑛𝑔 Ö𝑘𝑜𝑙𝑜𝑔𝑖𝑠𝑐ℎ𝑒𝑟 𝐹𝑢ß𝑎𝑏𝑑𝑟𝑢𝑐𝑘

26 Vgl. www.neweconomics.org/pages/what-we-do (03.03.2014)

Seite 69

Es wird somit festgestellt, welche Lebensqualität Nationen ihrer Bevölkerung im Verhältnis zu den eingesetzten Ressourcen bieten können. Das Ziel ist es, der aktuellen Bevölkerung eine möglichst hohe Lebensqualität zu ermöglichen, ohne dadurch die Möglichkeiten künftiger Generationen einzuschränken.

Um das subjektive Wohlbefinden festzustellen, wird die Umfrage „Ladder of Life“ des Gallup Umfrageinstitutes verwendet, bei der 1000 Personen je Nation interviewt wurden. Ihnen wurde die Frage nach ihrer Stufe auf der Lebensleiter gestellt, wobei die Stufe 0 das schlechteste mögliche Leben und 10 das bestmögliche Leben symbolisieren. Es handelt sich somit um eine Variable, die die Zufriedenheit der Person mit ihrem Leben widergibt. Da es sich hierbei um eine subjektive Selbsteinschätzung handelt und die Frage nach den Kriterien für ein „glückliches Leben“ nicht endgültig objektiv beantwortet werden können, bietet die Wahl dieser Variable eine Angriffsfläche gegenüber Kritikpunkten.

Zum subjektiven Wohlbefinden wird ein universell gültiger Maßstab für die Bewertung der Gesundheit, die Lebenserwartung bei der Geburt, hinzugefügt. Die Daten hierfür werden aus dem UNDP Human Development Report entnommen.

Für den Verbrauch von Ressourcen wird der ökologische Fußabdruck verwendet, der von der Organisation World Wide Fund For Nature (WWF) erstellt wird. Dieser stellt den pro Kopf Verbrauch an Land- und Seefläche der Bevölkerung einer Nation dar, um die Konsumgewohnheiten dieser abzubilden. Er wird in „global hectars“ gemessen, welche ein Hektar Land mit seiner durchschnittlichen Biokapazität darstellt27. Auf Basis dieser Berechnungen hätte jeder Mensch im Schnitt 1,8 Hektar Land- und Seefläche für seine Bedürfnisbefriedigung zur Verfügung. Da eine solche Berechnung, aufgrund einiger nicht valide erhebbarer Daten, einige Schätzungen beinhalten muss, bietet auch die Verwendung dieser Variable eine Angriffsfläche für potentielle Kritikpunkte. (vgl. Ewing, 2010, S. 2;

Plattform Footprint, 2008, S. 2)

3.4.2. Analyse

Wirtschaft

Der Bereich Wirtschaft ist in diesem Index lediglich indirekt abgebildet. Es wird auf die Verwendung des Bruttoinlandsprodukts verzichtet und auch keine alternative Variable in die

27 Vgl. www.happyplanetindex.org/about/ (04.03.2014)

Seite 70

Berechnung des HPI direkt einbezogen. Die drei Variablen subjektives Wohlbefinden, Lebenserwartung und der ökologische Fußabdruck lassen bis zu einem gewissen Grad eine indirekte Schlussfolgerung auf die wirtschaftliche Situation der Personen zu.

Wird die wirtschaftliche Situation von Personen von diesen als prekär wahrgenommen, wird sich dies mit relativ großer Wahrscheinlichkeit auch auf die Beurteilung des subjektiven Wohlbefindens niederschlagen. Andererseits wird, wie erläutert, stark am BIP als Maß für Wohlstand und Lebensqualität kritisiert, dass dieses lediglich die durchschnittliche finanzielle Situation der Bevölkerung widerspiegelt, dies jedoch nicht zwingend in Zusammenhang mit der tatsächlichen Lebenszufriedenheit der Personen stehen muss. Die Verwendung dieser Variable geht somit direkt auf diesen Kritikpunkt ein, in dem sie die Zufriedenheit der Person mit ihrem Leben erhebt und mit dieser Basis unter anderem auf die wirtschaftliche Situation rückgeschlossen wird. Bei einer hohen Lebenserwartung bei der Geburt, muss man von einer intakten Gesundheitsversorgung ausgehen, die durch das allgemeine Gesundheitssystem oder der persönlichen wirtschaftlichen Möglichkeit die medizinische Versorgung zu gewährleisten, gegeben ist. Der ökologische Fußabdruck ist dann umso höher, je größer der Konsum der Bevölkerung ist, womit sich eine hohe Wirtschaftskraft negativ im Happy Planet Index niederschlägt. (vgl. Schimmel, 2009, S. 100)

Verteilung

Auch der Bereich der Einkommensverteilung ist in diesem Index nicht direkt abgebildet.

Doch auch in diesem Bereich ist es möglich, indirekt auf die Verteilung des Einkommens zu schließen, da das subjektive Wohlbefinden bei Personen ohne Einkommen durch die fehlende wirtschaftliche Basis negativ beeinträchtigt wird. Lediglich im Bereich der Subsistenzwirtschaft wäre eine Existenz ohne monetäre Mittel denkbar, wobei diese Wirtschaftsform Abhängigkeiten gegenüber anderen Einflüssen mit sich bringt. Die ausschließliche Aggregationsebene der Nation gibt zudem keine Informationen über Unterschiede innerhalb eines Staates preis. Somit kann eine starke Ungleichverteilung innerhalb der Bevölkerung nicht ausgeschlossen werden.

Umwelt

Da dem Aspekt der Nachhaltigkeit ein großer Wert bei der Erstellung des Happy Planet Index beigemessen wurde, ist dieser im Indikator sehr gut eingebettet. Der ökologische Fußabdruck bildet den Divisor der beiden anderen Variablen und ist somit maßgeblich für das Ergebnis

Seite 71

des Index. Die Hauptkritikpunkte dieses Konzeptes stellen vor allem die generelle Schwäche der verwendeten Daten, sowie die Tendenz, den menschlichen Bedarf der ökologischen Kapazitäten nicht ausreichend zu erfassen, dar. Andererseits ist die große Stärke des ökologischen Fußabdruckes das bildhafte Ergebnis, das in „Erden pro Person“ einfach erfasst werden kann und damit verbundene Zusammenhänge der Ungleichverteilung des Ressourcenverbrauches illustrativ dargestellt werden können. (vgl. Abdallah et al., 2009, S.

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Gesundheit

Die dritte verwendete Variable „Lebenserwartung bei der Geburt“ ist als Faktor für die Gesundheit im Index verankert. Die Kombination mit der subjektiv geschätzten Lebensqualität begegnet dem Argument, dass ausschließlich die gelebte Zahl an Jahren noch keinen Indikator für dessen Qualität darstellt. Jedoch ist es durch den verwendeten Durchschnittswert nicht möglich, Ungleichverteilungen in der Gesellschaft zu erkennen und zu berücksichtigen. Auf der anderen Seite wird es als ein guter Indikator bewertet, da es zum Beispiel indirekt Faktoren wie die Kindersterblichkeit beinhaltet und die Qualität der Daten ist für diesen Indikator vergleichsweise hoch. (vgl. Klingebiel, 1992, S. 21; Abdallah et al., 2009, S. 20).

Bildung

Der Bereich Bildung ist in diesem Konzept am wenigsten inkludiert. Da ein hoher Grad an subjektivem Wohlbefinden auch ohne abgeschlossene formale Ausbildungen oder erworbene Kompetenzen möglich ist, lassen sich auch indirekt in diesem Bereich kaum Rückschlüsse ziehen.

Freizeit

Da eine ausgewogene Work-Life-Balance das subjektive Wohlbefinden von Personen erhöht, beziehungsweise eine unausgewogene dieses mindert, ist dieser Bereich im Happy Planet Index indirekt abgebildet. Da es jedoch möglich ist, dass als sehr positiv wahrgenommene Faktoren für das Wohlbefinden andere negative Bereiche bis zu einem gewissen Grad aufwiegen, ist die Aussagekraft dieser indirekten Schlüsse jedoch beschränkt.

Seite 72 3.4.3. Übersicht

Tab. 9: Bewertung des HPI je Bereich

Wirtschaft Verteilung Umwelt Gesundheit Bildung Freizeit

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