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Humanpathogene Yersinia enterocolitica bei Schlachtschweinen aus verschiedenen Haltungsformen

3. Untersuchungstiere, Material und Methoden

3.2 Humanpathogene Yersinia enterocolitica bei Schlachtschweinen aus verschiedenen Haltungsformen

3.2.1 Untersuchungstiere

In zwei Schlachtstätten (Schlachtbetrieb A und B) wurden Untersuchungsproben von Schweinen entnommen.

Schlachtbetrieb A

Gegenstand der Untersuchungen in Schlachtbetrieb A waren Tiere, die unter konventionellen Aufzucht- und Mastbedingungen gehalten wurden (Tiergruppe A).

Das Fleisch dieser Tiere gelangt ohne besondere Auslobung in den Handel.

Die Schlachtschweine stammten aus sechs Mastbetrieben, die in einem etwa 100 km großen Umkreis zum Schlachtbetrieb A liegen und ihre Mastläufer mit einem Körpergewicht von 25 – 30 kg von je einem Zuchtbetrieb erhalten (offenes System).

Sie ziehen die Schweine bis zu einem Mastendgewicht von etwa 120 kg Lebendgewicht auf. Vorherrschend ist eine Kreuzung aus Deutscher Landrasse und Deutschem Edelschwein in der Mutterlinie sowie mit Piétrain in der Vaterlinie. Die Mast findet in Ställen mit Vollspaltenböden statt, die im Rein/Raus-Prinzip besetzt werden.

Gefüttert werden hier unterschiedliche Protein- und Kohlehydratquellen, die bei einem Teil der Mäster im eigenen Betrieb erzeugt werden. Die überwiegende Proteinquelle ist zugekauftes Soja. Aber auch Mais und Kartoffeln werden zur Aufbesserung des Proteinanteils verfüttert. Sie stammen zum Teil aus eigenem Anbau. Darüber hinaus finden noch Mineralstoffe in fertigen Mischungen bei den Mästern Anwendung.

Der Transport zum Schlachtbetrieb wird durch unterschiedliche Viehhändler durchgeführt. Die Tiere gelangen in Gruppen von 30 bis 50 Tieren zur Schlachtstätte.

Der EU-zugelassene Schlachtbetrieb A schlachtet etwa 1000 Schweine in der Woche an drei Schlachttagen. Die Schlachtung erfolgt im Fließbandsystem mit einer Geschwindigkeit von etwa 60 Tieren in der Stunde.

Schlachtbetrieb B

In Schlachtbetrieb B wurden Schweine beprobt, die alternativ zu den konventionellen Methoden aufgezogen wurden (Tiergruppe B). Dieses Fleisch wird dem Verbraucher als „naturbelassenes Fleisch“ angeboten.

Die hier untersuchten Tiere stammten von drei Betrieben, die das Fleisch ihrer Schweine gemeinsam über einen verarbeitenden Betrieb unter dem Begriff

„naturbelassenes Fleisch“ kontrollieren und vermarkten lassen. Die drei Mastbetriebe liegen etwa in einem Umkreis von 20 km vom Schlachtbetrieb B entfernt. Bei den untersuchten Schweinen handelt es sich um mit Cotswoldgenetik in der Vaterlinie und Deutschem Edelschwein in der Mutterlinie. Die Mastläufer stammen alle von einem ferkelerzeugenden Betrieb und werden mit einem Körpergewicht von etwa 25 kg an die Mäster geliefert. Die Tiere werden auch hier in einem offenen Haltungssystem bis zu einem Mastendgewicht von durchschnittlich 125 kg Lebendgewicht aufgezogen. Die Schweine werden bei den Mästern auf Spaltenböden im Rein/Raus-Prinzip gehalten.

Die Fütterung besteht aus Gerste, Weizen und Roggen sowie Erbsen als zusätzliche Proteinquelle. Alle diese Futterkomponenten werden ausschließlich im eigenen Betrieb erzeugt und gemischt. Des Weiteren werden dem Futter Mineralstoffe und ätherische Oele zugesetzt. Andere Futterzusätze finden keine Verwendung.

Der Transport der Tiere wird durch die Landwirte selbst in eigenen Fahrzeugen durchgeführt. Die Schweine werden in Gruppen von 50 bis 60 Tieren an drei unterschiedlichen Schlachttagen zum Schlachtbetrieb angeliefert.

Im Schlachtbetrieb B liegt die Schlachtzahl pro Woche bei etwa 2500 Tieren. Es wird an fünf Tagen in der Woche geschlachtet. Auch hier findet die Schlachtung in einem Fließbandsystem statt, wobei aber die Geschwindigkeit des Bandes bei etwa 70

Tieren in der Stunde liegt. Auch Schlachtbetrieb B ist ein EU-zugelassener Schlachtbetrieb.

3.2.2 Material

Das Untersuchungsmaterial wurde ausschließlich in den zwei Schlachtbetrieben (A und B) mit EU-Zulassung im südlichen Niedersachsen gewonnen.

Insgesamt wurden 410 (nGes = 410) Schlachtschweine untersucht. Es wurden im Schlachtbetrieb A 210 (nA = 210) geschlachtete Schweine untersucht. Die Schweine stammten von sechs Mästern (Aa – Af), die ihre Tiere in einem konventionellen, offenen Haltungssystem mästen. Von den Mästern Aa – Af wurden jeweils 35 Tiere untersucht (nAa= 35; nAb= 35; nAc= 35; nAd= 35; nAe= 35; nAf= 35). Die Proben wurden an insgesamt sechs unterschiedlichen Schlachttagen entnommen. Im Schlachtbetrieb B wurden von 200 (nB = 200) geschlachteten Schweinen Proben gewonnen. Die Schweine, die im Schlachtbetrieb B untersucht wurden, stammten von drei Mästern (Ba – Bc), die in einem alternativen, offenen Haltungssystem mästen. Von den Mäster Ba und Bb wurden je 66 Tiere untersucht (nBa= 66; nBb= 66). Vom Mäster Bc waren es 68 Tiere (nBc = 68). Die Schlachtschweine der Mäster Ba – Bc wurden an sechs unterschiedlichen Schlachttagen beprobt. Die Proben wurden im laufenden Schlachtprozess unter sterilen Kautelen gezogen. Von jedem dieser geschlachteten Tiere wurden Proben an jeweils drei Lokalisationen genommen (Abb. 4).

- Tonsillen (nA1 bzw. nB1)

- Zäkum (nA2 bzw. nB2)

- Nodi lymphatici ileocolici und proximale Nodi lymphatici colici (nA3 bzw. nB3) An den Tonsillen wurden mittels sterilem Abstrichbesteck (Abstrichbesteck, steril 12 x 160 mm, Fa. Technolab, Herne) Tupferproben entnommen, indem der Tupfer auf einer Fläche von etwa zwei Quadratzentimeter entlanggeführt wurde. Der Tupfer bestand aus einer sterilen Watte an einem abbrechbaren Stiel und einer sterilen Hülse als Aufnahme.

Am Zäkum wurde nach kaudalem Ausstreichen des Darminhalts eine etwa zwei Zentimeter lange Inzision gesetzt. Durch die entstandene Öffnung wurde mit dem oben genannten sterilen Abstrichbesteck eine Probe des Zäkuminhalts gewonnen.

Die Nodi lymphatici ileocolici und die proximalen Anteile der Nodi lymphatici colici wurden, mit dem sie umgebenden Fettgewebe, am Magen-Darm-Trakt im Schlachtbetrieb abgetrennt und anschließend in einen für jedes Tier eigenen sterilen Plastikbeutel verpackt.

Alle Proben wurden unmittelbar nach ihrer Entnahme in Kühltaschen verbracht, die zuvor auf eine Temperatur < 4 °C eingestellt wurden. Die Temperatur wurde durch einen kontinuierlich aufzeichnenden Datenlogger (HAMSTER® Type PT-100, Fa.

Elpro-Buchs AG, Schweiz) überprüft. Die Proben in den Plastikbeuteln kamen durch eine Abdeckung geschützt nicht direkt mit den Kühlelementen in Berührung, so dass ein Gefrieren der Proben verhindert wurde. Spätestens 90 Minuten nach der Entnahme im Schlachtbetrieb begann die weitere Aufarbeitung des gewonnenen Probenmaterials in den Laborräumen des Instituts für Lebensmittelqualität und – sicherheit der Tierärztlichen Hochschule Hannover.

3.2.3 Methoden

Die Aufarbeitung und Anreicherung des Probenmaterials aus den Tonsillen, den Zäka und den Lymphknoten zum Nachweis von humanpathogenen Yersinia enterocolitica erfolgte nach folgenden Verfahrensschritten:

In 300 ml Erlenmeyerkolben waren einen Tag zuvor 100 ml Anreicherungsbouillon nach OSSMER gefüllt und mit Aluminiumfolie verschlossen worden. Anschließend wurden die gefüllten Kolben einer Sterilisation bei 121 °C für 15 Minuten unterzogen.

Die Tupferproben von Tonsillen und Zäkuminhalten wurden aus den Kühltaschen entnommen und jeweils in einen der Erlenmeyerkolben verbracht. Die Lymphknoten wurden mit dem sie umgebenden Fettgewebe aus ihren Kunststofftüten genommen und in 96 % igen Alkohol getaucht und dann abgeflammt. Daraufhin wurde das Lymphgewebe aus seiner fettgewebigen Ummantelung mittels steriler Pinzette und Schere gelöst und in etwa erbsengroße Stücke geteilt. Eine Menge von 10 g wurde direkt in einen Stomacherbeutel (Stomacher Lab System, Modell 400 Bags, filter bags, Fa. Seward Medical London, UK) mit Einsatz gegeben und mit steriler Anreicherungsbouillon nach OSSMER auf 100 ml aufgefüllt. Die Beutel wurden in einen Stomacherapparat (Stomacher 400 Laboratory Blender, Fa. Seward Medical London, UK) gegeben und auf höchster Stufe 120 Sekunden durchmischt.

Alle Proben wurden nach ihrem Verbringen in die Anreicherungsbouillon nach OSSMER in einen Brutschrank gestellt und 24 h bei 30 °C bebrütet. Nach der 24-stündigen Anreicherungsphase wurde von jeder Probe 1 ml Flüssigkeit in ein 2 ml Reaktionsgefäß überführt und bei -18 °C eingefroren.

Der Nachweis von humanpathogenen Yersinia enterocolitica aus der Voranreicherung wurde mit Hilfe molekularbiologischer Methoden durchgeführt. Die einzelnen Schritte der DNS-Isolierung von humanpathogenen Yersinia enterocolitica, die eigentliche MPCR und die Sichtbarmachung der Ergebnisse entsprechen dem im Kapitel 3.1.3.2 erläuterten Vorgehen.

3.2.4 Statistische Auswertung

Die statistische Beurteilung der gefunden Resultate erfolgte mit dem Programm Sigmastat (Firma SPSS Science, Chicago, Version 2.02.0;  1992 – 1997 SPSS Inc.).

Zur statistischen Berechnungen wurden alle Ergebnisse mit dem Chi-Quadrat-Test auf Signifikanz überprüft. Ein p – Wert von < 0,05 wurde als statistisch signifikant angesehen.

4. Ergebnisse

4.1 Vergleich der Untersuchungsmethoden zum Nachweis von Yersinia