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8.11 Medikation

8.11.14 Homöopathika

Vom Einsatz homöopathischer Wirkstoffe wird meist als Begleittherapie neben der allopathischen Medikation berichtet. Wegen der Mannigfaltigkeit der Präparate sind hier nur einige wenige Wirkstoffe genannt, die jeweils in verschiedenen Potenzen beim Igel eingesetzt werden. (Diagramm 25). Vielfach und erfolgreich wird mit 21,2%

Arnika (Arnica ®) bei Traumata, Frakturen und Verletzungen zur Unterstützung der Wundheilung sowie zur Resorption bei Hämatomen angewendet. Für den Einsatz von Acidum formicicium (Formidium ®), das soll bei Erkrankungen der Haut und der Schleimhäute hilfreich sein soll, ergab die Auswertung 11,2%. Sublimierter Schwefel (Sulfur ®) wurde mit 6,5% bei Durchfällen verabreicht, etwa zur unterstützenden Behandlung der Kokzidiose. Kombinationspräparate verschiedener homöopathischer Wirkstoffe wie z.B. Traumeel ®, das sich bei Verletzungen bewährt hat, wurden den sonstigen Wirkstoffen zugeordnet, die 55,2% des Einsatzes der dokumentierten Homöopathika ergaben.

8.11.14.1 Statistische Daten zum Einsatz von Homöopathika

Diagramm 25: Homöopathika-Einsatz (n=689) bezogen auf die Dokumentation der Stationen

Tabelle 76: Anzahl der dokumentierten Anwendungen von Homöopathika (n=537) bezogen auf die Gesamtigelanzahl (n=11801) in den Stationen

Homöopathika Igelanzahl

8.11.14.2 Stationenvergleich zum Einsatz von Homöopathika

Im Mittel liegt der prozentuale Anteil für Homöopathika bei der Auswertung aller Stationen bei 4,55% (n=537). Die Stationen 7 mit 11,61% (n=122) und Station 3 mit 9,05% (n=252) setzten homöopathische Arzneimittel am häufigsten ein. Bei den übrigen Stationen liegen die Ergebnisse der Statistik unter 3%, Station 1 hat keinerlei Homöopathika angewendet (Tabelle 76).

3,6% 6,5%

2,3%

11,2%

55,2%

21,2% 1. Arnika (z.B. Arnica)

2. Acidum formicicum

9 Diskussion

Ziel dieser Arbeit war es, aus einer großen Datenmenge erstmals einen Überblick über Igelpfleglinge aus ausgewählten Igelstationen zu erheben. Die beteiligten Stationen wurden unter anderem nach ihrer Verteilung aus verschiedenen Regionen Deutschland ausgewählt, um auch regionale Einflüsse zu erfassen und zu berück- sichtigen. Der Untersuchungszeitraum sollte eine Langzeitanalyse ermöglichen, er umfasst insgesamt 23 Jahre. Allerdings überschneiden sich die Zeiträume der Daten aus den einzelnen Igelstationen über die Jahre hin nicht immer. Aus den Daten sollte der Therapieerfolg kritisch untersucht werden, unter besonderer Berücksichtigung von Diagnostik, Medikation sowie Krankheits- und Pflegeverlauf. Ziel der Analyse war trotz des retrospektiven Ansatzes der Studie, aus den Ergebnissen Schlüsse für die Praxis zu ziehen.

Für diese Untersuchung wurden die Pflegeprotokolle von den Stationen nach Vermittlung durch den Verein Pro Igel e. V. freundlicherweise zur Verfügung gestellt.

Die Daten aus den Pflegeberichten wurden im PC erfasst, teilweise von den Igel- stationsbetreibern selbst und/oder durch angelernte Hilfskräfte. Weitere, möglicher- weise die Ergebnisse beeinflussende Faktoren konnten mangels Dokumentation nicht statistisch ausgewertet werden, beispielsweise, wenn ein Endo- und/oder Ekto- parasitenbefall nicht ausdrücklich notiert wurde. Die qualitativ sehr unterschiedlich und teilweise handschriftlichen Daten wurden nach den für die Auswertung erforder- lichen Kriterien in einheitliche Excel-Datenbanken überführt, in denen Angaben wie beispielsweise »Geschlecht« oder »Exitus« durch Ziffern erfasst, Aussagen über Verweildauer, Gewichtsdifferenz und »durchschnittliche Gewichtszunahme pro Tag«

errechnet wurden. Die mehr oder weniger umfangreichen und detaillierten Textein- träge zu den medizinischen Aussagen über Diagnosen, Behandlungen und Medika- tion wurden durch Kennziffern ersetzt und dann ausgewertet. Insgesamt analysierte diese Studie 11801 Igeldatensätze, trotz der unterschiedlichen Qualität bzw. Homo- genität des Ausgangsmaterials aus den Stationen. Es sei an dieser Stelle ausdrück- lich darauf hingewiesen, dass durch die Dokumentation mehrerer Befunde, Behand- lungen und Medikamente in dem Pflegeprotokoll eines Igels die Zahl der Befunde,

Behandlungen und Medikamente höher liegen kann, als die Gesamtigelanzahl. Die Ergebnisse der Statistik werden in der folgenden Diskussion kritisch untersucht und mit der Literatur verglichen, soweit zum jeweiligen Aspekt Veröffentlichungen vor- liegen.

Bei der Betrachtung der vorliegenden Daten ist auch die geographische Lage der einzelnen Igelstationen von Bedeutung. Der Standort einer Station in ländlichem Gebiet mit wenigen Straßen und geringem Verkehrsaufkommen, beispielsweise Station 1 im Allgäu, hat weniger durch den Straßenverkehr bedingt erkrankte Igel zu verzeichnen, als eine Station in Großstadtlage wie Station 4 im Ruhrgebiet.

Klimatische Unterschiede in den Gebieten führen außerdem zu verschiedenem zeitlichen Aufkommen der Igelpatienten. So kann in Station 1 im Allgäu noch tiefer Winter herrschen, wenn Station 4 in Dortmund schon überwinterte Igel auswildert.

Eine spezielle Auswertung unter diesen regional unterschiedlichen Aspekten war nicht Ziel dieser Arbeit.

Des Weiteren muss an dieser Stelle auch darauf hingewiesen werden, dass sich im Laufe der ausgewerteten 23 Jahre wissenschaftliche Erkenntnisse über Igel gemehrt haben, und demnach Daten aus 1984 eigentlich nicht in jeder Weise mit Daten aus 2006 verglichen werden können. Eine spezielle Analyse der Entwicklungen von Diagnostik, Medikation und Behandlung über die Jahre hinweg hätte den Rahmen der vorliegenden Studie gesprengt, könnte aber Thema für zukünftige Forschungsar- beiten sein. Für die vorliegende Arbeit wurden die Daten der sieben Stationen ohne differenzierte Berücksichtigung der oben genannten Aspekte analysiert.

Ein weiteres Ziel dieser Studie beinhaltet den Vorschlag eines kodierten Aufnahme- buches und Pflegeprotokolls für Igelstationen zur künftigen Erhebung von Daten für Praxis und Forschung. Der sich als Mittler zwischen Wissenschaft und Praxis verstehende Verein Pro Igel beabsichtigt, auf der Basis der in dieser Arbeit vorge- legten Struktur eines Aufnahmebuchs und Pflegeprotokolls eine Software zu entwickeln und zu verbreiten. Eine einheitliche und nach Möglichkeit EDV-gestützte Erfassung von Igeldaten bietet die Chance, umfangreiche Kenntnisse für Wissen- schaft und Praxis zu sammeln und auszuwerten, zumal, abgesehen von zahlreichen Untersuchungen zu Parasitosen des Igels, die Literatur andere Ursachen der

Hilfsbedürftigkeit von Igeln und deren Therapie nur selten differenziert behandelt. Die bei den Ornithologen gepflegte intensive Kooperation zwischen Laien und Wissen- schaft könnte hier als Vorbild dienen. Diese und neue Studien auf der Basis normierter Daten über Igelpfleglinge sollen künftig dem Veterinär bei der Beurteilung und Therapie des besonders oft in der Kleintierpraxis vorgestellten Wildtiers Igel dienen.