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8.9 Diagnosen

8.9.3 Endoparasitosen

Bei allen Wildtieren ist ein geringer Befall mit Endoparasiten physiologisch. Endo- parasitosen wurden, soweit in den Pflegeberichten vermerkt, mit mehreren Kenn- ziffern versehen, so für die Diagnose »Endoparasitose« an sich, außerdem nach Parasiten-Klassen (z.B. Nematoden) und -Arten (z.B. Capillaria aerophila) differen- ziert.

Für eine erfolgreiche Behandlung der Igel ist es medizinisch sinnvoll, eine koprosko- pische Untersuchung bei jedem Igel durchzuführen, da Endoparasiten zu massiven Schäden und zum Exitus führen können. Da der größte Teil der Pfleglinge an Endoparasiten leidet, werden vielfach jedoch keine Kotproben untersucht, sondern Standardbehandlungen durchgeführt. Diese sind nach Ermittlung der für eine geo- graphische Region häufigsten Parasiten an einer adäquaten Probandenzahl ver- tretbar. Die in den Protokollen notierten koproskopischen Untersuchungen wurden in Abfrage 27 ermittelt. Soweit vermerkt, wurden die Diagnosen klassifiziert, einmal nach »Endoparasitose« an sich und zudem nach Parasitenklassen (z.B. Trema- toden).

8.9.3.1 Statistische Daten zu Endoparasitosen

Tabelle 37: Dokumentierte Kotuntersuchungen (n=3468) bezogen auf die Gesamtigelanzahl (n=11801) in den Stationen

Kotuntersuchungen

Tabelle 38: Dokumentierte Igel mit Endoparasitosen (n=3409) bezogen auf die Gesamtigelanzahl (n=11801) in den Stationen

Endoparasitosen

Tabelle 39: Dokumentierte Endoparasitosen differenziert nach Parasiten- klassen (n=6083) bezogen auf die Stationen

Tabelle 40: Dokumentierte Endoparasitosen differenziert nach Parasitenarten 1: Nematoden (n=8312) bezogen auf alle mit Endoparasiten befallenen Igel (n=6083) je Station

Tabelle 41: Dokumentierte Endoparasitosen differenziert nach Parasitenarten 2:Trematoden, Cestoden, Protozoen, Acanthocephalen (n=2902) bezogen auf alle mit Endoparasiten befallenen Igel (n=6083) je Station

Trematoden Cestoden Protozoen Acanthocephalen Endo-

8.9.3.2 Stationenvergleich Endoparasitosen

Im Gesamtüberblick wurden bei 3409 von 11801 Igeln Endoparasiten diagnostiziert (Tabelle 38). Dies ist ein Anteil von 28,89%. Die unterschiedliche Zahl an dokumen- tierten Kotuntersuchungen und deren Ergebnissen erschwert einen der Realität nahe kommenden Vergleich. Lediglich die Station 3 mit 82,19% (n=2289) und Station 6 mit 74,85% (n=384) haben bei fast jedem Igel Kotproben mikroskopisch untersucht und sind somit vergleichbar (Tabelle 37). Bei den übrigen Stationen wurden Unter- suchungen entweder nicht erfasst oder bei nur wenigen Tieren im Verhältnis zur Igelgesamtanzahl vorgenommen, offensichtlich wegen regional häufig vorkommen- der Parasiten und daraus resultierender Standardbehandlungen.

Die Stationen 3 und 6 weisen eine ähnlich hohe Befallsintensität mit Endoparasiten bezogen auf die Gesamtigelzahl der Einrichtung auf (Tabelle 38). Übereinstimmend wurden davon in beiden Stationen in Hinblick auf die Nematoden Werte um 50% er- mittelt (Tabelle 39), die Werte für Crenosoma und Capillaria liegen je über 80%

(Tabelle 40). Bei den anderen Endoparasitenklassen sind auffällige Unterschiede zu verzeichnen (Tabelle 41): Die Trematodenhäufigkeit ist bei Station 3 mit 47,36%

(n=2080) fast doppelt so hoch wie bei Station 6 mit 28,63% (n=199). Cestoden wurden in Station 3 in geringer Menge diagnostiziert, bei Station 6 dagegen nicht

nachgewiesen. Bei den Protozoen liegen die Werte bei Station 6 mit 19,57% (n=136) fast zehnmal so hoch wie bei Station 3 mit 1,96% (n=86). Acanthocephalen wurden in Station 3 gar nicht, bei Station 6 dagegen mit 1,87% (n=13) ermittelt. Betrachtet man die ermittelten Parasitenarten, so dominieren in Station 3 Brachylaemus mit 92,40% (n=2080), in Station 6 demgegenüber Isospora mit 36,66% (n=136).

8.9.3.3 Eigene Analyse von Kotproben der Station 5

Station 5 bietet mit 120 Boxen die höchste Aufnahmekapazität unter den in dieser Studie berücksichtigten Igelstationen. Aufgrund der Vielzahl an Pfleglingen wird dort auf die mikroskopische Diagnostik der Endoparasitosen zugunsten einer Standard- behandlung verzichtet und der tatsächliche Parasitenbefall damit nur selten diagnos- tiziert und dokumentiert. Aufgrund der mit 2,45% Wurmbefall geringen Ergebnisse wurde für Station 5 eine gesonderte Analyse durchgeführt, um Hinweise zu erhalten, wie hoch die Befallsintensität bei den Igeln im Raum Hannover tatsächlich ist.

Außerdem sollte herausgefunden werden, welche Endoparasiten beim Igel in dieser Region vorherrschen. Aus diesem Grund wurden Kotproben von 96 Igeln genommen und mikroskopisch untersucht.

Mittels Flotationsverfahren wurden 88 von 96 Proben untersucht. Bei 28 Igeln (Igel 69 bis 96) wurden die Kotproben zusätzlich im »Direktverfahren« untersucht. Bei diesem Schnellverfahren wird eine stecknadelkopfgroße Probe - vorzugsweise geleeartige bzw. durchfallähnliche Bestandteile - mit einem Tropfen Wasser auf dem Objektträger verteilt und sofort unter dem Mikroskop betrachtet.

Von jedem Igel wurde jeweils eine erbsengroße Menge an drei aufeinander folgen- den Tagen gesammelter Kot in entsprechenden Kotröhrchen und bei 4°C im Kühlschrank aufbewahrt. Die Kotproben wurden in einem eigens entworfenen Formular (Anhang) dokumentiert. Der Sammelkot wurde anschließend aufbereitet und mikroskopisch untersucht. Alle 96 Igel waren Jungtiere bis 500g aus dem Herbst 2007. Die Igel sollten möglichst (noch) nicht antiparasitär behandelt sein, sofern der Gesamtzustand des Tieres dies erlaubte. Einige Igel (n=30) waren aus gesundheit- lichen Gründen bereits mit Anthelminthika behandelt, dies wurde jeweils mit Datum im Protokoll vermerkt.

Tabelle 42: Ergebnisse der mikroskopischen Kotuntersuchungen (n=96) in Station 5 nach Untersuchungsverfahren

Nematoden gesamt n= 82 (93,18%) Trematoden gesamt n= 4 (4,55%)

Nematoden gesamt n= 28 (100%) Trematoden gesamt n= 4 (14,29%)

Bei 93 von insgesamt 96 Kotproben wurde ein Befall mit Endoparasiten diagnos- tiziert, dabei entfielen auf Nematoden 96,88% (n=93), auf Trematoden 7,29% (n=7).

Capillaria und Crenosoma waren bei den Nematoden vorherrschend, gefolgt von Brachylaemus bei den Trematoden. Weitere Endoparasiten wie zum Beispiel Kokzidien konnten in dieser Analyse nicht nachgewiesen werden.

Mit beiden diagnostischen Verfahren (Tabelle 42) ergaben sich deutliche Unter- schiede beim Nachweis der Wurmarten. Nematoden und Trematoden wurden jeweils in etwa gleicher Menge festgestellt, bei der differenzierten Klassifizierung wurden jedoch erhebliche Unterschiede festgestellt. So konnte im Flotationsverfahren ein Capillaria-Befall sehr sicher erkannt werden, allerdings wurde ein Crenosoma-Befall hier nur vereinzelt diagnostiziert. Dagegen konnten im Direktverfahren bei 85,71%

(n=24) der Igel Crenosomalarven nachgewiesen werden und bei 57,14% (n=16) Capillaria. Bei Brachylaemus ergab sich nur eine Überstimmung bei beiden Methoden, nämlich im Flotationsverfahren von 4,55% (n=4) bzw. beim Direktver-fahren von 14,29% (n=4). Diese Wurmart konnte sowohl mit dem Flotations- verfahren als auch mit dem Direktverfahren bei drei Proben nicht nachgewiesen werden.

8.9.4 Bakterielle Infektionen

Bakterielle Infektionen treten bei den Igeln häufiger auf. Berücksichtigt wurden in dieser Arbeit tierärztlich diagnostizierte Befunde, die in den Protokollen entsprechend gekennzeichnet waren. Die Diagnose erfolgte aufgrund der Untersuchungsberichte

von zu Veterinäruntersuchungsämtern eingeschickten Proben. Sekundäre bakterielle Infektionen, die häufig bei den verschiedensten Verletzungen vorkommen (z.B.

eitrige Wunden, Abszesse), konnten den Protokollen gesondert entnommen werden.

Die der Auswertung zugrunde liegenden Kennziffern zu bakteriellen Infektionen gliedern sich in die allgemeine Angabe der Diagnose »Bakterielle Infektion«, unter- teilt in die Angabe der betroffenen Organe (z.B. Verdauungstrakt), sowie in die Be- stimmung der Erreger (z.B. Salmonellen) soweit angegeben.

8.9.4.1 Statistische Daten zu bakteriellen Infektionen

Tabelle 43: Bakterielle Infektionen (n=695) bezogen auf die Gesamtigelanzahl (n=11801) in den Stationen

Bakterielle Infektionen Igelanzahl gesamt

n= n= %

Tabelle 44: Bakterielle Infektionen (n=695) - differenziert nach Organen und

»Allgemein-Infektion« - bezogen auf alle an bakteriellen Infektionen erkrankten Igel je Station

Bakterielle Infektionen

gesamt n= nicht differenziert n= Atmungsorgane n= % Verdauungstrakt n= % Harn- und Geschlechts- Organe n= % Allg. Infektion n= %

Station 1 64 4 21 32,81 31 48,44 2 3,13 6 9,38

Tabelle 45: Bakterielle Infektionen der Atmungsorgane (n=96) - differenziert nach Diagnosen - bezogen auf alle an bakteriellen Infektionen der Atmungs- organe erkrankten Igel je Station

Bakterielle Infektionen Atmungsorgane

n= nicht differenziert n=

Tabelle 46: Bakterielle Infektionen des Verdauungstraktes (n=64) - differenziert nach Diagnosen - bezogen auf alle an bakteriellen Infektionen der Verdauungs- organe erkrankten Igel je Station

Bakterielle Infektionen Verdauungstrakt

n= nicht differenziert n=

Tabelle 47: Bakterielle Infektionen der Harn- und Geschlechtsorgane (n=18) - differenziert nach Diagnosen - bezogen auf alle an bakteriellen Infektionen der Harn- und Geschlechtsorgane erkrankten Igel je Station

Bakterielle Infektionen

Harn- und Geschlechtsorgane n=

nicht

Tabelle 48: Bakterielle Infektionen »Allgemeine Infektion« (n=269) - differenziert nach Diagnosen - bezogen auf alle an allgemeinen bakteriellen Infektionen er- krankten Igel je Station

Bakterielle

8.9.4.2 Stationenvergleich zu bakteriellen Infektionen

Bei den bakteriellen Infektionen wurde ein Anteil von nur 5,89% (n=695) Igeln er- mittelt, die sich mit einer Infektion auseinandergesetzt haben (Tabelle 43). Be- trachtet man die Werte zu den Infektionen der Atmungsorgane und des Verdauungs- traktes, beide oft Sekundärfolge von Endoparasitosen, sind diese wahrscheinlich weit häufiger als vermerkt (Tabelle 44). Bei den meisten Stationen wurden Kotunter- suchungen allenfalls zur Abklärung von den Verdauungstrakt betreffenden Sympto- men veranlasst. Nur Station 1 ließ auffallend oft Proben durch Veterinärunter-

suchungsämter untersuchen. Diese ergaben nachgewiesene Infektionen der At- mungsorgane von 32,81% (n=21) und Infektionen des Verdauungstraktes von 48,44% (n=31). Bakterielle Erkrankungen der Atmungsorgane (Tabelle 45) betrugen bei Station 5 insgesamt 33,33% (n=20) und bei Station 7 nur 2,5% (n=5). Bei den bakteriellen Infektionen der Verdauungsorgane (Tabelle 46) lagen die höchsten Werte mit 48,44% (n=31) bei Station 1, Station 2 notierte hierzu keine Einträge.

Infektionen der Harn- und Geschlechtsorgane (Tabelle 47) sind am häufigsten mit 19,23% (n=10) bei Station 6 notiert, Station 2 hat keine Zahlen dokumentiert.

Allgemeine Infektionen (Tabelle 48) wurden am zahlreichsten mit 66,00% (n=132) für Station 7 ermittelt, die geringsten Angaben liefert Station 1 mit 14,06% (n=9).

Bei der Betrachtung aller notierten Infektionen dominieren die Abszesse (n=130) bei Station 7, bei einigen Stationen sind bakterielle Infektionskrankheiten nicht doku- mentiert.