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Hauterkrankungen mit veränderter Lipidzusammensetzung der

Im Dokument Das Lipidmuster der caninen Epidermis (Seite 28-40)

2 Literaturübersicht

2.1 Die Epidermis

2.1.3 Hauterkrankungen mit veränderter Lipidzusammensetzung der

In vielen inflammatorischen Hauterkrankungen mit ganzheitlich gestörter epidermaler Differenzierung gibt es wahrscheinlich sekundäre Effekte sowohl auf die Korneozyten als auch auf die Zusammensetzung und Funktion der interzellulären Lipidlamellen, was zur Entstehung von Schuppen führt (MADISON 2003). Daher können Erkrankungen unterschiedlicher Genese zu ähnlichen Krankheitsbildern führen.

Durch eine Unterversorgung mit essentiellen Fettsäuren z. B., zu denen auch Linolsäure zählt, entsteht schuppige Haut mit erhöhtem Wasserverlust (DOWNING et al. 1986). Hierzu kommt es, weil die Analoge zu Acylglucosylceramid und Acylceramid zwar gebildet werden, diese aber Ölsäure statt Linolsäure enthalten, was ausreicht, um die biologische Aktivität dieser Moleküle zu hemmen (DOWNING et al. 1986). Als Folge werden Keratinosomen nur unzureichend gebildet und die Interzellularräume sind weitgehend frei von Lipidlamellen. Dieser Defekt kann durch die Zufuhr von Linolsäure ausgeglichen werden (DOWNING et al. 1986).

Ichthyose

Charakteristischerweise mit Verhornungsstörungen und sichtbaren Hautschuppen einhergehend ist das Krankheitsbild der Ichthyose. Dieser Erkrankung liegen meist verschiedene genetische Defekte zugrunde, die zu unterschiedlichen Ausprägungen von Strukturveränderungen im SC führen (ELIAS et al. 2008). So wird die Harlekin-Ichthyose z. B. durch einen Defekt des ABCA12-Proteins ausgelöst, welches für den Transport von Glucosylceramiden in die Keratinosomen benötigt wird (HOLLERAN et al. 2006). Die Folge sind eine gestörte Bildung der Keratinosomen, was letztlich zu einer dramatischen Reduktion der interzellulären SC-Lipide und damit einer hochgradig gestörten Hautbarriere führt (NISHIFUJI u. YOON 2013). Letzteres dürfte als Grundursache für den oft tödlichen Verlauf dieser Erkrankung anzusehen sein. Im Gegensatz dazu stellt die X-chromosomal-rezessive Ichthyose eine sehr mild verlaufende Verhornungsstörung dar. Ihr liegt ein Defekt im Steroid-Sulphatase-Gen zugrunde (NISHIFUJI u. YOON 2013), der zu einem Mangel an dem entsprechenden Enzym führt und damit den Abbau von Cholesterolsulfat im SC behindert

(CODERCH et al. 2003). Dadurch ist der Gehalt an Cholesterolsulfat in der Hornschicht betroffener Patienten zehnmal höher als in derjenigen gesunder Menschen, was zu einer abnormen Korneozytenretention und verdickten Hornschicht führt (FEINGOLD u. JIANG 2011).

Auch beim Hund wurden Formen der Ichthyose beschrieben (NISHIFUJI u. YOON 2013). Bei Golden Retrievern mit dieser Erkrankung wurde ein Defekt in dem Gen nachgewiesen, welches das eine Phospholipase-Domäne enthaltende Protein 1 (PNLPA1) kodiert. Dieses Protein synthetisiert Glycerophospholipide oder gestaltet diese um, ein wichtiger Schritt für die epidermale Barrierefunktion (NISHIFUJI u.

YOON 2013).

Psoriasis

Eine ebenfalls hyperproliferative Erkrankung der humanen Epidermis ist die Psoriasis, die durch eine abnorme epidermale Reifung charakterisiert ist, welche aufgrund des unvollständigen Differenzierungsprozesses zu einer missgebildeten Hornschicht mit defekter Hautbarriere führt (CODERCH et al. 2003). Strukturell ist das SC bei Psoriasis durch sehr enge interzelluläre Zwischenräume mit wenigen abnormen Lipidlamellen zwischen einer großen Anzahl parakeratotischer Korneozyten gekennzeichnet (FARTASCH 1997).

In betroffener Haut wurden Veränderungen im Ceramidmuster beim Menschen gefunden, die in Zusammenhang mit einem erhöhten transepidermalen Wasserverlust gebracht werden (CHOI u. MAIBACH 2005). Konkret wurden herabgesetzte prozentuale Anteile an CER[EOS], CER[NP] und CER[AP] sowie erhöhte Anteile an CER[NS] und CER[AS] beschrieben, während kein Unterschied im relativen Gehalt an Gesamtceramiden zu gesunden Menschen gefunden wurde (MOTTA et al. 1993). Auch war das Ceramidmuster bei allen Psoriasis-Patienten gleich, unabhängig von der klinischen Variante, dem Alter oder der beprobten Körperregion. Auffallend war, dass der Gehalt an CER[EOS] trotz großer Mengen an Linolsäure um ca. 40% vermindert war (MOTTA et al. 1993). Der Defekt in der Barrierefunktion psoriatischer Haut wird dem reduzierten Gehalt an CER[EOS] und CER[EOH] zugeschrieben (CODERCH et al. 2003). In einer anderen Studie wurde

ein erniedrigter absoluter Ceramidgehalt in betroffener Haut beschrieben, der mit der Schwere der Erkrankung korrelierte (LEW et al. 2006). Es wurde außerdem nachgewiesen, dass der erniedrigte Ceramidgehalt mit einer Herabsetzung des apoptotischen Signalwegs einhergeht und so zur epidermalen Proliferation beitragen könnte (LEW et al. 2006).

Eine Erklärung für den erniedrigten Ceramidgehalt könnten sowohl eine in psoriatischer Haut beschriebene herabgesetzte Sphingomyelinase-Aktivität (CHOI u.

MAIBACH 2005) als auch eine ebenso beschriebene reduzierte β-Glucocerebrosidase-Aktivität (HOLLERAN et al. 2006) liefern. Auch in klinisch unauffälliger Haut von Patienten mit Psoriasis wurde ein reduzierter absoluter Ceramidgehalt gefunden, allerdings waren die Verhältnisse zwischen Ceramiden, Cholesterol und freien Fettsäuren ähnlich wie die in gesunder Haut (FARWANAH et al. 2005a). Im Unterschied zu betroffener Haut konnten hier keine Abweichungen im Ceramidprofil festgestellt werden.

Atopische Dermatitis des Menschen

In derselben Studie wurde auch klinisch unauffällige Haut von Patienten mit atopischer Dermatitis untersucht, wobei ebenfalls keine Unterschiede der relativen Werte der epidermalen Hauptlipide oder der Ceramidklassen zu denen gesunder Haut nachgewiesen werden konnten (FARWANAH et al. 2005a). Andere Studien fanden ebenfalls keine Unterschiede in der proportionalen Lipidzusammensetzung zwischen atopischen und gesunden Menschen (IMOKAWA et al. 1991; YAMAMOTO et al. 1991), es wurden aber starke Reduktionen des Gesamtlipidgehalts und der absoluten Ceramidmengen in betroffener und klinisch unauffälliger Haut von atopischen Patienten gegenüber gesunden Kontrollen festgestellt, wobei Ceramid 1 am stärksten reduziert war (IMOKAWA et al. 1991). YAMAMOTO et al. (1991) stellten zusätzlich einen erhöhten Gehalt an gebundener Ölsäure in Ceramid 1 fest, korrespondierend zu erniedrigten Mengen an gebundener Linolsäure.

Bei dem Vergleich von Patienten mit und ohne atopische Läsionen mit gesunden Menschen fiel auf, dass die Werte aller Lipidfraktionen bei Atopie-Patienten ohne Läsionen zwischen denen von Patienten mit Läsionen und denen von gesunden

Menschen lagen (DI NARDO et al. 1998). Erhöhte transepidermale Wasserverluste wurden nur bei Patienten mit Läsionen nachgewiesen, wobei der Grad der Erhöhung negativ mit dem Gehalt an CER[NP] korrelierte. Außerdem wurde eine Verringerung des Ceramid-Cholesterol-Verhältnisses bei atopischen Patienten gegenüber der gesunden Kontrollgruppe festgestellt, was auf einen erhöhten Cholesterolgehalt zurückgeführt wurde (DI NARDO et al. 1998). Dies könnte einen Reparaturmechanismus als Antwort auf den erhöhten transepidermalen Wasserverlust darstellen (MELNIK et al. 1990). Zusätzlich zu Ceramiden wurden stark reduzierte Mengen sehr langkettiger freier Fettsäuren in atopischer Haut nachgewiesen, und zwar wurden Verringerungen auf 40% des Gehalts gesunder Haut in klinisch unauffälliger Haut und sogar auf nur 25% in betroffener Haut gefunden (MACHELEIDT et al. 2002). Die gleiche Studie zeigte eine ebenfalls stark reduzierte de novo-Synthese der Glucosylceramide und Ceramide, wobei besonders CER[EOH] und CER[NP] betroffen waren (MACHELEIDT et al. 2002).

Veränderungen der interzellulären Lipidzusammensetzung haben einen großen Einfluss auf die Struktur der interzellulären Lipidlamellen (FEINGOLD 2007) und damit auf die Barrierfunktion. Liegen jedoch bereits Veränderungen der de novo-Synthese vor, so ist davon auszugehen, dass strukturelle Veränderungen der Lipide schon in den Keratinosomen existieren, die wesentlich zu der veränderten Zusammensetzung der interzellulären Lipide beitragen. In atopischer Haut wurden verzögerte Sekretionsvorgänge der Keratinosomen beobachtet, sodass intakte Keratinosomen innerhalb der Zellen verblieben und noch in den Hornzellen nachzuweisen waren (FARTASCH et al. 1992). In der obersten Zellschicht des SG von atopischen Patienten befanden sich noch immer 26% aller Keratinosomen im Zytoplasma, was dreimal mehr als in gesunder Haut waren. Daraus folgt, dass in atopischer Haut insgesamt weniger polare Lipide und Enzyme in den Interzellularraum zwischen SG und SC abgegeben werden als in gesunder Haut (FARTASCH et al. 1992), was eine plausible Erklärung für den reduzierten Gesamtlipidgehalt des atopischen SC liefert. Folgerichtig bilden sich die typischen langen Lipidlamellen nur vereinzelt aus, wodurch sich die gestörte Barrierefunktion atopischer Haut erklären lässt, die mit einem eingeschränkten Reparaturvermögen

einhergeht (FARTASCH et al. 1992). Dies wiederum führt zur Mobilisierung immunologischer und inflammatorischer Mediatoren und lässt atopische Haut empfindlicher auf Irritationen und Infektionen reagieren, wodurch sichtbare atopische Ekzeme entstehen (FARTASCH et al. 1992).

PILGRAM et al. (2001) konnten beweisen, dass sich die Anordnung der SC-Lipide in atopischer Haut verändert. Sie lagen mehr in der Gel-Phase vor als in der kristallinen, wodurch das SC insgesamt durchlässiger wurde. Ein Grund hierfür könnte der drastisch erhöhte Gehalt an Ceramiden mit extrem kurzer Kettenlänge in klinisch unauffälliger atopischer Haut sein (JANSSENS et al. 2012), wobei die Veränderungen der Eigenschaften der SC-Lipide mit der Schwere der Erkrankung korrelieren (JANSSENS et al. 2012).

Die Veränderungen im Ceramidgehalt atopischer Haut könnten auf Veränderungen im Stoffwechsel der Glucosylceramide und des Sphingomyelins zurückgehen, allerdings konnten bisher keine Aktivitätsänderungen der β-Glucocerebrosidase oder der Ceramidase festgestellt werden (CHOI u. MAIBACH 2005). Die Arbeitsgruppe um IMOKAWA (2001) konnte einen veränderten Metabolismus der Ceramid-Vorläufer nachweisen, der den niedrigen Ceramidgehalt in atopischer Haut erklärt.

Zunächst konnte eine sehr hohe Sphingomyelinhydrolyse in atopischer Haut nachgewiesen werden, durch die jedoch Sphingosylphosphorylcholin und freie Fettsäuren anstelle von Ceramiden und Phosphorylcholin entstanden. Das verantwortliche Enzym wurde als Sphingomyelin-Deacylase bezeichnet (MURATA et al. 1996). Dieses Enzym zeigte sowohl in betroffener als auch in klinisch unauffälliger Haut atopischer Patienten eine höhere Aktivität als in gesunder Haut, wohingegen die Enzymaktivität bei Patienten mit Kontaktdermatitis vergleichbar zu derjenigen bei gesunden Patienten war (HARA et al. 2000). Diese Abweichung im Sphingomyelin-Metabolismus schien also spezifisch für die atopische Dermatitis zu sein.

Kurz darauf wurde dann festgestellt, dass Sphingomyelin-Deacylase auch in der Lage ist, Glucosylceramide zu spalten. Durch diesen Prozess werden Glucosylsphingosin und freie Fettsäuren gebildet, was zur Umbenennung des Enzyms in Glucosylceramid-Sphingomyelin-Deacylase führte (HIGUCHI et al. 2000).

Auch bei diesem alternativen Abbauweg für Glucosylceramide war die Enzymaktivität

höher in betroffener und klinisch unauffälliger Haut atopischer Patienten, und in beiden Hauttypen wurde auch ein höherer Gehalt an Glucosylsphingosin gefunden als in gesunder Haut (ISHIBASHI et al. 2003). Die Höhe der Glucosylsphingosin-Menge verhielt sich umgekehrt proportional zum Ceramidgehalt in betroffener Haut und zum Gehalt an Ceramid 1 in betroffener und klinisch unauffälliger Haut (ISHIBASHI et al. 2003).

Ebenso wurde ein erhöhter Gehalt an Sphingosylphosphorylcholin in atopischer Haut festgestellt mit der gleichen Beziehung zum Ceramidgehalt: je höher die Konzentration von Sphingosylphosphorylcholin, desto niedriger die Ceramidkonzentration (OKAMOTO et al. 2003). Weiterhin wurde eine signifikante positive Korrelation zwischen Sphingosylphosphorylcholin und Glucosylsphingosin festgestellt, aber keine Korrelation zwischen Sphingosylphosphorylcholin und Sphingosin gefunden (OKAMOTO et al. 2003). Die Autorin meint, dass diese Beobachtung dafür spricht, dass es sich um ein und dasselbe Enzym handelt. Bisher ist jedoch noch immer nicht sicher, ob es sich bei dieser Deacylase um ein Enzym mit zwei Substraten oder um zwei verschiedene Enzyme handelt (HOLLERAN et al.

2006). Da in atopischer Haut keine höheren Spiegel von Sphingomyelin oder Glucosylceramiden vorliegen, wurde vermutet, dass die erhöhte Enzymaktivität der Glucosylceramid-Sphingomyelin-Deacylase die Ursache des reduzierten Ceramidgehalts atopischer Haut ist und damit wesentlich zur gestörten Barrierefunktion beiträgt (IMOKAWA 2009).

Allerdings wurde auch über eine herabgesetzte Aktivität der sauren Sphingomyelinase in atopischer Haut berichtet, die mit dem reduzierten Ceramidgehalt und der gestörten Barrierefunktion korrelierte (JENSEN et al. 2004).

Da in atopischer Haut die Aktivität der Sphingomyelin-Deacylase erhöht ist und beide Enzyme das gleiche Substrat haben, könnte der reduzierte Sphingomyelin-Spiegel die Ursache für die Aktivitätsminderung der Sphingomyelinase sein (JENSEN et al.

2004). Zusätzlich zum vermehrten Abbau des Sphingomyelins durch die Deacylase würde die Bereitstellung von Ceramiden durch eine herabgesetzte Aktivität der Sphingomyelinase noch weiter vermindert (JENSEN et al. 2004). Hiervon wären jedoch ausschließlich CER[NS] und CER[AS] betroffen, da nur diese beiden Klassen

aus Sphingomyelin gebildet werden (HOLLERAN et al. 2006), diese aber auch mengenmäßig am stärksten vertreten sind (CODERCH et al. 2003).

Es wurde weiterhin über eine herabgesetzte Aktivität der neutralen Sphingomyelinase in atopischer Haut berichtet, und zwar in stärkerem Maße an betroffenen Stellen als an klinisch unauffälligen (JENSEN et al. 2004). Diese Veränderung korrelierte mit der gestörten Synthese der Proteine, die die Proteinhülle der Korneozyten bilden. Die Folge waren erniedrigte Spiegel von Involucrin und Filaggrin, während der Spiegel von Loricrin erhöht war (JENSEN et al. 2004), was als die Ursache für die von MACHELEIDT et al. (2002) nachgewiesenen erniedrigten Konzentrationen der Hydroxyceramide und erhöhten Spiegel der ω-Hydroxyfettsäuren in atopischer Haut vermutet wurde (JENSEN et al. 2004). Durch die gestörte Bildung der Proteinhülle wird also die Ausbildung einer regelrechten Lipidhülle verhindert, welche wiederum ein defekte Schablone für die interzellulären Lipidlamellen bildet. Laut der Meinung der Autorin wird dieser Zusammenhang dadurch verdeutlicht, dass eine negative Korrelation zwischen der Konzentration von ω-Hydroxyceramiden und der Schwere der Erkrankung bestand (MACHELEIDT et al.

2002).

Mit der Aktivitätsminderung der neutralen Sphingomyelinase kam es auch zu einer veränderten Expression der Keratine in atopischer Haut, was zu Proliferation und Inflammation der Epidermis führte und ihre Differenzierung hemmte, begleitet von einer deutlichen Verschlechterung der betroffenen Haut (JENSEN et al. 2004). Als Auslöser für diese Vorgänge wurden Veränderungen in der Signalübertragung vermutet (JENSEN et al. 2004). Letztlich steht die gestörte Barrierefunktion atopischer Haut offensichtlich in Zusammenhang mit vielen verschiedenen Veränderungen der Epidermis und verhält sich, gemessen an der Höhe des transepidermalen Wasserverlusts, proportional zur Ausprägung der atopischen Symptome (MARSELLA et al. 2011).

Die gestörte Barrierefunktion spiegelt sich auch in der häufigen Vergesellschaftung atopischer Haut mit Sekundärinfektionen wider, die besonders häufig durch Staphylococcus aureus (St. aureus) verursacht werden (MELNIK 2006). Als Schutz vor solchen Infektionen ist die Epidermis u. a. mit einer Reihe antimikrobiell

wirksamer Lipide ausgestattet, deren effektivste Klassen freie Fettsäuren, Glucosylceramide und freie Sphingosine bilden (MELNIK 2006). Unter den freien Fettsäuren ist dies besonders für Linolsäure bestätigt worden, deren Gehalt in atopischer Haut reduziert zu sein scheint (YAMAMOTO et al. 1991). Auch cis-6-Hexadecensäure besitzt als Bestandteil der Hautlipide des Menschen eine spezifische antibakterielle Aktivität (TAKIGAWA et al. 2005). Die Reduktion ihrer Konzentration in atopischer Haut korrelierte signifikant mit der Anzahl von St. aureus-Kolonien auf der Haut, wobei die topische Applikation einer Lotion mit cis-6-Hexadecensäure die bakterielle Überbesiedlung in sechs von acht Patienten beseitigte (TAKIGAWA et al. 2005). Die Sphingosine besitzen ein breites antimikrobielles Spektrum gegen gram-positive und -negative Bakterien, Candida albicans und Dermatophyten (MELNIK 2006; DRAKE et al. 2008). Durch Phosphorylierung von Sphingosin entsteht Sphingosin-1-phosphat, welches ebenfalls bakterizide Effekte hat (MELNIK 2006). In atopischer Haut kommt es zu einer erhöhten Expression von phosphat-Lyase, wodurch Sphingosin-1-phosphat schneller und vermehrt abgebaut wird als in gesunder Haut (NISHIFUJI u.

YOON 2013). Da in atopischer Haut weniger Ceramide gebildet werden, ist auch der Gehalt ihrer Abbauprodukte, der Sphingosine, reduziert (DRAKE et al. 2008).

Zwischen dem Sphingosin- und Ceramidgehalt sowie der reduzierten Ceramidase-Aktivität konnte eine signifikante Korrelation nachgewiesen werden (ARIKAWA et al.

2002). Die Absenkung des Sphingosin-Spiegels um das Zweifache in atopischer Epidermis hatte einen Zweihundertfachen Anstieg der Besiedlung mit St. aureus zur Folge. Daher wurde postuliert, dass ein reduzierter Sphingosin-Spiegel zu einer gestörten antimikrobiellen Aktivität der atopischen Epidermis beiträgt (ARIKAWA et al. 2002).

Canine atopische Dermatitis

Die atopische Dermatitis gilt auch als eine häufige Erkrankung des Hundes (NISHIFUJI u. YOON 2013) und scheint viele klinische und immunologische Gemeinsamkeiten mit derjenigen des Menschen zu besitzen (MARSELLA u.

SAMUELSON 2009). So ist auch die canine atopische Dermatitis durch eine gestörte Barrierefunktion der Epidermis gekennzeichnet (OLIVRY 2011).

Elektronenmikroskopische Untersuchungen zeigten unregelmäßige und lückenhafte Lipidlamellen im SC klinisch unauffälliger Haut atopischer Hunde (INMAN et al. 2001;

PIEKUTOWSKA et al. 2008). Eine neuere Studie beschrieb die unvollständige Exozytose der Keratinosomen in der Epidermis von atopischen Hunden anhand von experimentell gegen Hausstaubmilben sensibilisierten Beagles (MARSELLA u.

SAMUELSON 2009). Manche der Keratinosomen verblieben innerhalb der Zellen des SC auch in äußeren Lagen, ähnlich wie von FARTASCH et al. (1992) bei der atopischen Dermatitis des Menschen beschrieben. Nach der Exposition zu Allergenen konnte eine massive Abgabe des Inhalts von Keratinosomen in den Interzellularspalt beobachtet werden, als ob die Epidermis versuchen wollte, die Verletzung der Integrität der Hautbarriere zu kompensieren, indem sie mehr Lipide für die Wiederherstellung der Barriere zur Verfügung stellt (MARSELLA u.

SAMUELSON 2009). Allerdings erfolgte die Lipidabgabe nicht in Form von Lamellenstapeln, sondern als ungeordnetes Material, was die Bildung unregelmäßiger und lückenhafter Lipidlamellen zur Folge hatte. Damit konnte die Antwort als ineffektiv angesehen werden, um dem durch die Allergenexposition verursachten Schaden in der Hautbarriere entgegenzuwirken (MARSELLA u.

SAMUELSON 2009).

Diese Strukturänderungen des SC bei Hunden mit atopischer Dermatitis stehen - wie beim Menschen - in Zusammenhang mit einem erhöhten transepidermalen Wasserverlust, der sich nach Allergenexposition weiter erhöht, wie an einem Modell mit experimentell gegen Hausstaubmilben sensibilisierten Beagles nachgewiesen werden konnte (HIGHTOWER et al. 2010). Durch eine Untersuchung betroffener und klinisch unauffälliger Haut von atopischen Hunden konnte gezeigt werden, dass diese erhöhten transepidermalen Wasserverluste mit einem Mangel an Ceramiden korrelieren (SHIMADA et al. 2009). In dieser Studie waren die relativen Anteile an CER[AS] und CER[NS] an den Gesamtlipiden sowohl in betroffener als auch in klinisch unauffälliger Haut atopischer Hunde gegenüber gesunden Hunden erniedrigt,

während keine Veränderungen der relativen Anteile von Cholesterol und freien Fettsäuren gefunden wurden.

Wenige weitere Studien untersuchten die epidermalen Ceramide atopischer Hunde im Vergleich zu gesunden Kontrollhunden, von denen eine Studie eine signifikante Reduktion von zwei (CER[EOS] und CER[EOP]) von fünf beim Hund nachgewiesenen Ceramidklassen in klinisch unauffälliger Haut atopischer Hunde gegenüber gesunden Kontrollhunden, die rasse- und altersspezifisch passend zu den atopischen Hunden ausgewählt worden waren, feststellte (REITER et al. 2009).

Im Gegensatz zu der vorher genannten Studie (SHIMADA et al. 2009) wurden hier in atopischer Haut erhöhte prozentuale Anteile an Cholesterol gefunden, sodass das Cholesterol-Ceramid-Verhältnis in atopischer Haut signifikant höher ausfiel als in der Haut gesunder Hunde (REITER et al. 2009).

In einer aktuelleren Studie wurde über eine deutliche Anreicherung von Glucosylceramiden in atopischer Hundehaut berichtet, die auch unter den gebundenen Lipiden auffiel (POPA et al. 2011b). Vor allem die Menge an Protein-gebundenen Ceramiden war stark erniedrigt. Da diese Ceramide hauptsächlich CER[OS] und CER[OP] entsprechen (POPA et al. 2010), würde diese Beobachtung zu einer Reduktion der verwandten freien Ceramidklassen CER[EOS] und CER[EOP] passen (OLIVRY 2011).

Eine weitere Studie, die erstmals alle 11 der beim Menschen beschriebenen Ceramidklassen in caniner Epidermis nachweisen konnte, berichtete über signifikant niedrigere absolute Werte der Ceramide in betroffener und klinisch unauffälliger Haut von Hunden mit atopischer Dermatitis verglichen mit gesunden Hunden, die in Bezug auf Rasse und Alter passend zu den atopischen Hunden ausgewählt worden waren (YOON et al. 2011). Unter den verschiedenen Ceramidklassen konnten signifikant niedrigere Werte für CER[EOS], CER[NS+NdS], CER[EOP], CER[NP] und CER[AS+NH] in atopischer Hundehaut gefunden werden. Zwischen betroffener und klinisch unauffälliger Haut wurden innerhalb der Ceramidkonzentrationen jedoch keinerlei signifikante Unterschiede nachgewiesen (YOON et al. 2011).

Zu ähnlichen Ergebnissen führte auch ein Versuch mit experimentell gegen Hausstaubmilben sensibilisierten Hunden, von denen Hautproben vor und nach

Allergenexposition entnommen wurden (STAHL et al. 2012). Sowohl in betroffener als auch in klinisch unauffälliger Haut sanken die Konzentrationen an Ceramiden inklusive aller gemessenen Ceramidklassen nach Allergenexposition im Vergleich zu den Ausgangswerten ab, um zwei Monate später wieder zu den Ausgangswerten zurückzukehren. Auch hier konnte kein Unterschied zwischen betroffener und klinisch unauffälliger Haut festgestellt werden. Diese Beobachtung führte zu dem Schluss, dass sich der reduzierte Ceramidgehalt und damit die gestörte Barrierefunktion sekundär zur Entzündungsreaktion auf die Allergenexposition hin entwickeln (STAHL et al. 2012).

Für diese Hypothese sprechen auch diejenigen Studien, die zeigen konnten, dass die Supplementierung der fehlenden Lipide zu einer signifikant verbesserten Barrierefunktion führt (PIEKUTOWSKA et al. 2008; POPA et al. 2011a; POPA et al.

2012). Sowohl die systemische Zufuhr essentieller Fettsäuren (POPA et al. 2011a) als auch die topische Applikation einer aus Hautlipiden bestehenden Lotion scheinen in der Lage zu sein, die Menge und Zusammensetzung der interzellulären SC-Lipide (POPA et al. 2012) und damit auch die Struktur des SC (PIEKUTOWSKA et al. 2008) atopischer Hunde zu verbessern. Auch aus immunologischer Sicht könnte die Substitution essentieller Fettsäuren zur Linderung der atopischen Symptomatik beim Hund beitragen (SCHLOTTER et al. 2010). Ein weiterer therapeutischer Ansatz könnte die Substitution mit Sphingosin-1-phosphat darstellen, da dessen Spiegel in der Haut von Hunden mit atopischer Dermatitis ähnlich wie in atopischer Haut des Menschen nachweislich erniedrigt sind (BÄUMER et al. 2011). In einer Studie hierzu konnte gezeigt werden, dass die topische Behandlung mit dieser Substanz die Immunreaktion in einem Mäusemodell mit Kontaktdermatitis deutlich positiv beeinflusst (REINES et al. 2009).

Weitere Hauterkrankungen des Hundes

Zu anderen Hauterkrankungen des Hundes gibt es bezüglich der epidermalen Lipidzusammensetzung bisher nur vereinzelt Untersuchungen. In einer aktuellen Studie wurden die Hautlipide von Shih Tzus mit Seborrhoe im Vergleich zu gesunden Shih Tzus untersucht (YOON et al. 2013). In seborrhoeischer Haut wurden höhere

relative Konzentrationen an Wachsestern und Triglyzeriden gefunden als in gesunder

relative Konzentrationen an Wachsestern und Triglyzeriden gefunden als in gesunder

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