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4 Empirische Überprüfung der Bestimmungs- Bestimmungs-gründe handwerklicher Existenzgründungen

4.3 Persönliche Faktoren

4.5.2 Handwerke für den gewerblichen Bedarf

Im Gegensatz zu der Handwerksgruppe des Bau- und Ausbaugewerbes ist der überwiegende Teil (58 %) der Meisterschüler in der Gruppe der Handwerke für den gewerblichen Bedarf noch unentschlossen, ob er sich selbständig machen will. Jeweils 21 % sind gründungsinteressierte sowie nicht-gründungsinteressierte Meisterschüler.

Die Möglichkeit der Betriebsübernahme ist hier ganz deutlich der wich-tigste auslösende Moment (vgl. Tafel 4.5.7). 33 % möchten den Famili-enbetrieb übernehmen und 17 % einen anderen Betrieb. Pushfaktoren spielten in dieser Gruppe fast keine Rolle. Lediglich ein Meisterschüler gab als Grund für seinen Selbständigkeitswunsch die Unzufriedenheit mit dem Arbeitsplatz an. Die (drohende) Arbeitslosigkeit wurde nicht erwähnt.

Knapp 60 % der Meisterschüler wollen sich innerhalb von zwei Jahren selbständig machen. Jeweils 17 % sind bereits selbständig bzw. wollen in zwei bis fünf Jahren eine Existenz gründen und 8 % haben einen Zeit-raum von mehr als fünf Jahren angegeben.

Tafel 4.5.7: Motive in der Gruppe der gründungsinteressierten Mei-sterschüler in den Handwerken für den gewerblichen Be-darf

Warum möchten Sie sich selbständig machen?

(Mehrfachnennungen möglich)

8%

0%

8%

0%

17%

17%

33%

42%

0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40% 45%

Wunsch schon immer vorhanden Übernahme Familienbetrieb Übernahme anderer Betrieb Wunsch nach etwas Neuem Unternehmerische Vorbilder Unzufriedenheit mit Arbeitsstelle (drohende) Arbeitslosigkeit Sonstiges

n=12

Quelle: Meisterschüler-Befragung

In der am stärksten vertretenen Gruppe, das ist jene der unentschlossenen Meisterschüler (vgl. Tafel 4.5.8), waren die hauptsächlichen Gründungs-hemmnisse ebenfalls das Fehlen des auslösenden Momentes (insgesamt 76 %) sowie der Eigenkapitalmangel. Immerhin ist sich gut ein Fünftel nicht sicher, ob sie später den Familienbetrieb übernehmen werden und 9 % haben momentan kein Interesse an einer Selbständigkeit.

Inwieweit die Meisterschüler selbst versuchen diesen auslösenden Mo-ment herbeizuführen (bspw. durch die Suche nach einem geeigneten Standort für das Unternehmen) oder ob sie sich eher passiv verhalten, ist schwer zu beurteilen, da dieses Verhalten im Einzelfall von der Kombi-nation der Persönlichkeitsmerkmale sowie den Umwelteinflüssen und den persönlichen Handlungszielen abhängt.

Tafel 4.5.8: Hemmnisse in der Gruppe der unentschlossenen Meister-schüler in den Handwerken für den gewerblichen Bedarf Warum sind Sie noch unsicher, ob sie sich selbständig machen

wol-len? (Mehrfachnennungen möglich)

9%

0%

30%

21%

9%

46%

30%

0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40% 45% 50%

Fehlendes Eigenkapital Kein Geschäftsplan Momentan kein Interesse Unsicher, ob Übernahme Suche nach Gelegenheit Wissen / Erfahrung fehlt Sonstiges

n=33

Quelle: Meisterschüler-Befragung

In der Gruppe der nicht-gründungsinteressierten Meisterschüler spielen zwar das Risiko und die schlechten Rahmenbedingungen auch eine wichtige Rolle bei der Entscheidung gegen eine Existenzgründung, doch fehlt in dieser Gruppe primär das generelle Interesse an einer Gründung.

Dementsprechend ist es auch unwahrscheinlich, dass diese Meisterschü-ler eventuell zu einem späteren Zeitpunkt in die Selbständigkeit wech-seln.

Insgesamt 72 % wollen in den alten Betrieb zurückkehren. Lediglich 18 % gaben an, dass sie in dem alten Betrieb an einem Arbeitsplatz mit mehr Kompetenzen arbeiten würden. Ein Meisterschüler möchte in einen neuen Betrieb wechseln und zwei sind noch unentschlossen.

In der Gruppe der Meister ergab sich in den Handwerken für den ge-werblichen Bedarf ein ähnliches Bild wie in der Gruppe der Meister-schüler. Den überwiegenden Anteil stellen die potenziellen

gründer (41 %) bzw. die unselbständigen Meister (47 %). Die Existenz-gründer haben nur einen Anteil von 12 %.

Lediglich zwei Metallbauer haben in den Handwerken für den gewerbli-chen Bedarf ein Unternehmen gegründet. Für einen der beiden Meister war die Selbständigkeit ein Kindheitstraum und als auslösender Moment für seinen Gründungsentschluss wurde eine günstige Gelegenheit zur Existenzgründung angegeben. Der andere Existenzgründer übernahm den Familienbetrieb und machte sich aufgrund der Erwartungen der El-tern selbständig.

Die Gruppe der potenziellen Existenzgründer setzte sich ebenfalls nur aus Metallbauern zusammen. Der Hauptgrund für die bislang anhaltende Unselbständigkeit ist auch hier das Warten auf die Betriebsübernahme.

Zwei Meister nannten die schlechten Rahmenbedingungen für eine Selb-ständigkeit und einer führte die hohe Wettbewerbsintensität innerhalb der Branche an.

Ebendies waren auch die hauptsächlichen Gründungshemmnisse bei den unselbständigen Meistern. 75 % nannten die schlechten Rahmenbedin-gungen als Gründungshemmnis und 37 % bevorzugten die höhere sozi-ale Sicherheit in der abhängigen Beschäftigung. Die Finanzierung einer Existenzgründung hingegen stellte für keinen der Meister ein Grün-dungshemmnis dar.

4.5.3 Nahrungsmittelhandwerke

Die Gruppe der Nahrungsmittelhandwerke hat mit 65 % den höchsten Anteil an gründungsinteressierten Meisterschülern, gefolgt von den nicht-gründungsinteressierten Meisterschülern (19 %) und den unent-schlossenen Meisterschülern (16 %).

Der Grund hierfür liegt in der häufig auftretenden Übernahme innerhalb der Familie (vgl. Tafel 4.5.9). Insgesamt ist die Betriebsübernahme für 79 % der auslösende Moment für die Gründungsentscheidung. Die Übernahme innerhalb der Familie überwiegt hierbei (74 %). Die Push-faktoren Unzufriedenheit mit der bisherigen Arbeitsstelle und (drohende) Arbeitslosigkeit spielen mit 12 % eine untergeordnete Rolle.

Tafel 4.5.9: Motive in der Gruppe der gründungsinteressierten Mei-sterschüler in den Nahrungsmittelhandwerken

Warum möchten Sie sich selbständig wollen?

(Mehrfachnennungen möglich)

0%

5%

7%

10%

2%

5%

74%

41%

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80%

Wunsch schon immer vorhanden Übernahme Familienbetrieb Übernahme anderer Betrieb Wunsch nach etwas Neuem Unternehmerische Vorbilder Unzufriedenheit mit Arbeitsstelle (drohende) Arbeitslosigkeit Sonstiges

n=42

Quelle: Meisterschüler-Befragung

Als Zeithorizont für die Existenzgründung geben 43 % die nächsten zwei Jahre an, 33 % zwei bis fünf Jahre und 10 % benötigen ihrer Ansicht nach noch mehr als fünf Jahre zur Realisierung. 12 % gaben an, bereits selbständig zu sein.

Das Fehlen des auslösenden Momentes ist bei der Gruppe der unent-schlossenen Meisterschüler der Nahrungsmittelhandwerke noch stärker ausgeprägt als in den vorangegangenen Handwerksgruppen (vgl. Ta-fel 4.5.10). Insgesamt 90 % nannten die Hemmnisse „fehlender Ge-schäftsplan“ sowie die „Suche nach einer Gelegenheit“. Die Hälfte der unentschlossenen Meisterschüler gab zudem an, dass ihnen das notwen-dige Eigenkapital fehlen würde. 30 % waren sich unsicher, ob sie später den familiären Betrieb übernehmen möchten. Dies ist im Vergleich mit den anderen Handwerksgruppen der höchste Anteil. Immerhin noch 20 % gaben an, dass sie momentan kein Interesse an einer Selbständig-keit haben.

Tafel 4.5.10: Hemmnisse in der Gruppe der unentschlossenen Meister-schüler in den Nahrungsmittelhandwerken

Warum sind Sie noch unsicher, ob sie sich selbständig machen

wollen? (Mehrfachnennungen möglich)

0%

0%

40%

30%

20%

50%

50%

0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40% 45% 50%

Fehlendes Eigenkapital Kein Geschäftsplan Momentan kein Interesse Unsicher, ob Übernahme Suche nach Gelegenheit Wissen / Erfahrung fehlt Sonstiges

n=10

Quelle: Meisterschüler-Befragung

Die Hälfte der nicht-gründungsinteressierten Meisterschüler gab an, dass ihnen eine Existenzgründung zu risikoreich wäre (vgl. Tafel 4.5.11). Ein relativ hoher Anteil (42 %) hatte ein generelles Desinteresse an der Gründung eines Unternehmens und ebenfalls 42 % gaben Eigenkapital-mangel als Gründungshemmnis an.

Von den nicht-gründungsinteressierten Meisterschüler möchten 83 % in ihren alten Betrieb zurückkehren, knapp die Hälfte von ihnen an einen mit mehr Kompetenzen ausgestatteten Arbeitsplatz. Je ein Meisterschü-ler möchte in einen neuen Betrieb wechseln bzw. ist unentschlossen.

Tafel 4.5.11: Hemmnisse in der Gruppe der nicht-gründungsinteres-sierten Meisterschüler in den Nahrungsmittelhandwer-ken

Warum möchten Sie sich nicht selbständig machen?

(Mehrfachnennungen möglich)

0%

17%

17%

0%

50%

42%

42%

0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40% 45% 50%

Kein Interesse Fehlendes Eigenkapital Zu risikoreich Zu lange Arbeitszeiten Vernachlässigung Familie

Schlechte Rahmenbedingungen

Sonstiges

n=12

Quelle: Meisterschüler-Befragung

In der Gruppe der Meister gab es keinen Befragten, der sich selbständig gemacht hat. Bei den unselbständigen Meistern gab es einen potenziellen Existenzgründer, der sich selbständig machen möchte, wenn es seine Le-bensumstände zulassen, und einen Bäckermeister, der sich nicht selb-ständig machen möchte, weil für ihn eine Unternehmensgründung nicht finanzierbar wäre.