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Handlungsmöglichkeiten zur energieeffizienten Gestaltung der Alltagsmobilität

Im Dokument SS-2012-Alltagsmobilität (Seite 31-35)

6 Gemeinde Stössing

6.2 Handlungsmöglichkeiten zur energieeffizienten Gestaltung der Alltagsmobilität

Die Handlungsmöglichkeiten die hier für die Gemeinde aufgezeigt werden sollen, leiten sich aus den Bestandsanalysen ab. Die vorgeschlagenen Handlungsmöglichkeiten sind als Anregung für die Gemeinde zu sehen, konkrete Maßnahmen in diesen Bereichen umzusetzen. Die einzelnen Handlungsmöglichkeiten stehen nicht für sich alleine sondern sind in Kombination mit den anderen angeführten Handlungsmöglichkeiten in einem Gesamtbild zu sehen.

6.2.1 Aktive Bodenpolitik

Bei Neuplanungen und Ausweisung von Wohnbauland sollte darauf geachtet werden, dass diese im Sinne einer Nachverdichtung vor allem in fußläufiger Distanz zum Ortszentrum in Stössing erfolgen. Dadurch wird verhindert, dass durch die Ausweisung von Wohnstandorten in großer Distanz zur Versorgungsinfrastruktur der Gemeinde, zusätzliche weite Wege entstehen.

Das Ortszentrum von Stössing bietet sich aufgrund des Angebots an Versorgungs- und öffentlicher Verkehrsinfrastruktur für die Erweiterung bzw. Verdichtung des Siedlungsgebietes an. Maßnahmen zur aktiven Bodenpolitik können neben der Vermeidung von großen Distanzen auch zum Erhalt eventuell gefährdeter Infrastruktur (wie z.B.

Nahversorger, Post, öffentlicher Verkehr), durch das Schaffen zusätzlicher Nachfrage beitragen (vgl. Beckmann and Witte 2006).

Das kann erreicht werden, durch eine aktive Bodenpolitik der Gemeinde die sich zum Ziel setzt, Flächenpotenziale wie Baulandreserven oder Leerstände zu nutzen und künftige Siedlungsentwicklung auf ortsnahe Flächen zu konzentrieren. In Niederösterreich werden Gemeinden vor allem durch die Niederösterreichische Dorf- und Stadterneuerung bei der Nachverdichtung in den Ortszentren unterstützt (vgl. Prokop 2011).

Ein Referenzbeispiel für aktive Bodenpolitik in Österreich ist die Gemeinde Steinbach an der Steyr in Oberösterreich. Die Gemeinde setzte bei der Steuerung der Siedlungsentwicklung vor allem auf die Revitalisierung der bestehenden Bausubstanz im Ortskern, die Rückwidmung in Grünland zur Vermeidung weiterer Zersiedelung und die Konzentration der künftigen Siedlungsentwicklung auf ortsnahe Flächen. Die Siedlungsgrenzen konnten so kompakt gehalten werden und ein reges Dorfleben konnte aufrecht erhalten werden. Der Erwerb von diversen Flächen durch die Gemeinde, der durch das Land Oberösterreich unterstützt wird, war unter anderem ausschlaggebend für den Erfolg dieser Maßnahme (vgl.

Prokop 2011).

6.2.2 Gewährleistung einer Mindestversorgung

Der Alltag in der Gemeinde ist aufgrund des geringen Angebotes an Versorgungsinfrastruktur, nur in geringem Maße ohne die Zurücklegung großer Distanzen zu bewältigen. Nur Bewohner/innen des Ortszentrums können einige Erledigungen, wie den Einkauf, in der Nähe ihres Wohnstandortes tätigen.

Viele Einrichtungen, vor allem im Gesundheitsbereich sind nur in der Nachbargemeinde Kasten bzw. in der nächstgrößeren Gemeinde Böheimkirchen zu erreichen. Maßnahmen zur Sicherung einer Mindestversorgung fördern zwar die nahräumliche Mobilität für einen bestimmten Teil der Bevölkerung, der im Ortszentrum lebt, trägen aber für die restlichen Gemeindebewohner/innen nicht zwingend zum Umstieg vom motorisierten Individualverkehr auf Verkehrsmittel des Umweltverbundes bei. Vor allem das Angebot im öffentlichen Verkehr ist bezüglich der Bedienintervalle und der flächendeckenden Erreichbarkeit von Haltestellen zu unattraktiv um eine Konkurrenz zum motorisierten Individualverkehr in der Alltagsmobilität darzustellen. Dieser Problematik wird mit der Sicherstellung von differenzierten Bedienungsformen in einer weiteren Handlungsempfehlung Rechnung getragen. Durch diese Maßnahme, sollen vor allem die mit dem motorisierten Individualverkehr zurückgelegten Distanzen verringert werden.

Ziel sollte es daher sein eine Mindestversorgung mit Gütern des täglichen oder periodischen Bedarfs, und personen- und haushaltsbezogenen Dienstleistungen sowie Verkehrsdiensten zu gewährleisten. Besonders wichtig ist diese Maßnahme im Hinblick auf die Abhängigkeit vom motorisierten Individualverkehr für die Bewohner/innen des Ortszentrums und der zurückgelegten Distanzen für die restlichen Gemeindebewohner/innen. Durch die Mindestversorgung wird vor allem die nahräumliche Mobilität gefördert. Für die Gemeinde Stössing bedeutet das, die vorhandene Struktur mit einem lokalen Nahversorger sowie einer Postfiliale im Ort zu erhalten. Zusätzlich sollte die Versorgungsstruktur nach Möglichkeit vor allem im Bereich der personen- und haushaltsbezogenen Dienstleistungen, wie etwa einem Friseur, Fahrdienste und Hauswirtschaftsdienste erweitert werden (vgl. Beckmann and Witte 2006).

Eine mögliche Strategie zur Umsetzung dieser Handlungsempfehlung für die Gemeinde Stössing sind mobile Dienste. Neue Modelle mobiler Dienste wurden in den letzten Jahren immer wieder im ländlichen Raum erprobt und erfreuen sich, parallel mit der Nutzung der Informations- und Kommunikationstechnologie, in allen Altersklassen zunehmender Beliebtheit. Hierbei sollte unbedingt auch auf interkommunale Kooperationen innerhalb der Region gesetzt werden um den Nutzen weitestgehend zu erhöhen (vgl. Beckmann and Witte 2006). Ein Beispiel dafür, wie dieses Prinzip innerhalb der Gemeinde bzw. Region bereits umgesetzt wird, sind die mobilen Pflegedienste der Caritas und des Hilfswerks.

Eine weitere Möglichkeit wäre die Verbindung von Kindergarten- und Schulzeiten, mit Öffnungszeiten des Nahversorgers und der Postfiliale bzw. des Gemeindeamtes. Da diese Standorte im Ortszentrum in unmittelbarer Nachbarschaft liegen, könnten so Eltern, die ihre Kinder jedenfalls mit dem Auto abholen, kurz vor oder nach dem Abholen des Kindes ihre Erledigungen machen. Momentan ist es so, dass die Geschäfte über Mittag geschlossen haben. Genau zu dieser Zeit haben viele Kinder Schulschluss. Gemeinsam mit den Kaufleuten, dem Kindergarten und der Schule könnte hier eine Abstimmung vorgenommen werden. Ist eine Abstimmung der Schul- und Öffnungszeiten möglich, ist auf alle Fälle eine Informationsaktion notwendig, um die Eltern auf das Angebot aufmerksam zu machen. Es wäre auch ein Testbetrieb denkbar, um die Umsetzbarkeit zu überprüfen.

Energieeffiziente Gestaltung der Alltagsmobilität in den Gemeinden Eichgraben und Stössing | 33 Die Vorteile in Bezug auf die energieeffiziente Alltagsmobilität ergeben sich aus der

„Einsparung“ eines Wegs und der damit verbundenen Distanz, die in der Gemeinde Stössing nicht unerheblich sind. Für die betroffenen Eltern ergibt sich zudem eine Zeitersparnis, da sie sowohl ihre Einkäufe tätigen als auch ihr/e Kind/er abholen können.

6.2.3 Förderung der Ortsbindung

Die Erhaltung und der Ausbau der Förderung von weitgehend bürgerschaftlich organisierten Ortsaktivitäten kann die Ortsbindung erhöhen. Dadurch wird eine höhere Wertschätzung lokaler Versorgungsinfrastruktur erreicht. Das wiederum führt zu einer erhöhten Nachfrage innerhalb der Gemeinde. Nach Möglichkeit sollte weiterhin das bürgerschaftliche Engagement infrastrukturell, finanziell und organisatorisch seitens der Gemeinde unterstützt werden (vgl. Beckmann and Witte 2006).

Wesentlich ist dabei auch die Information für Neuzugezogene über die Versorgungs- und Mobilitätsangebote, sowie über die Möglichkeiten bürgerschaftlichen Engagements (z.B.

Teilnahme am Vereinsleben) in der Gemeinde. Die energieeffiziente Gestaltung der Alltagsmobilität in der Gemeinde Stössing soll, durch die Information über Alternativen zur Ziel- und Verkehrsmittelwahl, für Neubürger/innen erleichtert werden (vgl. Beckmann and Witte 2006). Ein gutes Beispiel dafür lässt sich in der zweiten Untersuchungsgemeinde Eichgraben finden. In der Marktgemeinde Eichgraben findet jährlich ein Neubürger/innenempfang statt. Dort präsentieren sich lokale Vereine, Gewerbetreibende und die politischen Verantwortlichen und informieren gleichzeitig über das vielseitige Angebot im Gemeindeleben (vgl. Marktgemeinde Eichgraben 2012).

6.2.4 Sicherstellung der Mobilität durch differenzierte Bedienungsformen

Um den Erhalt der Mobilität im Alltag aller Personen- und Altersgruppen sicherzustellen und den Umstieg vom motorisierten Individualverkehr auf den öffentlichen Verkehr zu fördern, sollte in der Gemeinde Stössing eine Ergänzung des öffentlichen Verkehrsangebotes vorgenommen werden. Vor allem außerhalb der Hauptverkehrszeiten (morgens und abends) sind die Bedienzeiten des Linienbussystems unzureichend. Für viele periodische Aktivitäten (wie z.B. Bankgeschäfte, Friseurbesuche, Arztbesuche) ist zudem ein Weg außerhalb der Gemeinde erforderlich. Die Haltestellen der Buslinien sind zudem nicht für alle Gemeindebürger/innen erreichbar. Besonders Bewohner/innen der Siedlungssplitter im südlichen Teil der Gemeinde, sowie die Bewohner/innen der im Gemeindegebiet verstreuten Bauernhöfe, haben keinen Zugang zu Haltestellen des öffentlichen Verkehrs.

Um diesbezüglich die Flexibilität für alle Personengruppen in der Gemeinde zu erhöhen, sollte außerhalb der Hauptverkehrszeiten des Linienbussystems die Bedienhäufigkeit des öffentlichen Verkehrs durch alternative Bedienungsformen ergänzt werden. Denkbar wäre für Stössing ein kombiniertes Linien- und Bedarfssystem (vgl. Beckmann and Witte 2006). Das würde für die Gemeinde bedeuten, dass das bestehende Linienbussystem durch ein bedarfsorientiertes Bussystem, wie ein Gemeindebussystem, ergänzt wird. Ein bedarfsorientiertes Bussystem bietet die Vorteile einer flexiblen Linienführung und der Lückenschließung von Bedienzeiten im linear geführten öffentlichen Verkehr.

Bei dieser Handlungsempfehlung ist es unter anderem aufgrund der Wirtschaftlichkeit notwendig mit anderen Gemeinden in der Region zusammenzuarbeiten (vgl. Koch and Zech 2009). Da einige Zielorte für die Bewohner/innen von Stössing in Kasten bei Böheimkirchen liegen, liegt eine interkommunale Kooperation mit der Nachbargemeinde nahe.

Es wird ein interkommunales Gemeindebussystem, nach dem Vorbild der burgenländischen GmoaBusse empfohlen. Die Vorteile eines derartigen Gemeindebussystems sind vielfältig. Bei dem Fahrzeug handelt es sich meist um einen komfortablen Kleinbus mit acht Sitzplätzen, der mit einem niedrigen Fahrzeugboden ausgestattet ist, damit ein stufenloses Ein- und Aussteigen möglich ist. Da die Fahrgäste normalerweise direkt zu Hause abgeholt und an den gewünschten Zielort gebracht werden stellt das Gemeindebussystem ein sehr bequemes und flexibles Verkehrsmittel für die Nutzer/innen dar. Die GmoaBusse beschäftigen als Lenker/innen Gemeindebürger/innen. Das garantiert eine hohe Ortskenntnis und soziale Kompetenz der Lenker/innen (vgl. Koch and Zech 2009).

Wichtig für die erfolgreiche Umsetzung eines Gemeindebusses ist ein maßgeschneidertes Konzept für die Gemeinde(n), das unbedingt unter Mitwirkung der Bevölkerung erarbeitet werden sollte, um auf die Mobilitätsbedürfnisse der Bevölkerung einzugehen. Eine Kooperation mit lokalen Nahversorgern und personenbezogenen Dienstleistern kann sich ebenfalls rentieren, da diese einen wirtschaftlichen Nutzen aus dem Gemeindebussystem ziehen können. Ein weiterer Synergieeffekt der sich für die Gemeinde Stössing ergeben könnte ist, dass der bestehende Schulbus der unter anderem von der Gemeinde finanziert wird, in das Gemeindebussystem integriert werden könnte. Es ist allerdings darauf zu achten, dass der Gemeindebus Teil des regionalen öffentlichen Verkehrssystems wird und nicht in Konkurrenz zu bestehenden öffentlichen Verkehrsmitteln steht (vgl. Koch and Zech 2009).

Die Bindung an den motorisierten Individualverkehr im Alltag könnte durch Maßnahmen in diesem Bereich gemindert werden. Die zusätzliche Ausstattung im öffentlichen Verkehr sollte durch entsprechende Information der Bevölkerung zu einem Umstieg vom motorisierten Individualverkehr beitragen.

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7 Marktgemeinde Eichgraben

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