• Keine Ergebnisse gefunden

wirtschaftliche Schwerpunktsetzung

3.2 Handlungsfeld Energiewirtschaft

Die Energiewirtschaft in der Lausitz ist mit der energetischen Verwertung der Braunkohle zugleich Kern der Wirtschaft und Herausforderung im Zuge der Transformation des Energiesektors hin zu Erneuerbaren Energien. Aufgrund der großen Braun-kohlevorkommen nimmt der Energiesektor in der Lausitz

traditionell eine übergeordnete Rolle ein (IFO-INSTITUT 2013:38).

Die Studie des IMU-Instituts beschreibt die bisherige Rolle der Lausitzer Braunkohle als „eine unverzichtbare Brücke zur Energie-versorgung der Zukunft“. Die Braunkohle steht für eine grund-legende Versorgungssicherheit und bezahlbare Energiepreise.

Sie sichert ca. 8.700 direkte, indirekte und induzierte Arbeitsplätze in der Lausitz Region und trägt maßgeblich zu einem jährlich wachsenden BIP pro Kopf in der Region bei (28.434 Euro pro Kopf im Jahr 2015) (RWI 2018:53). Die drei Kraftwerke Jänschwalde, Boxberg und Schwarze Pumpe gehören zu den größten Kraft-werken in Deutschland und erreichten 2016 zusammen eine Stromerzeugung von 49,3 TWh. Dies entspricht rund einem Drittel des bundesweit durch Braunkohle erzeugten Stroms und 7 % der gesamten deutschen Stromerzeugung (DEBRIV 2017:50 u. 64).

Folglich kann die Braunkohle bisher als wirtschaftsstrukturelles Alleinstellungsmerkmal der Lausitz angesehen werden, welches zu einem Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit energieintensiver Unternehmen und Industrien in Brandenburg und Sachsen beiträgt (IMU-INSTITUT BERLIN 2015:13). Jedoch wird sich dieser Fokus auf die Braunkohle in Zukunft durch die Klimaschutz-vorhaben der Bundesregierung ändern, damit Deutschland die im Pariser Klimaabkommen beschlossenen CO2 -Emissionsgrenz-werten einhalten kann. Die sukzessive Reduktion des Braunkohle-abbaus ist einer der Gründe für den Strukturwandelprozess im Lausitzer Revier. Dabei geht es darum, die bestehende Energie-region zu stärken und im Transformationsprozess zu unterstützen, vorhandene Infrastruktur zu nutzen und weiter auszubauen und intensiv in Energieforschung und innovativen Technologien zu investieren.

Die brandenburgische Landesregierung hat im Zuge des Struktur-wandels im Energiesektor mit Cottbus, Spremberg und dem Verbund Westlausitz drei Städte/Regionen als Regionale Wachs-tumskerne (RWK) deklariert und in ihrer Landesplanung ver-ankert. Die RWKs werden nach dem Motto „Stärken stärken“ prio-ritär gefördert. Die drei Wachstumskerne verfolgen die übergeord-neten Entwicklungsziele der fortwährenden Profilierung als

Energieregion, der Stärkung ausgeprägter Sektoren, inklusive vor- bzw. nachgelagerter Branchen, sowie die Stärkung ihrer Allein-stellungsmerkmale (PROGNOS 2008:53). Als politisch-strate-gischer Wegweiser der Energie- und Klimapolitik der branden-burgischen Landesregierung fungiert die Energiestrategie 2030 (PROGNOS 2016:24). Neben der Orientierung an den Zielen

Umwelt- und Klimaverträglichkeit, Versorgungssicherheit, Wirtschaftlichkeit, Akzeptanz und Beteiligung bezieht sich die Strategie im Sinne der Braunkohle vor allem auf die Sicherstellung der Versorgung und die Gewährleistung der Bezahlbarkeit von Energie (WUPPERTAL INSTITUT FÜR KLIMA, UMWELT, ENERGIE 2016:5f). Auch Sachsen veröffentlichte 2012 ein Energie- und Klimaprogramm, welches zum Zeitpunkt der Erstellung dieser Studie gerade überarbeitet wird. Neben klima-politischen Zielen zur Reduzierung der CO2-Emmissionen be-inhaltet das Programm Ziele zur Stärkung und Modernisierung der Energiewirtschaft in Sachsen. Dabei sollen die Möglich-keiten der stofflichen Nutzung der Braunkohle weiter untersucht und angewandt werden, der Anteil der Erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung weiter erhöht werden und die Energie-effizienz gesteigert werden. Die dazu notwendigen Rahmen-bedingungen beinhalten Netzaus- und Umbau, innovative Speicherung sowie starke Energieforschung.

Damit die Versorgungssicherheit der energieintensiven Unter-nehmen sowie der zivilen Bevölkerung gewährleistet ist, müssen ausreichend alternative Energiequellen zur Verfügung stehen.

Eine mögliche Übergangstechnologie bildet das Gas-KWK-Kraftwerk. Am Kraftwerksstandort Jänschwalde wird momentan ein Gas-KWK-Kraftwerk mit entsprechender Wärmeauskopplung für die Stadt Cottbus errichtet (AGORA ENERGIEWENDE 2017:39). Sowohl Brandenburg als auch Sachsen fördern außer-dem Energieeffizienzsteigerungsmaßnahmen (für

Übergangstechnologien, aber auch z.B. im Bereich der privaten Gebäudesanierung).

Es herrscht Einigkeit darüber, dass die Erneuerbaren Energien weiter ausgebaut und industrialisiert werden müssen, damit die Energiewirtschaft in der Lausitz erhalten bleibt. Bereits im Jahr 2015 wurden allein in Brandenburg im Bereich der Erneuerbaren Energien rund 10.500 direkte und indirekte Arbeitsplätze ge-sichert. Davon entfällt zwar nur ein Teil auf den brandenburg-ischen Teil des Lausitzer Reviers, es ist jedoch zu bedenken, dass die Beschäftigen im Sektor der Erneuerbaren Energien aus

Sachsen hier nicht mitkalkuliert sind (PROGNOS 2017 b:34). Die Studie „Zukunftsperspektiven der Lausitz – was kommt nach der Kohle?“ sieht die Bereiche Erneuerbare Energien, Energieeffizienz und kohlenstoffarme Technologien als wichtige Ansatzpunkte, in welchen in den kommenden Jahren mit steigender Wertschöpf-ung und BeschäftigWertschöpf-ung zu rechnen ist. Konkret besitzt die Lausitz dank ihrer weitläufigen Freiflächen mit überdurchschnittlich hohen Windgeschwindigkeiten großes Entwicklungspotenzial für Windenergieanlagen. Als Grundlage für die Fortschreibung der Energiestrategie 2030 des Landes Brandenburg hat die Prognos AG (2017 b) drei Szenarien der Beschäftigungsentwicklung im Bereich der Erneuerbaren Energien in Brandenburg aufgestellt.

Demnach werden bei einer maximalen Nutzungsdauer der

Braun-kohle und bei einem damit einhergehenden langsamen Ausbau der Erneuerbaren Energien im Jahr 2020 rund 13.400 Menschen im Bereich der Erneuerbaren Energien beschäftigt sein, davon 8.800 Beschäftigte im Bereich der Windenergie in Brandenburg (bei Herstellung und Wartung z.B. bei Vestas in Lauchhammer).

Bis 2050 wird die Beschäftigung im Windkraftsektor auf 10.600 ansteigen, die Gesamtzahl der Beschäftigten im Bereich der Erneuerbaren Energien jedoch auf 13.100 sinken. Die Wert-schöpfung durch Erneuerbare Energien steigt in diesem Szenario von 700 Mio. Euro im Jahr 2015 auf 960 Mio. Euro im Jahr 2020 und weiter auf 1,5 Mrd. Euro im Jahr 2050. In einem Szenario mit einem Ausstieg aus der Braunkohle bis 2035 sind die Beschäf-tigtenzahlen in Brandenburg im Jahr 2020 gleich wie im eben beschriebenen Szenario (also bei 13.400 Beschäftigten), im Jahr 2050 würden die Beschäftigtenzahlen dann aber auf 18.500 ansteigen. Die Wertschöpfung durch Erneuerbare Energien steigt nach diesem Szenario in Brandenburg bis 2050 auf über 2 Mrd.

Euro an (PROGNOS 2017 b:53).

Nach dieser Studie, die Branchen der Wind- und Solarenergie sowie Energie aus Biomasse betrachtet, verzeichnet die Wind-kraftbranche größte Zuwächse. Nachdem bereits in den ver-gangenen Jahren beachtliche Erfolge in der Windenergienutzung in der Lausitz erzielt werden konnten, ist auch in Zukunft davon auszugehen, dass nach der sukzessiven Reduktion des Braun-kohleabbaus einige Tagebauflächen für Wind- und Solarenergie-anlagen nutzbar gemacht werden (SCHULZ, SCHWARTZKOPFF 2015:19). Die vorhandenen Kompetenzen, die bestehende Stromnetzinfrastruktur und die vorhandene (wenn auch ausbau-fähige) Forschungslandschaft (HS Zittau-Görlitz, BTU Cottbus-Senftenberg, Fraunhofer etc.), bilden dabei einen Standortvorteil.

Die Innovationsregion Lausitz GmbH sieht im Wachstumsmarkt

„Industrialisierung der Energiewende“ Beschäftigungspotenzial.

Dabei soll im Sinne der Lausitzformel für jede abzuschaltende Kraftwerksleistung im Bereich der fossilen Energieträger ein klima-neutrales Äquivalent im Strommarkt entstehen („1 GW pro 1 GW“), bspw. durch Wind- und Solarkraftanlagen. Die stillgelegten Tage-bauflächen bilden einen guten Standort für Windenergie- und Photovoltaikanlagen, insbesondere wenn die Netzanschlüsse von beiden genutzt werden können (AGORA ENERGIEWENDE 2017:39). Die vorhandenen Stromnetzinfrastrukturen in der Lausitz stellen einen Startvorteil gegenüber anderen Regionen im Bereich der Erneuerbaren Energien dar (AGORA ENERGIE-WENDE 2017:38f.).

Sowohl die wirtschaftsnahen als auch die politischen Akteure sehen außerdem ein großes Potenzial in Energiespeichersyste-men. Energiespeichersysteme sind notwendig um auch mit regen-erativen Energiequellen, die hoch-volatil sind, Netzstabilität und Versorgungssicherheit zu gewährleisten. In der Lausitz gibt es bestehende und geplante Vorhaben zur Energiespeicherung und

Sektorenkopplung, also Energiesysteme, die die Sektoren der Elektrizität, Wärmeversorgung und Verkehr verbinden (MWE BRANDENBURG und SMWA SACHSEN 2017). Außerdem betrachtet das Wirtschaftsministerium Brandenburgs Rotations-speicher (EnergieRotations-speicherung durch Rotation eines

Schwungrades, beim Abbremsen des Rades wird die Energie zurückgewonnen) als eine Alternative zu Pumpspeicherkraftwer-ken mit Wachstumspotenzial. Zusätzlich gibt es mehrere Vorhaben zu Batteriespeichern in industrieller Größenordnung und zu ther-mischen Energiespeichern. Mit Blick auf die Lausitzer Seeland-schaft, die zukünftig weiter ausgebaut wird, spielt Forschung in Seethermie zunehmend eine Rolle (Interview: LAUSITZRUNDE SACHSEN; LAUSITZRUNDE BRANDEN-BURG). Die Betrachtung der Kohlechemie aus Braunkohle spielt bei Speichersystemen auch eine Rolle, denn daraus können chemische Energiespeicher entwickelt werden. (Interview: LAUSITZRUNDE BRANDEN-BURG). Die Innovationsregion Lausitz GmbH hat außerdem den Wachstumsmarkt „Urbane Energiewende“ in der Lausitz

identifiziert. Die „Urbane Energiewende“ bezieht sich auf die Neuregelung der städtischen Fernwärmeversorgung im Zuge der Integration von Energietechnologien und der digitalen Vernetzung im Sinne einer „Smart City“ (IHK COTTBUS 2017:4). In der Studie der Agora Energiewende wird die „Urbane Energiewende“ auch als eine mögliche Modellregion „Grüne Lausitz“ beziehungsweise

„Smart City Cottbus“ dargestellt. Dabei soll eine sektorengekop-pelte Energieversorgung, durch die digitale Vernetzung von Strom- und Fernwärmeversorgung aus regionaler Erzeugung, gefördert werden (AGORA ENERGIEWENDE 2017:39). Solche Vorhaben sind im Revier von hoher Bedeutung, da die Lausitz Potenzial für experimentelle (Energie)Forschung bietet.

Es ist unbestritten, dass die Energiewirtschaft der Wirtschaftskern der Lausitz ist. Heute dominiert hierbei die Energie aus Braun-kohle. Mit einer Diversifizierung des Energiesektors und mit einer gezielten Unterstützung von zukunftsträchtigen Technologien können die bestehenden Kompetenzen sinnvoll genutzt und aus-gebaut werden. Die vorhandenen Stromnetze, Flächen der Tage-baugebiete, Fachkräfte und Forschungseinrichtungen können weiter zu einem Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Re-gionen ausgebaut werden. Sollte der Sektor erfolgreich diver-sifiziert werden, sichert es zudem die zukünftige Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit der Lausitz. Durch die Berücksich-tigung Erneuerbarer Energien und kohlenstoffarmer Energieträger bei der Transformation des Energiesektors wird das Handlungsfeld Energiewirtschaft zu einer hohen Qualität im Transformations-prozess im Sinne der Ziele des Klimaschutzplans beitragen. Es würden sowohl ökologische als auch ökonomische und soziale Ziele unterstützt werden. Beide Bundesländer haben Pläne in Bezug auf Klimaschutz und Energiewende aufgestellt, um die CO2-Emission nachhaltig zu reduzieren. Sollten jedoch haupt-sächlich die ökologischen Ziele verfolgt werden, kann es negative

Auswirkungen auf soziale und wirtschaftliche Nachhaltigkeit haben. Es gilt daher bei den zukünftigen Vorhaben der Energie-wirtschaft die drei Säulen im Auge zu behalten.

Die beschriebene Transformation in der Energiewirtschaft weist exogene Potenziale für die wirtschaftliche Entwicklung in der Lausitz auf. Umweltfreundliche und dauerhaft kosteneffiziente Energiewirtschaft ist eine sehr wichtige Branche mit hohem Wachstumspotenzial. Das Revier würde auch weiterhin Energie über seinen Eigenverbrauch hinaus produzieren und damit Wert-schöpfung aus dem Fernabsatz von Energie und Energiedienst-leistungen erzielen. Wenn Technologien z.B. im Bereich der Speichersysteme, entwickelt werden, die einen überregionalen Absatzmarkt haben, wird das mehrere positive Effekte in der Lausitz haben. Dafür müssen Produktionsstätten und Forschungs-einrichtungen in den oben genannten Bereichen der Energie-wirtschaft in der Lausitz angesiedelt werden. Der Bau von Photo-voltaikanlagen oder Energiespeichern würde zudem wertvolle Industriearbeitsplätze schaffen. Ebenfalls besteht die Möglich-keit, Kohlechemie als Basis für die Entwicklung von Energies-peichersystemen zu nutzen. Hierfür könnten mögliche Fortschritte in der Forschung, Entwicklung und Vermarktung der Braunkohle für stoffliche Nutzung aus Sachsen-Anhalt (durch Romonta GmbH und Forschungsvorhaben) genutzt werden.

Außerdem könnte das vorhandene Know-how für Rekultivierung der Lausitzer und Mitteldeutschen Bergbau-Verwaltungsgesell-schaft (LMBV) auch in anderen Bergbauregionen im In- und Ausland genutzt werden (AGORA ENERGIEWENDE 2017:39).

Momentan ist es noch schwer abzuschätzen, inwieweit die zahl-reichen Arbeitsplätze der traditionellen Braunkohleindustrie durch Beschäftigungsmöglichkeiten einer transformierten Energiewirt-schaft kompensiert werden können. Die interviewten Experten äußerten insbesondere Bedenken im Hinblick auf die Kompen-sation der Arbeitsplätze von Arbeitern im Tagebau, die für ihre Berufsgruppe überproportionale Einkommen aufweisen. Mit Umschulungsprogrammen könnten diese Arbeitskräfte für neue Bereiche der Energiewirtschaft vorbereitet werden. Szenarien schätzen die Beschäftigungspotenziale der transformierten Energiewirtschaft ab. Ein Szenario aus der brandenburgischen Energiestrategie deutet auf hohe Kompensationsmöglichkeiten aus dem Bereich der Erneuerbaren Energien hin. Da die Lausitz bereits eine Energieregion ist und über Kompetenzen und Infra-strukturen in diesem Bereich verfügt, ist eine gute Umsetzbarkeit des Handlungsschwerpunktes gegeben. Die Energiewende und die Energiewirtschaft werden auch weiterhin eine wichtige Rolle in Deutschland spielen. Deswegen ist davon auszugehen, dass das Handlungsfeld Energiewirtschaft dauerhaft eine Chance hat. Mit der richtigen Platzierung von Forschungsvorhaben können dabei besonders zukunftsträchtige (Energie-) Technologien entwickelt

werden. Die interviewten Experten waren sich einig, dass das in der Lausitz bereits vorhandene Wissen im Bereich der Energie-wirtschaft weiter genutzt und ausgebaut werden soll. Wichtig ist bei der Energiewende jedoch, dass die Versorgungssicherheit und Preisstabilität gewährleistet werden, damit energieintensive

Branchen (die vorhandenen oder die zukünftigen) in der Hinsicht keine Standortnachteile haben. Die energetische Versorgungs-sicherheit bildet die Basis für alle anderen (zumeist energie-intensiven) Handlungsschwerpunkte in der Lausitz. Durch die Verbindung zur chemischen Industrie sowohl bei Energiespeicher-systemen als auch bei der stofflichen Nutzung der Braunkohle sind hier Synergiepotenziale ausschöpfbar. Die Sektorkopplung der Energiesysteme verbindet Energiewirtschaft unmittelbar mit Verkehr, also Mobilität. Der Aufbau von Produktionsstätten im Bereich Power-to-Gas-Anlagen sowie modernen

Speicher-systemen bietet eine unmittelbare Verbindung zum Handlungsfeld Mobilität, explizit Elektromobilität. Innovative Speichersysteme sind eine notwendige Technologie für Batteriespeicher.

Infrastruktur und Flächenbereitstellung

In Bezug auf die Ausnutzung der Potenziale der Energiewirtschaft wird häufig ein weiterer Ausbau der Stromnetzinfrastruktur vorgeschlagen. Die bestehenden Stromnetze sichern dem Lausitzer Revier momentan einen Standortvorteil gegenüber anderen Regionen ohne etablierte Energiewirtschaft. Für den Ausbau der Erneuerbaren Energien, die eine hoch volatile Energiequelle darstellen, müssen die Stromnetze dementsprech-end angepasst und erweitert werden. Für das Vorhaben der Sektorenkoppelung sind zudem Hybridnetze notwendig. Außer-dem werden effiziente Speicher für den erneuerbar erzeugten Strom benötigt.

Innovationsfähigkeit

Das regionale Innovationssystem in der Lausitz ist nur

rudimentär ausgebildet, auch wenn die vorhandenen Hochschulen gute Anknüpfungspunkte im Innovationsbereich bilden. Die Aus-baunotwendigkeit der Innovationsfähigkeit der Lausitz wurde bereits in mehreren Papieren diskutiert (BTU COTTBUS-SENFTENBERG 2016; PROGNOS 2008; PROGNOS 2016;

AGORA ENERGIEWENDE 2017). Da der Anteil der

FuE-Beschäftigten an den sozialversicherungspflichtig FuE-Beschäftigten im Jahr 2016 lediglich bei 1,4 % lag und die Patent- und Gründungs-statistik sowie die Selbstständigenquote seit Jahren konstant unter dem Bundesdurchschnitt liegen, werden in der Lausitz zu wenige Ideen entwickelt, die das Potenzial haben, in einem Markt zu reifen und langfristig zu einem neuen Geschäftsfeld zu werden

(WUPPERTAL INSTITUT FÜR KLIMA, UMWELT, ENERGIE 2016:22; BTU COTTBUS-SENFTENBERG 2016:69). Die Lage für den brandenburgischen Teil der Lausitz ist etwas prekärer als die für Sachsen. Das Vorhandensein von mehreren Ballungszentren

und auch anderen Industrieschwerpunkten (neben der Energie-wirtschaft) wirkt sich im sächsischen Teil der Lausitz positiv aus.

Dennoch ist auch die sächsische Lausitz im Vergleich zu Sachsen insgesamt im Bereich FuE deutlich unterdurchschnittlich

ausgeprägt (BERGER, SCHNELLENBACH 2017). Im Regional-ranking des Instituts der Deutschen Wirtschaft findet sich der Landkreis Görlitz (neben der Stadt Cottbus) unter den zehn schlechtesten Regionen Deutschlands im sogenannten Dynamik-ranking (IW CONSULT 2016). Bestätigt wird dies auch im

Prognos-Zukunftsatlas 2016, wo der Landkreis Görlitz den Rang 381 von insgesamt 402 Kreisen belegt und somit zur Kategorie

„Hohe Zukunftsrisiken“ gehört. Ähnlich schlecht schneidet zudem die Stadt Cottbus ab (Platz 350, Kategorie „Zukunftsrisiken“) (PROGNOS ZUKUNFTSATLAS 2016). Der Freistaat Sachsen sieht die Ursachen des schwachen Lausitzer Innovationssystems in der mangelnden Identifizierung mit der regionalen Innovations-kultur, dem unzureichenden Innovationsmanagement und einer noch nicht ausreichenden Finanzierung durch Länder und Bund (BTU COTTBUS-SENFTENBERG 2017:25). Die ländliche Struktur und die Altersstruktur der Bevölkerung sind weitere Faktoren, welche die Innovationkraft der Lausitz negativ beeinflussen.

Die in der Lausitz angesiedelten Hochschulen sind die Branden-burgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg (BTU) mit den zwei Standorten Cottbus und Senftenberg, die Technische Hochschule Wildau, das Internationale Hochschulinstitut Zittau (IHI) und die Hochschule Zittau/Görlitz in Deutschland. Die BTU sowie die Hochschule Zittau-Görlitz haben einen technischen Fokus und leisten einen Beitrag zu der Thematik des Struktur-wandels. Die IRL deutet darauf hin, dass sowohl an der BTU als auch an der HS Zittau-Görlitz ein Generationenwechsel stattfindet.

Dieser Generationenwechsel kann als Chance genutzt werden, um Professoren in die Lausitz zu holen, die in den identifizierten Handlungsfeldern neue Forschungsbereiche aufbauen oder

bestehende weiter aufwerten. Des Weiteren bietet die unmittelbare Nähe zu Polen und Tschechien Potenziale bei

Hochschul-kooperationen. Die BTU Cottbus-Senftenberg wurde kürzlich im Fachgebiet Leichtbau mit strukturierten Werkstoffen mit dem Projekt „Hocheffiziente CFK-Profilplatten für Wärmeübertragungs-systeme“ für den Innovationspreis Berlin Brandenburg 2017 nominiert. Damit sind unter den zehn nominierten Projekten zwei Projekte aus der Lausitz. Das zweite Projekt „Extern befeuerte Gasturbine zur Verwertung von hidden fuels“ wurde von Professor Dr. Berg & Kießling GmbH (B+K) eingereicht (CLUSTER

KUNSTSTOFFE UND CHEMIE 2017). Grundsätzlich versuchen die regionalen Akteure der Lausitz die trilaterale Vernetzung von in der Region ansässigen Unternehmen untereinander sowie zwischen Forschungseinrichtungen und Unternehmen zu unterstützen (IFO-INSTITUT 2013:120). Der durch solche Verflechtungen erhoffte Wissenstransfer zwischen den

verschiedenen Institutionen dient der Verbesserung der

Standort-voraussetzungen und der Erschließung neuer Geschäftsfelder.

Durch die überregionale und sektorübergreifende Zusammenarbeit sollen neue Innovationsfelder für mittelständische Unternehmen der Energiewirtschaft und -technologie erschlossen und langfristig Arbeitsplätze geschaffen werden (INNOVATIONSMONITOR 2017).

Das brandenburgische Wirtschaftsministerium schlägt dies-bezüglich vor, neben den Universitäten in der Lausitz auch die bestehenden Projektgruppen der Fraunhofer Gesellschaft, die an der BTU angesiedelt sind, weiter auszubauen und mit neuen Themen, nicht nur im Bereich der Energieforschung, zu unter-füttern. Das sächsische Wirtschaftsministerium unterstützt den Ausbau der Energieforschung. So sollen die Transformations- und Energieforschung an der HS Zittau-Görlitz gemeinsam mit dem Leibniz Institut für ökologische Raumentwicklung ausgebaut werden. Außerdem wird die Förderung von Vorhaben für Leicht-bauforschung, die für Energiespeichersysteme von Bedeutung sind, an der HS Zittau-Görlitz und dem Fraunhofer Institut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik als sinnvoll erachtet.

Auch die Förderung von Vorhaben zur dezentralen Sektoren-koppelung wird als vorrangig betrachtet. Das sächsische Wirtschaftsministerium schlägt vor, dass dieses vorhaben an der TU Dresden angesiedelt wird. Das Forschungs-vorhaben soll sowohl dem Lausitzer als auch dem Mitteldeutschen Revier zu Gute kommen. Eine weitere Idee ist es, den Standort von Instituten und Forschungseinrichtungen, die zumindest teilweise staatlich gefördert werden, wie Fraunhofer, Helmholtz und Leibniz, aus anderen Regionen Deutschlands in die Lausitz zu verlagern. Diese Ansiedlungen wären nach Ansicht einiger Revier-vertreter ein wichtiger Schritt zur Forschungs-Modellregion Lausitz (Interview: LAUSITZRUNDE BRANDENBURG). Verlagerungen von privaten Forschungsinstituten (Kategorie 2.000+ Mitarbeiter) wie dem Max-Planck-Institut oder der Arbeitsgemeinschaft indus-trieller Forschungsvereinigungen wären ebenfalls wünschenswert, werden aber als gänzlich unrealistisch eingeschätzt.

Ein weiterer Aspekt ist die künftige Ausrichtung des regionalen Forschungsprofils. Es wird von den Landesregierungen

Brandenburgs und Sachsens vorgeschlagen, dieses noch intensiver an den industriellen Kernbranchen und Stärken der Lausitz anzuknüpfen, da die industrienahe Forschung typischer-weise größeres Innovationspotenzial als Forschung in anderen Sektoren aufweist und somit die technologische Wettbewerbs-fähigkeit der Region gestärkt werden kann (IFO-INSTITUT 2013:118). Für industrienahe Forschung im Transformations-prozess innerhalb der bestehenden Unternehmen sind jedoch große Investitionsvolumen notwendig, wie ebenfalls von der Innovationsregion Lausitz gefordert. Die Studie „Zukunfts-perspektiven für die Lausitz – was kommt nach der Kohle?“

schlägt in dieser Hinsicht die Etablierung des

Forschungsnetz-werkes „Post-Mining“ vor, dass sich mit allen Aspekten der Beendigung des Bergbaus, der regionalen Neuausrichtung und Bündelung der Kompetenzen befasst (SCHULZ, SCHWARTZ-KOPFF 2015:18).

Neben sektoralen Schnittstellen könnte ein solches Netzwerk auch gleichermaßen überregionale Anknüpfungspunkte bieten, wie die Parteien Fraktion Bündnis 90/Die Grünen und die LINKE in ihren Studien hervorheben. Demnach sollte sich die Lausitz mit solchen Regionen vernetzen, die zwar strukturell ähnlich und eher ländlich geprägt sind, jedoch über eine höhere Innovationsfähigkeit und eine bessere regionale Vernetzung von Wissenschaft, Wirt-schaft und WirtWirt-schaftsförderung verfügen, um einen gezielten Mehrwert für die Lausitz zu generieren (WUPPERTAL INSTITUT FÜR KLIMA, UMWELT, ENERGIE 2016:22; SVU 2014:26). Als geeignete Beispiele für diese Kooperationsformen werden auch Braunkohlereviere, wie das Rheinische Revier, bzw.

Neben sektoralen Schnittstellen könnte ein solches Netzwerk auch gleichermaßen überregionale Anknüpfungspunkte bieten, wie die Parteien Fraktion Bündnis 90/Die Grünen und die LINKE in ihren Studien hervorheben. Demnach sollte sich die Lausitz mit solchen Regionen vernetzen, die zwar strukturell ähnlich und eher ländlich geprägt sind, jedoch über eine höhere Innovationsfähigkeit und eine bessere regionale Vernetzung von Wissenschaft, Wirt-schaft und WirtWirt-schaftsförderung verfügen, um einen gezielten Mehrwert für die Lausitz zu generieren (WUPPERTAL INSTITUT FÜR KLIMA, UMWELT, ENERGIE 2016:22; SVU 2014:26). Als geeignete Beispiele für diese Kooperationsformen werden auch Braunkohlereviere, wie das Rheinische Revier, bzw.