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Die Umstrukturierung in der Nutztierhaltung, bezogen auf die Schweinemast, von kleinen familiär geführten bäuerlichen Betrieben hin zu großen Schweinemastbetrieben mit intensiver Haltung führt in der heutigen Zeit immer wieder zu kontroversen Diskussionen. So wird der Begriff „Massentierhaltung“

meistens in einem Atemzug mit schlechter Tierhaltung und einem geringen Platzangebot genannt (KAYSER, SCHLIEKER und SPILLER 2012). Mehrere Autoren (LIEBERKNECHT 2014; RICHTER und KARRER 2006; BLAHA und RICHTER 2011) sind sich jedoch einig, dass es nicht nur auf die Bestandsgröße ankommt, sondern vielmehr auf die Führung des jeweiligen Betriebes. So kann laut der Autoren auch in großen, intensiv gehaltenen Betrieben durch gutes Management und einer dem Tier zugewandten Haltung gut für das Wohlergehen der Tiere gesorgt werden. HÖRNING et al. (1999) halten dagegen, dass die heutige Intensivhaltung mit deutlich erhöhtem Krankheitspotential und höheren Verlusten einhergeht.

PRANGE (2004) ist ebenfalls der Meinung, dass momentan eine „Grenzsituation“

bezüglich der Größe und Konzentrierung der Betriebe besteht und die Tiere dadurch krankheitsanfälliger sind als früher.

Die rechtlichen Grundlagen und Anforderungen an das Halten von Mastschweinen in Deutschland finden sich im Tierschutzgesetz, in der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung und in der Schweinehaltungshygieneverordnung. Diese Gesetze und Verordnungen sichern zwar die Minimalbedürfnisse der Tiere, verhindern aber nicht das Auftreten von haltungsassoziierten Erkrankungen wie Gelenks- und Atemwegserkrankungen, Kannibalismus und stressbedingtes Herz-Kreislaufversagen.

Laut RICHTER und KARRER (2006) steht das Tier selbst als wichtigster Indikator für die Eignung eines Haltungsverfahrens. Sie merken an, dass kein Haltungsverfahren so gut sein kann, dass es davor gefeit ist, tierschutzwidrige Situationen

engagierter Tierhalter seine Tiere auch in einer nicht optimalen Umgebung so managen kann, dass sie ein passables Leben führen können.

2.3.1 Haltungssystem „Warmstall“

HOY (2013) erkennt in der Entwicklung der Haltungsverfahren in der Schweinemast aktuell zwei bevorzugte Aufstallungsformen: Meist genutzt ist der sogenannte

„Warmstall“ und an zweiter Stelle der „Kaltstall“, nach RICHTER und KARRER (2006) besser benannt als „Außenklimastall“, da es den Großteil des Jahres über in diesen Ställen ebenfalls warm und der Begriff „Kaltstall“ demnach nicht immer zutreffend ist.

Der „Warmstall“ mit vollperforiertem Boden bietet Platz für größere Gruppen. Durch die erhöhte Tierzahl haben die Schweine relativ mehr Platz und dadurch entsteht in der Regel gleichzeitig eine Strukturierung des Abteils in einen Kot-, Liege- und Fressbereich (HOY 2004; HOY 2013). In Kombination mit einer guten Lüftung und Reinigung und Desinfektion ist der Arbeitsaufwand bei diesem System gering, die Hygiene hingegen sehr hoch (HOY 2004; HOY 2013).

Als präferierter Boden wird in Deutschland meist ein Vollspaltenboden eingesetzt (71%) (HOY 2013). Alternativ nennt HOY (2013) den Teilspaltenboden mit und ohne Einstreu, die Dänische Aufstallung sowie den Tiefstreustall. Derselbe Autor hielt die Verteilung 2004 zugunsten des Teilspaltenbodens ohne Einstreu etwas anders als 2013 angegeben. Demnach verwenden 40% der Schweinemäster einen Vollspaltenboden, 31% greifen auf den Teilspaltenboden ohne Einstreu zurück. Die restlichen Prozente sind auf die anderen Aufstallungsformen verteilt. BUSCH (2006) befindet den Vollspaltenboden aus hygienischer Sicht als den Besten, da die Art des Entmistens von der jeweiligen Bodenbeschaffenheit abhängt und die Tiere in Buchten mit Vollspaltenböden sofort nach Absetzen des Kot oder Harns von ihren Exkrementen getrennt werden. HOY (2013) findet ebenfalls, dass der Vollspaltenboden die Alternative der Wahl ist. In DLG-Betrieben lagen die Tierverluste bei Teilspaltenböden höher (3,2%) als bei Vollspaltenböden (2,7%), und

niederländische Untersuchungen ergaben, dass Teilspaltenböden auch bei sonst optimalen Bedingungen nicht sauber gehalten werden können. Dies wiederum führt zu Deformationen der Klauen sowie einer erhöhten Verletzungsgefahr aufgrund eines rutschigen Bodens (HOY 2013). Eine Studie zur „Tiergerechtheit der intensiven Schweinehaltung“ kommt im Gegensatz dazu jedoch zu dem Ergebnis, dass die Tiere bei Voll- oder Teilspaltenböden deutlich häufiger Verletzung erleiden müssen als bei eingestreuten Haltungssystemen (DEUTSCHER TIERSCHUTZBUND e.V.

2014). Die Tiere in einstreulosen Haltungssystemen leiden laut der oben genannten Studie zudem häufiger an Verhaltensanomalien und Magengeschwüren. BLAHA und RICHTER (2011) merken an, dass Vollspaltenböden selbst bei bestem Management nicht „tierfreundlich genutzt werden können“.

2.3.2 Haltungssystem „Kaltstall“ oder „Außenklimastall“

Vorteile dieses Haltungssystems sind die niedrigen Baukosten (unter 200€ je Mastplatz), der niedrige Energieaufwand und die ordentliche Lungengesundheit der Tiere (HOY 2004). Als Nachteile nennt HOY (2004) den hohen Arbeitsaufwand für das Entmisten der Stallungen sowie vermehrten parasitären Befall der Tiere. 2013 beschreibt HOY die Ersparnis durch die Baukosten als gering. Auftretende Kosten wie z.B. für die Genehmigung dieses Haltungsverfahrens mit Güllekanälen führen letztendlich zu einem Kostenanstieg, der dem für Warmställe gleichzusetzen ist.

Laut BUSCH (2006) lag die Idee der Haltung von Schweinen in Außenklimaställen sowohl in der Senkung der Baukosten als auch in der Erschaffung einer reizvolleren Umwelt für die Tiere. Derselbe Autor unterteilt den Außenklimastall in einen

„Einklimastall“, bei dem die Decke und drei Wände wärmegedämmt und eine Seite offen ist und einen „Zweiklimastall“, in dem ein zusätzlicher Liegebereich vorhanden ist, in dem die Temperatur, wie beim Nürtinger System, höher ist als im restlichen Stallbereich.

Als Bodenfläche kommen alle Varianten vor, die es in Warmklimaställen gibt, mit

Generell muss in Außenklimaställen darauf geachtet werden, dass die Tiere trotz extremer Witterung keine größeren Einschränkungen, wie z.B. eingefrorenes Trinkwasser, in Kauf nehmen müssen (BUSCH 2006).

HOY (2013) und BUSCH (2006) sind sich einig, dass Außenklimaställe zwar einen Vorteil für die tiergerechte Haltung von Schweinen bieten können; umwelttechnisch ist mit der Haltung auf Tiefstreu v.a. im Sommer mit Nachteilen wie einer erhöhten Ammoniakkonzentration zu rechnen.

2.3.3 Lüftungs- und Heizungssysteme

Eine gute Luftqualität und eine adäquate Temperatur sind wichtige Faktoren für die Tiergesundheit in einem Stall (KERSSENS 2015). So haben auch BACHMANN et al.

(2007) negative Zusammenhänge zwischen den Schadgasen in der Stallluft und den Leistungen der Tiere festgestellt, wie z.B. eine positive Korrelation zwischen dem Ammoniakgehalt in der Luft und der Höhe der Tierverluste. Laut KERSSENS (2015) bestehen die Ziele von Heizen und Lüften darin, im Sommer die Hitze aus dem Stallbereich abzuführen und den Tieren kühle Luft zuzuführen; im Winter hingegen geht es darum, die Temperatur im Stallbereich konstant zu halten und den entstehenden Wasserdampf abzuleiten.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist laut KERSSENS (2015), die Schadgaskonzentrationen so gering wie möglich zu halten.

In der Tierschutznutztierverordnung (ANONYM 2001) sind für die Schadgaskonzentrationen folgende Grenzwerte vorgeschrieben:

- Ammoniak: max. 20 ppm - Kohlendioxid: max. 3000 ppm - Schwefelwasserstoff: max. 5 ppm

PRANGE (2004) hat eine „Übersicht zu den Lüftungssystemen“ tabellarisch zusammengefügt.

Tabelle 1: "Übersicht zu den Lüftungssystemen in der Schweinehaltung" (PRANGE 2004)

Verfahren Zuluft Abluft Bemerkung

1. freie Lüftung 2. Mechanische Lüftung

(alle größeren Ställe) - Wand-,

2.1 Abluftsysteme Elemente Funktion Bemerkungen

a) Oberflurentlüftung

2.2 Zuluftsysteme Elemente Funktion Bemerkungen

Verdrängungs-lüftungen -

Luftzuführungs-kanal mit Lochplatten

- Öffnung im unteren Türbereich

- für kleine Abferkel- und Aufzuchtställe

KERSSENS (2015) ist der Auffassung, dass die meisten Fehler in der Praxis darin bestehen, dass das Heizungssystem nicht optimal an das Zuluftsystem angepasst ist. Er unterscheidet zwischen zwei Systemen, dem gasbetriebenen System und dem

Warmwasser- System. Der Vorteil der gasbetriebenen Systeme liegt in den „hohen Wirkungsgraden“ und den niedrigen „Investitionskosten“, Nachteil dieses Systems ist die direkte Verbrennung von Sauerstoff und die Entstehung von CO2 in den Abteilen (KERSSENS 2015). Die Empfehlung laut KERSSENS (2015) sollte deshalb zu indirekten Warmwasser-Systemen oder gasbetriebenen Systemen gehen, bei denen der Energieträger außerhalb des Stalles verbrannt wird.

PRANGE (2004) unterscheidet 3 Systeme, eine Raumheizung, eine Zonenheizung, oder die Kombination dieser beiden Systeme. Die Raumheizung wird von PRANGE (2004) wie bei KERSSENS (2015) in die Warmwasser- bzw. Warmluftheizung und die Direktverbrennung untergliedert. Die Zonenheizung ist nur für das Erwärmen bestimmter Stallbereiche geeignet. Eine Kombinationsheizung wird hauptsächlich im Abferkelstall verwendet, da hier ein unterschiedlicher Temperaturbedarf zwischen Ferkel und Muttersau besteht (PRANGE 2004).

Auch wenn es im deutschen Sommer im Vergleich zu anderen Ländern nur wenige Tage gibt, an denen es extrem heiß ist, ist es in Schweinemastbeständen laut TierSchNutztV (ANONYM 2001) vorgeschrieben, ein eingebautes System zur Verringerung der Wärmebelastung der Tiere zur Verfügung zu haben. Denn wenn die thermoneutrale Zone der Tiere überschritten wird, leiden sowohl die Tiere als auch deren Mastleistungen darunter (KERSSENS 2015). PRANGE (2004) nennt hier zwei Kühlverfahren, zum einen den Erdwärmetauscher und zum anderen die Verdunstungskühlung. Bei dem Erdwärmetauscher wird die Luft über im Boden verlegte Rohre vorgekühlt; bei der Verdunstungskühlung wird Wasserdampf in die trockene Stallluft aufgenommen und die Temperatur dadurch um 2-4 °C gesenkt.

2.3.4 Fütterungs- und Tränketechnik

Bei der Fütterungstechnik wird generell zwischen Breifutterautomaten, Trockenfutterautomaten und Flüssigfütterung unterschieden, wobei Trockenfutterautomaten aufgrund der relativ hohen Futterverluste und der

BUSCH 2006). Laut HOY (2004) zeigten Untersuchungen, dass die täglichen Zunahmen bei Breifutterautomaten besser sind als bei der Flüssigfütterung. Bei der Flüssigfütterung wiederum waren die Zunahmen bei einer sensorgesteuerten Fütterung besser als bei der Fütterung am Quertrog (HOY 2013). Je nach Betrieb muss entschieden werden, welches Fütterungssystem am besten geeignet ist. Dabei kommt es auf mehrere Faktoren wie z.B. die Gruppengröße und das Tier-Fressplatz-Verhältnis an. In der Vormast wird häufig ad libitum gefüttert, in der Endmast wird die Futtermenge hingegen oftmals rationiert, damit die Tiere nicht verfetten (HOY 2013).

Als Tränkevorrichtungen werden heute häufig Nippeltränken verwendet.

Schalentränken verdrecken durch Ausscheidungen der Tiere schnell (HOY 2013).

BOSSOW (1998) ist jedoch der Ansicht, dass eine Wasserschale als Tränkevorrichtung tierfreundlicher ist als Nippeltränken, da Schweine zu den Saugtrinkern gehören, d.h. sie nehmen Flüssigkeit am liebsten durch Saugen aus einer stehenden Wassermenge auf (BRIEDERMANN 1990, zitiert aus BOSSOW 1998). Laut Tierschutz- Nutztierhaltungsverordnung (ANONYM 2001) müssen die Tiere jederzeit Zugang zu ausreichend Wasser in guter Qualität haben.

Haltungs- und Lüftungssysteme sowie Futter- und Tränkevorrichtungen zählen ebenfalls zu den technischen Indikatoren und dienen dazu, die Gesundheit eines Tierbestandes zu erfassen.