• Keine Ergebnisse gefunden

3 Tiere, Material und Methoden

3.2 Beurteilung der Betriebe

3.2.1 Zusammenstellung des Betriebsspiegels

Bei dem von der Autorin erstellten Betriebsspiegel geht es darum, zunächst einen umfassenden Überblick über den Betrieb zu bekommen. Es wurden zu Beginn des Betriebsbesuches in einem Gespräch mit dem Landwirt sowohl allgemeine Betriebsdaten wie die Betriebsform, die gesamte Betriebsfläche und die auf dem Betrieb arbeitenden Arbeitskräfte abgefragt als auch spezielle tierbezogene Betriebsdaten wie die Bestandsgröße, die Art der Stallbelegung, häufig im Bestand auftretende Krankheiten und medikamentöse Behandlungen der Tiere. Wichtige Betriebsdaten wie die Mastdauer, das durchschnittliche Mastanfangs- und Mastendgewicht, tägliche Zunahmen, der Muskelfleischanteil und die Todesfälle wurden ebenfalls in diesem Spiegel erfasst.

Der Fragebogen „Betriebsspiegel“ ist im Anhang hinterlegt.

3.2.2 Zusammenstellung des Stallspiegels

Ergänzend zu dem Fragebogen „Betriebsspiegel“, wurde von der Autorin ein

„Stallspiegel“ erfasst, indem es hauptsächlich um die Einteilung und Bauweise des Stalles, die Bodenbeschaffenheit, die Lüftungstechnik, die Tränk- und Fütterungstechnik sowie das Beschäftigungsmaterial und die Hygienemaßnahmen geht. Diese Punkte wurden zunächst mit dem Landwirt besprochen und anschließend im Maststall ergänzt. In diesem Spiegel wurden auch die Punkte Umgebungstemperatur und Ammoniakgehalt im Stall direkt erfasst. Die Temperatur wurde gemessen, und der Ammoniakgehalt wurde von der Untersucherin sensorisch beurteilt und in 4 Kategorien eingestuft.

Ein kompletter Fragebogen „Stallspiegel“ ist ebenfalls im Anhang hinterlegt.

3.2.3 Beschreibung der Scoring-Systeme 3.2.3.1 Der Klinikscore

Der von WILMS-SCHULZE KUMP (2010) entwickelte Klinikscore, in dem die Parameter Ernährungszustand, Rückenlinie, Haarkleid, Tarsalgelenksfüllung, das ZNS und die Körpertemperatur anhand eines Punktesystems bewertet werden, wurde in der Bachelor-Thesis von BOLANZ und GOTTSCHALK (2011) modifiziert.

Dieser modifizierte Klinikscore wurde in der vorgelegten Arbeit durch einen weiteren Punkt, „Veränderungen der Hautfarbe“, ergänzt. Insgesamt besteht der in dieser Arbeit verwendete Klinikscore aus 18 unterschiedlichen Merkmalen. In Tabelle 5 kann der verwendete Klinikscore komplett eingesehen werden.

3.2.3.2 Punktebewertung Klinikscore

Dieser Score wurde erstellt, um die 25 unterschiedlichen Betriebe anhand eines gemeinsamen Punktesystems vergleichen zu können. Insgesamt wurden im Untersuchungszeitraum 18 968 Mastschweine unterschiedlichen Alters anhand dieses Klinikscores bewertet. Jedes Merkmal wurde in 4 Kategorien unterteilt. Wenn bei keinem Tier das Merkmal vorhanden war, erhielt der Betrieb für dieses Merkmal 0 Punkte. War das Merkmal bei 1-10% der Tiere vorhanden, wurde der Betrieb mit 1 Punkt belastet. Bei 11-30% der Tiere bekam der Betrieb für die Merkmalsausprägung 2 Punkte. 3 Punkte erhielt der Betrieb, wenn das Merkmal bei über 30% der Tiere vorhanden war. Da insgesamt 2 Besuche durchgeführt wurden und bei jedem Besuch 3 unterschiedlich alte Mastgruppen untersucht wurden, wurden die Punkte beider Besuche eines Betriebes addiert und mit der Punktzahl der anderen Betriebe verglichen. Je niedriger die Punktzahl eines Betriebes ist, desto besser ist die klinische Gesundheit der Mastschweine in dem jeweiligen Betrieb.

Im Anhang befindet sich eine Auflistung der ausgefüllten Klinikscore- Fragebögen je

sind Tiere in der Mittel- und „O“ Schweine in der Endmast. Bei dem zweiten Betriebsbesuch wurde zusätzlich zum Buchstaben ein Apostroph (`) angehängt.

Tabelle 7: modifizierter Klinikscore nach BOLANZ und GOTTSCHALK (2011)

Merkmal Anzahl der Tiere mit Merkmalsausprägung Kein Tier

0

1-10%

1

11-30%

2

>30%

3 Kümmern

Augenausfluss Konjunktivitis Nasenausfluss Atmung: abdominal forciert

Kyphotische Rückenlinie

Umfangsvermehrte Gelenke

Haarkleid: struppig, lang, dicht

Ohrrandnekrosen

Schwanznekrosen Zentralnervöse Störungen

Kotfarbe: zementfarben Kotkonsistenz:

mit

Gewebebeimengungen Kotkonsistenz:

mit Durchfall Liegeverhalten:

Haufenbildung Liegeverhalten:

Bauchlage

Hautfarbe: blass, gerötet,

blaurötlich, ikterisch Sonstiges

Summe

Um den Klinikscore mit den anderen Indices vergleichen zu können und um ihn anschließend mit den anderen Aspekten zu der Gesamtpunktzahl zusammenfassen

zu können, wurde die Gesamtpunktzahl der Betriebe in ein Kategorieschema eingeteilt.

Tabelle 8: Punkteverteilung für den Klinikscore

Klinikscore Punkte

0 - 37 Punkte 0

38 - 52 Punkte 1

53 - 64 Punkte 2

> 64 Punkte 3

3.2.3.3 Bestimmung und Beurteilung des Ammoniakgehaltes

Wie bereits in der Bachelor- Thesis von BOLANZ und GOTTSCHALK (2011) beschrieben, wurde der Ammoniakgehalt in der vorliegenden Arbeit von der Autorin sensorisch abgeschätzt und anhand der folgenden Punkte in 4 Kategorien unterteilt:

Tabelle 9: Punktesystem für den Ammoniakgehalt nach BOLANZ und GOTTSCHALK (2011)

Ammoniak Punkte

nicht wahrnehmbar 0

kaum / schwach wahrnehmbar 1

deutlich wahrnehmbar 2

stark wahrnehmbar /reizend in Auge und Nase

3

Bewertet wurden die unterschiedlichen Kategorien mit einer Punktzahl von 0-3 Punkten. So erhielten die Betriebe für Abteile, in denen der Ammoniak nicht wahrnehmbar war, 0 Punkte, für Abteile in denen der Ammoniak nur sehr leicht wahrnehmbar war, 1 Punkt. Mit 2 Punkten wurden die Abteile bewertet, bei denen der Ammoniak deutlich wahrnehmbar war, und 3 Punkte erhielten die Betriebe für die Abteile, in denen der Ammoniak so stark wahrnehmbar war, dass die Augen- und Nasenschleimhaut davon gereizt wurde.

Es wurden wiederum die Summen beider Besuche addiert und anschließend der Durchschnitt berechnet. Somit können die Betriebe untereinander verglichen werden.

Eine niedrige Punktzahl weist auf einen Betrieb mit angenehmer Stallluft hin, in der sich der sensorisch wahrnehmbare Ammoniakgehalt in niedrigen Konzentrationen befindet. Eine hohe Punktzahl steht für einen deutlich wahrnehmbaren Ammoniakgeruch in der Stallluft.

3.2.3.4 Der Hustenindex

Der nach WILMS-SCHULZE KUMP (2010) beschriebene Hustenindex wurde ebenfalls für die Beurteilung der Betriebe verwendet. Hierfür wurden sofort nach dem Betreten der Abteile alle Tiere aufgetrieben und 10 Minuten lang in Bewegung gehalten. Dabei wurden die Hustenanfälle der in dem Abteil vorhandenen Tiere gezählt. Da in jedem Abteil eine unterschiedliche Anzahl an Mastschweinen eingestallt war, wurden die Hustenanfälle auf 100 Tiere hochgerechnet.

Um die Ergebnisse miteinander vergleichen zu können, wurden zunächst die Summen beider Besuche und anschließend der Durchschnitt gebildet.

Ein niedriger Hustenindex bedeutet, dass 100 Tiere in 10 Minuten selten gehustet haben; ein hoher Hustenindex bedeutet, dass dieselbe Anzahl an Tieren in 10 Minuten sehr oft gehustet hat. Je nach Höhe des Hustenindex wurden die Betriebe in 4 verschiedene Kategorien von 0-3 eingeteilt.

Tabelle 10: Punktesystem für den Hustenindex

Hustenindex Punkte

0 - 2 0

2,01 - 4,02 1

4,03 - 7,78 2

> 7,78 3

3.2.3.5 Der Niesindex

Analog zu dem Hustenindex wurde der Niesindex gemessen. Es wurden ebenfalls 10 Minuten lang die Niesanfälle registriert. Anschließend wurde die Anzahl der Niesanfälle auf 100 Tiere hochgerechnet und somit der Niesindex bestimmt.

Es wurde erneut die Summe beider Besuche und anschließend der Durchschnitt gebildet.

Ein geringer Niesindex steht für eine niedrige Anzahl an Niesanfällen von 100 Tieren in 10 Minuten; ein hoher Niesindex bedeutet, dass die 100 Tiere in 10 Minuten sehr häufig niesen mussten.

Hier wurde ebenfalls je nach Höhe des Niesindex eine Einteilung in 3 Kategorien vorgenommen.

Tabelle 11: Punktesystem für den Niesindex

Niesindex Punkte

0 - 4,72 0

4,73 - 9,56 1

9,57 - 13,69 2

> 13,69 3

3.2.3.6 Der Tierbehandlungsindex TBI

Der Tierbehandlungsindex nach BLAHA et al. (2006) gibt die Anzahl an Tagen wieder, an denen statistisch gesehen alle Tiere einer Tiergruppe antibiotisch behandelt wurden. Hierdurch können Aussagen über den Gesundheitsstatus einer Mastgruppe getroffen werden. Berechnet wird der TBI dadurch, dass die Anzahl der antibiotisch behandelten Tiere mit der Dauer der antibiotischen Behandlung multipliziert und dann durch die Anzahl der Tiere in der Mastgruppe dividiert wird. Die allgemeine Form des TBI lautet:

Anzahl antibiotisch behandelter Tiere x Anzahl der Behandlungstage TBI= --- Anzahl der Tiere in der Gruppe

Abbildung 2: Berechnung des Tierbehandlungsindex (TBI) (BLAHA et al. 2006)

In der vorgelegten Arbeit wurde nur auf die antibiotische Behandlung der Tiere in Form einer Einstallmetaphylaxe eingegangen und nur auf die Gruppenbehandlung einer Mastpartie. Der Untersucher musste sich bei den Angaben auf die Aussagen der Landwirte verlassen, die tlw. sicher unvollständig waren. Einzelbehandlungen wurden in den meisten Fällen von den Landwirten überhaupt nicht dokumentiert.

Betriebe die ständig eine Einstallmetaphylaxe durchführten, bekamen 1 Punkt, Betriebe die nur teilweise eine Einstallmetaphylaxe durchführten, bekamen 0,5 Punkte, und die Betriebe, bei denen diese prophylaktische Anwendung überhaupt nicht vorgenommen wurde, bekamen 0 Punkte.

3.2.3.7 Die Mortalitätsrate

Unter Mortalitätsrate wird die Anzahl der Todesfälle in bezug auf die Gesamtanzahl der gemästeten Tiere verstanden. Eine hohe Rate an Tierverlusten während einer Mastperiode deutet auf Erkrankungen in einer Gruppe hin. Die Mortalitätsrate wurde entweder von dem Landwirt angegeben oder von dem Untersucher erfasst, indem kontrolliert wurde, wie viele Tiere in einer Mastgruppe mit bekannter Anzahl verendet waren.

Anhand der von SCHRUFF (2004) verwendeten Einteilung der Mortalitätsrate werden die Betriebe in 3 Kategorien unterteilt.

Tabelle 12: Einteilung der Mortalitätsrate in Kategorien nach SCHRUFF (2004)

Mortalität Kategorie

< 2% 1 – sehr gut

2 - 5% 2 - mittelmäßig

> 5% 3 - schlecht

3.2.3.8 Die tägliche Zunahmen

Die täglichen Zunahmen sind ein guter Indikator für die Gesundheit der Tiere. Bei Krankheit, Schmerzen oder Stress sind die täglichen Zunahmen geringer als bei gesunden, zufriedenen Tieren.

Um die Betriebe auch anhand dieses Aspektes gut vergleichen zu können, wurde ein Punktesystem entwickelt. Es wurde die Differenz zwischen den niedrigsten und den höchsten täglichen Zunahmen berechnet und anschließend durch vier geteilt.

Dadurch entstand eine Einteilung in 4 Kategorien. Je nach Kategorie erhielten die

Tabelle 13: Punkteverteilung der täglichen Zunahmen

Tägliche Zunahmen in Gramm Punkte

> 855 g 0

809 - 855 g 1

762 - 808 g 2

715 - 761 g 3

Eine niedrige Punktzahl steht für gute tägliche Zunahmen, 3 Punkte deuten auf ein langsames Wachstum hin.

3.2.3.9 SEUROP- Klassifizierung

Die Tiere wurden anhand ihrer Klassifizierung am Schlachthof in die unterschiedlichen Handelsklassen in 4 Kategorien eingeteilt. Hierbei hat sich die Autorin auf die beste Handelsklasse S konzentriert und die Betriebe bewertet nach der Anzahl der Tiere, die am Schlachthof in diese Handelsklasse eingestuft wurden.

Tabelle 14: Punkteverteilung für die Handelsklassen

Handelsklasse Kategorie S Punkte

> 69,23 % 0

54,22 - 69,23 % 1

42,86 - 54,21 % 2

29,59 - 42,85 % 3

3.2.3.10 Gesamtpunktzahl

Nachdem die Kriterien „Klinikscore“, „Ammoniak“, „Hustenindex“, „Niesindex“,

„Einstallmetaphylaxe“, „Mortalitätsrate“, „Tägliche Zunahmen“ und „SEUROP-Klassifizierung“ in die Kategorien eingeteilt wurden, wurden für jeden Betrieb die je Kriterium vergebenen Punktzahlen addiert und so die Gesamtpunktzahl eines Betriebes ermittelt.