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In der Schweinemast ist das Thema Tiergesundheit aus zweierlei Sicht sehr bedeutend. Zunächst einmal ist es aus ethischer Sicht wichtig, den Schweinen ein passables Leben zu gewährleisten und ihre arttypischen Bedürfnisse zumindest teilweise zu decken. Auf der anderen Seite können „qualitativ hochwertige Lebensmittel“ nur aus gesunden Tierbeständen entstehen (PRANGE 2004). Um die Tiergesundheit in einem Betrieb messbar und mit anderen Betrieben vergleichbar zu machen, gibt es in der Literatur mehrere Untersuchungen, die sich mit diesem

Thema beschäftigen (BÖCKEL 2008; SOMMER 2009; DICKHAUS 2010; BOLANZ und GOTTSCHALK 2011; RIEPERS 2013).

2.4.1 Verfahren zur Messung der Tiergesundheit

Die Einschätzung der Tiergesundheit stellt alle beteiligten Parteien vor eine schwierige Aufgabe. BLAHA und MEEMKEN (2009) sind der Ansicht, dass die Tiergesundheit ein „quantitatives Phänomen“ ist; Tiere können nämlich klinisch gesund erscheinen, weil sie es tatsächlich sind oder weil der Landwirt sie mit Medikamenten behandelt hat. Tiere, die ohne Medikamenteneinsatz klinisch gesund erscheinen, sind jedoch gesünder als Tiere, die durch einen hohen Medikamenteneinsatz gesund wirken. Die Autoren (BLAHA und MEEMKEN 2009) erläutern, dass eine Einzeltierdiagnostik wenig aussagekräftig ist, wenn man die Tiergesundheit auf Bestandsebene vergleichen möchte. Um diesen Vergleich vornehmen zu können, empfehlen die Autoren, sowohl Untersuchungen am Schlachthof (z.B. Organveränderungen) als auch im Bestand (z.B. Mortalität, TBI, Mastdauer) durchzuführen.

2.4.2 Untersuchungen im Betrieb 2.4.2.1 Der Klinikscore

Ein praktikabler Klinikscore wurde von WILMS-SCHULZE KUMP (2010) entwickelt und dient der Erfassung wichtiger Atemwegserkrankungen. Je nach Ausprägung eines Merkmals wird eine Punktzahl von null bis drei Punkten vergeben; hierdurch werden die Tiere in klinisch auffällige oder klinisch unauffällige Tiere eingestuft.

Die einzelnen Bewertungskriterien sind folgender Tabelle zu entnehmen.

Tabelle 2: Klinischer Untersuchungsbogen von WILMS-SCHULZE KUMP (2010)

Ernährungs- zustand

Rückenlinie Haarkleid Füllung Tarsalgelenk

ZNS Temperatur

gut gerade o.b.B. keine unauffällig o.b.B.

mäßig kyphotisch mittel ggrd. gef. Kopfschief- haltung

39,7

schlecht dicht mgrd. gef. Seitenlage 40,2

hgrd. gef.

In der Arbeit von WILMS-SCHULZE KUMP (2010) konnte kein deutlicher Zusammenhang zwischen einem erhöhtem Klinikscore und einem vermehrten Auftreten von Atemwegserkrankungen festgestellt werden.

BOLANZ und GOTTSCHALK (2011) haben für ihre Untersuchungen den Klinikscore von WILMS-SCHULZE KUMP (2010) modifiziert und um einige Kriterien erweitert. Zu den Kriterien von BOLANZ und GOTTSCHALK (2011) gehören Kümmern, Augenausfluss, Konjunktivitis, Nasenausfluss, Niesen, abdominal forcierte Atmung, kyphotische Rückenlinie, umfangsvermehrte Gelenke, verändertes Haarkleid, Ohrrandnekrosen, Schwanznekrosen, zentralnervöse Störungen, Kotfarbe:

zementfarben, Kotkonsistenz: mit Gewebebeimengungen, Kotkonsistenz: mit Durchfall, Liegeverhalten: Haufenbildung und Liegeverhalten: Bauchlage. Die Punkteverteilung von null bis drei wurde beibehalten, wobei für eine nicht vorhandene Ausprägung eines Merkmals 0 Punkte vergeben wurden. War das Merkmal bei 1-10% der Tiere vorhanden, bekam der Betrieb 1 Punkt, bei einer Ausprägung von 11-30% 2 Punkte, und wenn das Merkmal bei mehr als 30% der Tiere festzustellen war, wurden dem Betrieb 3 Punkte angerechnet.

In der Arbeit von BOLANZ und GOTTSCHALK (2011) konnte ebenfalls kein signifikanter Zusammenhang zwischen der Punktzahl des Klinikscores und den Ergebnissen der Lungenbonitur hergestellt werden.

2.4.2.2 Der Ammoniakgehalt in der Stallluft

Es sind oft nicht nur bakterielle oder virale Erreger, die zu dem Auftreten von Atemwegserkrankungen führen. Häufig haben andere Auslöser wie z.B. Stress oder ein erhöhter Gehalt an Schadgasen, v.a. Ammoniak, zumindest einen anteiligen Einfluss auf die Entstehung einer Atemwegsproblematik (KERSSENS 2015). Durch einen erhöhten Ammoniakwert kann es zu einer Schädigung der Zilien kommen, und dadurch ist eine optimale Abwehr von Infektionserregern nicht mehr gegeben (HEINRITZI 2006). Die Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung (ANONYM 2001) schreibt daher für Ammoniak einen Grenzwert von max. 20ppm vor.

BOLANZ und GOTTSCHALK (2011) beurteilten in ihrer Arbeit den Ammoniakgehalt in der Stallluft sensorisch. So kam folgende Unterteilung zustande.

- Ammoniak nicht wahrnehmbar

- Ammoniak kaum/ schwach wahrnehmbar - Ammoniak wahrnehmbar (Nase reizend)

- Ammoniak stark wahrnehmbar (Augen reizend)

Die oben genannten Autoren kamen in ihrer Arbeit zu dem Schluss, dass sich Zusammenhänge zwischen den Ergebnissen der Lungenbonitur und den Ammoniakwerten herstellen lassen. So war der Ammoniakgehalt in den Betrieben mit einem schlechten Lungenergebnis deutlich höher als in den Betrieben mit einem guten Lungenergebnis. Ebenso konnte eine Signifikanz zwischen dem Hustenindex und dem Ammoniakgehalt festgestellt werden. In den Betrieben, in denen häufig Hustenanfälle auftraten, war der Ammoniakgehalt in der Stallluft ebenfalls deutlich erhöht.

Ammoniak entsteht durch bakterielle und enzymatische Zersetzung stickstoffhaltiger

hauptsächliche Quelle für den Stickstoff ist zwar der Harn, die Bakterien benötigen jedoch zusätzliche „Baustoffe“, um existieren zu können. Diese holen sie sich aus dem Kot (RICHTER et al. 2013). Eine Möglichkeit um den Ammoniakgehalt in der Stallluft so gering wie möglich zu halten, sehen RICHTER et al. (2013) darin, den Harn und den Kot zu trennen. Hierfür wurden im Mastschweinestall der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen einige Umbaumaßnahmen vorgenommen, so dass im Endeffekt der Harn direkt über eine Harnrinne mit Siphon abfließt und der Kot separat abgeschoben wird. Damit soll der Kontakt zwischen Harn und Kot weitestgehend verhindert werden. Die Ammoniakkonzentrationen konnten durch den Einbau dieser Harnrinne mit Siphon und der Schieberentmistung deutlich gesenkt werden (RICHTER et al. 2013).

2.4.2.3 Der Hustenindex

WILMS-SCHULZE KUMP (2010) verwendet den Hustenindex in seiner Arbeit um herauszufinden, ob es einen Zusammenhang zwischen der Anzahl der Hustenanfälle und der Lungengesundheit in Mastbetrieben gibt. Hierzu wurden die Tiere zu Beginn des Stallbesuches aufgetrieben und anschließend 10 Minuten lang in Bewegung gehalten und dabei die Hustenanfälle gezählt. Die Anzahl der Hustenanfälle wurde auf 100 Tiere hochgerechnet, um die Betriebe besser miteinander vergleichen zu können.

In der Arbeit von WILMS-SCHULZE KUMP (2010) konnten Zusammenhänge zwischen einem hohen Hustenindex und einem vermehrten Auftreten von Pleuritiden festgestellt werden. Der Vergleich zwischen dem Hustenindex und dem Lungenscore brachte hingegen keine signifikanten Ergebnisse.

BOLANZ und GOTTSCHALK (2011) verwenden für ihre Untersuchungen denselben Hustenindex wie WILMS-SCHULZE KUMP (2010). Sie kommen im Gegensatz zu WILMS-SCHULZE KUMP (2010) jedoch zu dem Ergebnis, dass es deutliche Zusammenhänge zwischen dem Hustenindex und den Lungenveränderungen am Schlachthof gibt. So haben die Betriebe, bei denen ein hoher Hustenindex

festgestellt wurde, signifikant schlechtere Lungenergebnisse zu verzeichnen als die Betriebe mit einem niedrigen Hustenindex.

2.4.2.4 Der Niesindex

Niesen ist ein Reflex der Atmungsmuskulatur, der durch die Reizung der Nasenschleimhaut verursacht wird. Bei jungen Tieren kann häufiges Niesen ein erstes Krankheitsanzeichen sein (IBEN 2004).

In der Arbeit von BOLANZ und GOTTSCHALK (2011) wird die Anzahl der Niesanfälle in den Klinikscore mit aufgenommen. Hier wird eine unterschiedliche Anzahl an Punkten vergeben. Wenn während der Untersuchung kein Tier niest, werden dem Betrieb 0 Punkte gutgeschrieben, niesen 1-10% der Tiere, erhält der Betrieb 1 Punkt, sind es 11-30% der Tiere, bekommt der Betrieb 2 Punkte. Wenn über 30% der Tiere niesen, wird der Betrieb mit 3 Punkten belastet. Eine niedrige Gesamtpunktzahl des Klinikscores deutet auf eine gute Tiergesundheit im Bestand hin. Die Autoren haben die Niesanfälle jedoch nicht separat mit anderen Merkmalen verglichen.

2.4.2.5 Der Tierbehandlungsindex (TBI)

„Der Tierbehandlungsindex gibt die durchschnittliche Anzahl von Tagen an, die jedes Tier eines Bestandes bzw. einer Mastgruppe mit einer antimikrobiellen Substanz versorgt wurde“ (BLAHA et al. 2006). Laut BLAHA et al. (2006) waren Tiere, die öfters antibiotische Behandlungen benötigten, weniger gesund als die Tiere, die während der Mast ohne oder nur mit wenig Antibiotikagabe auskamen. Dieselben Autoren kommen zu dem Schluss, dass der Tierbehandlungsindex ein geeignetes Mittel ist, um die Tiergesundheit in einem Bestand zu bestimmen.

Anzahl antibiotisch behandelter Tiere x Anzahl der Behandlungstage TBI= --- Anzahl der Tiere in der Gruppe

Abbildung 1: Berechnung des Tierbehandlungsindex (TBI), (BLAHA et al. 2006)

BÖCKEL (2008) und DICKHAUS (2010) kommen zu dem Ergebnis, dass der Tierbehandlungsindex nur in Kombination mit anderen Parametern, wie der Mortalitätsrate und den Organbefunden am Schlachthof zuverlässig ist, um die Tiergesundheit in einem Bestand zu beurteilen. Dieser Meinung sind auch BLAHA und MEEMKEN (2009), die zusätzlich zu den oben genannten Kriterien auch noch die Mastdauer als wichtigen Parameter hinzufügen.

2.4.2.6 Die Mortalitätsrate

Die Mortalität beschreibt die Anzahl der während der Mast verendeten oder euthanasierten Tiere einer Schlachtpartie. Da diese Verluste genau ermittelt werden können, stellen sie laut PRANGE (2004) ein geeignetes Mittel dar, um die Tiergesundheit in einem Bestand zu objektivieren. Blaha erwähnt ebenfalls mehrfach, dass die Tierverluste in Zusammenhang mit weiteren Indikatoren wie dem Antibiotikaeinsatz je Tier und den Befundungen am Schlachthof zu den wichtigsten Daten zählen, um die Tiergesundheit in einem Bestand realistisch einschätzen zu können (MEEMKEN und BLAHA 2008; BLAHA und MEEMKEN 2009; BLAHA 2011;

BLAHA 2014). Derselben Auffassung wie BLAHA (2014) sind ALT et al. (2010). Sie sehen ebenfalls die Mortalitätsrate in Verbindung mit weiteren Kriterien als einen zuverlässigen Indikator, um die Tiergesundheit in einem Bestand zu objektivieren.

Hierzu haben ALT et al. (2010) ein Ampelsystem entwickelt, welches aus den Parametern „Verluste“, „TBI“, „Tageszunahmen“, „hochgradig lahme Tiere“,

„Kannibalismus“ und den am Schlachthof durch „Leberverwürfe“ und „hochgradige Pneumonien“ erhobenen Befundungen besteht. Somit kann laut ALT et al. (2010) auf

die Betriebe, bei denen die Werte hauptsächlich im roten Ampelbereich liegen, ein verstärktes Augenmerk gelegt werden.

Laut SCHRUFF (2004) ist die Mortalitätsrate der einzige Parameter, der zuverlässig auf die Tiergesundheit eines Bestandes schließen lässt. Er teilt die Mortalität anhand eines Ampelsystems in 3 Kategorien ein. Eine grüne Ampel bedeutet weniger als 2%

Verluste. Ist die Ampel gelb, hat der Betrieb in dieser Mastgruppe 2-5% Verluste und bei einer roten Ampel über 5% Verluste zu verzeichnen.

In der Arbeit von DICKHAUS (2010) wird die Aussage von SCHRUFF (2004) untermauert. So zeigen sich in dieser Arbeit deutliche Zusammenhänge zwischen der klinischen Gesundheit eines Bestandes und dessen Mortalitätsrate.

BÖCKEL (2008) empfand die genaue Erfassung der Mortalitätsrate als problematisch, zumindest in den Betrieben, in denen sie sich auf die Aussagen der Landwirte verlassen musste.

2.4.2.7 Die täglichen Zunahmen

Die täglichen Zunahmen gehören zu den Produktionsleistungsdaten eines Mastbetriebes und liegen laut PRANGE (2004) bei „800-850 g Masttageszunahmen, bei weniger als 3 kg Futtereinsatz je kg Zuwachs und bei 56% wertvollen Fleischanteilen des Schlachtkörpers.“

Hohe Mastleistungen können nur von Tieren erbracht werden, die durch optimales Management in den vorangegangenen Haltungsabschnitten gefördert werden und bereits ein hohes Geburtsgewicht besitzen (PRANGE 2004).

Laut WÄHNER (2013) wird der Masterfolg durch mehrere Faktoren wie z.B. die Wachstumsintensität während der Mastperiode, den Futteraufwand je kg Lebendmassezunahme und den Anteil an Muskel- und Fettgewebe beeinflusst. Der oben genannte Autor ist der Meinung, dass hohe Tageszunahmen mit einer erhöhten Bildung von Fettgewebe einhergehen. Er bringt ebenfalls ein, dass „die

vor allem vom Mastanfangsgewicht und dem Alter bzw. Gewicht am Ende der Mast“

beeinflusst werden.

In der Untersuchung von BOLANZ und GOTTSCHALK (2011) kann kein signifikanter Zusammenhang zwischen den täglichen Zunahmen und der Lungengesundheit der Mastschweine festgestellt werden.

RIEPERS (2013) konnte ebenfalls keinen klaren Zusammenhang zwischen dem Tiergesundheits- / Tierschutzindex und den täglichen Zunahmen ausmachen.

2.4.2.8 Der Herden-Gesundheits-Score (HGS)

Der Herden-Gesundheits-Score wurde von DICKHAUS (2010) entwickelt und getestet. Er besteht aus folgenden Punkten und reiht sich ein in die Versuche, die Tiergesundheit messbar zu machen.

1. Mortalität

2. Häufigkeit pathologisch-anatomischer Organveränderungen früherer Lieferungen

3. Tier-Behandlungs-Index (TBI) 4. Mastdauer

Die Mortalität einer Mastgruppe beschreibt den prozentualen Anteil an verendeten oder euthanasierten Tieren einer Schlachtpartie. Pathologisch-anatomische Veränderungen am Schlachthof wie multiple Abszesse und Organveränderungen wie Pneumonien, Pleuritiden und Pericarditiden können am Schlachthof direkt erfasst werden (BLAHA und MEEMKEN 2009) und sind somit ein wichtiges Aussagekriterium über die Tiergesundheit in einem Bestand (BLAHA 2014).

Laut MEEMKEN et al. (2009) kann anhand einer kurzen Mastdauer darauf geschlossen werden, dass die Tiere durch ihren guten Gesundheitsstatus bessere tägliche Zunahmen hatten und dadurch das Schlachtgewicht schneller erreicht wurde. Somit eignet sich dieses Kriterium ebenfalls zur Bestimmung des Gesundheitsstatus eines Tierbestandes.

Jeder Komponente des Herden-Gesundheits-Scores können Punkte zwischen 0 und 3 zugewiesen werden, so dass der HGS insgesamt Scorewerte von 0 bis 12 Punkte annehmen kann. Ein niedriger HGS-Wert steht demnach für eine gute, ein hoher HGS-Wert für eine schlechte Tiergesundheit (DICKHAUS 2010).

In der Arbeit von DICKHAUS (2010) stellte sich heraus, dass der HGS ein geeignetes Mittel ist, um die Tiergesundheit in einem Bestand zu bestimmen. Die bei der Schlachtung festgestellten pathologisch-anatomischen Veränderungen wiesen den größten Zusammenhang zu der tatsächlichen Tiergesundheit eines Bestandes auf, auch die Mortalität war ein guter Parameter, um die Tiergesundheit in einem Betrieb zu beurteilen. Ebenso erwiesen sich die Betriebe mit einem hohen TBI als solche mit einer schlechten Tiergesundheit. Lediglich die Mastdauer konnte nicht in Zusammenhang mit dem Gesundheitsstatus der Mastgruppe gebracht werden.

2.4.2.9 Der Tiergesundheits-/Tierschutzindex (TTI)

In der Arbeit von RIEPERS (2013) wurde ein Tiergesundheits-/ Tierschutzindex entwickelt, um die „Tiergesundheit und das Tierwohl von Tieren in Schweinemastbeständen“ beurteilen zu können. Auf der Grundlage des

„Bewertungsschlüssels für die Nutzung der Organveränderungshäufigkeit pro Bestand als Indikator der Bestandsgesundheit“ (BLAHA 1994) wurden die mittel- bis hochgradigen Veränderungen am Brustfell und an der Lunge sowie Pericarditiden, tierschutzrelevante Befunde der Schlachttieruntersuchung und Teilschäden erfasst und bewertet. Die Brustfell-, Lungen- und Herzbeutelveränderungen wurden mit einer Punktzahl von 0-3, die Teilschäden und die Erhebungen aus der Schlachttieruntersuchung mit 0-6 Punkten bewertet. Ein Betrieb konnte zwischen 0 und 21 Gesamtpunkte erhalten, wobei eine niedrige Punktzahl für wenige Veränderungen bei der Schlachttieruntersuchung, eine hohe hingegen für deutliche Befunde bei der Schlachttieruntersuchung steht. Anschließend wurden die Betriebe in 4 Kategorien unterteilt, wobei die Werte so gewählt wurden, dass die 15% mit der

niedrigsten Punktzahl in die erste Kategorie und die 15% mit dem höchsten Befundaufkommen in die vierte Kategorie eingeteilt wurden.

Tabelle 3: Index zur Einschätzung der Tiergesundheit und des Tierschutzstatus nach RIEPERS (2013)

Punktevergabe Schlachttieruntersuchung und Teilschäden

Kriterium 0 Punkte 2 Punkte 4 Punkte 6 Punkte

Schlachttieruntersuchung ≤ 0,6% >0,6-0,9% >0,9-1,6% >1,6%

Teilschäden ≤ 0,3% >0,3-0,6% >0,6-1,0% >1,0%

Punktevergabe Organbefunde

Kriterium 0 Punkte 1 Punkt 2 Punkte 3 Punkte

Brustfellveränderungen ≤ 1,0% >1,0-3,0% >3,0-7,0% >7,0%

Lungenveränderungen ≤ 0,8% >0,8-1,8% >1,8-4,3% >4,3%

Herzbeutelveränderungen ≤0,6% >0,6-1,3% >1,3-2,6% >2,6%

In der Untersuchung von RIEPERS (2013) ergaben sich folgende Befundhäufigkeiten: 4,3% der untersuchten Tiere wiesen „mittel bis hochgradige Veränderungen der Pleura“, 2,74% „mittel- bis hochgradige Veränderungen der Lunge“ und 1,57% „Veränderungen am Herzbeutel“ auf. Für 6,35% der Tiere wurden Veränderungen an der Leber, bedingt durch Endoparasiten, registriert.

Zusätzlich wurde über 12 Monate eine „erweiterte Erfassung der Teilschäden durch das amtliche Beschaupersonal“ durchgeführt. Die hierbei erfassten Befunde wie

„Abszesse“(0,72%), „Gelenkerkrankungen“(0,38%) und „Hautveränderungen“(0,32%)

könnten bei regelmäßiger Rückmeldung an den Landwirt dazu dienen, Haltungsmängel ausfindig zu machen und gegebenenfalls zu beseitigen.

Der Vergleich des TTI mit den Betriebsleistungsdaten ergab folgende Zusammenhänge:

- nahezu kein Zusammenhang mit der Höhe des Mastendgewichtes

- sehr schwacher Zusammenhang mit der Mortalitätsrate und den täglichen Zunahmen

Der Tiergesundheits-/ Tierschutzindex kann jedoch laut RIEPERS (2013) ein aussagekräftiges Ergebnis bieten, wenn die Leistungsdaten der Tiere zusammen mit den Befunden der Schlachttier- und Fleischuntersuchung gesehen werden.

2.4.3 Untersuchungen am Schlachthof

2.4.3.1 pathologische-anatomische Veränderungen am Schlachthof

Bei der amtlichen Schlachttier- und Fleischuntersuchung kommt es immer wieder zur Feststellung „tierschutz- und verbraucherschutzrelevanter Befunde“, die durch eine Rückmeldung vorangegangener Befunde evtl. vermeidbar gewesen wären (KREMER 2013).

Die pathologisch-anatomischen Veränderungen am Schlachtkörper dienen zusammen mit weiteren Aspekten wie dem Tierbehandlungsindex und der Mortalitätsrate eines Bestandes als wichtiges Kriterium, um die Tiergesundheit in einem Schweinemastbetrieb messbar zu machen. Somit sollen Betriebe identifiziert werden, bei denen Tiergesundheits- und Tierschutzmängel vorliegen. Dadurch kann sich die amtliche Überwachung auf diese Betriebe konzentrieren (BLAHA 2014).

In der Arbeit von KÖFER et al. (2001) wurden durch Beobachtung und Auswertung von Organbefunden am Schlachthof bereits erhebliche Veränderungen an den Schlachtorganen festgestellt. Im Durchschnitt wies mehr als jede zweite Lunge

chronische Pleuritis, bei fast jedem zweiten Tier konnten Leberveränderungen in Form von Milkspots festgestellt werden. Ziel dieser Untersuchungen war es, die pathologisch- anatomischen Veränderungen am Schlachthof durch die Rückmeldung der beanstandeten Befunde an den Landwirt zu minimieren.

SCHRUFF (2004) verwendete den Punkt „einschlägige Berichte über die Ergebnisse früherer Schlachttier- und Schlachtkörperuntersuchungen“ als einen Teil der wichtigen Informationen, die einem Schlachthofbetreiber mindestens 24 Stunden vor Anlieferung der zu schlachtenden Schweine vorliegen müssen. Anhand der Festlegung von Grenzwerten und eines Ampelsystems für unterschiedliche Aspekte wie z.B. dem „Organbefundindex“, dem „Salmonellenstatus“, und der „QS-Kategorie“

soll eine Entscheidungshilfe für oder gegen die risikoorientierte (visuelle) Fleischuntersuchung gegeben werden. Die Schwankungen bei dem Kriterium

„Organbefundindex“ können entweder dadurch bedingt sein, dass die Betriebe ständig die Möglichkeit haben, ihren Index zu verbessern oder zu verschlechtern, oder damit zusammenhängen, dass für das Ampelsystem der Datensatz aus den vergangenen 2 Jahren verwendet wurde und zu Beginn der Testphase nur wenige Daten vorhanden waren. SCHRUFF (2004) geht davon aus, dass die Betriebe konstantere Werte erhalten, sobald der Datensatz einen gewissen Umfang erreicht hat.

In der Untersuchung von BÖCKEL (2008) wurden insgesamt 82 236 geschlachtete Schweine auf Organveränderungen untersucht. Hierbei wiesen 12,9% aller untersuchten Schlachtschweine Veränderungen im Bereich Leber, Lunge, Pericard und Pleura auf, wobei die häufigsten Beanstandungen bei den Lebern zustande kamen. Da die Autorin in ihrer Arbeit versucht, einen Zusammenhang zwischen dem TBI und den Organveränderungen herzustellen, empfiehlt sie, in kommenden Arbeiten die Lebern isoliert zu betrachten, da die durch Endoparasiten entstehenden Milkspots nicht antimikrobiell, sondern antiparasitär behandelt werden müssten. Laut BÖCKEL (2008) sollte die Einteilung von Schweinebeständen in

„Gesundheitsklassen“ nicht anhand einzelner Parameter geschehen. Mortalität,

Organbefundindex und TBI können zusammen gesehen jedoch einen guten Aufschluss über die Tiergesundheit in einem Betrieb geben.

SCHUMANN (2009) kam bei insgesamt 910 003 untersuchten Mastschweinen auf die folgenden Häufigkeiten bei der Fleischuntersuchung. Eine „verwurmte Leber“

wiesen 6,67%, ein „verwachsenes Brustfell“ 3,67% aller untersuchten Tiere auf. Der Befund „Herzbeutel verwachsen“ konnte bei 3,2%, „Pleuritis/Peritonitis“ bei 2,12%

registriert werden. „Geringgradige Lungenveränderungen“ wurden bei 0,98%,

„mittelgradige Lungenveränderungen“ bei 0,7%, „hochgradige Lungenveränderungen“ bei 0,26% der Tiere festgestellt. Laut SCHUMANN (2009) ist grundsätzlich ein Zusammenhang zwischen den „Bedingungen in der Haltung und dem äußeren Erscheinungsbild der Tiere bei der Fleischuntersuchung“ möglich.

Somit können sich Aspekte wie die „Herkunft der Ferkel, die Stallbelegung, die Reinigung und Desinfektion der Ställe, die Fütterung und das Tiergesundheitsmanagement“ positiv darauf auswirken, wie häufig Befunde in einem Bestand vorkommen.

Von 649 932 bei der Fleischuntersuchung bewerteten Mastschweinen dokumentiert RIEPERS (2013) folgende Veränderungen: Am häufigsten (6,35%) kamen durch Parasiten bedingte Veränderungen an der Leber vor. 4,3% der Tiere wiesen mittel bis hochgradige Veränderungen am Brustfell, 2,74% an der Lunge auf. Bei 1,57%

kamen Veränderungen am Herzbeutel vor, bei 0,62% aller untersuchten Tiere wurden Abszesse und große Teilschäden registriert. Diese Ergebnisse decken sich mit den Ergebnissen von BÖCKEL (2008) und SCHUMANN (2009).

In der „klinischen Untersuchung über den Zusammenhang der Tiergesundheit von Mastschweinen und ihren Lungenbefunden“ von BOLANZ und GOTTSCHALK (2011) wurden die am Schlachthof erhobenen Lungenbefunde in vier Kategorien eingeteilt. Demnach gehören zur Kategorie 1 Lungen, bei denen keine Veränderungen feststellbar waren. In Kategorie 2 sind 1-10%, in Kategorie 3 sind 11-30% und in Kategorie 4 sind >11-30% des Lungengewebes pathologisch- anatomisch verändert. BOLANZ und GOTTSCHALK (2011) kamen zu dem Ergebnis, dass von

Hälfte (41,3%) wurde in Kategorie 2 und 29,7% in Kategorie 3 bonitiert. Ein Viertel aller untersuchten Lungen (23,7%) wurde in die schlechteste Kategorie eingeteilt. Die oben genannten Autoren konnten Signifikanzen zwischen den Ergebnissen der Lungenbonituren und den Hustenindizes sowie zwischen dem Ammoniakgehalt in der Stallluft und den Lungenergebnissen feststellen. So hatten die Betriebe mit einem hohen Hustenindex und einem hohen Ammoniakgehalt in der Stallluft schlechtere Ergebnisse bei der Lungenbonitur als die Betriebe mit einem niedrigen Hustenindex und einem niedrigen Ammoniakgehalt.

PILL (2014) untersuchte an einem süddeutschen Schlachthof 8737 Mastschweine sowohl klinisch als auch pathologisch-anatomisch. Als Untersuchungskriterien dienten „der Allgemeinzustand, Ernährungszustand, Pflegezustand, Lahmheiten, äußerlich sichtbare Veränderungen/ Verletzungen und Formen des Kannibalismus“,

PILL (2014) untersuchte an einem süddeutschen Schlachthof 8737 Mastschweine sowohl klinisch als auch pathologisch-anatomisch. Als Untersuchungskriterien dienten „der Allgemeinzustand, Ernährungszustand, Pflegezustand, Lahmheiten, äußerlich sichtbare Veränderungen/ Verletzungen und Formen des Kannibalismus“,