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KATARINA WEIHER

Diese Methode ist gut geeignet, um sich Lernstoff aktiv anzueignen, weil die Teilnehmenden zugleich Lernende und Lehrende sind. Dazu wird ein größeres Gesamtthema in Unterthemen aufgeteilt und von der Gruppe selbstständig in verschiedenen Zusammensetzungen bearbeitet. Zur gemeinsamen Bearbeitung von Fragestellungen können dann verschiedene Blickwinkel einfließen.

KOMPETENZBEREICH

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SCHLAGWORT

LERNSTRATEGIEN KOMMUNIKATIV THEORIEORIENTIERT

G | 93

Für die folgende Problemlösephase kehren die Teilnehmenden in ihre ursprüngliche Stammgruppe zurück und bearbeiten die Fragestellung, zu deren Lösung sie die verschiedenen Teilaspekte aus den Aus-tauschgruppen benötigen.

In der Problemlösephase können alle dieselbe Fragestellung bearbeiten. Es ist aber auch möglich, jede Kleingruppe an einer anderen Problemlösung arbeiten zu lassen. In einer anschließenden Plenumsphase werden dann entweder die unterschiedlichen Lösungsmöglichkeiten für die selbe Fragestellung diskutiert oder es findet ein Austausch über die unter-schiedlichen Fragestellungen und Problem-lösungen statt.

Insbesondere wenn an unterschiedlichen Aufgaben gearbeitet wird, ist es

empfeh-lenswert, dass jede Kleingruppe ein Plakat gestaltet, um die Lösung allen anderen Teil-nehmenden vorzustellen und anschlie-ßend zu diskutieren.

Wenn Zeit gespart werden soll, können die Teilnehmenden Fragestellung und Problemlösung schon in der Austausch-phase bearbeiten. Dann findet die Rück-kehr in die ursprüngliche Stammgruppe nicht mehr statt.

Beispiel für die Arbeit mit dem Gruppen-Puzzle im Modul 10

»Qualität entwickeln und Handeln dokumentieren«:

Jede Stammgruppe erhält Lesematerial und ein Beispiel für eine Methode zur Qualitätsentwicklung, z. B.:

Stammgruppe A: Text zu Methoden der Selbstevaluation, Beispiel Selbstreflexions-bogen

Stammgruppe B: Text zu Methoden der Fremdevaluation, Beispiel Frage-bogen für Eltern

Stammgruppe C: Text zur Fehleranalyse, Beispiel London-Protokoll

Stammgruppe D: Text zu Stärken / Schwächen-Analysen, Beispiel SWOT- Analyse

Die Kleingruppen beschäftigen sich intensiv mit dem Beispiel zu ihrer Methode, diskutieren deren Vor- und Nachteile und die Möglichkeiten ihrer Anwendung. In den Austauschgruppen stellen die Teilnehmenden die unter-schiedlichen Methoden vor, diskutieren deren Hintergründe und beraten ihre Einsatzmöglichkeiten im Zusammen-hang mit den jeweiligen beruflichen Rahmenbedingungen, beispielsweise als einzelne Fachkraft oder als Team bzw. im Austausch mit anderen Fachkräften. Die gemeinsame Aufgabenstellung könnte lauten: »Welche der diskutierten Methoden der Qualitätsentwicklung ist besonders geeignet für die Arbeit der einzelnen Fachkraft? Welche Methoden liegen eher in der Verantwortung von Anstellungs-trägern bzw. Auftraggebenden?«

DIDAKTISCH-METHODISCHE HINWEISE

Die Textpassagen sollten vergleichbar lang und verständlich sein, so dass jede Stammgruppe ihre Aufgabe in der vorge-gebenen Zeit erfüllen kann. Der Arbeits-auftrag für die Stammgruppen muss allen Beteiligten am Anfang klar sein: Jede bzw.

jeder muss in der Lage sein, das Wesentli-che des Textes, mit dem sich die jeweilige Gruppe befasst hat, anschließend anderen zu vermitteln, die diesen Text nicht gelesen haben.

In dieser Phase kann die Kursleitung zwischen den verschiedenen Stamm-gruppen herumgehen, um etwaige Fragen zu klären.

Die in der Problemlösephase zu lösenden Fragestellungen sollten nach Möglichkeit profundes Wissen über alle Textteile vor-aussetzen, so dass alle Expertinnen und Experten zum Zuge kommen.

Die Teilnehmenden bekommen zunächst nur den Text, der in ihrer jeweiligen Stammgruppe zu bearbeiten ist. Erst am Ende der Gruppenpuzzle-Arbeit sollten auch die anderen Texte allen zur Ver-fügung stehen. Dieser Ablauf stellt sicher, dass in der Austauschphase wirklich alle darauf angewiesen sind, dass die entspre-chenden Expertinnen und Experten der anderen Gruppen ihre jeweiligen Text- inhalte verständlich erläutern.

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ZIELE UND EINSATZ-MÖGLICHKEITEN

Das Kommunikationsmodell der »Vier Ohren« (Schulz von Thun) verstehen, üben und nachhaltig integrieren

Aktives Zuhören erfahren/reflektieren

Sensibel werden für die Wirkung der eigenen Sprache auf Zuhörende

Die Macht der Sprache im Kontext von Beziehungshierarchien verstehen lernen

Perspektivwechsel einüben VORGEHEN

Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, wie man Zuhören bewusst üben kann. Nachfolgend sind zwei Varianten beschrieben:

Ohren auf!

Die Kursleitung führt das Kommunika-tionsmodell von Schulz von Thun, die vier Seiten/Ohren einer Nachricht, ein und erläutert, inwiefern die Kenntnis des Modells in Stresssituationen helfen kann, wenn es gelingt, das eigene Hören »profes-sionell einzustellen«.

Die Kursleitung stellt die vier Ohren sym-bolisch vor, z. B. mit Hilfe von großen gemalten Ohren, und verteilt sie in die vier Raumecken. Die Teilnehmenden setzen oder stellen sich in etwa vier gleich großen Gruppen in den Raumecken zusammen.

Die Kursleitung schildert kurz eine Situa-tion/Rolle und formuliert mit entsprechen-dem Tonfall und Ausdruck Sätze, z. B. »Ich bin ein Vater, der gerade … und ich sage zu Ihnen: …« Die Kursleitung bittet die Gruppen bewusst auf dem ihrer Raumecke zugeteilten Ohr zu hören und sich

auszu-tauschen: Was genau hören wir, was kommt bei uns an? Wenn wir deutlich auf diesem Ohr hören: Wie reagieren wir darauf?

Nach einer kurzen Austauschzeit (ca. zwei Minunten) wiederholt die Kursleitung den Satz in Richtung der vier Gruppen und aus allen Ecken kommen unterschiedliche Reaktionssätze. In dieser Form werden einige Beispiele – auch von Teilnehmenden – bearbeitet, beispielsweise:

»Ich finde es unmöglich, wie Sie sich hier einmischen!«

»Ich habe mich sehr gefreut, als Sie mir das gesagt haben.«

»Wir wissen hier nicht mehr weiter.«

Im Anschluss moderiert die Kursleitung eine Reflexion zur Wirkung von Sprache und achtet auf den Transfer. Hilfreiche Fra-gestellungen können sein:

Wie leicht oder schwer fällt es, auf den unterschiedlichen Ohren zu hören?

Was fällt uns an den Reaktionssätzen aus den vier Ohren-Ecken auf?

Inwiefern kann diese Übung uns in all-täglichen (Stress-) Situationen helfen?

Bewusst zuhören – oder nicht!?

In dieser Übung soll den Teilnehmenden die Erfahrung eines zugewandten und akti-ven Zuhörens ermöglicht werden. Die Kurs-leitung erläutert Hintergrund und Sinn der Übung und erinnert an die Aspekte des aktiven, hilfreichen Zuhörens.

Die Teilnehmenden arbeiten in Zweier-gruppen ihrer Wahl zusammen. A erzählt B

KOMPETENZBEREICH

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SCHLAGWORT

PERSPEKTIVWECHSEL REFLEXION

KOMMUNIKATIV THEORIEORIENTIERT

SOZIALFORM

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LERNPHASE Erarbeiten Integrieren

ZEIT 30 – 90 Min.

MATERIAL UND MEDIEN Ggf. Arbeitsanleitungen oder Arbeitsblätter

NEUN-FELDER-TAFEL

Konkretisierung 3

2

• •

1

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Aktivierung

LITERATUR

Schulz von Thun (2006)

HÖR GUT ZU!

CLAUDIA LEIDE, CHRISTIANE VOIGTLÄNDER

»Für ein Gespräch sind die Ohren wichtiger als die Zunge« (Thornton Wilder). Be-sonders im Kontext professioneller Gesprächsführung ist das aktive Zuhören von besonderer Bedeutung. Für FamHeb und FGKiKP ist es hilfreich, Zuhören immer wieder bewusst zu üben.

von einem persönlichen Thema. Aufgabe von B ist es, sich im Sinne des Zuhörens ganz auf A einzustellen. Nach ca. zehn Minuten tauschen sich die Zweiergrup-pen kurz aus und wechseln anschließend die Rollen für ein weiteres Gespräch mit anschließendem Kurzaustausch zu zweit.

Im Plenum werden die Erfahrungen gemeinsam reflektiert. Hilfreiche Frage-stellungen können dabei sein:

Wie ging es Ihnen im Gespräch?

Was empfanden Sie als angenehm?

Gab es auch irritierende Momente?

Variante: Heimliche Aufträge

Eine interessante Variante ist es, diese Übung zu einem späteren Zeitpunkt mit

»heimlichen« Aufträgen anzureichern.

Die Kursleitung informiert die Teilneh-menden, dass in der folgenden Übung

»heimliche« Aufträge vergeben werden.

Einige Teilnehmende erhalten einen schriftlichen Zusatzauftrag für das Gespräch, der den jeweiligen Gesprächs-partnerinnen und Gesprächspartnern nicht bekannt ist, z. B.:

Bitte schauen Sie Ihrer Gesprächspart-nerin bzw. Ihrem Gesprächspartner während des Gesprächs nicht in die Augen.

Achten Sie ganz bewusst darauf, im Gespräch mehrmals die Worte Ihrer Gesprächspartnerin bzw. Ihres Gesprächspartners genau zu wieder-holen.

Bitte beschreiben Sie im Gesprächs-verlauf mit eigenen Worten, was Sie verstanden haben.

In dieser Übungsform werden unter-schiedliche, teilweise irritierende Ver-haltensweisen in Gesprächssituationen erlebt und können reflektiert werden.

DIDAKTISCH-METHODISCHE HINWEISE

Viele Teilnehmende kennen theoretische Grundlagen der Gesprächsführung und haben von den vier Seiten und Ohren einer Nachricht bereits gehört. Dieses Wissen bleibt für die Praxis jedoch oft

ungenutzt. Anliegen der Übung »Ohren auf!« ist es, dass die Teilnehmenden auf die Theorie aufbauende praxistaugliche Strategien für professionelle Gesprächs-führung entwickeln können, z. B. in schwierigen Situationen bewusst zu ver-suchen, auf dem Selbstoffenbarungsohr des Gegenübers zu hören und darauf zu reagieren. Zugleich sollen sie sensibili-siert werden, wie der eigene Sprachstil, Ton, Formulierungen schon in der Anlage bestimmte »Ohren« antriggert und ent-sprechend selbst möglichst mit der »Selb-stoffenbarungszunge« zu sprechen.

Die Rolle der Fachperson und die eventu-elle Unsicherheit und Bedürftigkeit von Eltern führen von der Konstellation her gern zu einem Beziehungssetting, das ein gewisses (Macht-)Gefälle mitbringt.

In solchen Fällen können Aussagen der Fachpersonen leicht das Beziehungs- und Appell-ohr im Gegenüber auslösen. Es

braucht besonders im Bereich der Kom-munikation eine Sensibilisierung für die Grundstrukturen der Beziehungsgestal-tung, die bereits im Vorfeld Weichen stellt, was und wie gehört werden kann.

Das »Sezieren« von Sätzen erleben viele Teilnehmende als äußerst spannend, manche finden es jedoch anstrengend oder unnötig. Dann hilft es, wenn die Kursleitung den Nutzen solcher Übungen deutlich formuliert. Es ist auch wichtig, immer wieder darauf hinzuweisen, dass es nicht »falsches« und »richtiges« Hören gibt. Vielmehr geht es darum, zu bemer-ken, wie unterschiedlich unsere Reaktio-nen sein könReaktio-nen – je nachdem, was und

wie wir hören – und bewusst zu üben, die eigenen Ohren auf die unterschiedlichen Aussageseiten einstellen zu können.

In der Übung »Bewusst zuhören – oder nicht!?« erleben die Teilnehmenden, wie es sich anfühlt, wenn jemand achtsam zuhört. Dabei wird häufig ein deutlicher Unterschied im Vergleich zu alltäglichen Gesprächen wahrgenommen. Damit dies gelingen kann, führt die Kursleitung das aktive, hilfreiche Zuhören im Vorfeld der Übung ein. Sie verweist darauf, dass es sich um eine bewusste Einstellung han-delt, die durch Gesprächsverhalten deut-lich werden kann, z. B. Blickkontakt, das Spiegeln, Wiederholen, Nachfragen usw.

Bei dieser Übung sollte keine dritte Per-son Beobachtungsaufgaben erhalten, weil die Teilnehmenden sich über authenti-sche eigene Themen unterhalten und eine dritte Person eher störend wirken kann.

Mitunter wird ein solches Zuhör- und Gesprächsverhalten künstlich oder thera-peutisch erlebt. Hier kann die Erfahrung der gesteigerten Qualität und höheren Gesprächszufriedenheit für sich sprechen und einladen, diese Art des Kontakts als neue Normalität einzuüben.

Durch die Vergabe heimlicher Aufträge kann es zu Irritationen und Unmut kommen. Wenn die Kursleitung dies gut moderiert, gegebenenfalls bereits im Vorfeld zu einem Experiment einlädt und Neugier weckt, werden jedoch sehr ein-drückliche Lernmomente möglich.

Übungen zur Förderung von Gesprächs-kompetenzen können die Teilnehmenden anregen, sich mit ihrem Kommunikati-onsverhalten auseinanderzusetzen. Nach-haltige Verhaltensveränderungen bedür-fen jedoch wiederholtes und langfristiges Üben in Weiterbildungsveranstaltungen und vor allem im (beruflichen) Alltag.

Weitere Übungen zum Thema Gesprächs-führung finden sich in den Methodenblät-tern »Gesprächsführung üben«, »Dialog«

und »Kommunikationsstile verstehen«.

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SOZIALFORM

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LERNPHASE

Einsteigen - Kennenlernen

ZEIT 15 – 45 Min.

MATERIAL UND MEDIEN Ggf. Moderationskarten Ggf. Moderationsstifte

NEUN-FELDER-TAFEL

Konkretisierung 3

2

1

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Aktivierung KOMPETENZBEREICH

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SCHLAGWORT

PERSPEKTIVWECHSEL ASSOZIATIV

KOMMUNIKATIV