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Gesundheitsindikatoren (step 3)

Im Dokument Partnergewalt gegen Frauen (Seite 141-148)

5 Ergebnisse

5.2 Ergebnisse der bivariaten und multivariaten Analyse

5.2.3 Gesundheitsindikatoren (step 3)

Die Gesundheitsindikatoren beeinflussen sich folgendermaßen gegenseitig (siehe Abbildung 5-3).

ƒ Die Variable chronische Erkrankung/körperliche Behinderung steht im Zusammenhang mit Physischer (rS  =,34, p<,001 und F(3, 1707)  =89,34, p<,001, rF  =,40) und Subjektiver Gesundheit (rS  =,36, p<,001 und F(3, 1707)  =121,31, p<,001, rF  =,46), jedoch nicht nennenswert mit der Verletzungsanzahl oder der Mentalen Gesundheit.

ƒ Physische Gesundheit korreliert mit großem Effekt sowohl mit der Mentalen (r  =,61, p<,001) als auch mit der Subjektiven Gesundheit (rS  =,52, p<,001).

ƒ Auch zwischen der Mentalen und der Subjektiven Gesundheit zeigt sich ein Zusammenhang (rS  =,35, p<,001).

ƒ Die Anzahl der körperlichen Verletzungen im Leben der Frauen steht weitestgehend unabhängig im Komplex Gesundheit: eine Korrelation mit geringem bis mittlerem Effekt zeigt sich für Physische Gesundheit (r  =,23, p  <,001).

Es lässt sich zusammenfassen, dass das Konstrukt Gesundheit maßgeblich von der Physischen Gesund-heit bestimmt wird. Bei der weiteren Analyse ist auf Interaktionseffekte zu achten.

Bei der Betrachtung der Korrelationen zwischen den Variablen der multiplen Gewalterfahrung und den Gesundheitsindikatoren sind etliche positive Zusammenhänge aber mit geringem bis mittlerem Effekt erkennbar. Bei der Mentalen und Physischen Gesundheit zeigt sich am deutlichsten ein Zusammenhang (siehe Abbildung 5-3):

ƒ Die Mentale Gesundheit wird von der Misshandlung in der Kindheit bestimmt (rS  =,20, p<,001 und F(6, 1647)  =15,88, p<,001, rF  =,24) sowie von der Gewalt im Erwachsenenleben durch andere Familienmitglieder (rpb  =,25, p<,001 und F(5, 1721)=24,31, p<,001, rF  =,27).

132

ƒ Ein ähnliches Muster wird für die Physische Gesundheit deutlich. Auch hier zeigt sich die Auswirk-ung der MisshandlAuswirk-ung in der Kindheit (rS  =,22, p<,001 und F(6, 1641)  =23,85, p<,001, rF  =,30) sowie in der familiären Gewalt im Erwachsenenleben (rpb  =,24, p<,001 und F(5, 1714)  =22,14, p<,001, rF  =,25).

Zusammengefasst werden sowohl die Mentale als auch die Physische Gesundheit von der körperlichen Gewalt in der Kindheit und der Gewalt durch andere Familienangehörige im Erwachsenenleben be-stimmt. Im Gegensatz dazu gibt es keine nennenswerten Korrelationen zwischen den Verletzungen, der Subjektiven Gesundheit oder der chronischen Erkrankungen/körperlichen Behinderungen zu den Variablen der multiplen Gewalterfahrung.

Im Hinblick auf einen Zusammenhang zwischen den demografischen Indikatoren und den Gesund-heitsindikatoren zeigen sich folgende Korrelationen mit überwiegend geringen bis mittleren Effekt-stärken (siehe Abbildung 5-3):

ƒ Mit steigendem Alter lässt sich eine schlechtere Gesundheit erkennen. So treten mit höherem Alter chronische Erkrankungen/körperliche Behinderungen erwartungsgemäß häufiger auf (rS  =,21, p<,001) und chronische Erkrankungen/körperliche Behinderungen sind nicht unabhängig von den Altersklassen (F(6, 1700)  =17,99, p<,001, rF  =,25).

ƒ Die Subjektive Gesundheit und der Erwerbsstatus sind abhängig voneinander (F(8, 1678)  =14,59, p<,001, rF  =,26). Auch die Variable chronische Erkrankung/körperliche Behinderung ist vom Erwerbsstatus, der u.a. den Zustand einer (Früh-) Berentung mit abbildet, abhängig (F(8, 1676)  =20,82, p<,001, rF  =,32).

Ein Migrationshintergrund der Befragten sowie die Kinderzahl stehen in keiner Beziehung zu den Gesundheitsindikatoren. Auch die weiteren Variablen des Sozialstatus zeigen bei der Korrelationsanalyse keinen nennenswerten Zusammenhang zur Gesundheit (siehe Abbildung 5-3).

Für die Gesundheitsindikatoren kann festgehalten werde, dass allein das Alter sowie der Erwerbsstatus mit den Gesundheitsindikatoren korrelieren.

133

Test auf Unabhängigkeit

unter den demografischen Indikatoren

Gesundheitsindikatoren Multiple Gewalterfahrung Demografische Indikatoren

GV

AV MG PyG SuG CE GE KM SM FG A

AK M K BI E BE EI SO

V 1

2 ,18*** ,23*** ,08** ,12**

,14*** ,08**

,06*,12***

,17***,10***

,11***,14***

,15***-,03

,06-,04

,04 -,02

,06,00

,06,08

,06,05*

,06 -,02

,06-,02 ,03 MG 1

2 ,61*** ,35*** ,14***

,17*** ,15***

-,13***,20***

,24***,13***

,14***,25**

,27***-,18***

,19***,08**

,08*** -,09***

,13***,02

,09,18

,12**-,05*

,07-,08**

,09*-,05 ,05 PyG 1

2 ,52*** ,34***

,40*** ,18***

-,16***,22****

,30***,14***

,15***,24***

,25***,00

,08,08**

,08** -,01

,08-,08**

,09*,28

,14***-,09***

,10*-,09**

,09*-,11***

,11***

SuG 1 2

,36***

,46***

,13***

,12***

,15***

,19***

,07**

,07 ,08**

,12***

,18***

,21***

,09*

,08**

,11***

,14***

-,10***

,12**

,13***

,26***

-,14***

,17***

-,09***

,12***

-,13***

,14***

CE 1 2

,08*

,12***

,13***

,19***

,08**

,07*

,10***

,12***

,21***

,25***

,05 ,02

,06*

,09*

-,08**

,11**

,16***

,32***

,00 ,09*

-,01 ,07

-,03 ,06**

ng

AV Abhängige Variable, GV Gruppenvariable;

1 Korrelationskoeffizient, 2 Koeffizient der Unabhängigkeitstests;

* p < ,05, ** p < ,01, *** p < ,001

Demografie: A Alter, AK Altersklassen, M Migrationshintergrund, K Kinderzahl, BI Bildungsstatus, E Erwerbsstatus, BE Berufsstatus, EI Einkommen, SO Sozialstatus

Multiple Gewalterfahrung: GE Gewalt zwischen den Eltern, KM Kindesmisshandlung, SM Sexueller Missbrauch, FG Familiäre Gewalt Gesundheitsindikatoren: V Verletzungszahl, MG Mentale Gesundheit, PyG Physische Gesundheit, SuG Subjektive Gesundheit

CE Chronische Erkrankungen/körperliche Behinderungen

Ergebnisse

Tabelle 5-3 : Korrelationen mit den Gesundheitsindikatoren

134 Alle Regressionsanalysen folgen einem theoretisch begründeten und empirisch belegten gerichteten Kausalmodell. Für die Gesundheitsindikatoren (AV) wurde die Hypothese aufgestellt, dass diese von den demografischen Faktoren sowie der multiplen Gewalterfahrung als UV beeinflusst werden.

Gleichzeitig soll auch geprüft werden, ob der Partnergewaltindex einen Einfluss als UV hat. Es wurden verschiedene regressionsanalytische Betrachtungen85 zur Erklärung der Gesundheitsindikatoren vorge-nommen, deren Ergebnisse nachfolgend beschrieben werden.

Nach Berechnung der rohen Werte (R², β) für jeden Prädiktor (siehe Anhang E.1) wurden im nächsten Schritt in das lineare Regressionsmodell (ENTER) für den Indikator Verletzungszahl (AV) folgende unabhängige Variablen aufgenommen: Partnergewaltindex, Misshandlung als Kind, körperliche, sexuel-le und psychische familiäre Gewalt, Migrationshintergrund86 und als Variablen mit potentiellem Mode-ratoreffekt Bekanntheit von Unterstützung sowie Mitverantwortungsgefühl.87 Für dieses Regressionsmo-dell ergab sich eine Varianzaufklärung von 5%. Die in diesem Schritt sich als stärkste signifikante Prä-diktoren erwiesenen Variablen zeigten auch bei der stufenweisen Rückwärtsmethode einen signifi-kanten Beitrag zur Erklärung der Varianz der Verletzungszahl. Am stärksten erklären der Partner-gewaltindex (β = ,14, p < ,001) und die Misshandlung als Kind (β = ,11, p < ,001) die AV. Der Beitrag von körperlicher familiärer Gewalt (β = ,07, p < ,05) sowie Bekanntheit von Unterstützung (β = ,06, p < ,05) – beide Variablen blieben ebenfalls im gültigen Modell – tragen weniger zur Varianzerklärung bei (siehe Tabelle 5-4, Abbildung 5-22). Die Überprüfung des endgültigen Modells mittels der stufen-weisen Vorwärtsmethode ergab die gleichen β-Werte für die einzelnen Prädiktoren sowie eine gleiche Varianzaufklärung. Mit den verbleibenden vier Variablen sinkt die Varianzaufklärung geringfügig, bleibt aber bei 5%. Die Modellvoraussetzungen sind erfüllt (siehe Anhang E.1). Anhand der in Kapitel 4.5.5 genannten Kennzahlen (Durbin-Watson-Wert, Cooks Distanz, Mahalanobis, Hebelwert, DfFit) konnte Multikollinearität ausgeschlossen werden. Hinweise für Autokorrelation liegen nicht vor.

Verletzungszahl (AV) b SE b β 95% KI für B

(Konstante) 1,67 0,10 1,47 1,86

Partnergewaltindex 0,04 0,01 ,14*** 0,03 0,06 Misshandlung als Kind 0,10 0,02 ,11*** 0,05 0,14 Familiäre Gewalt: körper. + and. 0,25 0,10 ,07* 0,06 0,44 Unterstützung bekannt 0,21 0,09 ,06* 0,04 0,38 Modell 5: R² = ,05; R² adj. = ,05; ∆R² = -,002; * p < ,05, ** p < ,01, *** p < ,001

Tabelle 5-4: Ergebnisse der linearen Regression für Verletzungszahl

Zusammengefasst kann festgestellt werden, dass der Erklärungswert der im Modell verbleibenden un-abhängigen Variablen mit einer Varianzaufklärung von 5% und einer Effektstärke von f²=0,10 gering ist. Von den im Modell berücksichtigten Variablen wirkt sich die Gewalterfahrung, vor allem die kör-perliche Gewalt in Kindheit und Erwachsenenleben sowie die Schwere der Partnergewalt, auf die Verletzungszahl aus: Je schwerer die erlittene Gewalt ist, desto mehr Verletzungen wurden von den Frauen berichtet.

85 Das methodische Vorgehen ist detailliert in Kapitel 3.5.5. beschrieben. Die einzelnen Modellierungsschritte und deren Ergebnisse sowie die Bewertung des endgültigen Modells sind ausführlich im Anhang E aufgelistet.

86 Wegen der Interaktion zwischen Bekanntheit von Unterstützung und Migrationshintergrund geht letzterer in jede Regression ein, in der die Bekanntheit aufgenommen wird.

87 Diese beide Variablen gehen in alle Regressionen ein, um ihren potentiellen Moderationseffekt zu prüfen (s. Kap. 4.5.5).

135 Nach Berechnung der rohen Werte (R², β) für jeden Prädiktor (siehe Anhang E.2) gingen im nächsten Schritt in das lineare Regressionsmodell (ENTER) für den Indikator Mentale Gesundheit (AV) folgende unabhängige Variablen ein: Partnergewaltindex, Misshandlung als Kind, körperliche, sexuelle und psychische familiäre Gewalt, Alter (Klassen), Migrationshintergrund und als Variablen mit poten-tiellem Moderatoreffekt Bekanntheit von Unterstützung sowie Mitverantwortungsgefühl. Die Regres-sionsgleichung ergab eine Varianzaufklärung von 14%. In der stufenweisen Rückwärtsmodellierung, bei der der Migrationshintergrund wegen nichtsignifikantem und geringem Beitrag ausgelassen wurde, verbesserte sich die Erklärungskraft der einzelnen Prädiktoren geringfügig. Demnach tragen zur Er-klärung der Mentalen Gesundheit maßgeblich der Partnergewaltindex (β = ,16, p < ,001), körperliche familiäre Gewalt (β = ,16, p < ,001), das Alter (Klassen) mit negativem Effekt (β = -,16, p < ,001) sowie Misshandlung als Kind (β = ,14, p < ,001) bei. Der Beitrag von sexueller familiärer Gewalt (β = ,08, p < ,01), psychischer familiärer Gewalt (β = ,07, p < ,05) und Bekanntheit von Unterstützung (β = -,07, p < ,05) mit negativem Effekt und Mitverantwortungsgefühl (β = ,08, p < ,05) mit positivem Effekt tragen nur wenig zur Varianzaufklärung bei (siehe Tabelle 5-5, Abbildung 5-22). Die Überprüfung des endgültigen Modells mittels der stufenweisen Vorwärtsmethode ergab auch für diesen Indikator die gleichen β-Werte für die einzelnen Prädiktoren sowie eine gleiche Varianzaufklärung. Mit den verblei-benden acht Prädiktoren sinkt die Varianzaufklärung geringfügig, bleibt aber bei 14%. Die Modellvor-aussetzungen sind erfüllt (siehe Anhang E.2). Anhand der in Kapitel 4.5.5 genannten Kennzahlen (Durbin-Watson-Wert, Cooks Distanz, Mahalanobis, Hebelwert, DfFit) konnte eine Multikollinearität ausgeschlossen werden. Hinweise für Autokorrelation waren nicht gegeben.

Mentale Gesundheit (AV) b SE b β 95% KI für B

(Konstante) 37,80 1,77 34,33 41,27

Partnergewaltindex 0,63 0,11 ,16*** 0,42 0,85 Misshandlung als Kind 1,66 0,31 ,14*** 1,05 2,28 Familiäre Gewalt: körper. + and. 7,57 1,25 ,16*** 5,13 10,02 Familiäre Gewalt: ausschl. psych. 6,14 2,47 ,07* 1,29 10,99 Familiäre Gewalt: sex. + and. 9,55 2,95 ,08** 3,75 15,34 Alter (Klassen) -2,29 0,37 -,16*** -3,00 -1,57 Unterstützung bekannt -2,81 1,11 -,07* -4,99 -0,63 Mitverantwortungsgefühl -3,60 1,14 ,08* 1,37 5,84 Modell 1: R² = ,14; R² adj. = ,13; ∆R² = ,136; * p < ,05, ** p < ,01, *** p < ,001

Tabelle 5-5: Ergebnisse der linearen Regression für Mentale Gesundheit

Zusammengefasst kann festgestellt werden, dass der Erklärungswert der im Modell verbleibenden un-abhängigen Variablen mit einer Varianzaufklärung von 14% und einer Effektstärke von f²=0,16 gut ist.

Von den berücksichtigten Variablen wirkt sich jegliche Gewalterfahrung, vor allem aber die körperliche Gewalt in Kindheit und Erwachsenenleben sowie die Schwere der Partnergewalt, negativ auf die Mentale Gesundheit aus: Je höher der Schweregrad der Gewalt ist, desto schlechter ist die Mentale Gesundheit der befragten Frauen.

Nach Berechnung der rohen Werte (R², β) für jeden Prädiktor (siehe Anhang E.3) gingen in das lineare Regressionsmodell (ENTER) für den Indikator Physische Gesundheit (AV) folgende unabhängige Variablen ein: Partnergewaltindex, Misshandlung als Kind, körperliche, sexuelle und psychische famili-äre Gewalt, Migrationshintergrund und als Variablen mit potentiellem Moderatoreffekt Bekanntheit

136 von Unterstützung sowie Mitverantwortungsgefühl. Die Regressionsgleichung ergab eine Varianzauf-klärung von 13%. In der stufenweisen Rückwärtsmodellierung, bei der der Migrationshintergrund wegen nichtsignifikantem und geringem Beitrag ausgelassen wurde, veränderte sich die Erklärungskraft der einzelnen Prädiktoren kaum. Demnach tragen zur Erklärung der Physischen Gesundheit maßgeb-lich die Misshandlung als Kind (β = ,21, p < ,001), der Partnergewaltindex (β = ,14, p < ,001) sowie körperliche familiäre Gewalt (β = ,13, p < ,001) bei. Der Beitrag von sexueller familiärer Gewalt (β =,09, p < ,001) und Bekanntheit von Unterstützung (β = -,09, p < ,001) mit negativem Effekt ist gering (siehe Tabelle 5-6, Abbildung 5-22). Die Überprüfung des endgültigen Modells mittels der stu-fenweisen Vorwärtsmethode ergab auch für diesen Indikator die gleichen β-Werte für die einzelnen Prädiktoren sowie eine gleiche Varianzaufklärung. Mit den verbleibenden fünf Prädiktoren sinkt die Varianzaufklärung geringfügig, bleibt aber bei 13%. Die Modellvoraussetzungen sind erfüllt (siehe Anhang E.3). Anhand der in Kapitel 4.5.5 genannten Kennzahlen (Durbin-Watson-Wert, Cooks Distanz, Mahalanobis, Hebelwert, DfFit) konnte eine Multikollinearität ausgeschlossen werden.

Hinweise für Autokorrelation waren nicht gegeben.

Physische Gesundheit (AV) b SE b β 95% KI für B

(Konstante) 19,97 0,91 18,18 21,75

Partnergewaltindex 0,43 0,08 ,14*** 0,27 0,58 Misshandlung als Kind 1,86 0,23 ,21*** 1,41 2,32 Familiäre Gewalt: körper. + and. 4,71 0,91 ,13*** 2,92 6,50 Familiäre Gewalt: sex. + and. 7,95 2,20 ,09*** 3,64 12,27 Unterstützung bekannt -2,94 0,82 -,09*** -4,54 -1,33 Modell 1: R² = ,13; R² adj. = ,12; ∆R² = -,001; * p < ,05, ** p < ,01, *** p < ,001

Tabelle 5-6: Ergebnisse der linearen Regression für Physische Gesundheit

Zusammengefasst kann festgestellt werden, dass der Erklärungswert der im Modell verbleibenden un-abhängigen Variablen mit einer Varianzaufklärung von 13% und einer Effektstärke von f²=0,15 gut ist.

Von den berücksichtigten Variablen wirkt sich die Gewalterfahrung, vor allem aber die körperliche Gewalt in Kindheit und Erwachsenenleben sowie die Schwere der Partnergewalt, negativ auf die Physische Gesundheit aus: Je höher der Schweregrad der Gewalt ist, desto stärker ist der Physische Gesundheitsstatus der befragten Frauen beeinträchtigt.

Nach Berechnung der rohen Werte (R², β) für jeden Prädiktor (siehe Anhang E.4) gingen im nächsten Schritt in das lineare Regressionsmodell (ENTER) für den Indikator Subjektive Gesundheit (AV) fol-gende unabhängige Variablen ein: Partnergewaltindex, Misshandlung als Kind, körperliche, sexuelle und psychische familiäre Gewalt, Alter (Klassen), Erwerbsstatus, Sozialstatusindex, Migrationshinter-grund und als Variablen mit potentiellem Moderatoreffekt Bekanntheit von Unterstützung sowie Mit-verantwortungsgefühl. In dieser ersten Regressionsgleichung ergab sich eine Varianzaufklärung von 12%. In der stufenweisen Rückwärtsmodellierung, bei der wegen nichtsignifikantem und geringem Bei-trag die Variablen körperliche und psychische familiäre Gewalt, Migrationshintergrund, Bekanntheit von Unterstützung sowie Mitverantwortungsgefühl ausgelassen wurden, veränderte sich die Erklär-ungskraft einzelner Prädiktoren kaum. Maßgeblich tragen zur Erklärung der Subjektiven Gesundheit, das Alter (Klassen) (β = ,15, p < ,001), der Partnergewaltindex (β = ,13, p < ,001), Misshandlung als Kind (β = ,11, p < ,001) bei. Der Erwerbsstatus (β = -,10, p < ,001) und der Sozialstatus (β = -,10,

137 p <,001) tragen mit negativem Effekt und sexuelle familiäre Gewalt mit geringem positivem Effekt (β = ,06, p < ,01) kaum bei (siehe Tabelle 5-7, Abbildung 5-22). Die Überprüfung des endgültigen Mo-dells mittels der stufenweisen Vorwärtsmethode ergab auch für diesen Indikator die gleichen β-Werte für die einzelnen Prädiktoren sowie eine gleiche Varianzaufklärung. Mit den verbleibenden sechs Prä-diktoren sinkt die Varianzaufklärung geringfügig, bleibt aber bei 11%. Die Modellvoraussetzungen sind erfüllt (siehe Anhang E.4). Anhand der in Kapitel 4.5.5 genannten Kennzahlen (Durbin-Watson-Wert, Cooks Distanz, Mahalanobis, Hebelwert, DfFit) konnte eine Multikollinearität ausgeschlossen werden.

Hinweise für Autokorrelation waren nicht gegeben.

Subjektive Gesundheit (AV) b SE b β 95% KI für B

(Konstante) 2,59 ,13 2,34 2,84

Partnergewaltindex korr. ,03 ,01 ,13*** ,02 ,04 Misshandlung als Kind ,08 ,02 ,11*** ,04 ,11

Familiäre Gewalt: sex. + and. ,40 ,17 ,06** ,06 ,73 Alter (Klassen) ,13 ,02 ,15*** ,09 ,17

Erwerbsstatus -,13 ,03 -,10*** -,19 -,06

Sozialstatus -,17 ,04 -,10*** -,25 -,08

Modell 1: R² = ,11; R² adj. = ,10; ∆R² = ,106; * p < ,05, ** p < ,01, *** p < ,001

Tabelle 5-7: Ergebnisse der linearen Regression für Subjektive Gesundheit

Zusammengefasst kann festgestellt werden, dass der Erklärungswert der im Modell verbleibenden un-abhängigen Variablen mit einer Varianzaufklärung von 11% und einer Effektstärke von f²=0,12 gut ist und sich von den berücksichtigten Variablen am stärksten das Alter sowie der Partnergewaltindex auf die Subjektive Gesundheit auswirken: Je höher der Schweregrad der Gewalt ist und je älter die Frauen sind, desto schlechter schätzen die befragten Frauen ihren Gesundheitsstatus ein. Die Befragten berichten von einer besseren Subjektiven Gesundheit, wenn sie erwerbstätig sind oder einen höheren Sozialstatus haben.

138

dargestellt sind die ß-Gewichte bzw. die b-Koeffizienten; Werte < ,10 werden nicht berücksichtigt

* p < ,05; ** p < ,01; *** p < ,001 KM Kindesmisshandlung

FG_k Familiäre körperliche Gewalt A_k Alter in Klassen

MG Mentale Gesundheit V Verletzungszahl PyG Physische Gesundheit SuG Subjektive Gesundheit SES Sozialstatus

PGI Partnergewaltschwereindex E_n Erwerbsstatus

PyG V

MG

SuG KM

FG_k

,21***

A_k

SES ,11***

PGI

E_n ,14***

,13***

-,10***

,15***

-,10***

-,16***

,16***

,14*** ,13***

,14***

,16***

,11***

Abbildung 5-22: Ergebnisse der linearen Regression für die Gesundheitsindikatoren

Für die Gesundheitsindikatoren werden die Arbeitshypothesen mit den Regressionen belegt: Demogra-fische Faktoren, multiple Gewalterfahrung und Partnergewalt beeinflussen die Gesundheit. Es zeigen sich für alle Indikatoren ein ähnliches Bild: Je schwerer sowohl die multiple als auch die Partnergewalt-erfahrung ist, desto stärker wird die Gesundheit belastet. Ein höherer Sozialstatus sowie eine Erwerbs-tätigkeit führen zu einer besseren Einschätzung der Subjektiven Gesundheit. Ältere Frauen bewerten ihre Subjektive Gesundheit schlechter.

Im Dokument Partnergewalt gegen Frauen (Seite 141-148)