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6 Diskussion

6.2 Ellbogengelenkdysplasie

6.2.3 Genetische Korrelationen

Korrelationen zeigen Zusammenhänge in der Ausprägung unterschiedlicher Merkma-le auf.

Es konnten nur geringe genetische Korrelationen zwischen dem ED-Befund und den Ellbogengelenkswinkeln festgestellt werden. Die genetische Korrelation der Messpa-rameter zu dem ED-Befund liegen in einem Bereich von rg = –0,085 zwischen Winkel UL und dem ED-Befund und rg = 0,296 zwischen Winkel PA und dem ED-Grad. Da-her eigenen sich die Winkelmessungen nicht zur Charakterisierung des Arthroserisi-kos der Ellbogengelenkdysplasie beim Deutschen Schäferhund.

Nach MUES (2001) korrelierten die Winkel und der ED-Befund beim Rottweiler aber deutlich positiv. Aus diesen genetischen Korrelationen wurde ein Selektionsindex konstruiert, der den Genotyp für Arthrosenbildung indirekt mit optimierter Genauigkeit beschreiben soll.

Diese unterschiedlichen Ergebnisse der beiden Arbeiten weisen auf eine rassespezi-fische genetische Korrelation der Messwinkel zu dem ED-Befund und damit ist keine Übertragbarkeit des EQ-Index von einer Rasse zur anderen möglich.

Anders stellte sich die Situation der Punktevarianten zu dem ED-Befund dar. Die ge-netische Korrelation erwies sich als hoch positiv. Sie betrug zwischen dem ED-Befund und der Punktevariante 1 rg = 0,993 bzw. zwischen dem ED-Befund und der Punktevariante 2 rg = 1,0. Es ist auf grund dieses Ergebnisses also möglich die ED-Beurteilung anhand der Punktevarianten durchzuführen. Der Vorteil liegt hierbei in der höheren Heritabilität und der objektivierbaren Skalierung der Punktevarianten im Vergleich zu dem offiziellen ED-Befund.

Die genetische Korrelation zwischen HD und ED lag in dieser Arbeit bei rg = 0,201.

Die Möglichkeit einer gleichzeitigen Selektion gegen ED und HD ist durch diese posi-tive Korrelation also möglich. Dieses Ergebnis entspricht der Studie von MÄKI et al.

(2000) über finnische Rottweiler.

6.2.4 Zuchtwertschätzung

Zur Zeit findet in der Population der Deutschen Schäferhunde in Deutschland eine freiwillige Selektion der Züchter gegen die ED statt. Seit dem 1.01.2002 wird den Be-sitzern die Möglichkeit gegeben, eine offizielle röntgenologische Untersuchung der ED auf feiwilliger Basis zu nutzen. Um Erfolge bei der züchterischen ED-Bekämpfung zu haben, sollten effektive Selektionskriterien eingeführt werden, denn je genauer die Selektion der Zuchttiere stattfindet, desto schneller stellt sich ein Selektionserfolg ein.

In dieser Arbeit wurde eine Zuchtwertschätzung durchgeführt, bei der neben dem Geschlechtseffekt auch weitere verzerrende Umwelteinflüsse berücksichtigt wurden.

Es wurde die Brauchbarkeit der verschiedener Merkmale (offizieller ED-Befund, Win-kelmerkmale, Punktevarianten) für die Zuchtwertschätzung auf ED-Freiheit unter-sucht.

Insbesondere wurden dabei die indirekten Selektionsmöglichkeiten über die Winkel-messungen am Ellbogengelenk auf ihre Effizienz gegenüber der direkten Selektion gegen ED getestet. Die Unterschiede zwischen den univariaten ED-Zuchtwerten und den multivariat geschätzten ED-Zuchtwerten, die die vier Winkelmessungen als Hilfsparameter berücksichtigten, waren gering. Bei Selektion gegen das Auftreten von ED führt die zusätzliche Berücksichtigung von den Winkeln am Ellbogengelenk zu keiner Änderung der Zuchtwertverteilung (Abbildung 13).

Abbildung 13: Verteilung der Relativ-Zuchtwerte für ED

0 50 100 150 200 250

68 78 88 98 108 118 128 138 148

ZW ED-Winkel ZW ED ZW Punkte 1

ZW Punkte 2

Die IEWG-Einteilung der offiziellen ED-Befunde findet in festgelegten Stufen statt, welche auf der Fiktion der stufenweisen Ausprägung der Gelenksveränderungen be-ruht. In Wirklichkeit aber sind die Übergänge fließend. Ein Röntgenbild kann für den entsprechenden Grad eindeutige und typische Veränderungen aufweisen, oder aber die Veränderungen können in Grenzbereichen liegen. Jegliche Einteilung presst ein Merkmal mit fließenden Übergängen in starre Stufen, was einem Informationsverlust gleichkommt. Die beiden Punktevarianten bieten im Vergleich zu dem offiziellen ED-Befund eine bessere Möglichkeit, der Kontinuität gerecht zu werden, indem neben den vorgegebenen IEWG - ED-Befunden, die Gesamtpunktzahl pro Gelenk angege-ben wird. Zwischen einem ED 1-Gelenk mit 2 Punkten, also nahe bei einem ED frei-en Gelfrei-enk und einem Gelfrei-enk mit 6 Punktfrei-en, also nahe bei einem ED 2–Gelfrei-enk, be-stehen deutliche Unterschiede. Gerade im Hinblick auf die Schätzung von Zuchtwer-ten, wäre es äußerst wertvoll, diese Unterschiede erfassen zu können. In dieser Ar-beit konnte eine hoch positive Korrelation (r = 0,80 bzw. r = 0,81) zwischen den ED-Zuchtwerten und den ED-Zuchtwerten der Punktevarianten festgestellt werden. Zudem findet durch die größere Information der Punktevarianten eine stärkere

Differenzie-rung zwischen den Zuchtwerten statt (Abbildung 13). Vor allem die Zuchtwerte der Punktevariante 2 zeigen im Vergleich zu den Zuchtwerten der ED-Befunde eine kon-tinuierlichere Verteilung mit einer weiten Skalierung in beide Richtungen.

6.3 Wiederholbarkeit der Ellbogengelenksmessung

Tierärzte sind auf Grund ihrer Rolle im Rahmen der Röntgendiagnostik in den Selek-tionsprozess integriert, wobei die Akzeptanz der Züchter für notwendige Selektions-maßnahmen nicht unwesentlich auf dem Vertrauen zu dem tierärztlichen Befund ba-siert. Unterschiedliche Beurteilung desselben Hundes führen zwangsläufig zu Zwei-feln an der Aussagekraft des Diagnoseverfahrens und vermindern damit die Bereit-schaft zu züchterischen Maßnahmen. Zudem handelt es sich bei der ED um eine Krankheitsdisposition mit mittlerer Heritabilität, sodass die individuelle Ausprägung neben der genetischen Grundlage auch sehr stark durch Umwelteinflüsse beeinflusst wird. Als wesentliche Voraussetzung für effiziente Selektionsmaßnahmen ist daher eine Diagnostik mit hoher Wiederholbarkeit anzusehen.

Die Ellbogengelenksvermessung als mögliches indirektes Selektionsmerkmal wurde auf die Wiederholbarkeit untersucht.

Die Wiederholbarkeit der Winkelmessung zwischen Messungen verschiedener Be-funder liegt zwischen w = 0,119 und w = 0,715, wobei der Winkel PA die niedrigsten und Winkel OL die höchsten Werte zeigte. Die Wiederholbarkeit der mehrmaligen Winkelmessungen durch ein und denselben Befunder ergab bei allen vier Winkel geringgradig höhe Werte. Somit ergäben sich einzig für den Winkel OL relativ ver-lässliche Winkelmesswerte.