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Genehmigung zur Teilgebietsbezeichnung Gefäßchirurgie

Im Dokument Josef Koncz (1916 - 1988) (Seite 134-0)

7. Anhang

7.3. Genehmigung zur Teilgebietsbezeichnung Gefäßchirurgie

Abb. 68

7.4. Genehmigung zur Teilgebietsbezeichnung Thorax- und Kardiovaskularchirurgie

Abb. 69

7.5. Emeritierungsurkunde

Abb. 70

7.6. Originaltexte der Dankesreden von Professor Koncz anlässlich eines Symposiums zu seinem 65. Geburtstag am 31.10.1981

Herr Präsident,

Bei solchen außergewöhnlichen Gelegenheiten pflegt mich eine gehemmte Befangenheit zu befallen, mit einer emotionellen Schwäche dazu, die es mir schwer machen, die rechten Worte für das zu finden, was mir am Herzen liegt. Aber dem Gebot der Stunde kann ich mich nicht entziehen und so stehe ich hier, um Ihnen nun zu danken, so gut ich es kann. Ihnen allen, die Sie gekommen sind, diesen Tag mit mir zu begehen, vor allem aber dem Initiator und den Akteuren, dieser schönen Feier, die man mir heute bereitet und die mich freut und beglückt.

Der Name de Vivie steht als Initiator heute nur für den einer größeren Gemeinschaft, der ich mich ein ganzes Berufsleben hindurch verpflichtet fühlte, nämlich für die Gemeinschaft meiner früheren und jetzigen Mitarbeiter, die es sich nicht nehmen ließen, heute – fast ohne Ausnahme – den Tag mit mir zu verbringen.

Stolz empfinde ich, wenn ich das Programm des Symposiums und die Namen der Vortragenden mir vor Augen führe: alles Namen von gutem Klang in unserem Fach im weiteren Sinne; Freunde aus der eigenen Fakultät, frühere Mitarbeiter und ausländische Freunde, denen ich verbunden bin. Ihnen wird noch mein besonderer Gruß zu gelten haben, für die Bereitschaft, die Reisestrapazen auf sich zu nehmen und an dem Symposium sogar aktiv mitzuwirken.

Einige Vorträge werden sicherlich bemerkenswert sein und vielleicht auch weiterführende Ideen vermitteln oder andeuten. Der eigentliche Gewinn wird aber, so vermute ich, die Bekräftigung einer Gemeinschaft sein und das Wiedersehen mit Freunden der Vergangenheit.

Wenn ich Vergangenheit sage, dann ist es Göttingen und seine Universität, der ich zu danken habe; wo ich seit dreieinhalb Jahrzehnten leben und arbeiten durfte. Und wenn ich Göttingen sage, dann darf ich es nicht tun, ohne meines lieben Lehrers Hans Hellner zu gedenken, der mich in rauhen Nachkriegsjahren in diese Stadt und Universität gebracht hat. Zugegeben, die Stadt war spröde, die Universität ziemlich dünkelhaft, der Anfangsschwierigkeiten gab es genug. Trotzdem habe ich mit der Zeit Freundschaft erfahren und / Dank der Förderung durch meinen Chef / konnte ich mich einreihen / als Glied in die Kette jener / die in der Nachkriegszeit den Anschluss an die anglo-amerikanische Herzchirurgie zu finden versuchten. Und ich bin glücklich, ein Quentchen dazu beigetragen zu haben; wenngleich das, was mir aus freundschaftlicher Feder da und dort und auch hier und heute nachgerühmt wird, leicht übertrieben, korrigierend und begütigend klingt.

Dennoch ist es tröstlich, solche Worte zu hören / und sie auch zu glauben versuchen; in einer Zeit, die so sehr wie die unsrige angetan ist, den Sinn und Wert einer Lebensbemühung in Frage zu stellen.

Ich habe schon angedeutet, dass meine Danksagung über die Anwesenden in diesem Saal hinausgehen muss / auf diese Universität, diese Stadt und auch auf dieses Land, in dem ich mehr als die Hälfte meines bisherigen Lebens verbracht habe. Ich stamme aus der Zips / einer kleinen deutschen Sprachinsel im einstigen Ungarn; aus einem Flecken Deutschland / außerhalb Deutschlands, wenn man so will. Und meine Neugier, ja Sehnsucht, nach diesem größeren Deutschland entstand schon in meiner frühen Jugend.

Und so bin ich doppelt froh, in diesem Kreise die Nachlese meines 65 ten Geburtstages feiern zu können.

Ich danke Ihnen hier, ich danke der Universität und diesem Land, dass ich mein Berufsleben hier und mit Ihnen vollenden durfte.

Meine Mitarbeiter, meine Freunde,

meine in- und ausländischen Gäste, meine Damen und Herren!

Sie haben mich reich beschenkt, mit guten Worten und schönen Sachen, herrlichen Dingen.

Sie haben mir die Ehre gegeben, diesen Tag mit mir zu feiern. Einige von Ihnen, meine älteren Mitarbeiter vor allem, wissen, dass ich von meinem Geburtstag nie Aufhebens machte, dass ich öffentlichen Feiern überhaupt sehr zwiespältig gegenüberstehe. Und glauben Sie mir, ich hätte auch heute am liebsten gekniffen.

Aber einigen überkommenen besonderen Gelegenheiten und Terminen des Berufslebens, darf man sich beim besten Willen nicht entziehen.

Und zu dieser Gelegenheit gehört nun mal die Stunde „vor Sonnenuntergang“, der 65.

Geburtstag, der zugleich Abschied vom aktiven Berufsleben bedeutet.

Zwar dürfte ich noch eine geraume Zeit weitermachen, aber ich ziehe es vor, mit meinem 65.

Geburtstag zugleich meinen Ausstand mit Ihnen zu feiern, nach dem Motto: Es ist besser zu früh zu gehen, als zu lange zu bleiben.

Ich habe wundervolle Berufsjahre hinter mir, mit den alten und mit den neuen Mitarbeitern.

Das muss ich voller Befriedigung sagen. Und es hat was Schönes, dieses Einernten einer in vielen Jahren gesäten und gewachsenen Sympathie, die ich von Ihnen erfahren habe. Wenn ich das sage, so schließe ich alle ein, die eine Rolle – und sei sie auch noch so klein – für den Aufbau und Fortbestand dieser Institution wahrgenommen haben.

Darf man es nicht als Segen bezeichnen, dass wir hier in Göttingen das Glück hatten, in 20 und mehr Jahren, freundschaftliche, unserem Beruf verbundene Beziehungen zu knüpfen und zu pflegen? Ich denke da nicht nur an die Exponenten unseres Faches aus Tübingen und Homburg, in Bonn und Kiel, in Oeynhausen, Oldenburg und Wilhelmshaven und noch in anderen deutschen Städten, sondern auch an Verbindungen, die von Mendoza über Beirut nach Teheran reichen, ferner Amman nach Aleppo, von Lucknow bis Bangkok, von Kioto bis Seoul, von Leningrad über Pressburg bis Herceg-Novi, von Warschau bis Neapel und von Madrid bis Khartun. Und einige dieser gewesenen „Göttinger“ sind unter uns, und das ist eine besondere Genugtuung für mich.

Lassen sie mich also Ihnen allen danken, für die einsatzbereite Arbeit, für die Loyalität und Verbundenheit, ich möchte sagen, für den Corps-Geist, der unser Tun in über 2 Jahrzehnten geleitet hat. Dieser Geist hat aus bescheidenen Anfängen das entstehen lassen, was die Klinik, das Zentrum für Thorax-Herz- und Gefäßchirurgie, heute darstellt. Es ist mein sehnlichster Wunsch, dass diese Einheit und Harmonie auch nach meinem Ausscheiden erhalten bleibe.

Ich danke Ihnen allen, das Sie gekommen sind und wünsche Ihnen einen vergnüglichen Abend.

7.7. Laudatio von Herrn Professor Dr. E. R. de Vivie anlässlich der Verleihung der Albrecht von Haller-Medaille

Laudatio für

Herrn Professor Dr. med. Josef Koncz Anlässlich der Verleihung der

ALBRECHT von HALLER-Medaille durch die Medizinische Fakultät der Georg-August-Universität zu Göttingen Magnifizenz,

Spektablität,

meine sehr verehrten Damen und Herren, sehr verehrter, lieber Herr Professor Koncz!

I.

Beide, Sie sowohl wie ich, haben uns heute einer heiklen Aufgabe zu unterziehen: Sie im Zuhören und ich im Formulieren. Ich weiß durch eine über ein Jahrzehnt hinausgehende enge Zusammenarbeit mit Ihnen, dass Sie höchst unmutig über jede Art von Liebedienerei und Lobhudelei werden konnten, dass Sie sich aber aufrichtig freuen konnten, immer dann, wenn andere recht fanden, was Sie taten. Ich habe nicht die Absicht eine Schmeichelrede auf Ihre Person zu halten. Sollte hier und dort der Schein einer überschwänglichen Aussage aufkommen, so bitte ich, dies meiner Wertschätzung zugute zu halten, die ich seit den frühen Tagen unserer Begegnung für Sie hege.

Anlässlich der Feierstunde zum 65. Geburtstag äußerten Sie in Ihrer Dankesrede folgenden bezeichneten Satz: „Bei solchen außergewöhnlichen Gelegenheiten beschleicht mich eine Beklommenheit, mit einer emotionellen Schwäche dazu, die es mir schwer macht, die rechten Worte für das zu finden, was mir am Herzen liegt“. Und ich glaube daher zu wissen, wie Ihnen heute zumute ist.

Lassen Sie uns also kurz zu Ihren Anfängen in Göttingen zurückkehren:

Sie kamen Ende 1946 mit Ihrem Lehrer Hans Hellner nach Göttingen, der als Nachfolger von Rudolf Stich an die Georgia-Augusta berufen worden war. An eine Klinik mit Operateuren der Stich´schen Schule, die sich schon ihrerseits einen Namen gemacht hatten, wie z. B. Karl Ewald Herlyn. An eine Klinik, die praktisch den ganzen Krieg über unter friedensmäßigen Bedingungen zu arbeiten das Glück hatte. Keine leichte Aufgabe für Ihren Chef und Sie, die Sie jahrelang, der eine im Westen, der andere im Osten, ausschließlich mit kriegschirurgischen Problemen befasst waren. Es war ein hartes Stück chirurgische Nachholarbeit zu bewältigen. Aber Sie schafften es in „zäher Kleinarbeit“, wie Professor Hellner zu sagen pflegte und galten bald als erfolgreicher Operateur, der auch im Kreise der

„alten Schule“ anerkannt wurde. Es ergab sich von selbst, dass Sie zum Oberarzt ernannt wurden, nicht etwa allein aus diesem Grunde, das Sie von Ihrem Chef Herrn Professor Hellner auch in den Folgejahren unvermindert eine väterliche Zuneigung und Förderung erfuhren. Er war es auch, der Sie ermutigte, Ausschau nach neuen Ufern zu halten. Schon Anfang der 50er Jahre sorgten Sie für eine Verbreitung des Spektrums der chirurgischen

Arbeit der Klinik, indem Sie auf den Spuren von Rudolf Stich die Gefäßchirurgie etablierten, und zwar diagnostisch und therapeutisch. Dank Ihrer operativen und organisatorischen Fähigkeiten konnten Sie sich schon 1953 für das Fach Chirurgie habilitieren, mit einer Arbeit aus der Gefäßchirurgie.

Und wieder war es Professor Hellner, der Ihnen einen längeren Studienaufenthalt in Edinbourgh und London vermittelte, mit dem Ziel, die lungen- und herzchirurgischen Grundelemente dort zu studieren und sie dann in Göttingen einzuführen. Eine wahrhaft in die Zukunft weisende Idee Ihres Chefs, der voraussah, dass diese Art Chirurgie des vollen Einsatzes eines zweiten Fachvertreters bedarf, wenn sie nicht stümperhaft, so nebenbei, von Chirurgen bisheriger Prägung betrieben werden soll.

Denn diese besondere chirurgische Technik, die sich – wie die spätere Entwicklung zeigte – zu einer neuen Disziplin auswuchs, unterscheidet sich grundsätzlich von der bis dahin geübten

„großen Chirurgie“. Diese war im wesentlichen eine extirpative oder resezierende, also verstümmelnde Chirurgie, während das Ziel der Herzchirurgie in einem rekonstruktiven bzw.

reparativen Vorgehen lag. Dafür galt es nun neue Techniken zu erlernen, die zu jener Zeit weltweit noch in den Kinderschuhen steckten. Hilfsmittel, die einen in die Lage versetzten, die Pumptätigkeit des Herzens ohne Gefahr für den Organismus für kurze Zeit – etwa bis zu 10 Minuten – bzw. für lange Zeit – einige Stunden – auszuschalten. Um es kurz zu machen, es ging um die Hypothermie, die Unterkühlung, um die extrakorporale Zirkulation mit Hilfe der Herz-Lungen-Maschine und schließlich um eine weitere entscheidende Verbesserung der Arbeitsbedingungen am offenen Herzen, um die sog. Kardioplegie, ein Verfahren, das von unserem geschätzten Kollegen Bretschneider eingeführt und zu großer Vollkommenheit entwickelt wurde. Durch Ihre Auslandsaufenthalte, die Sie später zweimal nach Amerika und immer wieder mit besonderer Vorliebe auf die britische Insel führten, vervollständigten Sie Ihre Fachkenntnisse und überprüften Ihre in Göttingen erzielten Ergebnisse. Was aber wohl noch wichtiger für Sie war: Sie gewannen Freunde, in Kirklin, Bentall und Melrose, die Ihren Berufs- und Lebensweg seither mit Respekt und warmem Interesse verfolgten.

II.

Aber damit bin ich der Entwicklung im Interesse besseren Verständnisses vorausgeeilt. Wir schreiben erst Mitte bis Ende der 50er Jahre. Sie machen die ersten tastenden Schritte in der Herzchirurgie: Ductus arteriosus Botalli-Durchtrennungen, während diese sonst meist nur unterbunden wurden, Sie machen unter Anleitung Ihres technisch außerordentlich begabten vorgesetzten Oberarztes, Fritz Rehbein, Ihre ersten Anastomosenoperationen bei der kindlichen Blausucht, gelegentlich die Resektion einer Aorten-Isthmusstenose. Operationen, damals von Seltenheitswert, zu denen Ihr Freund Willi Heck später Direktor der Kinderklinik in Bremen, die Diagnose und Indikation stellte. Sie machten mit Emil Bücherl und seiner späteren Frau als Anästhesistin sehr erfolgreiche Operationen am offenen Herzen in tiefer Unterkühlung. Die Methode war so zuverlässig und erfolgreich, dass sie für ausgesuchte Fälle noch weit in den 60er Jahren zum Repertoire Ihrer Klinik gehörte.

Kurzum, Sie hatten den Schritt weg von der Allgemeinchirurgie und hin zur organbezogenen Chirurgie allmählich fast vollzogen. Sie waren im Begriffe aus Ihrem „chirurgischen Herzen“

die klassische Chirurgie herauszuschneiden, um sich mit ganzem Herzen der Chirurgie des kardio-respiratorischen und des kardio-vaskulären Systems zu widmen. Eine sicherlich nicht schmerzlose, wenn auch konsequente Entscheidung.

III.

Die Ereignisse, die dann folgten, nahmen Ihnen schließlich die Entscheidung ab:

Im Jahre 1957 wurden Sie zum chirurgischen Chefarzt und Direktor des großen Städtischen Krankenhauses in Hildesheim gewählt, und plötzlich stand die Fakultät in Zugzwang. Sollte sie Sie gehen lassen oder die neue Arbeitsrichtung bei sich als selbständigen Lehrstuhl etablieren. Es war eine weise und in die Zukunft weisende Entscheidung, das sie letzteres tat.

Und so wurden Sie 1958 auf den von der Göttinger Medizinischen Fakultät eingerichteten ersten Lehrstuhl für Thorax- und Herz-Gefäßchirurgie berufen. Damit begann für Sie eine fruchtbare Aufbauarbeit. Mit Einführung der Herz-Lungen-Maschine kam ein nicht edenwollender Strom von angeborenen und erworbenen Herzfehlern auf Sie zu. Und die Fakultät tat konsequenterweise ein weiteres: sie schuf einen Lehrstuhl für pädiatrische Kardiologie, der mit Alois Beuren besetzt wurde und mit dem Sie bis zu seinem allzu frühen Tod eine einzigartige fruchtbare Freundschaft verband.

Wie prophetisch vorweggenommen bewiesen sich retrospektiv längst vergilbte Akten aus der Anfangszeit dieser nunmehr 30 Jahren zurückliegenden Epoche. Im Schreiben des Dekans an den Minister hieß es damals 1957: „Die Entwicklung der Herzchirurgie an der Göttinger Universitätsklinik ist soweit gediehen, dass durch die Schaffung einer klinischen und wissenschaftlichen Arbeitsgemeinschaft von Psychologen, Pädiatrischen- und Erwachsenen-Kardiologen und Chirurgen der Anschluss an die im Ausland erreichten Ergebnisse erzielt wurde“. In der damaligen Stellungnahme des Gutachters Professor Rudolf Nissen aus Basel ist zu lesen: „Ich glaube, dass die Göttinger Fakultät auch der mitteleuropäischen Chirurgie und ihrer Zukunft eine kaum überschätzbare Förderung angedeihen ließe, wenn sie Herrn Koncz mit dem Ordinariat betraute.“ So ist es geworden und es ist gut so, wie die spätere Entwicklung lehrt.

IV.

In der alten Fakultät waren Sie in der Folgezeit aufgrund Ihrer sachlichen Argumentation und Ihrer konsequenten Handlungsweise ein angesehenes, bei manchen Kollegen wohl-gelittenes Mitglied. Die Anerkennung der Hochschulreform fiel Ihnen allerdings schwer. Nicht die Degradierung vom Direktor Ihrer Klinik zum Abteilungsvorsteher störte Sie, vielmehr konnten Sie in der Entwicklung der Medizinischen Fakultät hin zur Gruppen- bzw.

Gremienuniversität keine überzeugenden neuwertigen Grundzüge erkennen.

Dementsprechend haben Sie sich später aus dem Bereich der akademischen Selbstverwaltung zurückgezogen. Viele Ihrer Kollegen sahen das nicht ohne Missgunst, blieb Ihnen durch Ihre Zurückhaltung doch zusätzlich konzentrierte Arbeitsmöglichkeit erhalten, und sicher haben Sie dadurch der Allgemeinheit wirkungsvoller gedient. Die mit dem Niedersächsischen Hochschulgesetz verbundenen Umstrukturierungen im medizinischen Fachbereich erweckte Ihren sprichwörtlichen Kampfgeist der früheren Jahre. Sie setzten sich mit stichhaltigen Argumenten und letztlich mit Ihrer Überzeugungskraft für die Schaffung eines eigenständigen Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgischen Zentrums ein, dem schließlich das Ministerium nachgab. Ihren wiederholten eindringlichen Appellen zur Wahrung der Einheit von Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie als organbezogenes Fachgebiet wurde von der Universitätsleitung nicht immer gebührend Bedeutung beigemessen. Eine Subspezialisierung es auf physiologischen und organbezogenen Fundamenten aufgebauten Fachgebietes z. B. in Gefäßchirurgie und / oder Thoraxchirurgie oder gar die Rückführung der Teilgebiete in die Allgemeinchirurgie konnte nach Ihrer Emeritierung mit fachlichen und sachlichen Argumenten mit Erfolg begegnet werden. Denn eine Herzchirurgie ohne chirurgische Voraussetzungen der Thorax- und Gefäßchirurgie ist ähnlich zu beurteilen, wie eine Leber-

oder Pankreaschirurgie ohne fundierte Kenntnisse in der gastroenterologischen Chirurgie. Die Herzchirurgie kann man nicht delegieren, und sie ist am besten im Verbund mit der Thorax- und Gefäßchirurgie aufgehoben. Durch die Berufung Ihres Nachfolgers auf den ordentlichen Lehrstuhl für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie wurde schließlich ein Markstein für die Zukunft gesetzt. Die aktuellen Unsicherheiten auf dem Gebiet der Weiterbildungsordnung in den sog. Teilgebieten zeugen davon, dass einer stabilen Lösung im Sinne der organbezogenen Fachgebiete dringend zum Durchbruch verholfen werden muss. Das Konzept der allumfassenden allgemeinen Chirurgie in / oder unter dem Dach einer Kernklinik muss spätestens dann zum Scheitern verurteilt sein, wenn man bedenkt, welche weitläufigen Kenntnisse der Chirurg in den begleitenden internistischen und theoretischen Nachbardisziplinen erwerben muss. In der Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie können Erfolge nur durch engste Zusammenarbeit und gegenseitiges Fachverständnis in den kardiologischen Fächern erzielt werden, und das gilt in gleicher Weise für die gastroenterologische, aber auch für die traumatologische Chirurgie. Ein Übergreifen der einzelnen chirurgischen Bereiche scheint mir physiologisch, eine parallele Ausübung der chirurgischen Anwendungsgebiete halte ich für denkbar. Ein für den Patienten fruchtbares Wirken wird einerseits von dem klinischen Erfolg, andererseits von dem Respekt dem jeweiligen Kollegen der Nachbardisziplinen bestimmt.

„Je besser jeder einzelne der chirurgischen Fachvertreter sein Instrument beherrscht, umso größer ist ihre Befriedigung, umso größer aber auch der Wohlklang und die Harmonie, wenn sie sich den gemeinsamen Aufgaben der Lehre und der Ausbildung des chirurgischen Nachwuchses widmen. Umso geringer ist die Gefahr, von der keine Berufsklasse frei ist:

Konkurrenz, Eifersucht, Missgunst, Bosheit.“

Diese Worte müssen Ihnen wohl im Ohr klingen, Sie müssen Ihnen bekannt sein, denn Sie haben Sie selbst formuliert. Bemerkenswert ist nur, das sie dieses schon vor 20 Jahren in Bad Nauheim anlässlich der Eröffnung der 14. Thoraxchirurgischen Arbeitstagung zum Ausdruck gebracht haben.

An Ihrer damaligen Feststellung hat sich nichts geändert. Wer das Fachgebiet Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie kompetent vertreten möchte muss sich im Klaren darüber sein, dass er ein Dickschiff segelt. An Bord gehört natürlich ein Kapitän, der ohne tüchtige Steuermänner allein schlecht dasteht. Die Crew ist entscheidend für die Manövrierfähigkeit des Schiffes, aber nur mit einem Mannschaftsgeist, Mann-an-Mann, kann man die Stürme und Unwetter auf hoher See meistern.

7.8. Aufruf zur Gründung der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie

Die Unterzeichner vorliegender Programmerklärung gründen hiermit eine Vereinigung mit dem Namen:

Deutsche Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie,

die die deutschen Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgen, gegebenenfalls auch die ausländischen deutscher Sprache, sichtbar zusammenschließt und nach außen maßgebend vertritt.

Als Sitz der Gesellschaft wird gewählt.

Die Gesellschaft stellt sich die Aufgabe, alle auf dem Gebiet der Thoraxchirurgie, der Herzchirurgie und der Gefäßchirurgie tätigen Ärzte zusammenzuführen; die Weiter-entwicklung des Fachgebietes zu betreiben; eine enge Zusammenarbeit durch Erfahrungs- und Meinungsaustausch zu fördern; rege Diskussionen mit jenen Disziplinen zu pflegen, deren wissenschaftliches und deren klinisches Interesse in Fragen des Kreislaufes im weitesten Sinne liegt: Sie strebt also nahe Kontakte ebenso zu den Vertretern theoretisch-experimenteller Grundlagenforschung an, wie auch zu den eigentlichen klinischen Gesprächspartnern, den Kardiologen, den Pulmologen und den Angiologen.

Die Gesellschaft will – über die zahlreichen persönlichen Verbindungen hinaus – offizielle Konnexe mit ausländischen Fachgesellschaften anknüpfen, zum Zwecke wechselseitiger Informationen und Anregung.

Die Gesellschaft will – über die zahlreichen persönlichen Verbindungen hinaus – offizielle Konnexe mit ausländischen Fachgesellschaften anknüpfen, zum Zwecke wechselseitiger Informationen und Anregung.

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