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4 Gegenüberstellung unserer Ergebnisse mit vegetationskundlichen /

4.3 Gehölzentwicklung anhand der Arbeiten von JESCHKE und EICHSTÄDT

Die Entwicklung des Gehölzbestandes im UG, die wir anhand bereits erschienener Arbeiten nachzeichnen können, gibt uns die Möglichkeit, den aktuellen Bestand besser zu verstehen. In der Abbildung 21 sind drei Karten dargestellt, die im Einzelnen erläutert und anschließend verglichen werden.

Gehölzbestände aus dem Jahr 1974

Im Jahr 1974 erstellt JESCHKE eine Vegetationskarte des NSG „Wallberge und Kreidescholle bei Alt-Gatschow“. Dabei richtet sich der Fokus hauptsächlich auf die verschiedenen Vegetationseinheiten im UG. Weiterhin sind einzelne Gehölze und die unterschiedlichen Sträucher/Gebüsche verzeichnet, die flächenhaft dargestellt sind. Nach JESCHKEs Karte verteilen sich vorwiegend Eschen, Eichen, Weißdorn und Weiden im UG und nehmen dabei selten größere Flächen ein. Auffällig ist, dass die Gehölze meist an oder zumindest in der Nähe der Mauern wachsen. In die Fläche wachsend und dies meist auf den Kuppen und Hängen des Oszuges sind mehrere Rosensträucher, die teilweise auch größere Gruppen bilden. Im Norden fallen vor allem die Eschen ins Auge, die hauptsächlich die Grenzen der Flächen einnehmen. Die Schlehe dringt von den Seiten in das NSG. Meist sind es kleinere zusammenhängende Gebüsche, die oft auch in Nachbarschaft von größeren Gehölzen wachsen. An einigen Teilstellen reichen die Strauchgruppen 20-40 m tief in die Flächen.

Diese größeren Vorkommen sind vorwiegend im feuchteren, östlichen Teil des NSG verzeichnet.

Vereinfachte Darstellung der Bestände aus dem Jahr 1991

Im Jahr 1991 greift EICHSTÄDT eine CIR-Luftbildauswertung nach Dr. MEYER auf, um auf die zunehmende Verbuschung hinzuweisen. Im dazugehörigen Textteil betont er, dass die manuelle Pflege des Gebiets bereits seit 1975 stark nachgelassen habe. In der Darstellung der Karte ist gut sichtbar, dass die Schlehengebüsche (mit Brombeere und Weißdorn) stark in die Flächen wachsen. Auch hier fällt auf, dass die schwerpunktmäßige Ausbreitung im östlichen, also feuchteren, Teil des UG stattfindet und teilweise die Flanken des Oses einnimmt. Des Weiteren ist die Entwicklung der Sträucher und Gebüsche meist in der Nähe der größeren Gehölze und Mauern zu erkennen. Die Karte zeigt eine immense Ausbreitung der Schlehengebüsche, die im mittleren Teil beinahe zusammenfließen. Zu den Baumbeständen zählt EICHSTÄDT lediglich die Esche und Stieleiche.

Erhebung der aktuellen Bestände

In der aktuellen Erhebung des Gehölzbestandes im Mai 2016 ist auf den ersten Blick sichtbar, dass das dominante Vorkommen der Schlehen- und Brombeergebüsche nicht mehr vorhanden ist. Die dominanten Baumarten, die sich sowohl als Solitärgehölze als auch in größeren Gruppen wiederfinden, sind Eschen, Eichen und Weiden. Zudem gesellen sich der Weißdorn und kleinere Schlehenbüsche immer wieder zu den vorhandenen Baumbeständen. Der südöstliche Teil des UG ist beinahe vollständig von Bäumen bestanden. Die fast waldartigen Bestände werden von großen, zum Teil auch älteren, Eichen dominiert. Weiterhin ist

auffällig, dass hauptsächlich Eschen die westlichen Seiten des Oses säumen und häufig an oder auf den Steinmauern wachsen. Auch diese Bäume weisen teilweise ein sehr hohes Alter auf. Ein weiterer großer zusammenhängender Baumbestand ist im mittleren Teil des NSG zu finden. Hier stockt ein dichtes, undurchdringliches Weidengebüsch, das den teilweise sehr nassen Bereich des Osgraben abdeckt. Die Kuppen des Oszuges sind weitestgehend frei von größeren Gehölzen. Hier und da steht ein Solitärbaum in der offenen Fläche. Die dominanten Gehölze, die auf den Kuppen und Flanken wachsen, sind Rosensträucher, die, mal vereinzelt, mal in größeren Gruppen, die Weideflächen besiedeln.

Vergleich der Gehölzbestände

Die Betrachtung der verschiedenen Karten lässt schon auf den ersten Blick erkennen, dass sich eine immense Veränderung im Gehölzbestand vollzogen hat. Im Jahr 1974 sind noch große Teile des UG frei von Gehölzen. Die Entwicklung der einzelnen Sträucher und Bäume scheint vorwiegend von den Grenzen und Steinmauern des UG auszugehen. Lediglich kleinere Gruppen von Rosen wachsen in der Fläche, die allerdings im gesamten Gebiet immer wieder auftauchen. Die Ausbreitung der Rosen im NSG ist ein Anzeichen einer nachlassenden Weide- und Pflegeintensität.

Die Bestandsaufnahme aus dem Jahr 1991 zeigt eine deutliche Veränderung gegenüber dem Jahr 1974. Die Flächen werden nun von großen Schlehengebüschen eingenommen, die im mittleren Teil beinahe zusammenfließen. Eine derart starke Ausbreitung der Gebüsche zeugt von einer unangemessenen Beweidung und mangelnden Pflege. Aus den Texten können wir entnehmen, dass in den Jahren zuvor keinerlei Pflegemaßnahmen durchgeführt wurden. Die um 1974 bestehenden Baumbestände haben sich bis 1991 leicht ausgebreitet, wobei die schwerpunktmäßige Entwicklung im Süden des Gebiets stattgefunden hat. Andere Gehölzgruppen, die nach JESCKE noch den mittleren Bereich des UG einnahmen, sind nun nicht mehr verzeichnet.

Die aktuelle Erhebung im Mai 2016 zeigt, dass die Schlehengebüsche vollständig verdrängt wurden. Insgesamt ist der Anteil der kleineren Gehölze wesentlich geringer als in den Vorjahren. Eine deutliche Entwicklung ist im südöstlichen Teil des UG zu erkennen. Hier sind die Baumbestände nun wesentlich dichter und nehmen teilweise über die Hälfte der Flächen ein. Besonders das Vorkommen der Silber- und Bruchweiden hat sich seit 1974 mehr als verdoppelt. Eine weitere Veränderung ist in den Beständen der Rosensträucher zu erkennen, die aktuell wesentlich größere Teile der Kuppen und Flanken des Oses einnehmen.

Bei der Begehung des UG fiel auf, dass die Osgräben teilweise nicht mehr begehbar sind.

Hier und da sind noch alte Triften der Schafe zu erkennen. Das Gespräch mit den Schäfern

bestätigte unsere Annahme, dass diese Teile des NSG kaum noch beweidet werden. Wenn diese Bereiche zukünftig nicht intensiver beschickt und gepflegt werden, wird eine vollständige Verbuschung der Osgräben die Folge sein.

Die Zunahme und Ausbreitung der Rosen auf den Kuppen und Flanken würde bei nachlassender Beweidung begünstigt werden. Haben die Rosensträucher erst einmal eine gewisse Höhe erreicht, ist das manuelle Entfernen wohl unumgänglich.

Resümee

Die abschließende Betrachtung der Gehölzbestände über die Jahre zeigt deutlich, dass die Bewirtschaftung und Pflege im Untersuchungsgebiet sehr wechselhaft ausgeübt wurde.

Insgesamt zeugen alle Erhebungen aufgrund des starken Gehölzaufwuchses in den Flächen von einer mangelnden Weideführung. Eine Fotographie (Abb. 22), wenige Jahre nach der Unterschutzstellung des Gebiets erstellt, zeigt, dass die Weideflächen kaum von Gehölzen bestanden waren. Ein Blick in die Ferne lässt bei genauerer Betrachtung erkennen, dass auch die Osgräben nur von einzelnen Bäumen bestanden sind. Das Bild ist in der Parzelle VI des UG entstanden. Ein eindeutiges, aber nur schwer sichtbares, Indiz für eine Beweidung sind die Holzpfeiler, die direkt hinter der Mauer stehen und das Weideland parzellieren. Diese Art der Umzäunung ist normalerweise auf Rinderweiden anzutreffen und lässt daher darauf schließen, dass das Gebiet zu dieser Zeit nicht mit Schafen beweidet wurde.

Besonders die Bestandsbeschreibung von EICHSTÄDT im Jahre 1991 zeugt von einer starken Vernachlässigung des Gebiets. Die mehrfach wechselnden Pflegepläne,

Zielformulierungen sowie die Uneinigkeit über die Art der Beweidung haben zu eben diesem Resultat geführt. Die aktuellen Anstrengungen seitens der Schäfer, den Zustand im Gebiet zu verbessern, scheinen teilweise zu funktionieren. Als das NSG 2012 übernommen wurde,

Abb. 22: „Blick nach Norden über den Oszug … um 1950“ (EICHSTÄDT W. 1993:42)

Entwicklung stattgefunden hat, ist für uns aufgrund fehlender Daten, Bilder etc. nur im geringen Maße nachzuvollziehen. Um abschätzen zu können, wie die zukünftige Entwicklung der Gehölze voranschreitet, müsste eine regelmäßige Begehung im Gebiet durchgeführt werden. Sicher ist, dass bei gleichbleibender Beweidung und fehlender Pflege die Zunahme der Gehölze unausweichlich ist.