• Keine Ergebnisse gefunden

5 Zur Geschichte

5.1 Nutzungsgeschichte des Oses bis 1941

Ein Kartenwerk aus dem Jahr 1698 (Schwedische Matrikelkarte) mit dazugehörigem Textteil (Ausrechnungsbuch) geht genauer auf den Oszug bei Alt-Gatschow ein. Dort wird es als ein

„steiniges, bloßes Grasland“ (JESCHKE L. 1975:18) beschrieben und weiter heißt es: „es liegt auf einem hohen Hügelrücken, der von großen Steinen bedeckt ist“ (EICHSTÄDT W.

1993:39). Zudem wird in anderen Texten erwähnt, dass die Steinstreifen schon in dieser Zeit existierten und das Land in sechs Parzellen unterteilten (vgl. JESCHKE L. 1975:18;

UMWELTMINISTERIUM M-V 2003:332). JESCHKE bezieht sich hierbei auf eine Übersetzung des Ausrechnungsbuches nach H. SCHMIDT2. Diese Beschreibungen führen zu der Annahme, dass das Land bereits seit Ende des 17. Jh. zeitgleich von unterschiedlichen Nutzern bewirtschaftet wurde. Diese Annahme wird durch den Verlauf der aktuellen Flurstücke, die das Os auch heute noch parzellieren, deutlich (vgl. Kap. 2.6). Da es sich laut der Schwedischen Matrikelkarte um ein ´Grasland´ handelt, ist eine Nutzung als Weide oder Wiese wahrscheinlich.

Ein Text aus dem 19. Jahrhundert dokumentiert die bäuerlichen Verhältnisse um 1739:

„Gatschow Alt, früher auch Jaztow genannt und geschrieben, ritterschaftliches Dorf, 1 Meile von Demmin gegen S. entfernt, hat 5 Bauer- und 5 Tagelöhner-Familien, 1 Schulhaus, 9 Wohnhäuser und 68 Einwohner, die zur Kirche in Beggerow eingepfarrt sind. Im alten Kataster von 1739 hat Gatschow … 11 Landhufen 12 Mg. 45 Ruth. Das Areal der gegenwärtigen bäuerlichen Feldmark wird zu 493 Mg. 92 Ruth. angegeben, wovon 368. 41 ackerbares Feld, 74. 60 zweischnittige Wiesen und 50. 17 Gärten und Wurthen sind. Die Gartennutzung ist gering. Die bäuerlichen Wirthe halten 20 Pferde, 18 Kühe und 22 Jungvieh, 54 Schafe …, 20 Schweine und 6 Ziegen …“ (BERGHAUS H. 1865:53)

Des Weiteren werden Angaben zu Neu Gatschow gegeben, in denen es heißt, dass 600 Merinos und 39 Landschafe in Besitz der Bauern waren (vgl. EBENDA:53). Die große Anzahl an Schafen, die hier gehalten wurden, spricht für eine Weidenutzung, die im näheren Umfeld, also höchst wahrscheinlich auch auf dem Gatschower Os, praktiziert wurde. Den

2 Das Ausrechnungsbuch liegt auch uns vor, allerdings war es zeitlich nicht möglich, die alte schwedische Schrift übersetzen zu lassen. Da man bei der Recherche immer wieder auf dieselben Textzeilen zu den

Wallbergen stößt, gehen wir davon aus, dass diese Inhalte richtig sind. Die Schwedische Matrikelkarte hingegen ist nicht mehr auffindbar.

detaillierten Beschreibungen dieses Textes zufolge, wurde das Land vorrangig als Acker- und Weideland genutzt.

Schmettau´sche Karte 1788

Die Schmettau´schen Karten wurden für das damalige Preußische Staatsgebiet entworfen und waren damit die ersten Kartenwerke, die für große Flächen eine vermessene Landesaufnahme boten. Dieser Kartenausschnitt (Abb. 23) zeigt die Dörfer Gatschow und Beggerow im Jahr 1788. An beiden Orten vorbei schlängelt sich der Augraben, der vereinzelt von Bäumen begleitet wird. Die rot dargestellte Grafik stellt die heutige Lage des Naturschutzgebietes

„Wallberge und Kreidescholle bei Alt-Gatschow“ dar. Sehr interessant ist, dass die Darstellung des kleinen Baches sowie der einzelnen Gehölzgruppen besonders hervorgehoben werden. Von der heutigen Situation ausgehend könnten die gestrichelten Linien die feuchten Gebiete darstellen. Da das umliegende Land gänzlich kahl dargestellt ist, kann man vermuten, dass hier Acker- oder Weideland liegt. Allerdings wurden während und nach dem 30jährigen Krieg große Teile der damals bestehenden Waldbestände gerodet, um Baumaterial für den Abb. 23: Schmettau´sche Karte 1788: Ausschnitt der Ortslagen Gatschow und Beggerow mit Augraben

Es ist bekannt, dass die Genauigkeit der Schmettau´schen Kartenwerke recht unterschiedlich ist. So wurden bei dem Versuch, diese Preußischen Landesaufnahmen zu georeferenzieren, Abweichungen von bis zu 40 m festgestellt (vgl. oebvi-schroeder.de). Aus diesem Grund ist es sehr wahrscheinlich, dass der auf der Karte frei von Gehölzen dargestellte Bereich, einen Teil des Oszuges darstellt. Da die Beackerung dieser Flächen aufgrund des Steinreichtums kaum möglich war, ist eine Weide- oder Wiesennutzung am wahrscheinlichsten. Auf die Darstellung der damaligen Güter wurde gänzlich verzichtet.

Messtischblatt 1888

Das Messtischblatt (Abb. 24) zeigt Alt- und Neu-Gatschow im Jahr 1888. Die Darstellung dieser Karte ist wesentlich detailgenauer als die der Vorgängerwerke. Wie auch bei der Schmettau´schen Karte ist diesem Messtischblatt bedauerlicherweise keine Legende beigefügt. Daher wird das Kartenwerk im Folgenden frei beschrieben und interpretiert.

Der ausgewählte Kartenausschnitt zeigt größtenteils waldfreie Flächen. Da die einzelnen Gehölze verzeichnet worden sind, gehen wir davon aus, dass große, zusammenhängende Baumbestände nicht vorhanden waren. Der Augraben ist gut sichtbar und wird, wie auf der Schmettau´schen Karte von 1788, von Gehölzen und feuchten Niederungen begleitet, wie dies Abb. 24 : Messtischblatt 1888: Ortslage Alt-Gatschow mit parzelliertem Oszug

auch heute noch der Fall ist. Das Gatschower Os ist eindeutig parzelliert; die Parzellengrenzen sind mit dem Verlauf der Steinmauern identisch.

Es ist deutlich zu erkennen, dass die Ummauerung in westlicher Richtung teilweise unterbrochen ist. Hier befinden sich sehr wahrscheinlich die Zugänge der einzelnen Grundstücke zu den Flächen auf dem Os. Einige der Grenzen sind mit schwarzen Linien bis zu den Grundstücken weitergeführt und stellen somit die Wirtschaftsparzellen der unterschiedlichen Eigentümer dar. Die Grundstücke sind dunkelgrün eingezeichnet und die Gebäude darauf schwarz. Es ist davon auszugehen, dass neben dem Wohnhaus auch Wirtschaftsgebäude bestehen, da immer mehrere Gebäude auf den Grundstücken verzeichnet sind. Die Anordnung dieser auf den Hofstellen ist unterschiedlich. Des Weiteren ist erkennbar, dass dort, wo sich heute noch die ehemaligen Abgrabungsstellen befinden, im Messtischblatt 1888 Böschungen eingezeichnet sind.

Die Flächen in den Grenzen des heutigen NSG sind im Gegensatz zur Umgebung in einem zarten Grünton und einer eigenen Signatur dargestellt, was sicherlich mit der Bewirtschaftung zusammenhängt. Des Weiteren ist auffällig, dass lediglich eine kleine Gruppe von Bäumen in Parzelle V eingezeichnet ist; heute besteht an dieser Stelle das große Weidengebüsch. Dies bedeutet, dass der Oszug im 19. Jahrhundert fast vollständig frei von Gehölzen war.

In den Folgejahren wuchs das Interesse seitens des Naturschutzes, die Wallberge als eine besondere geologische Formation mit seltenen Tier- und Pflanzenarten unter Schutz zu stellen. Das damals 10,1497 ha große Gebiet wurde am 14.02.1941 unter Schutz gestellt.

5.2 Pflege und Nutzung seit der Unterschutzstellung im Jahr 1941