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4. State of the Art des Forschungsfeldes

4.3. Forschungslücken im Bereich des Intellectual Capital Managements

Nachfolgend werden jene Forschungslücken thematisiert, die in den untersuchten Publikatio-nen angesprochen wurden. Dadurch soll eine Übersicht darüber gegeben werden, welche Themenbereiche für zukünftige Studien von besonderem Interesse sein könnten. Aufbauend auf diesen Erkenntnissen werden in einem nächsten Schritt eigene Forschungslücken abge-leitet, die sich im Zuge der Literaturanalyse herausgestellt haben – dadurch kann der For-schungsbedarf für die im Anschluss durchgeführte empirische Untersuchung begründet wer-den.

Ein maßgeblicher Aspekt, der von zahlreichen Autoren genannt wurde, ist die fehlende Vielfalt hinsichtlich der Untersuchungsdesigns. In den Beiträgen wurde auf den zu starken Fokus auf Kurzzeitstudien verwiesen. Langzeitstudien wären aber insbesondere wichtig, um zu untersu-chen, ob die diskutierten Variablen über längere Zeiträume hinweg dieselben Beziehungen zueinander aufweisen.226 Hinzukommend wurde vermerkt, dass branchenübergreifende Un-tersuchungen innerhalb des wissensintensiven Sektors notwendig wären. Die meisten Studien beschränken ihre empirischen Arbeiten auf einen Teilbereich und somit auf eine einzelne Art von wissensintensiven Unternehmen. Integrative Untersuchungen wären aber sinnvoll, um herauszufinden, ob sich die identifizierten Phänomene/Verhaltensweisen auf eine Unterneh-mensart beschränken oder innerhalb der gesamten Branche auftreten.227

225 Vgl. Swart, J./Kinnie, N. (2013), S. 168.

226 Vgl. Cohen, S./Kaimenakis, N. (2007), S. 259, Cabrita, M./Bontis, N. (2008), S. 232, Teo, S. T. T. et al. (2008), S. 692, Fu, N. (2015), S. 757, Oviedo-Garcia, M. A. (2014), S. 96, Tsay, C. H.-H. et al. (2014), S. 63, Tzortzaki, A.

M. (2014), S. 875, Jorgensen, F./Becker, K. (2015), S. 37, Arunprasad, P. (2017), S. 768.

227 Vgl. Cabrita, M./Bontis, N. (2008), S. 231, Ambos, T. C./Schlegelmilch, B. B. (2009), S. 505, Bolisani, E./Paiola, M./Scarso, E. (2013), S. 208, Tzortzaki, A. M. (2014), S. 875, Iqbal, S./Toulson, P./Tweed, D. (2015), S. 1087.

Zusätzlich wurde klargestellt, dass länderübergreifende Studien fehlen würden. Eine Vielzahl an Publikationen begrenzt sich in ihrem Untersuchungsdesign auf ein Untersuchungsland. Es sind aber direkte Vergleiche zwischen länderspezifischen Charakteristika im Umgang mit in-tellektuellen Ressourcen von zentraler Bedeutung. Andere Autoren wiesen auf die fehlende Vielfalt der Untersuchungsmethodik hin.228 JORGENSEN/BECKER (2015) behaupteten in ihrer Publikation beispielsweise, dass vermehrt auf qualitative Untersuchungen zurückgegriffen werden soll, um Zusammenhänge des intellektuellen Kapitals zu analysieren.229 Auch A RUN-PRASAD (2017) forderte eine stärkere Kombination von quantitativen und qualitativen Untersu-chungsmethoden, um umfassendere Einblicke im Bereich des intellektuellen Kapitals zu er-langen.230

Neben den Anmerkungen zum Untersuchungsdesign äußerten sich die Autoren mehrfach zu inhaltlichen Themenbereichen, die noch Bedarf an weiteren Untersuchungen aufweisen. Es wurde der starke Fokus bestehender Studien in Bezug auf das Humankapital hervorge-bracht.231 ZIGAN/MACFARLANE/DESOMBRE (2007) erwähnten, dass zur Thematik des Bezie-hungs- und Strukturkapitals noch vergleichsweise wenige Ergebnisse vorliegen.232 Außerdem wurde der bestehende Forschungsbedarf zum Thema des persönlichen Commitments postu-liert. Aktuelle Publikationen beschränken sich meist auf die Untersuchung des organisationa-len Commitments und des Commitments gegenüber dem eigenen Berufsbild. Es sollten aber noch andere Aspekte, die durch das Commitment der Mitarbeiter beeinflusst werden, betrach-tet werden.233 Auch der Effekt von Belohnungs- sowie Entlohnungssystemen und deren Ein-fluss auf den Wissensaustausch innerhalb der Organisation sollte weiterführenden Studien unterzogen werden, da die bestehenden Erkenntnisse teilweise widersprüchlich sind.234

Mehrfach wurde postuliert, dass die einzelnen Bestandteile des intellektuellen Kapitals ver-stärkt betrachtet werden sollen.235 Vor allem soll untersucht werden, welche Teilbereiche des intellektuellen Kapitals das größte Potential dazu haben, einen nachhaltigen Wettbewerbsvor-teil zu schaffen. Das ist deshalb von besonderer Bedeutung, weil die wirtschaftliche Situation seit der Wirtschaftskrise wissensintensive Organisationen dazu gedrängt hat, neue strategi-sche Ausrichtungen anzunehmen, um am Markt bestehen zu bleiben.236

228 Vgl. Jorgensen, F./Becker, K. (2015), S. 37, Arunprasad, P. (2017), S. 768.

229 Vgl. Jorgensen, F./Becker, K. (2015), S. 37.

230 Vgl. Arunprasad, P. (2017), S. 768.

231 Vgl. Zigan, K./Macfarlane, F./Desombre, T. (2007), S. 59, Swart, J./Kinnie, N. (2013), S. 161.

232 Vgl. Zigan, K./Macfarlane, F./Desombre, T. (2007), S. 59.

233 Vgl. Jorgensen, F./Becker, K. (2015), S. 37

234 Vgl. Watson, S./Hewett, K. (2006), S. 170.

235 Vgl. Zigan, K./Macfarlane, F./Desombre, T. (2007), S. 68, Tzortzaki, A. M. (2014), S. 872.

236 Vgl. Tzortzaki, A. M. (2014), S. 872.

unter besonderer Berücksichtigung des Beziehungskapitals

Überdies wurde darauf aufmerksam gemacht, dass das Beziehungsgeflecht wissensintensiver Organisationen innerhalb und außerhalb des Unternehmens untersucht werden sollte.

KUMAR/YAKHLEF (2016) brachten ein, dass speziell Beziehungen zwischen Leistungsanbieter und Leistungsempfänger von zentralem Untersuchungsinteresse wären.237 Auch ZIGAN/MACFARLANE/DESOMBRE (2007) wiesen auf den Bedarf weiterer Studien zu externen Unternehmensbeziehungen hin.238 SWART/KINNIE (2013) schrieben, dass die Verbindung zwi-schen den jeweiligen Wissensressourcen und der Beziehung zu unternehmensexternen Per-sonengruppen noch stärker untersucht werden soll.239 Daraus abgeleitet riet FU (2014) zu wei-teren Studien im Themenbereich der Steuerung von organisationalen Beziehungsnetzwerken, um so den psychologischen Prozess hinter den Beziehungen zu verstehen.240 DONNELLY

(2011) merkte abschließend an, dass Untersuchungen der externen Beziehungen notwendig sind, um herauszufinden, welcher Wert diesen Beziehungen beigemessen wird. Zugleich soll-ten zukünftige Studien die Analyse des Beziehungskapitals keinesfalls auf unternehmensin-terne Beziehungen beschränken, sondern eine integrierte Betrachtung inunternehmensin-terner und exunternehmensin-terner Beziehungen forcieren.241

Ein weiterer Aspekt, der mehrfach thematisiert wurde, ist die Auswirkung des intellektuellen Kapitals auf die Performance der jeweiligen Organisation.242 Autoren identifizierten in diesem Themenbereich eine bestehende Forschungslücke. Mehrfach wurde angemerkt, dass vor al-lem die Ausgestaltung der einzelnen IC-Bestandteile und deren Einfluss auf die organisatio-nale Leistungsfähigkeit anhand von objektiven Messgrößen untersucht werden sollten.243 Auf-grund des immateriellen Charakters intellektueller Ressourcen gestalten sich Untersuchungen in diesem Forschungsfeld aber durchaus komplex. FU ET AL.(2017) behaupteten beispiels-weise, dass zukünftige Studien darauf abzielen sollten, die Interaktion der einzelnen IC-Teil-bereiche untereinander und deren gesammelte Auswirkung auf die Firmen-Performance ge-nauer zu untersuchen, sowie branchenübergreifende Unterschiede aufzudecken.244

Ergänzend zu den bereits identifizierten Forschungslücken können nun noch eigene For-schungslücken abgeleitet werden. Diese ergaben sich einerseits aus der deskriptiven Analyse der untersuchten Publikationen und andererseits aus dem inhaltlichen Screening der Beiträge.

237 Vgl. Kumar, N./Yakhlef, A. (2016), S. 153.

238 Vgl. Zigan, K./Macfarlane, F./Desombre, T. (2007), S. 68.

239 Vgl. Swart, J./Kinnie, N. (2013), S. 176.

240 Vgl. Fu, N. (2015), S. 757.

241 Vgl. Donnelly, R. (2011), S. 438.

242 Vgl. Greenwood, R. et al. (2005), S. 671, Teo, S. T. T. et al. (2008), S. 692, Oviedo-Garcia, M. A. et al. (2014), S. 96, Fu, N. et al. (2017), S. 343, Chatterjee, J. (2017), S. 605.

243 Vgl. Oviedo-Garcia, M. A. et al. (2014), S. 96.

244 Vgl. Fu, N. et al. (2017), S. 343.

Im Zuge der deskriptiven Analyse wurden zu Beginn die geografischen Forschungsschwer-punkte der Artikel betrachtet. Hierbei stellte sich heraus, dass das Hauptaugenmerkt der iden-tifizierten Studien zwar auf der Untersuchung von europäischen Ländern lag, Österreich dabei aber weitgehend unbeachtet blieb. Zusätzlich zeigte die Analyse der inhaltlichen Forschungs-schwerpunkte, dass bestehende Forschungsprojekte hauptsächlich die IC-Teilbereiche des Human- und Strukturkapitals abdecken. Das Beziehungskapital wurde bisher noch nicht derart intensiv untersucht. Diese Erkenntnis deckt sich mit den vorab angeführten Forschungslücken, die von den Autoren der analysierten Publikationen festgehalten wurden.

Des Weiteren brachte die deskriptive Analyse der Publikationen einen starken Fokus quanti-tativer Untersuchungen hervor. Qualitative Studien fanden hinsichtlich des intellektuellen Ka-pitals bisher eher selten Anwendung. Auch die Betrachtung der inhaltlichen Forschungs-schwerpunkte in Verbindung mit den angewandten Forschungsmethoden zeigte einen vor-herrschenden Fokus quantitativer Studien in Bezug auf das Beziehungskapital.

Die inhaltliche Analyse der Arbeiten bestärkte die Ergebnisse der deskriptiven Untersuchung.

Auch hier konnte der starke Fokus bisheriger empirischer Beiträge im Bereich des Human- sowie Strukturkapitals festgestellt werden. Die Publikationen befassten sich umfassend mit der Stellung des Humankapitals innerhalb wissensintensiver Organisationen und die struktu-relle Ausgestaltung der Gesellschaften wurde häufig diskutiert. Die Untersuchungen des Struk-turkapitals beschäftigten sich mit Praktiken bzw. Routinen, die zum wertschaffenden Einsatz und der Weiterbildung des Humankapitals beitragen. Es stand demnach der Zusammenhang von Humankapital und Strukturkapital im Zentrum bestehender Forschungsprojekte. Die Ana-lyse des Beziehungskapitals forcierte den Unternehmens-Ruf bzw. das Image und die Trans-parenzbestrebungen von Organisationen gegenüber ihren Kunden.

Eine wesentliche Forschungslücke, die in diesem Zusammenhang abgeleitet werden kann, stellt demzufolge die kumulierte Untersuchung interner und externer Beziehungsressourcen dar. Vorhandene Studien beschränkten ihre Ausführungen meist auf die Diskussion des Hu-mankapitals in Verbindung mit dem stattfindenden Wissensaustausch innerhalb einer Organi-sation oder externe Beziehungen. Die gesamtheitliche Betrachtung dieser zwei Teilbereiche als Beziehungskapital konnte bisher jedoch noch nicht bzw. nur sehr sporadisch festgestellt werden.

unter besonderer Berücksichtigung des Beziehungskapitals