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3 Die deutschsprachigen Werke auf der Bühne in China von 1924 bis 1949

3.3 Interkulturelle Adaptionsweise zu dieser Zeit

3.3.3 Drittkulturorientierte Adaption: Kabale und Liebe

3.3.3.1 Figuren, Szenen und Handlung

Schillers Original Kabale und Liebe handelt von der leidenschaftlichen Liebe zwischen der bür-gerlichen Musikertochter Louise Miller und dem Adelssohn Ferdinand von Walter, die durch Intrigen zerstört wird. Im adaptierten Theaterstück Selbstmord aus Liebe findet die Geschichte nicht mehr in Deutschland, sondern in der von der Beiyang-Regierung gelenkten chinesischen Gesellschaft statt. Dieser Hintergrund wird vor allem durch Lady Fu (im Original Lady Milford) beim Erzählen über ihre Herkunft vermittelt:

我的父亲叫富云卿,在光绪十五年以翰林放湖南道台,后来不满意清廷压迫汉人,他 秘密加入了革命党,被人告密,给慈禧太后一道密旨全家在长沙遭了难,我幸而被舅 父带走,逃到了上海 […] 幸而那时候推翻满清革命已经成功,民国已经成立 […]313

Eine wörtliche Übersetzung wäre:

Mein Vater heißt Fu Yunqing. Im 15. Jahr des Kaisers der Qing-Dynastie Guangxu wurde er als Hanlin-Akademiker nach Hunan gesandt, um dort seinen Dienst als Daotai314 auszuüben.

312 Vgl. Zhang, Qirong 张启蓉: Kangri zhanzheng shiqi shanghai de huaju huodong 抗日战争时期上海的话剧活动 [Die Theateraktivitäten während des Antijapanischen Kriegs in Shanghai], in: Theaterkunst 戏剧艺术, 1984 (1), S. 90-91.

313 Gu, a. a. O., S. 50.

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Später war er mit der Unterdrückung des Han-Volks durch den Qing-Kaiserhof nicht zufrie-den und trat heimlich der Revolutionspartei bei. Jemand hat ihn verraten, sodass die ganze Familie einer geheimen Verordnung durch Cixi315 in Changsha zum Opfer fiel. Zum Glück wurde ich vom Onkel weggebracht und bin nach Shanghai geflohen […]. Zum Glück war damals die Revolution, die zum Sturz der Qing-Regierung führte, schon erfolgreich, und die Republik China wurde gegründet […].

Es werden noch weitere Hinweise auf den Hintergrund des adaptierten Stücks gegeben. Zum Beispiel war der Hofmarschall von Kalb im Original einmal Kammerjunker.316 Nach der Adap-tion war er zuvor als Bedienung im Badehaus tätig. Hier könnte auf den einflussreichen Direktor für allgemeine Angelegenheiten im Präsidentenpalast, Li Yanqing, in der chinesischen Ge-schichte angespielt werden. Li Yanqing erwarb sich bei dem dritten Präsidenten der Republik China Cao Kun (Herrschaft 1923–1924) ein hohes Ansehen, indem er gute Dienstleistungen im Badehaus anbot. Auf diese Weise gelangte er zu Macht und Reichtum. Kurzum lässt sich fest-stellen, dass der Hintergrund des adaptierten Stücks eng mit den damaligen gesellschaftlichen Verhältnissen verflochten ist.

In Bezug auf die Figuren ist die Protagonistin Louise im Original die Tochter des Musikus Mil-ler. Nach der Adaption trägt sie den chinesischen Namen Fei Shanzhen

费姗珍 und ist die

Tochter des Grundschullehrers Fei Licheng

费立诚

. Der Protagonist ist nicht mehr Ferdinand, Major und Sohn des Präsidenten von Walter, eines einflussreichen Adligen am Hof eines deut-schen Fürsten, sondern als Fan Dingnan

范定南, Sohn des Ministerpräsidenten Fan Zigang 范 子刚, bekannt. Um das adaptierte Stück mit dem Westen in Beziehung zu setzen, hat Gu

Zhongyi das Stück so adaptiert, dass der Protagonist Fan Dingnan einmal in Deutschland317 stu-diert hat. Es handelt sich um einen ambitionierten Jugendlichen mit neuen und fortschrittlichen Gedanken. Infolgedessen erscheint es verständlich, dass der Protagonist mit einem starken Wil-len nach einer freien Liebe strebt und sich der alten soziaWil-len Ordnung und Hierarchie widersetzt.

Im Folgenden wird in Form einer Tabelle ein Überblick über die Figuren gegeben, damit die Unterschiede in Bezug auf die Figuren zwischen dem Original und dem adaptierten Stück auf-gezeigt werden können.

314 Daotai war in der Ming- und Qing-Dynastie ein ziviler oder militärischer Beamter mit der Aufsicht über einen Kreis (beste-hend aus einer oder mehreren Städten) oder verantwortlich für eine begrenzte Anzahl von Schriften (wie die Salzsteuer in einem bestimmten Gebiet).

315 Als Kaiserwitwe hatte Cixi (1835–1908) für eine lange Zeit, vor allem von 1861 bis 1908 die Macht der Qing-Regierung in der Hand. Sie war in der späten Qing-Dynastie äußerst einflussreich.

316 Schiller, a. a. O., S. 68.

317 In der Personenangabe wird Fan Dingnan als Student, der einmal in Frankreich studiert hat, vorgestellt. Aber bei einem Dia-log wird deutlich erwähnt, dass Dingnan aus Deutschland, wo er fortschrittliche Gedanken erlernt habe, zurückgekommen sei.

Bei der Ortsangabe des Auslandsstudiums handelt es sich somit wohl um einen Fehler.

Überblick über die Figuren in beiden Theaterstücken

Im Original Im adaptierten Stück

Präsident von Walter, am Hof eines deutschen Fürsten Fan Zigang, Ministerpräsident der Peking-Regierung Ferdinand, sein Sohn, Major Fan Dingnan, Sohn von Fan Zigang, der einst in

Deutschland studierte und jetzt als Senator im Ministe-rium für die Armee tätig ist.

Hofmarschall von Kalb Jia Bowang, Hauptmann der Garde des Präsidentenpa-lastes

Wurm, Haussekretär des Präsidenten Wu Guo’en, Sekretär des Ministerpräsidenten

Miller, Stadtmusikant Fei Licheng, Grundschullehrer

Dessen Frau Frau Fei, Fei Lichengs Frau

Louise, dessen Tochter Fei Shanzhen, Fei Lichengs Tochter Lady Milford, Favoritin des Fürsten Fu Ruiying, Konkubine des Präsidenten

Sophie, Kammerjungfer der Lady Xiangjie, Fu Ruiyings Dienstmädchen Ein Kammerdiener des Fürsten Ein alter Diener des Präsidenten

Wie die Tabelle oben zeigt, orientieren sich die Figuren im adaptierten Stück genau am Original.

Hinsichtlich der Akteinteilung besteht das Original aus fünf Akten, die auch bei der Adaption unverändert bleiben. Lediglich an den Szenen werden in jedem Akt kleine Änderungen vorge-nommen. Als Beispiel wird der erste Akt eingehend analysiert. Die erste Tabelle unten zeigt die Szenenübersicht im Original und die zweite die Szenenübersicht im adaptierten Stück.

Szenenübersicht im Original

Szene Ort Personen Inhalt 1 Millers

Haus

Miller, Frau Herr Miller und seine Frau streiten sich über die Beziehung zwischen Ferdinand und ihrer Tochter Louise. Frau Miller spricht sich dafür aus, während der Mann entschlossen dagegen spricht. Herr Miller hat vor, mit dem Präsidenten darüber zu sprechen.

2 Miller, Frau,

Wurm

Frau Miller versucht, Wurm die Beziehung zu ihrer Tochter auszureden.

Wurm hat gehört, dass Ferdinand in Louise verliebt ist und sie häufig trifft.

3 Miller, Frau,

Louise

Vater und Tochter haben eine Diskussion geführt: Der Vater ist ent-schlossen dagegen, dass sie Ferdinand heiratet.

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Szene Ort Personen Inhalt

4 Ferdinand, Louise Ferdinand drückt seine tiefe Liebe zu Louise aus, die aber abweisend reagiert. Sie stürzt schließlich hinaus. Er folgt ihr nach.

5 Saal beim Präsidenten

Präsident, Wurm Wurm erzählt dem Präsidenten, dass Ferdinand ein Liebesverhältnis mit Louise hat. Der Präsident versucht, ihre Liebesbeziehung zu zerstören und seinen Einfluss beim Fürsten zu sichern, indem er Ferdinand mit Lady Milford verkuppeln will.

6 Präsident, von

Kalb

Hofmarschall von Kalb soll die Nachricht der Verlobung von Ferdinand mit Lady Milford in der Stadt verbreiten und zudem die Nachricht auch der Lady selbst vermitteln.

7 Präsident,

Ferdi-nand

Der Präsident versucht, Ferdinand Louise auszureden. Er möchte seinen Sohn zwingen, Lady Milford zu heiraten. Ferdinand rebelliert jedoch gegen diesen Plan und möchte sofort zur Lady gehen, um alles aufzu-klären.

Szenenübersicht im adaptierten Stück

Szene Ort Personen Inhalt

1 Fei

Lichengs Haus

Herr und Frau Fei, Wu Guo’en, Fei Shanzhen, Fan Dingnan

Herr und Frau Fei diskutieren über die Beziehung zwischen ihrer Toch-ter und Dingnan: die Frau ist dafür, der Mann dagegen. Licheng hat vor, mit dem Ministerpräsidenten darüber zu sprechen. Da kommt der Sek-retär des Ministerpräsidenten. Frau Fei versucht, ihm Shanzhen auszu-reden, dieser geht ab, hat aber gehört, dass Dingnan in Shanzhen ver-liebt ist und sie häufig trifft. Ein Buch in der Hand haltend tritt Shanz-hen auf, die eine Diskussion mit ihrem Vater geführt hat: Der Vater ist entschlossen dagegen, dass sie den Sohn des Ministerpräsidenten heira-tet. Danach kommt Dingnan, der einen Schwur auf seine Liebe zu Shanzhen leistet, die aber abweisend reagiert und schließlich fortgeht.

Er folgt ihr nach.

2 Saal beim Minister-präsidenten

Fan Zigang, Wu Guo’en,

Jia Bowang, Fan Dingnan

Guo’en erzählt dem Ministerpräsidenten, dass Dingnan sich in die Tochter eines Schullehrers verliebt hat; der Ministerpräsident denkt, dass Guo’en dies benutzen will, um sich selbst dem Mädchen anzunä-hern. Der Ministerpräsident will Dingnan mit Lady Fu verkuppeln, um seinen Einfluss beim Präsidenten zu sichern. Da tritt Jia Bowang auf, der die Verheiratung von Dingnan mit Lady Fu in der Stadt bekannt machen und außerdem diese Nachricht Lady Fu überbringen soll. Der Ministerpräsident zwing seinen Sohn, Lady Fu zu heiraten. Dingnan streitet heftig mit seinem Vater und will sofort zu Lady Fu gehen, um ihr alles zu erklären.

Aus beiden Tabellen geht hervor, dass die sieben Szenen im Original zu zwei Szenen in der Adaption kombiniert wurden. Offensichtlich teilte Gu die Szenen dem Ort gemäß neu ein. Alle Szenen, die eigentlich in Millers Haus stattfinden, werden zu einer Szene in Herrn Feis Haus vereinigt. Gleichfalls werden die Szenen, die im Saal beim Präsidenten stattfinden, im adaptier-ten Stück wieder zu einer Szene im Saal beim Ministerpräsidenadaptier-ten vereint. Im Hinblick auf den Inhalt orientiert sich das adaptierte Stück am Original.

Resümierend lässt sich festhalten, dass sowohl die Figuren als auch die Handlung prinzipiell dem Original treu bleiben. Dennoch wird dieses Drama bei der Adaption in gewissem Maße eingebürgert. Der Dramatiker Gu Zhongyi versuchte durch seine Adaption verstärkt, die Figuren und die Handlung an die damaligen chinesischen sozialen Verhältnisse anzupassen, sodass das Stück damit für die chinesischen Zuschauer eingängiger wurde. Insgesamt wurden die Handlung und die Beziehungen zwischen den Figuren im Großen und Ganzen beibehalten. Die Einzelhei-ten aber, die den chinesischen Traditionen und Verhältnissen widersprechen, wurden geändert.

Zum Beispiel weicht das Ende des Stücks nach der Adaption inhaltlich etwas vom Originaltext ab. Im Original ist das Ende wie folgt gestaltet:

PRÄSIDENT aus seiner dumpfen Betäubung, zu seinem Sohn: Sohn Ferdinand! Soll kein Blick mehr auf einen zerschmetterten Vater fallen? der Major wird neben Louisen niederge-lassen

FERDINAND Gott dem Erbarmenden gehört dieser letzte.

PRÄSIDENT in der schrecklichsten Qual vor ihm niederfallend: Geschöpf und Schöpfer ver-lassen mich - Soll kein Blick mehr zu meiner letzten Erquickung fallen?

FERDINAND reicht ihm seine sterbende Hand

PRÄSIDENT steht schnell auf: Er vergab mir! Zu den andern Jetzt euer Gefangener! Er geht ab, Gerichtsdiener folgen ihm, der Vorhang fällt.318

Nach der Adaption:

子刚 (从痴呆中惊醒过来)定南!我的儿子!你对于失望的父亲连看都不看么?

定南 我希望上天饶恕我这罪恶。

子刚(痛苦地跪在定南身旁)我非常懊悔!定南,我的儿子,你能原谅我么?

(定南慢慢的转过头来看父亲,伸过手来给父亲,子刚紧紧的用两手抱住他儿子的手

,幕亦渐下。)319

318 Schiller, a. a. O., S. 132.

319 Gu, a. a. O., S. 167-168.

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Eine wörtliche Übersetzung wäre:

Zigang: (plötzlich wach von der Betäubung) Dingnan! – Soll kein Blick mehr auf den Vater, der dich enttäuscht, fallen?

Dingnan: Hoffentlich wird der Himmel mir die Sünden vergeben!

Zigang: (in der schrecklichsten Qual vor ihm niederfallend) Ich bin sehr reumütig! Dingnan, mein Sohn, kannst du mir vergeben?

(Langsam dreht sich Dingnan zu seinem Vater und reicht dem Vater seine sterbende Hand.

Der Vater drückt mit beiden Händen fest die Hand seines Sohnes. Der Vorhang fällt.)

Das Ende des Originals und des adaptierten Theaterstücks ist auf den ersten Blick fast identisch, insofern, als in beiden Fassungen die Protagonisten – sowohl Ferdinand und Louise als auch Dingnan und Shanzhen – am Ende sterben. Der größte Unterschied besteht in der Figur des Va-ters. Im Original wirkt der Vater, der Präsident, bis zum Ende des Stücks erbarmungslos, kalt-blütig und versteht sich auf Kalkül und Hinterlist. Nachdem der sterbende Sohn ihm in der Öf-fentlichkeit die Hand gegeben hat, was auf dessen Verzeihung hindeutet, steht der Vater schnell auf, ohne seine Hand zu drücken. Im Gegensatz dazu äußert der Vater angesichts des sterbenden Sohnes nach der Adaption durch Gu Zhongyi seine große Reue und drückt die Hand des Sohnes fest mit seinen beiden Händen. Anschließend fällt der Vorhang, womit das Stück endet. Obwohl das Ende kein glückliches ist, erscheint es hier weniger traurig als im Original.

Diese Adaption des Endes durch Gu Zhongyi ist auf die chinesische Tradition zurückzuführen.

In der traditionellen chinesischen Kultur ist das Bewusstsein von Datuanyuan

大团圆

(glückli-ches bzw. friedli(glückli-ches Ende) das Kernbewusstsein. In der klassischen chinesischen Literatur ist Datuanyuan ein weit verbreitetes Phänomen, das besonders häufig in den traditionellen chinesi-schen Opern zu beobachten ist. Das heißt, die meisten traditionellen chinesichinesi-schen Opern haben ein glückliches Ende.320 Den Grund dafür führte der berühmte chinesische Schriftsteller Lu Xun darauf zurück, dass sich die Chinesen fürchteten, den Gesellschaftsproblemen gegenüberzutre-ten. Deshalb werde das glückliche Ende beim künstlerischen Schaffen der chinesischen Literaten bevorzugt, um die gesellschaftlichen Konflikte und Notstände zu verdecken.321 Unter dem Ein-fluss des konfuzianischen Gedanken „Zhongyong

中庸“ (Mitte und Maß) fehlten den

Protago-nisten in den meisten chinesischen Opern der starke Wille nach Freiheit und das Selbstbewusst-sein, ihr Leben auf eine blutige und tragische Weise aufzugeben, um für sich selbst zu

320 Vgl. Yang, Xue 杨雪: Lun zhongguo xiju de datuanyuan jieju 论中国戏剧的大团圆结局 [Zum glücklichen Ende des chinesischen Theaters], in: Literaturkreis 文学界, 2010 (9), S. 195.

321 Vgl. Zhuo, Guangping 卓光平: Chuantong xiqu de fansi yu zhuanhua – Lun Lu Xun de xiquguan 传统戏曲的反思与转化 论鲁迅的戏曲观 [Reflexion und Transformation der traditionellen Oper aus der Perspektive von Lu Xun], in: Zeitschrift der TU Beijing 北京工业大学学报, 2010 (6), S. 62.

fen.322 Außerdem streben die Chinesen seit jeher nach der Harmonie, sodass es immerhin zu einem friedlichen Ende kommen soll, auch wenn der Konflikt im Theaterstück ausgesprochen heftig und unvereinbar ist.323 Als Beispiel ist das berühmte Stück der Yuan Gemisch-ten-Spiele324 Dou E Yuan

窦娥冤 (Die Ungerechtigkeit zu Dou E)

zu erwähnen. Die Unge-rechtigkeit zu Dou E ist ein klassisches chinesisches Theaterstück, das vom berühmten Dramati-ker Guan Hanqing verfasst wurde. In dem Stück geht es um das tragische Schicksal des Mäd-chens Dou E, die aufgrund der Armut der Familie von seinem Vater als Kinderbraut verkauft wird. Obwohl ihre Schwiegermutter sie wie eine eigene Tochter behandelt, dauert ihr glückliches Leben nicht lange an, weil ihr junger Ehemann nach zwei Jahren stirbt. Ein anderer Mann, der Dou E heiraten will, zwingt die Schwiegermutter, ihm Dou E zu geben. Aber seine Forderung wird abgelehnt. Um Rache zu üben, versucht dieser Mann, die Schwiegermutter zu vergiften.

Unerwartet ist, dass sein eigener Vater die vergiftete Suppe isst und stirbt. Der Mann nutzt dies als Chance, Dou E zu beschuldigen, seinen Vater getötet zu haben. So wird Dou E zur Todes-strafe verurteilt. Nach der Hinrichtung schneit es erstaunlicherweise im Juni, weil auch der Himmel eine dermaßen große Ungerechtigkeit nicht dulden kann. Dou Es Vater, der inzwischen ein hoher Beamter geworden ist, hört vom Tod seiner Tochter. Er untersucht den Fall von neu-em. Schließlich gelingt es ihm, seine Tochter zu rehabilitieren und den Mann zu bestrafen. Trotz des tragischen Todes der Protagonistin Dou E wird das Ende des Stücks durch die Strafe des bösen Mannes in gewissem Maße ausgeglichen. Aus diesem Beispiel geht anschaulich hervor, dass, egal wie tragisch ein Prozess im traditionellen chinesischen Theater auch sein kann, das Ende auf keinen Fall aussichtslos ist. Gemäß dem oben Erwähnten lässt sich die Adaption des Endes durch Gu Zhongyi nachvollziehen. Obwohl das Stück Selbstmord aus Liebe eine Tragödie ist, in der beide Protagonisten schließlich sterben, versuchte Gu Zhongyi, dieses Ende weniger tragisch zu gestalten, indem er die Versöhnung zwischen Vater und Sohn verwirklichte.