• Keine Ergebnisse gefunden

Feuchtgebietslandschaft des Nationalparks Neusiedler See - Seewinkel:

II. Die Feuchtgebietsinventarisierung des Burgenlands

8. Ausgewählte Tiergruppen der Feuchtgebiete des Burgenlands

9.2 Feuchtgebietslandschaft des Nationalparks Neusiedler See - Seewinkel:

Die „Zitzmannsdorfer Wiesen“

Johann E. Köllner Einleitung

Innerhalb der Feuchtgebietslandschaft des Nationalparkes Neusiedler See - Seewinkel nimmt die Wiesenlandschaft der Zitzmannsdorfer (bzw. Neusiedler) Wiesen auf Grund der standörtlichen Vielfalt und aktuellen Naturausstattung eine Sonderstellung ein.

Namensgebung

Die Namensgebung „Zitzmannsdor-fer Wiesen“ leitet sich von dem im Jahre 1529 anlässlich des ersten Tür-kensturms gegen Wien zerstörten Dor-fes Zitzmannsdorf ab. Letzte Reste der Wüstung dieses Dorfes sind im Bereich des ehemaligen Schutzgebietes „Obere Neunmahd“ an den parallel zur nahen Landesstraße L 205 „Seestraße“ verlau-fenden Erdwällen, die noch heute die verfallenen Häuserzeilen nachzeich-nen, zu erkennen. Heute ist das Wie-sengebiet Teil einer Exklave des Ge-meindegebietes Neusiedl am See und trägt daher auch alternativ den Namen

„Neusiedler Wiesen“.

Landschaftliche Bezüge und Ausdehnung

Die Zitzmannsdorfer Wiesen liegen nordöstlich des Neusiedler Sees.

Sie werden vom See und dessen brei-ter Verlandungszone des Schilfgürtels durch die fast am gesamten Ostufer des Sees saumartig entlang verlaufen-de, ca. 2,5-3,5 m hohe und ca. 30 m breite Kleinlandschaft „Seedamm“ na-turräumlich getrennt. Zwischen See-damm und Schilfgürtel des Sees liegt noch die schmale Landschaftseinheit

„Seevorgelände“, mit zum Teil noch primären offenen Salzsteppen auf So-lontschak-Salzboden.

Die Zitzmannsdorfer Wiesen um-fassen bei einer Nord-Süd-Erstreckung von ca. 4 km und einer West-Ost-Aus-dehnung von ca. 1,6 km aktuell unge-fähr 430 Hektar Wiesenflächen und ca.

300 Hektar Brachflächen. Im Norden reichen die Wiesen bis knapp an die breite Unterhangschleppe des Steilab-falls (Wagrams) der Parndorfer Plat-te heran. Die östliche Begrenzung ist zum einen im Bereich des ehemaligen Schutzgebietes (s. o.) mit dem westli-chen Begleitweg entlang der Landes-straße L 205 bzw. zum anderen mit der westlichen Nutzungsgrenze am Ter-rassenrand der früher fast geschlosse-nen Weingartenflur entlang der Lan-desstraße gegeben. Im Süden bildet der in Ost-West-Richtung verlaufen-de Unterlauf verlaufen-des „Neusiedler Grabens“

(= Grenzgraben zwischen den Katas-tralgemeinden Neusiedl am See und

Gols, J. Lehner, mündl. Mitt. 2006) die Grenze der Zitzmannsdorfer Wiesen.

Dieser künstlich geschaffene Graben entwässert die zur Vernässung neigen-den Nördlichen Randmulneigen-den zwischen dem Hangfuß der Parndorfer Platte und dem Nordrand der Kleinland-schaft „Heideboden“ zum Neusiedler See. Er quert ab der Landesstraße west-wärts die wiesenrelevante Seerand-zone und in weiterer Folge Richtung Freiwasserzone des Neusiedler Sees noch den Seedamm, das Seevorgelän-de und Seevorgelän-den geschlossenen Schilfgürtel am Ostufer des Sees.

Naturräumlich hat das Wiesenge-biet Anteil an vier der insgesamt acht Kleinlandschaften des Seewinkels: Der Trockenrasenstreifen westlich entlang der Landstraße liegt auf einer sporn-artig nordwestwärts ausstrahlenden flachrückenartigen Exklave der „zen-tralen Seewinkler Schotterflur“ („See-winkel-Terrasse“ korrespondierend mit

Seevorgelände (www.aufsichten.com)

140

Burgenländische Feuchtgebiete und ihre Bedeutung im Naturschutz der Wiener „Arsenal-Terrasse“).

Un-gefähr 120-140 m westlich der Straße fällt diese ca. auf Seehöhe 120 m ü. A.

liegende Terrasse aus würmeiszeitli-cher Donauschotterablagerung mit einem flachen Übergang auf die ca.

2-3 m tiefer liegende Kleinlandschaft

„Seerandzone“, die den Hauptteil des Wiesengebietes darstellt, ab. Die „See-randzone“ ihrerseits war früher der östliche Teil der weitläufigen Verlan-dungszone im Nordteil des Neusied-ler Sees und wurde an ihrer heutigen westlichen Begrenzung von diesem durch die erst ca. 2000 Jahre alte Klein-landschaft „Seedamm“ naturräumlich abgetrennt.

Mit dem nordwärts gerichteten Auskeilen der flachrückenartigen Schotterflur-Exklave knapp südlich der Verbindungsbahnlinie zwischen dem österreichischen Bahnnetz und der ungarischen Raab-Ödenburger-Bahn geht das Nordende des Wiesengebie-tes innerhalb des nördlichen Randbe-reiches der Seerandzone direkt in die unmerklich etwas höher liegende, von hier entlang der Bahnlinie südostwärts dahinziehende „Nördliche Randmul-denzone“ über.

Bodentypen

und Standortsverhältnisse

Entsprechend der genannten Land-schaftsgliederung resultieren un-terschiedliche Standortsverhältnisse, Bodenvorkommen (Übersicht nach Nelhiebel 1979) und Vegetationsbe-stände:

1. Schotterflur

Die höchsten und zugleich trockensten Geländelagen der flachrückenartigen Schotterflur-Exklave entlang der Lan-desstraße umfassen einen Paratscher-nosem aus feinem, kalkfreiem Locker-material. Seewärts schließt am flach zur Seerandzone hin abfallenden Ter-rassenrand ein tiefergründiger, dunk-ler, trockener bis wechseltrockener Tschernosem (Steppenschwarzerde-boden) aus feinem, sandigem Locker-material an. Ein in der Seerandzone auf Flachrücken und -kuppen eben-falls auftretender Tschernosem zeigt im Gegensatz dazu bereits einen ent-sprechenden Versalzungseinfluss aus dem Unterboden an.

2. Nördliche Seerandzone

In der tiefer gelegenen Nördlichen See-randzone prägen im Wesentlichen 1. der im Untergrund vorhandene (d. h.

heute begrabene) Salzboden, der wohl dem „Salzführenden Horizont“ nach Franz et al. 1937 zuzuordnen ist, als Ausgangsmaterial für die rezenten Bo-denverhältnisse,

2. die wechselnde Mächtigkeit und Textur der darüber lagernden Boden-auflage der ebenen Flächen bzw. der darin eingesenkten unterschiedlich tiefen Mulden und Rinnensysteme bzw. die flachen Geländeerhebungen in Form von Rücken und Kuppen und 3. die lokalen Wasserverhältnisse die Standortsverhältnisse.

So dominieren entlang des am Ter-rassenfuß flächig austretenden Grund-wassers die beiden Bodentypen „ver-salztes, karbonathaltiges Niedermoor“

aus karbonathaltigem Schwemmma-terial (Seesedimente) bzw. „versalztes karbonathaltiges Anmoor“ aus feinem Ausgangsmaterial, hingegen im daran westwärts anschließenden Hauptteil des Wiesenareals, der im überwiegen-den Anteil auf ombrogene Wasserver-sorgung angewiesen ist, dominieren mit einigen Ausnahmen verschiedene Ausbildungen „versalzter karbonat-hältiger Feuchtschwarzerden“. In sei-ner Funktion als Tagwasserstauschicht nimmt dabei der begrabene Salzboden wesentlichen Einfluß auf die jahreszeit-lich stark schwankenden Wasserver-hältnisse v. a. im Bereich dieser un-terschiedlich mächtigen Auflage der lokalen Feuchtschwarzerdevorkom-men und der darin unterschiedlich tief eingesenkten Geländemulden (Flut-mulden) mit entsprechenden Aus-wirkungen auf die Vielfalt der darauf stockenden Vegetation. Lediglich im zentralen Südteil der Wiesen vermittelt das Auftreten des Salzbodentyps

„kar-Zitzmannsdorfer Wiesen, Scheiblingsee (www.aufsichten.com)

bonathaltiger Solontschak-Solonetz“

in tieferen Geländemulden bereits zur südwärts nur einige hundert Meter entfernt liegenden „Golser Lacke“ mit ihren umrahmenden Salzwiesen- und Brackröhrichtbeständen über Solont-schak und damit landschaftlich bereits zur gebietstypischen Salzlackenland-schaft der Seewinkler Seerandzone, die durch die etwas höher gelegene Land-schaft im Bereich der OrtLand-schaft Poders-dorf in eine nördliche und eine südliche Teillandschaft gegliedert werden kann (Nördliche Seerandzone und Südliche Seerandzone).

Die an der Oberfläche sehr trockene, schmale sanddünenartige Landschafts-einheit Seedamm, einschließlich deren ostexponierter flacher Abhang im Süd-westteil des Wiesengebietes, wird vom weitgehend profillosen Bodentyp „kar-bonathaltiger Lockersediment-Roh-boden“ aus den Ausgangsmaterialien Kalksand und Schotter aufgebaut.

Vegetationübersicht 1. Bisherige Bearbeitungen

Die Vegetationsverhältnisse der Zitz-mannsdorfer Wiesen wurden bereits in der ersten Hälfte des letzten Jahr-hunderts teilweise von H. Bojko (1932 und 1934) bearbeitet, wobei damals v. a. der Blickpunkt auf die vermeint-lichen Überreste eines westvermeint-lichen Ausläufers der primären südrussi-schen Rasensteppen auf der Seewin-kel-Schotterflur-Terrasse an der Straße gelegt wurde. Diese Annahme führ-te auch zur Errichtung eines entspre-chenden „Banngebietes“ im Jahre 1931 für die Laufzeit von zehn Jahren, unter Miteinbeziehung der am Hangfuß aus-tretenden, in Naturstein als Schacht-quelle gefassten „Römischen Quelle“

und der daran anschließenden Kalk-Flachmoorwiesen.

In der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts wurde das Gebiet zwei-mal eingehender bearbeitet (Hübl, E. u.

Niklfeld, H., Mitte der Sechziger Jahre, ined., bzw. Köllner 1983, ined.). Die in der letztgenannten Arbeit nach öko-logischen Gesichtspunkten zu lokalen Gesellschaften gefassten Vegetations-bestände konnten nunmehr für die ge-genständliche Darstellung provisorisch über 30 Assoziationen der syntaxono-mischen Übersicht „Die Pflanzenge-sellschaften Österreichs“ (Mucina et al. 1993) zugeordnet werden.

Nach Erscheinen dieser Pflan-zengesellschaften-Übersicht erfolgte mittlerweile zum einen eine weitere überblicksartige vegetationskundliche Berarbeitung im Rahmen der Erstellung eines Pflegekonzeptes für die burgen-ländischen Schutzgebiete, die sich dem-gemäß für das Gebiet Zitzmannsdorfer Wiesen wiederum nur auf das damalige Naturschutzgebiet „Obere Neunmahd“

an der Landesstraße beschränkte (Koó 1994), und zum anderen im Rahmen einer Diplomarbeit eine Sukzessions-studie zur Vegetationsentwicklung auf Sozialbrachen der Zitzmannsdorfer Wiesen (Knogler 1999). Beide Arbei-ten orientieren sich an diesem syntaxo-nomischen Referenzwerk (Mucina l.c.).

2. Nutzungsgeschichte

Wesentlichen Einfluss auf das heuti-ge Erscheinungsbild des Wiesenheuti-gebie- Wiesengebie-tes nahm deren langjährige Nutzung:

im Bereich der Schotterflur v. a. Hut-weidenutzung, danach Parzellierung in den Zwanzigerjahren des letzten Jahrhunderts, darauffolgend ca. 60-70 Jahre Weingarten- bzw. Ackernutzung und seit nunmehr ca. 20 Jahren wieder zunehmend Extensivierung mit unter-schiedlich alten Brachflächen.

Im Bereich der Seerandzone erfolg-te ein mehrfacher, noch heuerfolg-te

nachhal-tig wirksamer Nutzungswandel:

1. Heuwiesennutzung als Winterbevor-ratung für die Viehherden einschließ-lich spätsommereinschließ-licher Nachweide auf den höher gelegenen Geländepartien bis in die erste Hälfte des 20 Jahrhun-derts.

2. Zunehmende Nutzungsintensivie-rung durch ParzellieNutzungsintensivie-rung und Draina-gierung beginnend ab den Zwanziger-jahren des letzten Jahrhunderts und zuletzt

3. ca. 30 Jahre lang v. a. in trockeneren Jahren immer wieder Inkulturnahme-versuche zur ackerbaulichen Nutzung und Anlage von Weinkulturen auf den Flächenanteilen der Schotterflur und auch auf – zumindest höhergelegenen – Teilflächen der Seerandzone.

Zent-Grau-Steppenaster (Galatella cana) (E. Köllner)

142

Burgenländische Feuchtgebiete und ihre Bedeutung im Naturschutz raler Punkt dabei war die Anlage dreier

weit verzweigter Drainagegräben mit Entwässerungsrichtung zum Neu-siedler See, die jedoch auf Grund des großteils bindigen und alkalinisierten Bodens nicht den seitens der Grund-eigentümer erhofften Drainageeffekt für eine dauerhafte ackerbauliche Nut-zung dieser Grenzertragsböden zeig-ten. Ende der Siebzigerjahre erfolgte daher die letzte Aktivierung eines Teils der Gräben durch Nachschneiden.

4. Seit den späten Fünfzigerjahren er-folgten dann der Übergang zur parzel-lenweise unterschiedlich intensiven Mähnutzung und der Beginn der Ex-tensivierung durch staatlich geförderte Flächenstillegung ab 1987.

5. Ab der Eingliederung der Wiesen als Bewahrungszone in den Nationalpark 1993 erfolgt nunmehr reine einschü-rige Mähnutzung ohne Nährstoffaus-gleich.

Entsprechend der landschaftlichen Gliederung sowie der standörtlichen Vielfalt und wechselvollen Nutzungs-geschichte der Wiesen ergibt sich eine Vielzahl an Vegetationstypen, die in diesem Rahmen nur überblicksartig und nur teilweise mit provisorischer pflanzensoziologischer Zuordnung zu den „Die Pflanzengesellschaften

Öster-reichs“ (Mucina l.c.) dargestellt werden können und im Wesentlichen auf den eingehenden vegetationskundlichen Untersuchungen von Köllner (1983) basieren.

3. Pflanzengesellschaften der Schotterflur-Trockenwiesen Im Bereich des Gebietsanteils des frü-heren Naturschutzgebietes „Obere Neunmahd“, der Exklave der Land-schaftseinheit Schotterflur, hat inner-halb der letzten drei Jahrzehnte ein merklicher Wandel der Vegetation der Kontinentalen Trockenrasen (Festuci-on valesiacae) v(Festuci-on artenreichen Tro-ckenwiesenbeständen vom Typ der Pannonischen Tragant-Pfriemen-grasflur (Astragalo austriaci-Festu-cetum sulcatae; Köllner l.c.) teilweise hin zu stark ruderalisierter Salbei-Glatthafer-Fettwiese (Arrhenathere-tum elatioris Braun 1915 Subass. von Salvia pratensis) bzw. zur Quecken-Trockenrasen-Brache mit Graugrü-ner Quecke (Elymus hispidus) am Rand zu früheren Weingärten eingesetzt.

Restbestände der Seewinkler Schwin-gel-Sandpußta (Potentillo

arenariae-Festucetum pseudovinae) zeugen noch heute von der früheren Nutzung als frühsommerlich und herbstlich be-stoßene Hutweiden. Die zunehmende floristische Verarmung dieser artenrei-chen Trockenwiesen zeigt sich u. a. am Verschwinden des Stengellosen Tra-gants (Astragalus exscapus; Rote Liste-Einstufung (= RL) 1) oder am starken Rückgang seltener und zugleich auf-fallender Arten wie Rau-Tragant (As-tragalus asper, RL2) oder des Öster-reichischen Salbeis (Salvia austriaca, RL2). Diese Vegetationstypen prägen auch im Wesentlichen die aktuelle Be-stockung der Sandflächen des Seedam-mes und die trockensten Bereiche der Flachrücken und -kuppen in der See-randzone. Heute tritt der Rau-Tragant hingegen zum Teil herdenbildend in älteren, bereits zur Vergrasung neigen-den Brachflächen der aufgelassenen Weingärten im Bereich der Schotter-flur auf.

4. Pflanzengesellschaften der Nördlichen Seerandzonen-Wiesen (Übersicht wesentlicher Gesellschafts-zusammenhänge)

Die ausschließliche Zuordnung der Tal-Fettwiesen-Bestände v. a. auf fri-schen bzw. trockenen bis wechseltro-ckenen, vormals zur Intensivierung der Mähnutzung gedüngten Standorten (v.

a. die höhere Ebenenlagen sowie Flach-kuppen und -rücken) innerhalb der Pflanzengesellschaften-Übersicht von Mucina et al. (l.c.) zur Knollen-Hah-nenfuß-Glatthaferwiese (Ranunculo bulbosi-Arrhenatheretum) einschließ-lich einer feuchten Subassoziation mit Cirsium canum und Serratula tincto-ria erscheint nach Ansicht des Autors derzeit unbefriedigend und überarbei-tungsbedürftig.

Die mittleren, ebenen Lagen und ge-ringfügig flach wannenartig

eingesenk-Neusiedler See – schilffreier Podersdorfer Strand (E. Köllner)

ten Geländebereiche werden von den Pfeifengras-Streuwiesen (Molinion) vom Typ Pannonische Blaugras-Pfei-fengraswiese (Succiso-Molinietum caeruleae) eingenommen. Diese stellen mit ihrem flächenmäßig größten An-teil am Wiesengebiet mit verschiede-nen Untergesellschaften einerseits die Verbindung zu den Kalk-Flachmoo-ren (Kleinseggen-Sümpfe und Groß-seggen-Flachmoore) und andererseits zu den Flutrasen mit geringerem Sal-zeinfluß bzw. bei Anreicherung der Ar-tengarnitur mit Salzzeigern wie z. B.

Festuca parviflora, Plantago maritima, Tripolium pannonicum, Carex distans und Juncus gerardii zu deutlich stärker oberbodenversalzten tieferliegenden Flutmulden mit zum Teil Dominanz-beständen solcher Salzzeiger im Mul-denzentrum (v. a. Tripolium pannoni-cum) her. Solche zum Teil verschilften Vegetationsbestände vermitteln insbe-sonders im Südteil des Wiesengebie-tes bereits deutlich zu den gebietstypi-schen Salzwiesen und Brackröhrichten verlandender Sodalacken.

Geländemäßig etwas höher und trockener steht die Mitteleuropäi-sche Pfeifengraswiese (Selino-Moli-nietum caeruleae), die in Form einer Ausbildung mit der Filz-Segge (Carex tomentosa) soziologisch die naturnahe Verbindung zu den Glatthafer-Wiesen bzw. gebietstypischen Furchenschwin-gel-Halbtrockenrasen herstellt bzw. bei entsprechenden Standortsbedingun-gen durch Nutzungs-intensivierung aus der Pannonischen Blaugras-Pfei-fengraswiese hervorgehen kann. Auf gedüngten Parzellen frischer bis wech-selfeuchter Standorte erfolgte die An-bindung an die Glatthaferwiesen über Rohr-Schwingel- und Wiesen-Schwin-gel-dominierte Wiesenbestände (s. u.

unter Rohr-Schwingel-Rasen).

Die Pfeifengraswiesen der

Zitz-mannsdorfer Wiesen stellen aber auch ein lokal hochkarätiges floristisches Sammelbecken zum Teil höchst selte-ner bzw. bemerkenswerter Pflanzen-vorkommen dar: so z. B. für eine Reihe von Rote-Liste-Arten wie Orchideen (Klein-Hundswurz Anacamptis morio, RL3, Wanzen-Hundswurz A. coriopho-ra, RL2, Helm-Knabenkraut Orchis militaris, RL2, Brand-Keuschständel Neotinea ustulata, RL2), aber auch für andere bereits selten gewordene Arten wie Kerner-Wiesen-Augentrost (Euph-rasia kerneri, RL2), Österreich-Kranz-enzian (Gentianella austriaca, RL2) und für den schmetterlingsschutzre-levanten Lungen-Enzian (Gentiana pneumonanthe, RL2) oder die Pracht-Nelke (Dianthus superbus, RL3). Dazu kommt noch als herausragende floris-tische Rarität ersten Ranges das euro-paweit einzige bekannte autochthone disjunkte Vorkommen des zentralasi-atisch beheimateten Schlitzblatt-Beifu-ßes (Artemisia laciniata, RL1).

An Kanten-Lauch (Allium angulo-sum) reiche feuchtere Ausbildungen

von Pfeifengraswiesen in meist höher gelegenen flachen Mulden und Wan-nenlagen und mit randlichen Über-gängen auf die pfeifengrasbestockten Mittellagen des ebenen Geländeni-veaus der Seerandzone sind floristisch und standörtlich in die Nähe der Duft-lauch-Pfeifengraswiese (Allio suaveo-lentis-Molinietum) zu stellen, da sie ebenfalls wie diese bereits schwache Anklänge an benachbarte Kleinseg-gen-Kalkflachmoorwiesen aufweisen bzw. bereits stärker zu den Feucht- und Nasswiesen des Calthion-Ver-bandes, namentlich zur Grau-Dis-tel-Wiese (Scirpo-Cirsietum cani) des Unterverbandes der Dotterblu-men-Wiesen (Calthenion) bzw. zum Sumpf-Schwertlilien-Ried (Iridetum sibiricae) innerhalb des Unterverban-des der MäUnterverban-desüß-Staudenfluren (Fili-pendulenion), vermitteln.

Diesem Filipendulenion, nament-lich der Gelbweiderich-Mädesüß-Flur (Lysimachio vulgaris-Filipendu-letum), zuzuordnen sind als planare Höhenstufen-Vikariante auch noch die saumartig bis flächig in der Litoralzone von tieferen Wiesenweihern auftreten-den Lysimachia vulgaris-dominierten

Der zugefrorene Illmitzer Zicksee (E. Köllner)

144

Burgenländische Feuchtgebiete und ihre Bedeutung im Naturschutz Bestände, die einerseits zu den zum

Teil verschilften Großseggenrieden und andererseits zu den Sumpfwiesen bzw. bei deutlich ausgeprägten Gelän-deabrisskanten gleich direkt hinauf zu den Pfeifengraswiesen vermitteln.

Die ebenfalls zum Unterverband Calthenion zählende Bach-Distelwie-se (Cirsietum rivularis) steht auf ver-nässten bzw. überrieselten Flächen, z. B. von am Hangfuß der Schotter-flur-Terrasse beständig austretendem Grundwasser, und wird an deren Rän-dern von den meist saumartig ausgebil-deten Beständen des Sumpf-Schwert-lilien-Rieds abschnittsweise umrahmt.

Diese mit Ausnahme von trockenen Jahren ganzjährig vernässten Flächen vermitteln in weiterer Folge zu den in flachen Senken auf versalztem, kalk-haltigem Anmoor bzw. Niedermoor stockenden dauervernässten basen-reichen Kleinseggen-Kalk-Flachmoor-wiesen (Caricion davallianae) sowie weiter zu den in tieferen

Geländemul-den stockenGeländemul-den mesotrophen Groß-seggen-Rieden (Magnocaricion elatae).

Der Kalkflachmoorwiesenverband ist durch folgende Gesellschaften vertreten: zum einen durch die – ge-genüber den Schoeneten des Wiener Beckens an „dealpinen“ Arten stark verarmten – Molinio-Schoenetum ni-gricantis, das von Mucina et al. (l.c.) der typischen Subassoziation der Ge-sellschaft der Schwarzen Kopfbinse (Junco obtusiflori-Schoenetum nigri-cantis) zugeordnet wurde, und zum anderen durch die Gesellschaft der Stumpfblütigen Binse (Juncetum subnodulosi), welche zum einen syn-ökologisch und auf Grund der floris-tischen Anreicherung mit Molinion-Arten zu den Pfeifengraswiesen und zum anderen zur Schneidebinsen-Gesellschaft (Mariscetum serrati) der mesotrophen Großseggen-Flachmoo-ren vermittelt. Die Zentralgesellschaft der Kalkflachmoorwiesen, die Davall-seggen-Gesellschaft Caricetum dav-allianae, lässt sich lokal in eine arme und in eine Sumpfdotterblumen-Un-tergesellschaft gliedern, wobei die ers-tere insbesonders die Anbindung an die Großseggen-Flachmoore (v. a. in Richtung Sumpfseggen-Gesellschaft Caricetum acutiformis) herstellt und die zweite auf anmoorigen Standorten zum Calthenion-Unterverband bzw.

nutzungsbedingt (früher herbstliche Streunutzung, heute frühsommerliche Heunutzung!) zum Molinion-Verband.

Die hohe Wertigkeit dieser zum Teil noch intakten Flachmoorwiesen wird durch das Vorkommen floristischer Kostbarkeiten wie beispielsweise dem Sumpf-Läusekraut (Pedicularis palus-tris), Herzblatt (Parnassia paluspalus-tris), Sumpf-Ständelwurz (Epipactis palus-tris), Sumpf-Hundswurz (Anacamptis palustris), Schmalblatt- und Breitblatt-Wollgras (Eriophorum angustifolium

und E. latifolium) und dem derzeit nach den Roten Listen als verschollen eingestuften Moor-Glanzständel (Li-paris loeselii) unterstrichen. Diese flo-ristisch hochrangige Naturausstattung der Kalkflachmoorwiesen und deren langfristige Sicherung stellen daher ei-nen wesentlichen Teilaspekt hinsicht-lich des Pflegemanegements dieser Na-tionalpark-Bewahrunsgzone dar.

Auf ganzjährig vernässten tieferen Geländemulden und Flachsenken (ver-landende Flachmoortümpel) stocken auf mesotrophen, oberflächlich hu-musreichen Standorten (Flachmoor-torfauflagen aus Seggentorf stammend) folgende Flachmoor-Großseggen-gesellschaften: Steifseggen-Sumpf-ried (Caricetum elatae) u. a. mit an Uferseggen (Carex riparia) reichen Beständen, die zu den Flutmulden – einschließlich jener mit zum Teil do-minierenden Salzzeigern – vermitteln, sowie mit artenarmen verschilften Beständen, die mit dem Vorkommen des Gewöhnlichen Wasserschlauchs (Utricularia vulgaris) an einigen Stel-len (tiefe Wiesentümpel) bzw. mit Ufer-Sumpfkresse (Rorippa amphi-bia, RL3), Sumpf-Wolfsmilch (Eupho-rbia palustris, RL2) und Wasser-Knö-terich (Persicaria amphibia) in ca. 1 m tiefen Bombentrichtern letztlich zu den Röhrichten (v. a. dem Schilf-Röh-richt Phragmitetum vulgaris, seltener dem Seebinsen-Röhricht Scirpetum lacustris bzw. dem Röhricht des Sch-malblättrigen Rohrkolbens Typhe-tum angustifoliae) überleiten. Weiters die Schneidebinsen-Gesellschaft (Mariscetum serrati) auf wasserzügi-gen Standorten mit dem dominanten Vorkommen der reliktären Schneide (Cladium mariscus) und deren räum-lichen Anbindung an benachbart sto-ckende Kalkflachmoorwiesen (v. a.

an die Gesellschaften der Schwarzen

Iris spuria (E. Köllner)

Kopfbinse bzw. der Stumpfblütigen Binse) sowie die häufig an das Steif-seggen-Sumpfried randlich anschlie-ßende Sumpfseggen-Gesellschaft (Caricetum acutiformis). Floristisch interessante Steifseggen-Sumpfried-bestände mit dem seltenen Fieberklee (Menyanthes trifoliata, RL2) und der Rosmarin-Kriech-Weide (Salix repens ssp. rosmarinifolia, RL2) sind entlang von tiefen Wiesengräben und angren-zenden ganzjährig vernässten flachen Wiesentümpeln am Übergang zu den Davallseggen-Kalkflachmoorwie-sen anzutreffen. Durch die Aufgabe der Wiesenmahd sind diese Flächen derzeit stark verschilft, wodurch der lichtliebende Fieberklee zunehmend verschwindet. Auf Teilflächen die-ser Bestände hat sich mittlerweile im Rahmen der Sukzession ein Strauch-weidenbruchgebüsch vom Typ ei-nes Schilf-Aschweiden-Gebüsches (Phragmiti-Salicetum cinereae aus dem Verband der Strauchweiden-Bruchwäl-der Salicion cinereae) etabliert. Aus dem ehemaligen Steifseggen-Sumpf-ried mit der Rosmarin-Kriech-Weide entstand durch die Nutzungsaufga-be dieses dauervernässten Weichbo-dengebietes mittlerweile ein Bestand, der analog zum benachbart

Kopfbinse bzw. der Stumpfblütigen Binse) sowie die häufig an das Steif-seggen-Sumpfried randlich anschlie-ßende Sumpfseggen-Gesellschaft (Caricetum acutiformis). Floristisch interessante Steifseggen-Sumpfried-bestände mit dem seltenen Fieberklee (Menyanthes trifoliata, RL2) und der Rosmarin-Kriech-Weide (Salix repens ssp. rosmarinifolia, RL2) sind entlang von tiefen Wiesengräben und angren-zenden ganzjährig vernässten flachen Wiesentümpeln am Übergang zu den Davallseggen-Kalkflachmoorwie-sen anzutreffen. Durch die Aufgabe der Wiesenmahd sind diese Flächen derzeit stark verschilft, wodurch der lichtliebende Fieberklee zunehmend verschwindet. Auf Teilflächen die-ser Bestände hat sich mittlerweile im Rahmen der Sukzession ein Strauch-weidenbruchgebüsch vom Typ ei-nes Schilf-Aschweiden-Gebüsches (Phragmiti-Salicetum cinereae aus dem Verband der Strauchweiden-Bruchwäl-der Salicion cinereae) etabliert. Aus dem ehemaligen Steifseggen-Sumpf-ried mit der Rosmarin-Kriech-Weide entstand durch die Nutzungsaufga-be dieses dauervernässten Weichbo-dengebietes mittlerweile ein Bestand, der analog zum benachbart