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3 Ausstattung und Zustand des Gebiets

3.2 FFH-Lebensraumtypen

3.2.5 Feuchte Hochstaudenfluren [6430, Subtypen 6431 und 6432]

Erhaltungszustand des FFH-Lebensraum-Subtyps Feuchte Hochstaudenfluren planarer bis submontaner Verbreitung

Feuchte Hochstaudenfluren planarer bis submontaner Verbreitung [6431]

Erhaltungszustand

A B C Gebiet

Anzahl Erfassungseinheitena 3 21 2

Fläche [ha] 0,39 4,15 0,07 4,61

Anteil Bewertung vom LRT [%] 6,4 92,5 1,17 100

Flächenanteil LRT am FFH-Gebiet [%] 0,1 0,7 <0,1 0,7

Bewertung auf Gebietsebene B

Erhaltungszustand des FFH-Lebensraum- Subtyps Subalpine bis alpine Hochstaudenfluren Feuchte Hochstaudenfluren montaner

bis subalpiner Verbreitung [6432]

Erhaltungszustand

A B C Gebiet

Anzahl Erfassungseinheitena 1 1 2

Fläche [ha] 0,08 0,01 0,09

Anteil Bewertung vom LRT [%] 86,1 13,9 100

Flächenanteil LRT am FFH-Gebiet [%] <0,1 <0,1 <0,1

Bewertung auf Gebietsebene B

Beschreibung

Es lassen sich im Gebiet verschiedene Varianten des Lebensraumtypes nachweisen:

Unterschieden werden zwei Subtypen – die planar bis montan verbreitete Ausbildung (6431) und eine hochmontane bis alpine Ausprägung (6432).

Im Wald oder am Waldrand treten die Staudenfluren vornehmlich entlang von Gewässern und auf quelligen Standorten an Waldrändern sowie in nährstoffreichen sickerfrischen Freiflächen auf. Dominiert werden sie vom Berg-Kälberkropf. Beigemischt sind weitere Arten wie Alpen-Greiskraut, Arznei-Baldrian, Roßminze. Störzeiger oder Gehölze sind kaum vorhanden. Aufgrund ihrer kleinen Fläche werden die Hochstauden meistens jedoch ganz oder teilweise überschirmt. Es dominiert i.d.R. nur eine Art auf den wenige Quadratmeter großen Flächen.

Im Offenland sind verschiedene Ausprägungen der Staudenfluren entwickelt. An besonders nährstoffreichen Stellen, wie am unteren Abschnitt des Eisenbacher Tobels, stocken Pestwurz-Fluren. Bei etwas schwächerer, aber immer noch guter Nährstoffversorgung werden sie von Beständen mit Mädesüß (Filipendula ulmaria) und Berg-Kälberkropf (Chaerophyllum hirsutum) abgelöst. Bestände an quelligen Hangbereichen sind teilweise mit Kleinseggen wie Echter Gelbsegge (Carex flava), Brauner Segge (C. nigra), Bleicher Segge (C. pallescens) selten auch Davalls Segge (C. davalliana) angereichert und vielfach von Rispen-Segge (Carex paniculata) oder Wald-Simse (Scirpus sylvaticus) durchsetzt. Selten sind kleine Kalkreiche Niedermoore eingelagert, die dann als LRT 7230 gesondert erfasst wurden.

In den Hochlagen sowie an den lange schneebedeckten Tallagen im Osten, insbesondere im Eisenbacher Tobel sinkt der Mädesüß-Anteil. An seine Stelle tritt der Eisenhutblättrige Hahnenfuß (Ranunculus aconitifolius), der zusammen mit dem Berg-Kälberkropf zu einem auffälligen weißen Frühsommer-Blühaspekt führt. Der hohe Anteil des Eisenhutblättrigen Hahnenfußes zusammen mit den Vorkommen weiterer Arten mit subalpinen Verbreitungsschwerpunkt wie Alpen-Greiskraut (Senecio cordatus), Gelber Eisenhut (Aconitum lycoctonum ssp. vulparia) und Kletten-Distel (Carduus personata) (nur ein Fundort) weisen tendenziell bereits auf den subalpinen Subtyp 6432 hin, doch fehlen meist wichtige strukturgebende Arten wie Alpen-Milchlattich (Cicerbita alpina) oder Grauer Alpendost (Adenostyles alliariae), so dass der Großteil der Bestände einer (hoch)montanen Variante des Subtypes 6431 zugeordnet wurden.

Eine natürliche Dynamik ist aufgrund des starken Reliefs in den Tobeln vorhanden und eine Nutzung findet hier überwiegend nicht statt. In einigen Fällen besteht an den besser zugänglichen Tobelrändern die Gefahr der Störung durch Holzerntemaßnahmen.

Eine genauere Betrachtung verdient das Vorkommen des Alpen-Greiskrautes, das in Baden-Württemberg im Allgäuer Voralpenraum die Nordwestgrenze seiner Verbreitung erreicht. Das Alpen-Greiskraut kommt nach SEBALD et al. (1996) „primär in bachbegleitenden Auenwäldern der montanen Stufe, v. a. im Alnetum incanae vor“ und dringt von hier aus in die anschließenden Hochstaudenfluren ein. In diesen Beständen ist die Art als eine der wertbestimmenden Arten des LRT aufzufassen. Derartige Bestände in Waldinnen- oder Waldrandlage werden daher bereits (wenngleich trotzdem an sonstigen Kennarten arm) als Subtyp 6432 Alpine Hochstaudenfluren erfasst.

Im Gegensatz dazu stehen sekundäre artenarme Dominanzbestände, die auf Weiden (vor allem der Hochfläche wie der Herrenberger Alpe) anzutreffen sind und die sich durch weitere Nitrophyten insbesondere der Brennnessel (Urtica dioica) auszeichnen. Solche Bestände wurden gemäß der Kartieranleitung nicht erfasst. Aufgrund der starken Giftigkeit des Alpen-Greiskrautes verbunden mit seiner schweren Bekämpfbarkeit, die sich aus der Tendenz zur vegetativen Vermehrung durch Ausläuferbildung ableitet, stellen diese Bestände ein Problem für eine nachhaltige extensive Weidewirtschaft dar.

Neophyten spielen bisher in den erfassten Beständen kaum eine Rolle, an einigen Stellen (z.

B. am Ausgang des Eisenbachtals) ist das Indische Springkraut (Impatiens glandulifera) in geringem Maße am Bestandsaufbau beteiligt.

Subalpine Staudenfluren befinden sich im Eisenbacher Tobel und seinen Seitentobeln auf kleinen Quellaustritten, die von Natur aus waldfrei sind. Neben einer Rumpf-Artengarnitur (aus Kohldistel, Mädesüß, Wald-Engelwurz, Brennnessel) ist in diesem Subtyp das Alpen-Greiskraut (Senecio cordatus) naturgemäß verbreitet und auch anzutreffen.

Verbreitung im Gebiet

Der FFH-Lebensraumtyp „Feuchte Hochstaudenfluren“ weist innerhalb des Gebietes ein deutlich ungleichmäßiges Verteilungsmuster auf. Die größten und am besten erhaltenen Flächen befinden sich in den Hochlagen und den Talbereichen am Ostfall des Höhenzuges.

Am West- und Südabfall wurden nur kleine und relativ artenarme Bestände angetroffen.

Neben Vorkommen an Waldrändern sind in erster Linie bachbegleitende Bestände insbesondere im Eisenbachtal zu nennen. Weitere Vorkommen befinden sich an Hangvernässungen bzw. quelligen Bereichen am Hangfuß des Ostabfalls zur Eschach.

Der Subtyp 6431 „planare bis montane Hochstaudenfluren“ kommt vor allem in waldrandnaher, quellfrischer Lage entlang der Ostabhänge und in steilen, oft unkonsolidierten Tobeleinhängen vor. Oftmals beschreiben die Staudenfluren breite Ökotone zwischen umgebendem Mahd- oder Weidegrün und dem geschlossenen Waldbestand.

Flächen des hochmontanen / subalpinen Subtyps liegen überwiegend im Eisenbachtal und seinen Seitentobeln. Hier sind sie innerhalb Waldes auf primär waldfreien und sehr kleinflächigen quelligen Standorten und entlang der Tobelbäche zu finden.

Kennzeichnende Pflanzenarten

Bewertungsrelevante, charakteristische Arten

Gewöhnliche Pestwurz (Petasites hybridus), Mädesüß (Filipendula ulmaria), Kohldistel (Cirsium oleraceum), Wald-Engelwurz (Angelica sylvestris), Roß-Minze (Mentha longifolia), Berg-Kälberkropf (Chaerophyllum hirsutum), Arznei-Baldrian (Valeriana officinalis), Davalls Segge (Carex davalliana), Gelber Eisenhut (Aconitum lycoctonum ssp. vulparia), Eisenhutblättriger Hahnenfuß (Ranunculus aconitifolius), Alpen-Greiskraut (Senecio cordatus), Kletten-Distel (Carduus personata), Zweiblütiges Veilchen (Viola biflora)

LRT abbauende/beeinträchtigende Arten

Brennnessel (Urtica dioica) (vereinzelt), Indisches Springkraut (Impatiens gladulifera) (vereinzelt), Reinbestände von Alpen-Greiskraut

Arten mit besonderer naturschutzfachlicher Bedeutung

Davalls Segge (Carex davalliana), Stern-Segge (Carex echinata), Echte Gelbsegge (Carex flava), Rundblättriger Steinbrech (Saxifraga rotundifolia), Trollblume (Trollius europaeus)

Bewertung auf Gebietsebene

Die Artenausstattung der Staudenfluren im Gebiet ist fast durchgängig mit A, im Wald durch Beschattung, Befahrung oder Ablagerung teils mit B anzusprechen. Erhaltungszustand A ist im Wald nur in den wenigen großflächigen und damit artenreicheren Hochstaudenbeständen ausgewiesen. Insgesamt wird das Arteninventar noch mit A bewertet.

Bei den Habitatstrukturen wirkt sich im Offenland die oft fehlende oder unzureichende Nutzung/Pflege stark aus, die Standorte in Waldrandlage sind weitgehend unbeeinträchtigt, die natürliche Habitatstruktur in den schwer zugänglichen Tobeln weitgehend erhalten, so dass die Strukturen insgesamt mit A bewertet werden.

Eutrophierung aus dem umgebenden Grünland sowie potentielle Gefährdung der Staudenfluren im Wald durch Schlagabraum oder Befahrung ergeben eine Gesamtbewertung der Beeinträchtigungen mit B.

Die Gesamtbewertung der Feuchten Hochstaudenfluren ist gut – Erhaltungszustand B. Es handelt sich um naturnahe und überwiegend wenig beeinträchtigte, im Wald ungenutzte Bestände mit etwas eingeschränkter Artenausstattung. Sie treten innerhalb der Tobel oft nur sehr kleinflächig und sporadisch in Bestandeslücken auf, entlang der Bachläufe und in Waldrandlage und entlang der Nutzungsränder des Offenlandes auch größerflächig.